
Heute fröne ich wieder einmal der Geschichte. Uninteressant für die meisten Leser. Also bitte wegklicken! Bevor die Dame im Headerbild mit der historischen Keule zuschlägt.
Noch eine halbe Runde um das Halbrund des Platzes. Die zuführenden Strässchen öffnen neue Blickachsen auf den Platz.
Aus dem Herzogtum Burgund, der Freigrafschaft Burgund und der Grafschaft Flandern, die er geerbt hatte, formte Philipp der Gute (1396-1467) ein einheitliches Staatsgebilde von Gebieten beiderseits der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Dabei versuchte er, sich von der Lehenshoheit des französischen Königs bzw. des römisch-deutschen Kaisers zu lösen. Philipp schloss eine Allianz mit England, dem Erzfeind Frankreichs (im Kontext des Hundertjährigen Krieges). Der kriegerische Konflikt zwischen Frankreich und Burgund endete erst 1435 mit dem Vertrag von Arras. Burgund erhielt einige zusätzliche Gebiete und wurde faktisch zu einem unabhängigen Staat.
1465 übergab Philipp der Gute alle Regierungsgeschäfte an seinen Sohn Karl, der die Politik sowie den überschwänglichen Luxus und die Prachtentfaltung seines Vaters fortführte. Legendär waren u.a. die berühmten Tapisserien, die der Herzog zu jeder Gelegenheit anfertigen ließ. Aus der Burgunderbeute von Grandson sind einige dieser für die damalige Zeit sehr luxuriösen Wandteppiche erhalten und im Berner Historischen Museum zu besichtigen.

Der Konflikt mit Frankreich entflammte von Neuem. Karl schloss ein Bündnis mit Eduard IV. von England zur Eroberung Frankreichs, Ludwig XI. verhandelte mit dem deutschen Kaiser, den Habsburgern und der Eidgenossenschaft. Karl verstrickte sich in erfolglose Kämpfe, überwarf sich mit Sigismund von Österreich und den Eidgenossen. Das Intrigennetz des französischen Königs zog sich zusammen. Die Burgundischen Söldnerheere wurden von den durch Ludwig mit Geld verführten Eidgenossen geschlagen. Karl liess dabei sein Leben.
Nach seinem Tod zog der französische König das Lehen des Herzogtums Burgund wieder ein, das fortan zur französischen Domaine Royale gehörte. Im Frieden von Arras (1482) erhielt Frankreich dazu die Freigrafschaft Burgund, Artois, die Picardie, Ponthieu, Boulogne, Vermandois und Mâcon. Während Maximilian Flandern und die übrigen Besitzungen Karls im heutigen Belgien und den Niederlanden erhielt.
Der Herzogspalast wurde danach zeitweise von den französischen Königen als Residenz genutzt. Später auch durch die Gouverneure der Provinz.

Pompöser Kulminationspunkt der Rue de la Libération ist die Opéra de Dijon. Wegen Covid derzeit noch geschlossen.

Dazu passt ein Blick ins Musée Rude, einem kleinen Annex des Musée des Beaux-Arts mit den Werken, bzw. Gipsabgüssen des Dijonnaiser Künstlers François Rude. Hier die moulage des vom Arc de Triomphe in Paris bekannten „Départ des Volontaires de 1792„, La Marseillaise, 1938 vom Staat in Gips gegossen, da man damals befürchten musste, dass der Triumphbogen in Paris während des erwarteten Krieges zerstört werden könnte.


