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Beinahe…

…wäre das Wochenende der offenen Gärten im prognostizierten Regen untergegangen. Die Sintflut blieb jedoch aus. Das Gegenteil trat ein: Zwei Tage klares, schönes Wetter. Gegen Sonntagabend ein paar vorüberziehende, trockene Wolken.

Frau H. öffnete ihren Garten nach vier Jahren Pause wieder einmal. Ein ländlicher Sammlergarten, vorwiegend mit Stauden bepflanzt. Kein englischer Landschaftsgarten. Der viele Regen hat die Stauden ungestüm wachsen lassen. Manches ist bereits verblüht. Doch ist der Garten so angelegt, dass immer wieder etwas aufblüht. Wer das Stop-Schild nicht ignoriert, kann an den Blüten riechen…. mit abgestelltem Motor.

Der Besucher wird im Südgarten erst in einer Duftwolke des Gartenjasmins, Philadelphus „Belle étoile“, betäubt.

In der rostigen Gartenlaube konnte man unter den Rosen *Bobby James“ wieder zu sich kommen.

Wiewohl ich die Ankündigung im Blogtext etwas versteckt hatte, haben es doch eine Handvoll Blogleser geschafft, unsern Garten zu finden. Freunde, Staudenfreunde (helvetisch „Stüdeler“), Nachbarn und neugierige Besucher haben an unseren Bistrotischchen und Gartensitzplätzen Platz gefunden.

Jeder Gartenraum hat seine Sitzecke.

Das kulinarische Angebot im Bistro war reduziert: Kaffee, Hauswein, Biobier aus dem Jura in 3 Sorten und Sirup, den salzigen Toetchékuchen (Rezept siehe hier) und Schokoladekuchen. Ging alles aufs Haus. Auch wenn man mit einem grünen Garten nie auf einen grünen Zweig kommt. Für besondere Freunde hatte ich noch eine Sauerteig Focaccia und meine Gemüseterrinne vorbereitet. Als Test im Schockfroster eingefroren, liess sich beides wieder problemlos aufbereiten.

So unscheinbar das Helmkraut, Scutellaria altissima, wächst, so unverschämt verbreitet es sich in den Beeten.

Rose „Comte de Chambord“. Rosen: Hassliebe von Frau H.

Sitzecke mit Fusshochlagerung (willkommen nach der Gartenarbeit) und Quitte.

Pergola-Rose „Ghislaine de Féligonde“ in zartem Quitten-Rosa.

Purpurglöckchen, Heuchera „Spearmint“.

Frau H. im Terrassengarten im Gespräch mit langjährigen, lieben Staudenfreunden.

Tomatenvielfalt im Gewächshaus. Die Freilandtomaten vor dem Haus mussten umbaubedingt Gerüststangen weichen.

Blick zurück in den Südgarten.

Der Sonnengarten lädt zum Liegen ein. Doch lässt einen der Garten nur selten liegen. Heuer noch nie.

Die Kirschpflaume, Prunus cerasifera „Nigra“ , spendet nachmittags etwas Schatten.

Hinter dem Haus liegen West- und Ostgarten. Schattenreiche. Da wir unser Hausdach derzeit erneuern lassen, erschwerten die vielen Gerüststangen den Zugang in diese Gartenzimmer. Doch wer die Klettertour schaffte, durfte am Nussbaum oder am Boden schaukeln.

Idyll mit Gerüststange.

Die pfirsichblättrige Glockenblume, Campanula persicifolia grandiflora alba vor Pracht-Storchschnabel, Geranium magnificum.

Die chinesische Mauer am winzigen Teich wurde als Sitzplatz gerne angenommen. Am Sonntag lief die Kaffeemaschine heiss. Ich servierte Getränke und die Toetché.

Frau H. (nicht im Bild) führte durch den Garten.

Gegen Abend übernahmen die Hausschafe, Ovis aries, mit ihren Glöckchen die musikalische Untermalung.

Schöne Gärten

Vergangenes Wochenende nahmen wir an einer Gartenreise der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde teil, die uns ins Elsass und nach Südbaden führte. Zwei sonnige Tage zwischen zwei langen Regenperioden.

