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Sizilien (1): Wo gehts denn hier zum Aetna?

März/April waren wir für 12 Tage -erstmals- in Sizilien unterwegs. Mit einer deutschen Reisegruppe. Orchideen waren das primäre Reisethema. 16 Hummeln auf Ochideenhopping. Angeführt von der sizilianischen Orchideenkoryphäe Antoine Giardina (Verfasser des Buches „Parco delle Madonie – le orchidee“) und dem deutschen Pflanzen- und Orchideenkenner Volker Violet. Neben den Orchideen besichtigten wir en passant ein paar kulturelle Schätze. Leider spielte das Wetter nicht mit. Schade, dass die sizilianische Küche kein Programmpunkt war. Meist lieblose Hotelküche, oft auf dem Niveau von Mirácoli™. Immerhin lernte ich auf dieser Reise, wie ein Lidl von innen aussieht.

Die ersten 2 Tage waren wir in Linguaglossa stationiert, am nördlichen Fuss des Aetna. Ein Ausflug führte uns in einen orchideenreichen Park bei Roccella Valdemone. Regen, Nebel. Kälte. Nasse Orchideen.

In einer weiteren Exkursion besuchten wir die geologisch interessante, rund 20 Meter tiefe Alcantara Schlucht. Vor einigen tausend Jahren wurde das Flussbett durch einen Lavastrom eines Nebenkraters des Aetna bei Mojo Alcantara blockiert. Spätere Erdbeben führten zu Rissen in der Lava, durch die sich der Fluss seinen Weg bahnte und die sehenswerten Gesteinsformationen der Schlucht „Gole dell’ Alcantara“ freilegte.

Die prismenförmige Basaltsäulen entstehen beim langsamen Erstarrungsprozess der Lava um die 850 °C.

Leider befindet sich der Naturpark in Hand einer privaten Gesellschaft, die die Schönheit der Schlucht zu einem kleinen Natur&Geologie-Disneyland ausbauen will.

Zum Abendessen ein vorzüglicher Etna rosso: der Vulkà von Nicosia

Zweiter Tag: Regen. Nebel. Vom Aetna nichts zu sehen. Durch Waldgebiete mit Eichen, Buchen, Kastanien und Schwarzkiefern. Ab 1600 Höhenmetern reduziert sich die Vegetation auf Buschwerk, den Aetna-Ginster, Flechten und die endemische Aetnabirke. Noch höher waren wir nicht: dicker Nebel, Flechten und Moose.

Im Bild Schwarzkiefern (Pinus nigra) und die stachligen Kissen des Tragant (Astragalus siculus). Hier wanderten wir mit einem kundigen, vulkanologischen Aetna-Guide entlang des Sartoriuskegels. Wunderbar weich, federnd und knirschend die schwarze Lava-Asche. Traumhaft der Nebel: „Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein“. (H.H.)

Die Aetnabirke (Betula aetnensis) kann im Gegensatz zur normalen Birke mehrere Stämme haben und erreicht eine Höhe von bis zu 15 Metern.
Sie entstand während der letzten Eiszeit (Würm) und breitete sich auch nach Sizilien aus. Nach dem Ende der Eiszeit zog sie sich in den kühleren Norden zurück, nur am Aetna blieb, auf Grund des kühlen und regenreichen Höhen-Klimas, ein Restbestand erhalten. Dieser passte sich an die lokalen Bedingungen auf einem Vulkan an und entwickelte sich anders weiter als seine Verwandten im Norden. Wurde endemisch. Doch ihre Tage in Sizilien sind gezählt. Aufgrund der Klimaerwärmung befällt ein sonst in Symbiose lebender Pilz ihre flachen Wurzeln. Reihenweise kippen die geschwächten Stämme um.

Nebelbildquelle: Frau H.

Zum Abschluss ein speläologischer Besuch einer sekundären Lavahöhle. Die meisten dieser -rund 200- Grotten des Aetna sind aus fliessender Lava entstanden. Wenn sich ein zu Tal fliessender Lavastrom an seiner Aussenseite durch die Luft abkühlt und verfestigt, bildet sich eine Röhre, durch welche die Lava im Inneren des Stroms mit rund 1000 °C weiterfliesst. Fliesst kein neues Material mehr nach, läuft die Röhre leer (wie ein sich entleerender Wasserschlauch) und es bleibt ein Hohlraum zurück. In den begehbaren Grotten wurde in früheren Jahrhunderten Schnee eingelagert und festgestampft. Durch Regen und Feuchtigkeit gefror der Schnee zu Eis. Für den Verkauf wurde das Eis in Blöcke geschnitten, in Farnblätter eingewickelt und in Hanfsäcke verpackt, abtransportiert und in ganz Sizilien verkauft. Zunächst diente es als Kühlmittel

Die Araber, die von 831 bis 1091 auf Sizilien herrschten, waren es, die das Eis mit Honig und Zitronensaft mischten und so wohl die spätere Granita erfunden haben. Eis, ein Luxusprodukt, bis zur Erfindung der Kältemaschine.

Mit Taschenlampen und Helm in der Grotta delle Neve unterwegs

Und auf steilen Wegen wieder in den Nebel.

Letztlich zeigte sich der Vulkan doch noch:

Auf einem Werbe-Plakat im Flughafen von Catania.

Il calzolaio

Der kleine, grosse Dorfschuster: Luigi Trinchera, genannt Gino. Rund 1.6 m gross. Jahrgang 1938. Heimatort: Nardo in Apulien, tief unten, in der Ferse Italiens. Als Sohn einer einfachen Familie, die ihren Lebensunterhalt mit Arbeit in einer nahen Tabakplantage verdiente, ging er schon in jungen Jahren einem Schuhmacher zur Hand, verdiente sich damit ein paar Lire. Im Alter von 14 Jahren nähte er sich seine ersten Mokassins aus weichem Leder. Mit dem verdienten Taschengeld leistete er sich Unterrichtsstunden im Notenlesen. Ohne Instrument, nur in der Theorie. Die Klarinette kam erst später zu ihm, ein Geschenk seiner Eltern, die dafür hart sparen mussten.

Luigi hat sich für seine alten Tage warm gefütterte Hausschuhe geschustert: Mokassins.

Später wurde er zum Militär eingezogen, sein Instrument brachte ihm Glück: er durfte seine Rekrutenschule in einer Armeekapelle auf Sardinien und in Norditalien ableisten. Danach schlug er sich 2 Jahre mit Gelegenheitsarbeiten in Rom durch, harte Jahre, wenig Lohn, manchmal nichts zu essen. Auf Anraten eines Freundes, der vor ihm in die Schweiz emigriert war, suchte und fand er Arbeit im Schweizer Jura. Erst in einer Schuhfabrik für Arbeitsschuhe, wenig später bei einem Schuhmacher in Bassecourt. Sein Meister widmete sich der Herstellung von Militärschuhen für die Eidgenossenschaft, Luigi befasste sich mit dem feineren Schuhwerk. Im Ort engagierte er sich sofort im Musikverein, der „Fanfare L’Union de Bassecourt“ was seine Integration erleichterte. Im Dorftheater lernte er seine spätere Frau kennen. 1966 wurde geheiratet, die Hochzeitsreise führte die beiden im Ford Cortina in seine alte Heimat. Ab 1971 bis zu seiner Pensionierung 2002 arbeitete er in der lokalen Uhrenindustrie als Lapideur. Mit Lapidieren wird das Polieren, neudeutsch „finishing“ von Gehäuse-Rohlingen bezeichnet. Die Fabrik wechselte in den Jahren der grossen Uhrenkrise mehrfach ihre Besitzer, bis sie 2003 endgültig geschlossen wurde.