Wozu die hochmütig herabblickende, weibliche Schildhalterin am Hôtel Aubriot in der Rue des Forges ihre Keule trägt (siehe Headerbild), erschloss sich mir erst zuhause nach Recherchen. Erst dachte ich an ein Emblem, das die soziale oder politische Stellung des Hausbesitzers symbolisch oder real charakterisieren soll. Das Hôtel Aubriot steht auf einem alten Gebäude des Namensgebers aus dem 13. Jahrhundert. 1739 wurde es vom Staat gekauft und darin die Gerichtsbarkeit des Präsidialamtes untergebracht. Die beiden weiblichen Schildhalterinnen repräsentieren die Gewalt und die Gerechtigkeit.
Bei der Strassengabelung der Rue Jean-Jaques Rousseau mit der Rue Auguste Comte trifft man auf eine hübsche trompe l’oeil Wandmalerei als bildhafte Fortsetzung der Bäume des kleinen Platzes. Versteckt hinter einem Schuppen ein weisser Kopf in Carraramarmor mit rotem Halstuch. Den kennen wir doch?? Tatsächlich: Giuseppe Garibaldi. Was der Haudegen in Dijon zu tun hatte?

1870/71, während des Deutsch-Französischen Krieges, stellte Garibaldi ein italienisches Freischärlerkorps zusammen. Er griff damit in Burgund gegen die Deutschen ein, um die neue Französische Republik zu unterstützen. Er blieb in 3 Schlachten um Dijon ungeschlagen aber doch erfolglos, konnte den Durchmarsch der Deutschen in die südlich gelegenen, burgundischen Weinkeller der Côte-d’Or stoppen, aber weder den Kriegsverlauf noch den Waffenstillstand oder die Kapitulation beeinflussen. Vom Waffenstillstand wurde der Südosten mit Dijon übrigens ausgeschlossen. Die Rache der Preussen wegen entgangener Weinfreuden.
Und zum Abschluss noch eine schöne Türe. Closed. Dann halt „Prima le parole, e dopo la musica“ Und Abschluss schon gar nicht. Nein, nach Dijon muss ich wieder. Zur (bisher) Schönsten der Schönen.

