I-5800 Toskana (3)

Bevor das Jahr zu Ende geht, nutze ich die ruhige Zeit, in der kein vernünftiger Mensch am PC sitzt, um meinen letzten Toskanabericht loszuwerden: Der Spätherbsttag begann mit stürmischem Regen. Wir retteten uns in die Berge. Genauer an die Flanke des Monte Amiata, einem längst erloschenen Vulkan. Unser sturmfester Regenschirm aus Karbonfasergestänge erlitt dabei Totalschaden. Hier, in einem kleinen Dorf, Seggiano, im Ortsteil Pescina bietet Roberto Rossi seit vielen Jahren Sterneküche aus dem eigenen (grossen) Garten. Gewürzt mit Olivenöl, das auf dem Anwesen aus den kleinen Seggiano-Oliven hergestellt wird.

Wir leisteten uns das vegetarische Menu „Diario dei nostri orti“ für 115 € p.P.
Der erste Gang wunderschön beschrieben: La gallina ha fatto un uovo fritto in un cesto di foglie e fiori

Danach:

Zuppetta di castagne
(Kastaniensuppe mit Rosmarin -ohne Bild-)

Tortello soffice di patate, finto ragù
(Weicher Kartoffeltortello, Randenragout -ohne Bild-)

Risotto di Carnaroli alle gemme di abete bianco del Monte Amiata
(Carnaroli-Risotto mit Weisstannen-Sprossen, eine absolute Köstlichkeit)

Tartelletta di frolla, erbette aromatiche, stracciatella
(Mürbeteig-Törtchen, aromatische Kräuter, Stracciatella)

Umwerfend auch der „Fleischgang“, der aussah wie ein Stück Guancialespeck:
Lingotto di melanzane, caramello di more ed erba cola
(ein bissfester aber durchgegarter Auberginenblock mit Brombeer-Karamell, gewürzt mit Colablättern)

Die Goldfolie wäre nicht nötig gewesen.

Danach: (ohne Bild)

Meringata,, sorbetto al limone, olio extra vergine di oliva und Piccola pasticceria di fine pasto (Petit fours)

Trotz anfänglich etwas distanziertem Personal war das ein unglaublich tolles Erlebnis. Jederzeit wieder.

In Seggiano gibt es noch den „Giardino di Daniel Spoerri“, wo auf 16 ha über hundert Skulpturen und Installationen von rund 50 verschiedenen Künstlern zu sehen sind. Die Anlage ist jedoch ab Spätherbst geschlossen. Ob in diesem Ofen neben Hexen (siehe Ofentüre) auch Pizzen gebacken werden, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Zu den weiteren (wenigen) „Attraktionen“ von Seggiano gehört der Olivo nel Cisternone, eine wissenschaftliche Einrichtung, die den grössten mit Aeroponik-Technologie versorgten Baum der Welt beherbergt.

Der Olivenbaum befindet sich oben auf einer ehemaligen, in die Stadtmauer eingelassenen Wasser-Zisterne: Stamm und Laub sind von außen sichtbar, während die Wurzeln beim Eintritt in die Zisterne aufgehängt und sichtbar sind. Sensoren entscheiden, ob und wann die Pflanze hungrig ist, dann werden die Wurzeln mit Nährstoffdampf besprüht.

Tags darauf ein Besuch in Grosseto, Zentrum der Maremma, Hauptstadt der Provinz Grosseto. Die Altstadt rundum umgeben von dem imposanten Mauerwerk der Medici aus dem 16. Jahrhundert.

Am Piazza Dante rechts der neogotische Palazzo Aldobrandeschi

links der Dom. Die nach dem Schutzpatron von Grosseto benannte Kathedrale San Lorenzo ist das wichtigste Gebäude der Stadt.

Wichtiger war uns ein Besuch in der kleinen, modernen Markthalle fuori mura. Ein kleines, ausgesuchtes Angebot, jedoch nicht zu vergleichen mit dem im Gewerbegebiet liegenden Ipercoop, in welchem man gut den ganzen Tag verbringen könnte.

Fine

16 Kommentare zu „I-5800 Toskana (3)“

  1. ich bin möglicherweise kein vernünftiger Mensch, lese aber (wie auch heute) jeden Blogbericht von dir mit grossem Interesse. Deshalb möchte ich dir zum ausgehenden Jahr ein ganz herliches Dankeschön für deine wundervolle Arbeit aussprechen. Möge dieses Blog noch viele weitere Jahre bestehen und immerdar mit wunderbaren Artikeln von dir bereichert werden. Schöne Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr, lieber Robert

    1. Lieber Daniel,
      Meine Absicht, den Beitrag unbemerkt an dir vorbei zu schmuggeln, ging daneben. Hätte ich mir doch denken können! Auch wenn uns das Kochen schwerer fällt als früher, die Neugier bleibt uns beiden erhalten. Dir und deiner Frau wünschen wir alles Gute im neuen Jahr. Auf baldiges Wiedersehen.

  2. also ich unvernünftiger mensch betrachte die schönen fotos, lese gespannt den bericht und sammle ideen 😅…. dankeschön und einen sicheren rutsch in ein gesundes und glückliches 2024. 👋🏼❤️🐝👑🐶

  3. Möge Ihr blog wie sie selbst noch lange aktiv bleiben. Viel Gesundheit für das kommende Jahr und selbstverständlich einige weitere! Genießen Sie jeden Tag!

    1. Danke für die guten Wünsche. Mit 80 Jahren schaut man weniger zurück, sondern zählt die Jahre, die bestenfalls noch übrig bleiben. Ich sollte aktiver daran arbeiten, mal endlich aufzuhören.

  4. Danke daß Sie viel reisen! Geht uns hier ähnlich Mit ATZ und einem Campervan in FR, Norwegen, Schweden und England abseits Spanien und Portugal und Italien für Wochen solange es noch geht unterwegs. Allerdings vorgestern so 4 Treppenstufen vor Weihnachten auf dem Rücken heruntergerumpelt. Das Bein mochte es ebensowenig wie meine Hand. Dinge können schnell unlustig werden. Danke immer für Ihre Zeilen!

  5. Lieber Robert, dir und deinen Lieben frohe Weihnachten!

    Die Fotos schauen echt gut aus! Wenn es so auch geschmeckt hat, dann war das Geld sehr gut investiert.

  6. Lieber Herr Sprenger,

    gibt es die Chance, daß Sie das „Risotto mit Weisstannen-Sprossen“ hier demnächst nachkochen, oder Hinweise zur kulinarischen Verarbeitung der Sprossen geben?

    Das wäre eine große Freude!

    Danke für die vielen köstlichen und
    Anregungen touristischer und kulinarischer Natur!

    Thomas C.

    1. Ja. Ich habe kein Rezept, kann mir aber vorstellen, wie es gemacht wurde und werde es, falls es klappt hier bringen. Erst mal im Frühjahr junge Tannensprösslinge sammeln und trocknen.

  7. Danke für alles, Reiseberichte, Erinnerungen, gute Rezepte und als Vorbild für das Nicht-Aufgeben! Herzliche Wünsche für 2024! S. Schmidt

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