Wer sein ganzes Leben hart gearbeitet hat, kann nicht einfach aufhören. In der Garage im Keller seines kleinen Häuschens richtete er sich mit alten Maschinen eine Cordonnerie ein. Beinahe ein Museum. Kein öffentliches Ladengeschäft. Wer etwas geflickt oder umgearbeitet haben will, ruft vorher an oder klopft einfach an seine Türe.

An den Wänden stapeln sich Schuhleisten

Die Singer singt…

Der Adler quietscht…

Auch kaputte talons hauts (stilettos) werden von Gino noch repariert

Seit dem Tod seiner Partnerin lebt Luigi allein. Morgens arbeitet er in seiner Werkstatt, nachmittags geht er spazieren, sonntags auf den Friedhof, ans Grab seiner Frau.

Wir hoffen, dass er das noch lange kann.

Der schöne italienische Schuh habe ausgedient, es gibt ihn nur noch in der Designervariante zu entsprechenden Preisen. China und andere Länder des Ostens beherrschen den Massenmarkt. Viel Kunstleder, Plastik, aufgespritzte Sohlen. Reparaturen lohnen nicht mehr, sie kosten mehr als ein neues Paar Schuhe aus Vietnam. Der Beruf des Schuhmachers habe keine Zukunft mehr.

Alle 5 Jahre zahle er die Gebühr für die Verlängerung seiner Aufenthaltbewilligung. Das erinnere ihn daran, dass er hier Fremder sei, fremd, wie er es inzwischen auch in Italien geworden ist.

Quellen:
Meine Fotos habe ich 2022 aufgenommen. Die Biographischen Fakten stammen aus dem Artikel „Luigi Trinchera… le petit cordonnier du village, roi de la talonnette silencieuse“ im „Le Quotidien Jurassienne“, vom 11.01.2025

I-53100 Siena e dintorni

4 Tage in der Maremma. Kurz. Viel zu kurz, dafür in vertrauter Umgebung. Geräumiges Häuschen, gasbeheizt, inmitten eines gepflegten Korkeichenparks. Die Wiesen sattgrün vom vergangenen Regen. Das Hinweisschild ausserhalb des Parks weckte meine Neugier, Nur mal ein wenig mit offenen Augen im Wald spazieren gehen.

Gefunden habe ich nach 2 Stunden viel Natur, doch weder Trüffel noch Pilze.

Am folgenden Tag hielten wir uns schadlos. Wie schon letztes Jahr im besternten Ristorante „Silene“ in Seggiano. Wiederum das vegetarische Menu in 7 Gängen. Die kleinfruchtige Seggiano-Olive begleitete uns fast durchs ganze Menu. Die Amuse bouches pflückt man sich direkt vom silberdrahtigen Bonsai-Olivenbaum.

Ein geschmacksintensiver Salat aus würzigen Blättern und Blüten. Blatt um Blatt andachtsvoll mit der Pinzette zu essen.

Frische Steinpilze, ganz einfach in der Pfanne sautiert.

Wiederum ausgezeichnet gegessen. Heimfahrt über Montepulciano. Am nächsten Tag erwartete uns Siena.

Dem Parkhaus entstiegen, fanden wir uns mitten in einem Volksfest, das die Contrada Onda (Wappenzeichen der Delphin, blau-weiss) in ihrem Quartier organisierte. Die Contrade repräsentieren als Bürgervereinigungen die Stadtteile Sienas. Die Bewohner einer Contrada werden in diese hineingeboren und gehören lebenslang dazu. Contrade kann man etwa mit unsern Zünften vergleichen, die führenden Mitglieder entstammten spezifischen Berufsgattungen. Auch die Religion mischte mit, insofern jede Contrada ihre eigene Vorzeigekirche hat. Früher stellte jede Contrada ein Kontingent Soldaten, die heute aber nur noch bei folkloristischen Anlässen zum Einsatz kommen. Seit dem 17. Jahrhundert organisiert die Stadt den Palio, ein Wettstreit unter den Contrade in Form eines Pferderennens.
Neben der Teilnahme am Palio widmen sich die Contrade heute der Pflege der Kultur und der Folklore . Daneben übernehmen sie auch Aufgaben im sozialen Bereich, bespielen Quartier-Treffpunkte und sorgen für die Pflege der Grünflächen des Quartiers.

Das kulinarische Angebot war uns jedoch zu einseitig.

In der ausgebuchten Taverna di San Giuseppe fanden wir ein ruhiges Plätzchen bei einem Teller Pasta…

… und durften am Nebentisch der Zerlegung eines Bistecca alla fiorentina teilhaftig werden.

Füsse vertreten auf der Piazza del campo.

und dem Dom von Siena, der Cattedrale di Santa Maria Assunta.

Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts arbeiteten die Sieneser an einem Um- und Erweiterungsbau ihrer Kathedrale. 1265 holte die Dombauhütte Niccolò Pisano nach Siena und beauftragte ihn mit dem Bau einer Kanzel. Pisano war Bildhauer und Architekt und gilt heute als Begründer der modernen Skulptur, 

Die Kanzel ist eines der bedeutendsten Werke der Bildhauerkunst des Mittelalters. Ein Markstein am Beginn der Gotik in Italien, Erschaffen  in den Jahren 1266–1268.

Der Fussboden des Doms von Siena ist ein weltweit einzigartiges Kunstwerk, Bilder aus unterschiedlich farbigen Marmorintarsien, an dem seit dem 14. bis zum 19. Jahrhundert bedeutende Künstler gearbeitet haben. Er besteht aus mehr als sechzig Szenen und ist meist mit schützenden Holzfaserplatten zugedeckt, Vom 18. August, nach dem Palio dell’Assunta, bis Ende Oktober wird der Boden teilweise aufgedeckt. Hier nur 2 kleine Ausschnitte:

Massaker an den Unschuldigen
Die Szene wurde 1481 von Sieneser Künstlern gestaltet Das Massaker spielt sich vor einem hufeisenförmigen Portikus ab. Darin verfolgen König Herodes und seine Vasallen das Massaker mit spöttischem Gesichtsausdruck. Das Gesamtbild hier bei wiki commons.

Der Berg der Weisheit
eine der schönsten Intarsienfelder wurde von Pinturicchio (1452-1513) erschaffen. Die allegorische Szene schildert den Weg zu Frieden, Tugend und Weisheit.

Auf einem steilen Pfad, der mit Steinen, kleinen Pflanzen und Tieren (Symbole der Laster) übersät ist, versucht eine Gruppe schiffbrüchiger Weiser, die Spitze des Hügels zu erreichen. Dort sitzt die Tugend und hält ein Buch und die Siegespalme, assistiert von Sokrates und Krates von Theben, der einen Korb voller Juwelen und Münzen ins Meer leert. Symbol des Verzichts auf das illusorische Glück des materiellen Reichtums.

Am Fuss des Hügels waltet eine wenig bekleidete, engelsgleiche Glücksgöttin über das Schicksal der Menschen. Einer ihrer Füsse steht auf einer Kugel, dem Symbol der Unbeständigkeit, der andere auf dem Boot mit gebrochenem Mast, von dem die Gruppe der Weisen auf dem Eiland der Tugend anlandete. In der Hand hält die Schöne ein Füllhorn als Symbol des Erfolgs.