Quellen: wiki diverse
Interessant. Sehr schöne Perspektiven in einigen Bildern. Danke für die vielen Berichte über den Doubs und Dijon, für das Mitnehmen; ich war noch nie in dieser Gegend, kannte nur den Senf. Die Wandmalerei beeindruckt mich auch hier 😉
Vorerst ist erzwungener Schluss mit Ausreisen, Senf kann man notfalls auch in der Migros kaufen und Wandbilder gibts auch in Basel.
Wunderschöne Gebäude! Danke fürs Mitnehmen.
Liebe Grüße Eva
Danke Eva, klar nehm ich euch mit!
nun ja eins in allem ist das ja alles schön, aber sind nicht alle die in jedweden Krieg ziehen hässlich, ob Weiber oder sonstige,der Ausdruck in jedweder Gestalt die in irgendeinen sinnlosen Krieg zieht is immer Wut und anderen Schmerz hinzufügen, und Angst und Schrecken zu verbreiten, da werde ich zum Kind und verstecke mich lieber im Heuhaufen.
Krieg ist hässlich, mich erstaunt nur, dass kriegende Männer immer heldenhaft und pathetisch dargestellt werden.
Wer weiß, wie anders der Krieg verlaufen wäre, hätten sich die Preussen auf den roten Wein gestürzt. Wein macht so friedlich…
Der Garibaldi wollte doch nur verhindern, daß sich die Preussen an burgundische Weine gewöhnen, das hätte dem Export italienischer Weine über die Alpen geschadet.
Der Schlawiner! Aber das fängt schon früher an: hätten die burgundischen Herzöge ihr zwischen D und F liegendes Reich als Puffer halten können, wäre die Geschichte anders verlaufen.
….gefällt mir, wie du den „gesteinfotos“ immer etwas farbe zufügst….zur zeit oft rot….
„
👋🏼❤️🐝👑🐶und ein gemütliches wochenende
Gelbmangel gibt rote Backen!
Da muss ich auch nochmal hin, schon alleine um auf den „Tour Philippe Le Bon“ zu klettern.
Ist dieser riesige halbrunde Platz mit seinen Wasserfontänen nicht wunderbar?
Danke fürs Mitreisenlassen
Regine
Wasserspiele sind immer schön, besonders an heissen Tagen, wenn auch historisch nicht ganz passend. Die Klettertour auf den Turm muss ich Jüngeren überlassen, der Kopf wollte schon, aber das Herz bleibt lieber unten.
Möglich dass der Eingangssatz das spezifische Interesse der Leserschaft betreffend statistisch stimmen mag aber gerade diese Verknüpfung des Nahrhaften in diesem Blog für Körper und Geist spricht mich schon seit Jahren an. Im Besonderen wg. meiner altbayrischen Herkunft, die doch durch die wittelsbachische Hauspolitik manch frankophile Assoziation beinhaltet.
Danke also auch für die geschichtlichen Exkursionen.
Weiterhin Gesundheit Ihnen und Ihren Lieben Richard aus Landshut
Zwischen Preussen, Oesterreich und Frankreich eingezwängt, haben sich die Wittelsbacher klug behauptet. Auch Ihnen meine guten Wünsche.
Sicher nicht wegklicken, Deine Reiseberichte sind besonders in der heutigen Zeit inspirierend – herzlichen Dank!
Wie schön, mal wieder durch Dijon zu schlendern – mit Ihnen zusammen macht es richtig Freude! Wir haben 15 Jahre nicht weit von Beaune gelebt und waren oft in Dijon. Danke für Bilder und Kommentare.
emüri
Wie schön, mal wieder durch Dijon zu schlendern – mit Ihnen macht es richtig Freude. Wir haben 15 Jahre nahe Beaune gelebt und waren oft in Dijon. Danke für Bilder und Kommentare.
wie schön. Beaune müsste auch noch in meinem Distanz-Radius liegen.
Beaune wird Ihnen gefallen! Samstags ist Markt vor dem Hospice
Eben habe ich mich gefragt, wie es Ihnen dabei geht, ins Blaue hinein solch einen schönen Bericht zu verfassen, da sehe ich, dass auch andere sich daran erfreuen. Ich jedenfalls freue mich immer, von Ihnen zu lesen, waren wir doch oft in Frankreich unterwegs, allerdings nie an Kultur interessiert. Das hole ich jetzt nach und DANKE.
Tatsächlich verreise ich gerne ins Blaue, unvorbereitet, einfach mal schauen, möglicherweise bedeutende Sehenswürdigkeiten zu übersehen. Interessant wird es dann zuhause, wenn ich über das Gesehene recherchiere, mich informiere und dann zusammenschreibe. Um dann den zweiten Besuch, diesmal besser informiert, vorzubereiten.
Schöner Artikel. Wir haben kürzlich wg Covid um Dijon einen Bogen machen müssen, aber irgendwann kommen wir wieder!
Derzeit ist ja nicht mal mehr ein Bogen möglich 😦
Vielen Dank für diesen schönen Bericht!
Nach Dijon IV ist (vorläufig) fertig mit Reisen.
Vielen Dank für immer wieder schöne Bilder und Geschichten von >Frankreich und dem Doubs, Wohne nahe an der Grenze und besuche Frankreich gerne, leider geht das im Moment nicht wie man möchte .Aber so schaue ich ihre Bilder lese Geschichte ,das freut mich auch.
Ja, leider, das geht mir nicht anders. Hoffen wir auf nächstes Jahr.
Oh, ja, wenn es wieder geht, nach Beaune! Das ist doch richtig toll. Was sind wir da durch die Gassen und Cave(s) geschlendert…Und dann zum guten Schluss ein Boeuf Bourguignon (sehr gut neben dem Hotel de la Cloche am Markt), vortrefflich! Davon träumen wir jetzt mal, bis…irgendwann. Herzlich, Sunni
im Moment ist Reisen nicht mehr angebracht. Boeuf Bourgignon geht aber auch zuhause 🙂