Jaja, Tugend lässt sich theoretisch schon erreichen, aber nur wenn man sich darum bemüht. Nicht alle Diener Gottes auf Erden haben diese Botschaft verstanden. Das Gesamtbild ist bei wiki commons zu sehen.

Auf der Rückfahrt ins Korkeichenwaldhäuschen besuchten wir die verlassene Abtei von Galgano, etwa 35 km südwestlich von Siena. Der Ursprung des Klosters geht auf eine heute noch gut erhaltene Einsiedelei auf dem Hügel Montesiepi zurück, die vom Ritter Galgano Guidotti im 12. Jahrhundert gestiftet wurde.

Nach seinem Tod übernahmen Zisterzienser Mönche die Anlage auf dem Hügel, begannen um 1220 mit dem Bau der Abbazia di San Galgano in der darunter liegenden Ebene. Die Mönche von San Galgano gelangten sehr bald zu grossem Landbesitz. Das Kloster entwickelte sich schnell zur blühendsten Zisterzienserniederlassung der Toskana. Hungersnöte, Pestepidemien und Kriegswirren des 14. Jahrhundert leiteten den Abstieg des Klosters ein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Abtei zur Kommende zurückgestuft.

Um 1550 verkaufte einer ihrer Verwalter die Bleidächer der Klosterkirche um sie in Kanonenkugeln umgiessen zu lassen. Ein kurzfristig einträgliches Geschäft, jedoch wenig nachhaltig. Die Kirche erlitt schwere, dauerhafte Schäden. Vom Regen, nicht von Kanonenkugeln.

Witterungsfeste Paare nutzen die Anlage dennoch zum Hochzeiten.

und dann war schon wieder Essenszeit. Zwischendurch immer wieder bescheiden, ohne Michelinsterne. Wir sind flexibel.

Quellen:

wiki: Pavimento del Duomo di Siena
wiki: Abbazia di San Galgano

I-58024 Massa Marittima

Der Regen begleitete uns auf der Fahrt in die Toskana. Zwischenhalt in Massa Marittima, einer kleinen Stadt auf einem Hügel inmitten der Maremma-Ebene. Der mächtige, vorwiegend spätromanische Dom an der zentralen Piazza Garibaldi ist dem heiligen Cerbone geweiht und wurde im 13./14. Jahrhundert erbaut. Arkadenbögen und schmale Säulen mit korinthischen Kapitellen gliedern die Aussenwände. Das etwas später entstandene obere Geschoss des Giebels zeigt bereits den Einfluss der Gotik. Die drei abschliessenden kitschigen, neo-gotischen Türmchen wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinzugefügt. Links vom Dom der Bischofssitz.

Über den heiligen Cerbone, im 6. Jahrhundert Bischof im nahegelegenen Populonia, kursieren merkwürdige Legenden: vom Papst nach Rom zitiert, heilte er unterwegs einige Aussätzige, melkte Hirschkühe und begegnete Gänsen, mit denen er zu sprechen lernte. Er forderte sie als Zeugen auf, ihn nach Rom zu begleiten. Der Papst glaubte seinen Geschichten und sprach ihn, kraft seines Amtes, später heilig.

Beeindruckende Paläste weltlicher Machthaber gruppieren sich um die Kathedrale. Zu Recht zählt die dreieckige Piazza Garibaldi mit den historischen Travertin-Fassaden zu den schönsten urbanen Plätzen in der Toskana. Im Sommer belebt, Ende Oktober im Nieselregen: ausgestorben.

Rechts vom Dom der ehemalige Regierungspalast der weltlichen Herrscher, 1225 erbaut, als Massa Marittima zur freien Stadt wurde. An der Fassade sind die Wappen der sienesischen Stadtvögte sowie das schwarzweiße Stadtwappen angebracht. 

Neben weiteren repräsentativen Palazzi fällt der Palazzo Comunale, das Rathaus mit Zwillingsfenstern und Wappen auf. Ehemals war es das Wohnhaus der Machthaber, zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut. Links daneben der noch ältere Gefängnisturm, der Torre del Bargello. Kirche und Kommune in beständiger Konkurrenz (und ständigem Streit).

Neben uns zwei einsamen Touristen kurven zwei ehrwürdige Schwestern um den Dom. Bibeltexte lesend, wie ich vorschnell vermutete. Irrtum: Handy.

Kleiner Rundgang durch die Altstadt mit Blick auf den Campanile.

Zeit für das Mittagessen. Oben in der Altstadt des nahe gelegenen Suvereto, gegenüber dem Rathausturm, findet man nach kurzem Fussmarsch die Osteria l’Ciocio.

Für uns zwei vorzügliche, leichte Primi:

Tortello di melanzane, ein Auberginentörtchen, wechselweise gefüllt mit gebackenen Auberginen, confierten Tomaten, Peperoni und Pecorino, gewürzt mit Basilikumpesto.

Gnocchetti di ricotta e pecorino su passatino di ceci e tartufo nero. Ricottagnocchi in Kichererbsenpassata mit schwarzen Trüffeln.

Wir sind in der Toskana angekommen!

und in Bezug aufs Dessert gleich wieder weg ins unverbindlich Internationale:

Für Frau H. eine Tiramisu-Dekonstruktion „Tiramisu 3-D“. Für mich Semisfera di cioccolato bianco mit Himbeerglasur und Passionsfruchtfüllung.

Quellen:
wiki

I-43124 Parma

Ende Oktober. Auf der Fahrt in die Toskana machten wir, wie schon letztes Jahr, im gepflegten Agriturismo Case Zucchi einen Reisehalt. Sahen uns anderntags im nahe gelegenen Parma um. Dauerregen, Tropfen und Triefen, feuchte Füsse, überlaufende Ablaufschächte, überschwemmte Felder, andernorts gar Tote.

Vom grossen Parking Toschi aus sind es nur wenige Meter zum Palazzo Pilotta. Ein wuchtiger Renaissancebau, heute mit Nationalgalerie, Museen, der Palatin Bibliothek und dem nach einer Bombardierung im letzten (bald vorletzten?) Weltkrieg wieder werkgetreu rekonstruierten Barocktheater Farnese. Das konnte man sich leider nicht gesondert ansehen und zu einem Museumsbesuch fehlte bei einem erstmaligen Stadtbesuch die Lust. Der schon vorab im Internet sorgfältig ausgesuchte Caseificio-Laden beim Borgo Gallo hatte überraschenderweise am Mittwoch (als einziges Ladengeschäft) geschlossen, nur fremde Verrückte wollen an einem Mittwoch in Parma Parmesan kaufen. Im Regen vor dem Teatro Regio di Parma stehend, erfuhren wir, dass wir die letzte Aufführung des Festival Verdi um 3 Tage verpasst hatten. So ist das mit spontanen Reisen.

Eindrücklich der Besuch im Battistero di San Giovanni. Ein achteckiger, vorwiegend romanischer Sakralbau mit Elementen der frühen, französischen Gotik,  im Zeitraum zwischen 1196 und 1216 von Benedetto Antelami erbaut.

Der Innenraum ist in 16 Seiten unterteilt, die zu ebenso vielen Sektoren der Kuppel emporragen. Am Boden jeder Seite befindet sich eine Nische, darüber liegen zwei Reihen Galerien mit eleganter Loggien..

Die Kuppel ist der bedeutendste Teil des Baptisteriums und ist ein typisches Beispiel für ein Schirmgewölbe, dessen sechzehn Sektoren sich radial vom Schlussstein aus erstrecken. Die Wölbung ist in konzentrische, horizontale Fresken-Bänder unterteilt, in welchen Abraham, Johannes der Täufer, der glorreiche Christus samt Jungfrau, eine Prozession von Propheten und Königen, Aposteln und Evangelisten sowie das himmlische Jerusalem ihren Auftritt haben. Gegen das Zentrum hin schliesst der Himmel die von ikonografischen, byzantinischen Modellen beeinflussten Fresken ab. Im Zentrum der rote Oberhimmel, die Wohnung der Seligen, das Empyreum.

Die Fresken wurden im 14. bis 15. Jahrhundert von Handwerkern aus der Region Emilia gemalt. Die Conchen, die die Nischen mit der offenen Galerie verbinden, weisen reiche bildhauerische Verzierungen der Antelami-Schule auf.

In den untersten Nischen der Ostseite sind die unvollendeten 12 Monate und 2 Jahreszeiten zu sehen, die der Werkstatt des Baptisteriums von Antelami zugeschrieben werden. Die Reliefskulpturen wurden erst später in die Nischen gestellt.

Die Skulpturen stellen eine für jeden Monat typische Arbeit dar, hier:

September (rechts): ein Mann bei der Weinlese.
Oktober: ein Säer.
November: ein Mann bei der Gemüseernte.

Gleich nebenan, auf der Piazza del Duomo, steht der, Maria Assunta geweihte Dom. An der Stelle des Domplatzes befand sich im 4. oder 5. Jahrhundert eine frühchristliche Kirche, wahrscheinlich über einem vorchristlichen Heiligtum errichtet. Ab 860 entstand nahebei die Marienkirche, die später zur Kathedrale wurde. Nach deren Zerstörung durch einen Brand begann 1074 in mehreren Bauphasen die Errichtung des heutigen Doms. Der Glockenturm entstand zwischen 1284 und 1294 im gotischen Stil.

Von den Löwen darf man sich nicht abschrecken lassen. Das Innere ist wirklich schön.

Mittagessen im Trockenen, in der Osteria del’36. U.a. eine gebackene Auberginenhälfte, gefüllt mit Auberginenfleisch, confierten Tomätchen, Burrata di Bufala, Parmesanchips und fritierten Mangold-Blättern. Eine einfache, sehr gute Küche, wie man das von einem BibGourmand erwartet.

Quellen:

piazzaduomoparma.com

Zeeland 4/4: Hellevoetsluis, Oostvorne, Rotterdam

Von Dordrecht aus fuhren wir mit den Schiffen entlang der Oude Maas, einem starkbefahrenen Flussabschnitt auf der Strecke nach Rotterdam. In Bejerland zweigten wir in die Het Spui ab, einem kleinen Gezeitenfluss in Zuid-Holland, welche die Oude Maas mit der Haringvliet-Mündung verbindet. Mittags machten wir die Boote im Hafen von Hellevoetsluis fest. Mit dem Bus fuhren wir zur Exkursion mit dem BotanikerTheo in die Dünenlandschaft Oostvorne. Theo: ein Phänomen der Sinne, wie er mit den Augen Vögel und Insekten wahrnimmt, Pflanzen entdeckt, den Gesang der Vögel mit dem Gehör aufnimmt und alles aus dem Gedächtnis richtig benennen kann.

In dem Naturschutzgebiet, wo sich Sanddünen, bewaldete Täler und Feuchtgebiete abwechseln, haben viele Vögel- Insekten und Pflanzenarten eine geschütze Heimat gefunden. Bild: Igelschlauch, Baldellia ranunculoides L.

(Bildquelle: L.d.W.)

Gegenüber dem Naturschutzgebiet liegt der Europort Rotterdam. Zusammen mit den anderen Rotterdamer Häfen eines der grössten petrochemischen Industriegebiete der Welt. Hier werden unter anderem Rohöl zu verschiedenen Erdölprodukten verarbeitet und gelagert.

Gegen Abend fahren wir wieder in die Haringvliet, ankern die Boote nebeneinander. Wer wollte, stürzte sich ins Nass, warme Dusche am Bootsheck inklusive.

Danach Nachtessen, Dorschfilet in Rahm-Béchamel mit Salzkartoffeln und Sonnenuntergang. Nachherbild.

Anderntags fuhren wir im Morgengrauen auf eine kleine Insel vor Stellendam und besuchten das Vogelobservatorium Tij Haringvliet.

Unbeobachtete Beobachter

(Bildqulle: L.d.W.)

Rückkehr in den Heimathafen Willemstad. Räumen und Abgeben der Boote. Nachmittags Fahrt mit dem Bus nach Rotterdam, wo uns der Botaniker Remko Andeweg in einer Radexkursion am Ufer der Maas die Besonderheiten der Stadtflora zeigt.

Letztes gemeinsames Nachtessen im Zalmhuis Rotterdam. Übernachten im Hotel. Heimfahrt. Danke an die Organisatorin Lucienne (suf dem letzten Bild), die Skipper und die komptenten lokalen Exkursionsleiter. Eine intensive, interessante Auseinandersetztung mit dem Land, seiner Geschichte und seiner Botanik. Eine tolle Reise. Gerne wieder.

(Bildquelle: Frau H.)

Die Tomaten der Magdalena

„Was murret ihr? Das ist ein schlechtes Volk,
Zu nichts anstellig als das Vieh zu melken,
Und faul herum zu schlendern auf den Bergen“
[Zitat: Wilhelm Tell. 3. Szene, Fronvogt].

Einem spontanen Einfall von Frau H. folgend, begaben wir uns nach Schwyz, schlenderten faul im Städtchen herum -zum Melken war es schon zu spät-, bewunderten die kolossalen Wandmalereien von Ferdinand Wagner (1847–1927), dem Hofbräu-Historienmaler aus München, der 1891 im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft die Fassadenmalerei am Rathaus Schwyz anbrachte. Interessanter die Ital Reding Hofstatt, Landvogt und Bannerherr Ital Reding (1573–1651) liess das stattliche Haus 1609 errichten. Ital Reding stammte aus einer angesehenen Schwyzer Familie, welche in verschiedenen Generationen Heerführer, Landammänner und Diplomaten hervorbrachte und die durch das Soldunternehmertum reich wurde.

Um die Mittagszeit kehrten wir im Restaurant Magdalena ob Schwyz ein. Der Name bezieht sich auf die nahegelegene Magdalena-Kapelle, 1681 zu Ehren der fusswaschenden, fleischlichen Sünderin erbaut. Ihr Ruf war schlecht, Je nach Quelle wird sie als Prostituierte oder gar als Geliebte von Jesus bezeichnet. Wie immer auch, Jesus vergab ihr ihre Sünden (Lukas 7.36). Ein hübsches Gesicht bedeutet in unserer Welt seit jeher viel und öffnet Türen. (Bild der Maria Magdalena von Frederick Sandys, 1860, einem Maler des Präraffaelismus).

Auch uns verlangte nach Sündenvergebung. Wir versuchten, Läu­te­rung durch lustvollen Verzicht zu erlan­gen. Das junge Team um den ambitionierten Küchenchef Dominik Hartmann (Ausbildung u. a. bei Andreas Caminada und Fabian Fuchs) begeistert mit einer lustvoll emanzipierten, vegetarischen Küche. Saisonal, regional, modern, anfänglich mit, seit 2 Jahren fleichlos, kochte er sich zackig in die höheren Sphären der Spitzengastronomie.

Aussicht vom modernen Speisesaal mit Panoramafenstern auf Tennisplatz, Talboden, Seen und Berge zum Himmel.

Die Speisekarte gibt in Form einer Klappbroschüre (Tomate! Aubergine! Gurke!…) rudimentäre Hinweise auf die Gemüse-Themen des servierten Überraschungsmenus.

Snacks und Amuse Bouches, in drei Gängen serviert, bilden einen gelungenen Auftakt: von Mais Tartelettes mit flüssigem Yuzukern, fermentierten Radieschen mit Zitronenthymian, Tacos mit Käse-Feigensenffüllung über Kohlrabi mit Meerrettich und Dill, dazu Kohlrabiröllchen mit Kräutern und Kalamansi bis zu Gurke in verschiedenen Aggregatszuständen. Im Bild: Gurke mit Kapuzinerkresse und rosa Pfeffer.

Köstlich auch das mit Albula-Bergkartoffeln und Sauerteig zubereitete Hausbrot  (Rezept hier) und die mit Sauerrahm, Joghurt und Salz aufgeschlagene Butter.

Der erste Gang Spitzkabis mit Jalapeno in einer Kopfsalathülle und aromatischem Sud.

Artischocke an einem milden Salzzitronenjus und fritiertem Artischockenheu.

Eierstich mit Steinpilzen und Champignons an Kamillensud.

Eine confierte Tomate mit Himbeeren, Raps- und Zedernkernen und einem leichten Tomatenschaum. Ohne Bild, nachgekocht.

Sous-vide gegarte und dehydrierte Aubergine mit Aprikose in einem mit Miso-Lack überzogenen Peperonimantel an einem kräftigen Jus.

Als Pré-Dessert Mirabellen mit frittiertem Shisoblatt und Pumpernickelcreme. Ohne Bild.

schliesslich Brombeeren, Fenchel, Vanille und Mandel

Alles sehr ambitioniert und aufwändig zubereitet. Eine reine Freude, hier Busse zu tun und seine fleischlichen Sündenstrafen mit einer Indulgenz in Form der Restaurantrechnung abzuzahlen. Da nach kirchlicher Lehre nur die Strafe erlassen, nicht aber die Sünde selber vergeben wird, empfiehlt es sich, die Quittung des Restaurants aufzubewahren und im Bedarfsfall den Betreibern des Fegefeuers zu präsentieren.

Anderntags zuhause, versuchte ich den Tomatengang (vereinfacht) aus der Erinnerung nachzukochen, kein einfaches Unterfangen.

Tomate Magdalena

Vospeise für 2

2 sehr gut schmeckende Tomaten, Wir hatten aus eigenem Garten die seit dem 16. Jahrhundert bekannte Purple Calabash, eine Fleischtomatensorte. Sie liefert stark gerippte, rotbraun bis violett gefärbte Früchte mit einem süss-würzigen Aroma

einige Himbeeren (möglicherweise werden sie im Restaurant zuvor fermentiert.
2 dl eigene Tomatenpassata
etwas Rahm
Zedernkerne, leicht geröstet (L. die grössern Pinienkerne)
Rapssamen, leicht geröstet (L.: weggelassen)
kleine Blümchen und Blättchen aus dem Garten

(1) Tomaten anritzen, ein paar Sekunden in kochendes Wasser legen, sofort kalt abschrecken und Haut abziehen. Strunk ausschneiden. Würzen, eine Himbeere in den Wurzelansatz drücken und in einer Schale im Ofen ca. 2 h bei 105°C confieren.
(2) Tomatenpassata mit etwas Rahm und 3 Himbeeren aufkochen, mixen und aufschäumen, abschmecken
(3) Tomate in dem Schaum servieren. Mit den Kernen und Blüten garnieren.

Nicht ganz original aber leidlich ähnlich.

Zeeland 3/4: Biesbosch Nationalpark, Dordrecht und Leiden

Auf dem von Frachtschiffen stark befahrenen Hollandsdiep fuhren wir von Willemstad flussaufwärts in das Mündungsdelta des Merwede (Provincie Noord-Brabant).

Die Merwede ist der heutige Unterlauf der Waal, des südlichen Rheinarms im Rhein-Maas-Delta. Der Nationalpark De Biesbosch ist ein rund 8’000 Hektar grosses Süsswasserdelta -ein Gezeitengebiet- mit einem wahren Labyrinth aus kleinen Flüssen und Bächen.

Viele Wasservogelarten suchen hier nach Futter. Hier wanderten und fuhren wir mit Leihvelos um einen grossen See, der vor Jahren ehemaligem Kulturland wieder abgewonnen wurde. Meine erste Elektro-Velofahrt.

Danach mit dem Schiff über den Dordtsche Kil nach Dordrecht (Zuid-Holland), wo wir bei Sonnenuntergang ankerten. Von der Stadt sahen wir vom Hafen aus nicht viel: die Grote Kerk (Onze-Lieve-Vrouwekerk), die größte Kirche der Stadt in Backsteingotik sowie eine Bar im Hafenviertel. Anderntags fuhren wir mit dem Bus in die Universitätsstadt Leiden.

Der Hortus Botanicus in Leiden ist einer der ältesten botanischen Gärten in den Niederlanden. Hier der moderne Eingangsbereich mit Cafeteria und Shop.

Er wurde 1590 für die Ausbildung der Studenten der Universität Leiden gegründet. Auf einem 1400 m2 grossen Areal (auf dem vorher ein Kloster der Dominikanerinnen gestanden hatte). Als Leiter des Gartens wurde 1592 Carolus Clusius gewonnen. Hofbotaniker, Arzt, Gelehrter und Tulpenpionier.

1608 erfolgte eine Erweiterung, darauf wurde eine erste Orangerie. errichtet. Waren es zu Beginn die ersten Tulpen, kamen Ende des 17. Jahrhunderts Tomaten, Tabak, Mais und Kartoffeln dazu, welche den Ruf des Gartens in Nordeuropa erhöhten. Auch exotische Pflanzen aus den niederländischen Kolonien, beschafft durch die Niederländische Ostindien-Kompanie, fanden Eingang in den Garten.

Stellvertretend für viele andere Aufnahmen hier der Samenstand des Indischen Lotus, Nelumbo nucifera.

und die Amazonas-Riesenseerose, Victoria amazonica.

Erholung im Garten unter einer gewöhnlichen Rosskastanie, Aesculus hippocastanum.

Mittagessen im Museumscafe, wo wir uns im Museumsshop zwei solide Radtaschen kauften. Nun fehlen uns nur noch die zu den Taschen passenden Velos 🙂 Danach kleine Stadtwanderung. Vorbei an der Stadstimmerwerf am Kort Galgewater. Ein beeindruckender Treppengiebel.

vorbei am Morspoort, dem westlichen Stadttor von Leiden, 1669 im manieristischen Stil der Spätrenaissance erbaut.

Durch eine Strassenunterführung mit wunderschönen Graffiti. Siehe auch im Headerbild.

Zum Naturalis Biodiversity Center. Ein 1998 fertiggestellter Komplex, erbaut in pompös-postmodernem Kitsch. Darin ist das Nationale Naturgeschichtliche Museum untergebracht, in dem mit verschiedenen Methoden und Formaten versucht wird, dem Besucher die Natur näher zu bringen. Im selben Bau sind zudem das Reichsmuseum für Naturgeschichte, das Reichsmuseum für Geologie und Mineralogie, die Sammlungen des Zoologischen Museums Amsterdam sowie das Nationale Herbarium der Niederlande untergebracht. Zudem wird hier an der Biodiversität der Niederlande geforscht.

Als erstes wurden wir von der Leiterin des Nationalen Herbariums empfangen und durften uns in den heiligen Hallen die schwer gesicherten und angenehm klimatisierten Archivschachteln mit alten Herbarien und Belegmustern ansehen. Nicht sprechen. Nur soweit notwendig atmen. Nichts anfassen.

Hier der Ausschnitt eines uralten Herbarblatts, das der Arzt, Ethnologe, Japan- und Naturforscher Philipp Franz Balthasar (von) Siebold, anfangs des 19. Jahrhunderts in Japan sammelte.

Das Blatt zeigt den heute als invasiven Neophyten geächteten japanischen Staudenknöterich, Polygonum cuspidatum SIEBOLD et Zucc, aktuell als Reynoutria japonica Houtt. neu klassifiziert. Eine ganze Abteilung befasst sich mit der Digitalisierung der alten Herbarblätter.

Für den Rest des Nachmittags bewegten wir uns frei im Naturkundemuseum. Ein didaktisch modern und barrierefrei gestalteter Parcours durch die Entstehung von Leben und seinem Verfall.

bis hin zum homo erectus (Bild), dem homo neanderthalensis und schliesslich zum Tiefpunkt der Evolution: dem homo sapiens. (ohne Bild)

Zeeland 2/4: Zierikzee, Middelburg, Deltawerke

Von Brouwershaven fuhren wir mit dem Bus nach Zieriksee. Die Jachten folgten uns auf dem Seeweg.

Der dicke Turm Sint-Lievens Monstertoren dominiert die Stadtsilhouette von Zierikzee. 1454 begann der Bau, der freistehend neben der dazugehörigen gotischen Kirche errichtet wurde, Der Turm sollte eine Höhe von etwa 130 Metern erreichen, der Bau wurde aber auf der heutigen Höhe von 61 Metern aus Geldmangel gestoppt. Nach dem Brand der Kirche 1832, bei dem der Turm unbeschädigt blieb, wurde die spätgotische Kirche abgerissen und durch einen neoklassizistischen Neubau ersetzt, der heute als Kulturhaus dient.

Der Aufstieg erfolgt über eine Wendeltreppe mit gefühlten 979, tatsächlich aber nur 279 Stufen. Die Aussicht lohnt jedoch die Mühe.

Die Stadt war im 14. Jahrhundert in den Krieg der Holländer mit den Flamen verwickelt, wurde lange belagert, konnte sich aber behaupten. Erst 1576, zu Beginn des achzigjährigen Krieges, gelang den Spaniern nach neunmonatiger Belagerung die kurzzeitige Besetzung der wehrhaften Stadt. Zierikzee hat drei schöne mittelalterliche Stadttore: das Noordhavenpoort, das Zuidhavenpoort und das Nobelpoort. Alles ehemalige Verteidigungsanlagen. Das Zuidhavenpoort befindet sich an der Einfahrt zum alten Hafen.

Am Hafen steht die Mühle Den Hoop.

Danach mit dem Bus zum nach der Flutkatastrophe von 1953 neu geschaffenen Naturschutzgebiet De Schelphoek. Hier wurde fleissig botanisiert. Es fand sich sogar ein wilder Sellerie.

Interessant, wie in Zeeland die Ufer befestigt werden: ca. 50-60cm lange, unterschiedlich geformte Betonsteine mit Basaltzusatz werden maschinell nach einem geometrisch abgestimmten Muster in den Boden gerammt. Basalt deshalb, weil man entdeckt hat, dass dieses Gestein das Wachstum von Pflanzen in den Ritzen fördert.

Auf dem Heimweg ein kurzer Zwischenstopp bei den Deltawerken. Unser Skipper, im Hauptberuf leitender Ingenieur bei den Deltawerken, gab uns eine eindrückliche Übersicht auf die Anlage bei Neeltje Jans. Anlass zu deren Konstruktion war die Flutkatastrophe von 1953, bei der im Flussdelta im Süden der Niederlande 1835 Menschen und über 200’000 Tiere ums Leben kamen. Um das Land künftig gegen solche Sturmfluten zu schützen, liess die Regierung 1953 einen Plan mit Sturmflutsperren entwerfen, der eine drastische Verkürzung der Küstenlinien vorsah.

Im Jahr 1958 wurde die erste, bewegliche Sturmflutsperre in der Hollandse Ijssel in Betrieb genommen, 1961 bis 1987 folgten weitere Dammbauten. Das grosse Oosterscheldesperrwerk wurde 1986, die letzten Sperren 1997 in Betrieb genommen.

Zur Regulierung des Wasserabflusses aus den Rhein- und Maasmündungsarmen mussten die Dämme jeweils mit grossen Sielanlagen versehen werden. Das sind verschliessbare Gewässerdurchlässe in einem Deich. Gewissermassen Ventile zur passiven Entwässerung des hinter dem Deich gelegenen Binnenlandes. Bei Flut ist der Wasserstand bzw. Wasserdruck auf der Meerseite höher, dann werden die Siele geschlossen. Bei Ebbe ist der Wasserstand bzw. Wasserdruck auf der Binnenseite höher, dann werden die Siele geöffnet.

Die Kosten des Projekts waren gigantisch, betrugen damals rund 3 Milliarden Euro. Wie lange die Anlage bei der durch die Meereserwärmung steigenden Meerspiegel noch halten wird, ist offen. Die Deltawerke sind auf einen Meeresspiegelanstieg von 40 cm und frontalen Druck ausgelegt. Der bis Ende 21. Jahrhundert prognostizierte Anstieg ist jedoch wesentlich höher. Und was, wenn eine Sturmflut in schrägem Winkel auf die Sperren trifft?

Leichtes Abendessen im Kettenimbiss Lekkerbekker: Dorschfilet paniert mit Mayo und Pommes (und Jupiterbier). Keine Sterneküche, aber nicht schlecht.

Am nächsten Tag folgte eine spontan eingeschobene Fahrt nach Middelburg, der Hauptstadt von Zeeland. Im 17. Jahrhundert war Middelburg nach Amsterdam die zweitwichtigste Stadt der Niederlande. Diese Epoche hat deutliche Spuren hinterlassen: Alte Lagerhäuser, stattliche Herrenhäuser, enge Gassen und historische Plätze. Das historische Rathaus gehört zu den meistfotografierten Gebäuden der Stadt.

Die Abtei in Middelburg wurde um 1100 von Mönchen aus Flandern gegründet. Das Kloster erwarb enormen Reichtum und der Abt war einer der mächtigsten und einflussreichsten Personen in Zeeland. Nach der Eroberung der Stadt durch den Prinzen von Oranien 1574 wurden die Mönche gezwungen, die Abtei zu verlassen. Mit Ausnahme der Kirchen wurde der Komplex bis heute als Sitz der Staaten von Zeeland genutzt. Zum Abteikomplex gehören neben verschiedenen Kirchen das Zeeuws Museum.

De Gistpoort, das Blaue Tor, ist eines der früheren Zugangstore zur Abtei von Middelburg. Die im spätgotischen Stil erbaute Pforte stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Fassade ziert eine Statue von Graf Willem II., in dessen Auftrag die Abtei zwischen 1255 und 1256 erweitert wurde.

An der Seite der Abteianlage befindet sich der Abteiturm „Lange Jan“. Er ist 90,5 Meter hoch und gehört damit zu den höchsten Türmen der Niederlande.

Hübsch auch die engen Gassen der Altstadt, wenn man sich an dunkeln Orten auch irgendwie beobachtet fühlt.

Dieses ehemalige Lagerhaus, ein nationales Denkmal aus dem 17. Jahrhundert, wurde nach aufwendiger Restaurierung zum Wohnhaus.

Die „Vereenigde Oostindische Compagnie;“ abgekürzt VOC,  war eine Ostindien-Kompanie, zu der sich 1602 niederländische Kaufmanns-innungen zusammenschlossen, um die Konkurrenz untereinander auszuschalten. Die VOC erhielt vom niederländischen Staat Handelsmonopole sowie Hoheitsrechte in Landerwerb, Kriegsführung und Festungsbau. Sie war eines der grössten Handelsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts.

Die VOC hatte ihren Hauptsitz in Amsterdam und Middelburg. Davon zeugen heute noch die reichen Quartiere von Middelburg. Die wirtschaftliche Stärke der VOC beruhte vor allem auf der Kontrolle der Gewürzroute von Hinterindien nach Europa. Während zweier Jahrhunderte hatte die VOC circa 4700 Schiffe unter Segel. Nach dem Vierten Englisch-Niederländischen Krieg von 1780 bis 1784 kam die Kompanie in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1798 liquidiert.

Blick auf die Oostkerk (im Hintergrund), eine achteckige, barocke Kuppelkirche aus den Jahren 1664–1667. Sie wurde als erste grössere Kirche der Stadt nach der Reformation speziell für den reformierten Gottesdienst gebaut.

Mittagessen in der Seafarm, Nähe Neeltje Jans. Einem in der Spitzen-Gastronomie führenden „grünen“, nachhaltigen Züchter und Grosshändler von Steinbutt, Schwertmuscheln, Austern, Meeresfrüchten und Krustentieren mit integriertem Speiserestaurant. Auf meinem Teller ein Baby-Steinbutt.

Zurück über die Zeelandbrug nach Zieriksee. Danach einschiffen und Fahrt zu der zum Nationalpark Oosterschelde gehörenden Zeehondenbank. Einer Sandbank, auf der sich nachmittags die vereinigte Seehundkolonie ein Verdauungsschläfchen gönnt.

Weiter mit dem Schiff Richtung Willemstad. Wer müde war, blieb auf dem Schiff, die Unternehmungslustigen stiegen an den Krammersluizen aus, wurden vom Bus abgeholt und an das Ufer des Wattenmeers vor Sint Philipsland gefahren. Die drei beherzten Damen stiegen nackten Fusses in den Schlick, um kiloweise Herzmuscheln zu sammeln bis sie nach 2 Stunden, von der rasch steigenden Flut vertrieben, wieder zu uns stiessen.

Die am trockenen Ufer verbliebenen Herren hielten Mittagsschläfchen, beobachteten Wasservögel oder botanisierten derweil und fanden eine ergiebige Quelle von frischem Queller (Salicorne).

Abendstiummung am Wattenmeer vor Sint Philipsland.

Eintreffen abends gegen 21 Uhr in Willemstad. Kochen und Nachtessen auf dem Schiff. Herzmuscheln mit Salicornesalat. Dann Ratatouille. Aus der von mir heimlich erträumten Karriere als Smutje ist leider nichts geworden. Ich sehe ja auch nicht aus, als ob ich ein Spiegelei braten könnte. Immerhin wurde ich von der Salatgruppe mit dem Schneiden von Zwiebeln und dem Abzupfen der Salicornes betraut. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die ich ohne Beanstandungen meisterte.

Zeeland 1/4: Willemstad

9 Tage Ferien entlang der Küsten von Zeeland und Zuid-Holland. Organisiert durch Dr. L. de Witte (Botanikerin mit holländischen Wurzeln) von der Basler Botanischen Gesellschaft. Unterkunft in 2 Motorjachten mit je 3 Zweierkabinen, Küche und WW-Duschen. Zwei Skipper führten die Boote. Blaue Linien: Landreisen mit dem Kleinbus. Rote Linien: Bootsfahrten. Details auf google.

Vor dem Bezug der Boote wurde für eine Woche eingekauft und auf die Boote verladen. Der kleine Supermarkt freute sich über das Geschäft. Wir uns u.a. über die eingekauften „Lebensmittel“, siehe Kassa-screen.

Im Heimathafen Willemstad. Blick in den Stadthafen mit Windmühle.

Willemstad ist eine kleine historische Stadt mit einer weitgehend intakten, sternförmigen Festungsanlage in der Form eines Heptagons (Siebeneck). Sie liegt am Hollands Diep und erhielt 1585 die Stadtrechte. Die heute noch gut erhaltenen Befestigungsanlagen wurden im Jahr 1587 fertiggestellt, später ausgebaut und erst im Jahe 1926 ausser Betrieb genommen.

Das Gouvernementshuis wurde zwischen 1623 und 1625 für Maurits, Prinz von Oranien, errichtet. Nach seinem Tod im Jahr 1625 diente es bis 1795 als Residenz des Gouverneurs von Willemstad, später als Rathaus

Das Mauritshuis wurde 1623 im Auftrag und im Namen von Prinz Maurits als Jagdschloss und Landsitz gebaut. 1625 starb Prinz Maurits und das Gebäude wurde zur neuen Residenz des Gouverneurs von Willemstad, dem obersten militärischen Befehlshaber der Festung. In den folgenden Jahren wurde das Mauritshuis zu einem Militärkrankenhaus, einer Kaserne der Militärpolizei und einer nationalen Taubenstation. Im April 1967 wurde der gesamte Komplex vom Staat an die Gemeinde Willemstad verkauft. Seit 1973 dient es als Rathaus, das Touristoffice und für Hochzeiten.

Hergekommen waren wir aber weniger der Historie wegen, sondern um die Küstenpflanzen zu erkunden. Der erste See-Ausflug führte uns auf das unbewohnte Eiland Hompelvoet. Auf den ersten Blick kahl mit wenig Gebüsch und viel Wind. Hier führte uns der langjährige Insel-Ranger Kees de Kraaker über die Salzwiesen.

Beim genauer hinsehen, sehe sogar ich als Nichtbotaniker und Kurzsichtiger einige Blümchen, wie etwa das Sumpf-Herzblatt, Parnassia palustris L.

oder Herbst-Drehwurz, Spiranthes spiralis L.

Kees kennt jede Pflanze auf dem Eiland. (Bild L. de W.)

Frau L. versteht sich auch mit den einzigen, ständigen Inselbewohnern, norwegischen Fjordpferden, gut.

Zum Abendessen waren wir in Brouwershaven eingeladen von der niederländischen FLORON, einer Vereinigung, die sich mit der Erforschung und dem Schutz der niederländischen Wildflora befasst.

Köstlich der Nudelsalat aus Penne rigate, rohen Salicorne, Tomätchen, Oliven, Fetawürfeln und Peperoncino aus 20 Liter Töpfen.

Brouwershaven. Blick aufs Rathaus.

F-68100 Mulhouse: Ziegel, Schuppen und Schönheiten

Samstag. Die Ziegel sind ausgelegt. Entsprechend zugelegt hat unsere Ausflugs- und Kochlust. Auf 9 Uhr ist grosser Regen angesagt. Doch mit Regenwasser allein kocht man keine Suppe. Also: Einkaufen. In aller Frühe über die Grenze ins nahe Elsass. Schauen was es dort gibt. In Altkirch findet samstags ein kleiner Bauernmarkt statt.

Etwa fünf Standler zählten wir: Biogemüse, Blumen, Eier, Fleisch. Und der Wagen von Käsemeister Anthony bzw. einer Gehilfin aus dem nahen Ferrette.

9 Uhr früh und wir haben ausser Käse noch nichts in der Tasche. Werweissen, gehen wir lieber in den Supermarché Leclerc in Altkirch oder riskieren wir weitere 30 Minuten Autofahrt samt Regen in Mulhouse? Da waren wir noch nie. Neugier besiegt Nässe.

Die Markthalle, der Marktplatz und die Autos sind alle auf dem überdeckten Flüsschen L’Ill angeordnet. Vom Parkplatz aus drchquert man erst den maghrebinisch dominierten Bazar mit Kleidern, Schuhen, Taschen, Teppichen und Geschirr. Danach folgt der offene Gemüse/Obst-Markt. Die kleinen Anbieter an den Rändern, in der Mitte die grossen.

Schliesslich die Beton-Holzkonstruktion der Markthalle. Der grösste Markt im Nordwesten Frankreichs.

Vielleicht etwas weniger stimmungsvoll als die gusseisernen Kathedralen von Dijon oder Colmar. Grösser, dafür weniger touristisch. Eine Markthalle für das Volk, das sie auch annimmt. Ein Markt, der lebt, der allen etwas bietet. Mir kommen die Tränen, wenn ich an Basel denke.

Eier für eine Stadt

Nicht mehr fliegendes Geflügel

Je grösser die Distanz zum Meer, desto kleiner das Angebot an ganzen Fischen. Aber immerhin.

Sehr süsse Süssigkeiten und sehr schöne Schönheiten

Neben einer Schachtel mit Baklava kauften wir uns einen Seebarschrücken und Gemüse. Kaum wieder im Auto, begann es zu schütten.

Wieder zuhause wurde der Dos de loup auf der Hautseite mehliert und langsam angebraten. Dazu Wildreis, Fenchel, dicke Bohnen und eine aus Schalotten, Kaffeerahmportionen, Pastis und Estragon improvisierte Sauce.

Mühlhausen, wir kommen wieder.

Schöne Gärten

Vergangenes Wochenende nahmen wir an einer Gartenreise der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde teil, die uns ins Elsass und nach Südbaden führte. Zwei sonnige Tage zwischen zwei langen Regenperioden.

Le Jardin de Marguerite

Der rund 4500 qm grosse, von Marguerite und Michel Goetz nach englischen Vorbildern gestaltete Garten liegt im elsässischen Plobsheim (südlich von Strassburg). Schon nach den ersten Schritten wird man als Besucher von der Fülle der Grüntöne und der Farbtupfer blühenden Stauden und Büsche in den Bann gezogen.

Im parkähnlichen Gelände gibt es immer wieder neue Sichtachsen und Verborgenes zu entdecken. 

Zwischen den Grüntönen erfreut der asiatischer Blüten-Hartriegel, Cornus kousa, den Betrachter.

Im lichten Schattenteil des Garten gurgelt ein durch Pumpen betriebener Wasserlauf am Wegrand, der in einem Seerosenteich mit Holzbrücke endet. Eine Idylle nach Claude Monet.

Alte, verwitterte Gartenbänke laden zum Verweilen ein. Zumal wenn die Rote Spornblume, Centranthus ruber, durchwächst.

Die Übergänge der einzelnen Gartenräume sind fliessend gestaltet. Im hintern Gartenteil verbindet sich ein Gartenraum mit der angrenzenden, wilden Landschaft.

Auf dem Rückweg passiert man den potager, den Gemüsegarten. Hier die mit Betonstahl solide verankerten Tomaten.

Neben dem Haus plätschert das Wasser über mehrere Kaskaden in einen weiteren Teich. Hinter dem Haus wird dem immer wärmer werdenden Klima mit einem Trockengarten Tribut gezollt.

Mit einem Satz: ein zauberhafter, stimmungsvoller Garten, der während über 35 Jahren auf einem leeren Acker angelegt und danach beharrlich weiterentwickelt wurde. Chapeau!

Franks Salvias

Interessant die Führung von Frank Fischer, dem Salvia-Spezialisten durch seinen Schau- und Testgarten, den er neben seiner Gärnerei in Umkirch pflegt.

Und eine willkommene Einkaufsgelegenheit. Unser junger Buschauffeur wunderte sich über all die Topfpflanzen, die er einladen musste. Bislang kannte er nur Käse und Wodka als Zuladung.

Anderntags

Garten Haas, Herrenmühle

Unterhalb des Bleichheimer Schlosses, Nähe Herbolzheim, liegt die historische, ehemalige Herrenmühle. Hier hat sich ab 2010 der Gartenbauingenieur, Schloss- und Gemeindegärtner sowie mehrfache Garten-Buchautor Hansjörg Haas ein kleines Paradies erschaffen.

Das Becken bildet den alten Mühlengraben ab, das Wasser stammt vom Bleichbach, der nach Süden einen natürlichen Abschluss des Gartens bildet.

Die einzelnen, verwunschen wirkenden Gartenräume erwecken den Eindruck, als sei der Garten schon seit Jahrzehnten gewachsen. Auch hier wieder verwitterte und mit Flechten bewachsene Sitzgelegenheiten. Hansjörg Haas benötigt keinen Kärcher.

Der Gemüsegarten, umrahmt von Mini-Eiben.

Garten Hauber

Am Nachmittag stand der romantische Staudengarten von Ursula Hauber im Freiämter Ortsteil Niedertal auf dem Programm. In jungen Jahren der Gartenarbeit alles andere als zugeneigt, begann sie ab 1989 die Wiesen um ihr Elternhaus nach und nach in einen Staudengarten zu verwandeln. Heute ist der 1700 qm grosse Garten ein fein abgestimmtes Kleinod im ländlichen Gartenstil. Die einzelnen Gartenräume sind durch Durchgänge, Rankenbögen oder Höhenabstufungen geschickt gegliedert. Jeder Gartenraum hat seinen eigenen Sitzplatz. Leider vergass ich mein Ladekabel zuhause. Deshalb leider keine Fotos vom Garten. In Erinnerung geblieben ist jedoch die wunderbare Gemüsequiche von Frau Hauber.

Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache:

Seit Jahren öffnen private Gärten der Schweiz ein- oder zweimal im Jahr ihre Tore. Frau H. nimmt an diesem event bereits zum dritten Mal teil. Samstag/Sonntag, 15./16. Juni ist es wieder einmal soweit: Für Gartenfreunde Offener Garten.