Le Jardin de Marguerite

Der rund 4500 qm grosse, von Marguerite und Michel Goetz nach englischen Vorbildern gestaltete Garten liegt im elsässischen Plobsheim (südlich von Strassburg). Schon nach den ersten Schritten wird man als Besucher von der Fülle der Grüntöne und der Farbtupfer blühenden Stauden und Büsche in den Bann gezogen.

Im parkähnlichen Gelände gibt es immer wieder neue Sichtachsen und Verborgenes zu entdecken. 

Zwischen den Grüntönen erfreut der asiatischer Blüten-Hartriegel, Cornus kousa, den Betrachter.

Im lichten Schattenteil des Garten gurgelt ein durch Pumpen betriebener Wasserlauf am Wegrand, der in einem Seerosenteich mit Holzbrücke endet. Eine Idylle nach Claude Monet.

Alte, verwitterte Gartenbänke laden zum Verweilen ein. Zumal wenn die Rote Spornblume, Centranthus ruber, durchwächst.

Die Übergänge der einzelnen Gartenräume sind fliessend gestaltet. Im hintern Gartenteil verbindet sich ein Gartenraum mit der angrenzenden, wilden Landschaft.

Auf dem Rückweg passiert man den potager, den Gemüsegarten. Hier die mit Betonstahl solide verankerten Tomaten.

Neben dem Haus plätschert das Wasser über mehrere Kaskaden in einen weiteren Teich. Hinter dem Haus wird dem immer wärmer werdenden Klima mit einem Trockengarten Tribut gezollt.

Mit einem Satz: ein zauberhafter, stimmungsvoller Garten, der während über 35 Jahren auf einem leeren Acker angelegt und danach beharrlich weiterentwickelt wurde. Chapeau!

Franks Salvias

Interessant die Führung von Frank Fischer, dem Salvia-Spezialisten durch seinen Schau- und Testgarten, den er neben seiner Gärnerei in Umkirch pflegt.

Und eine willkommene Einkaufsgelegenheit. Unser junger Buschauffeur wunderte sich über all die Topfpflanzen, die er einladen musste. Bislang kannte er nur Käse und Wodka als Zuladung.

Anderntags

Garten Haas, Herrenmühle

Unterhalb des Bleichheimer Schlosses, Nähe Herbolzheim, liegt die historische, ehemalige Herrenmühle. Hier hat sich ab 2010 der Gartenbauingenieur, Schloss- und Gemeindegärtner sowie mehrfache Garten-Buchautor Hansjörg Haas ein kleines Paradies erschaffen.

Das Becken bildet den alten Mühlengraben ab, das Wasser stammt vom Bleichbach, der nach Süden einen natürlichen Abschluss des Gartens bildet.

Die einzelnen, verwunschen wirkenden Gartenräume erwecken den Eindruck, als sei der Garten schon seit Jahrzehnten gewachsen. Auch hier wieder verwitterte und mit Flechten bewachsene Sitzgelegenheiten. Hansjörg Haas benötigt keinen Kärcher.

Der Gemüsegarten, umrahmt von Mini-Eiben.

Garten Hauber

Am Nachmittag stand der romantische Staudengarten von Ursula Hauber im Freiämter Ortsteil Niedertal auf dem Programm. In jungen Jahren der Gartenarbeit alles andere als zugeneigt, begann sie ab 1989 die Wiesen um ihr Elternhaus nach und nach in einen Staudengarten zu verwandeln. Heute ist der 1700 qm grosse Garten ein fein abgestimmtes Kleinod im ländlichen Gartenstil. Die einzelnen Gartenräume sind durch Durchgänge, Rankenbögen oder Höhenabstufungen geschickt gegliedert. Jeder Gartenraum hat seinen eigenen Sitzplatz. Leider vergass ich mein Ladekabel zuhause. Deshalb leider keine Fotos vom Garten. In Erinnerung geblieben ist jedoch die wunderbare Gemüsequiche von Frau Hauber.

Zum Schluss ein Hinweis in eigener Sache:

Seit Jahren öffnen private Gärten der Schweiz ein- oder zweimal im Jahr ihre Tore. Frau H. nimmt an diesem event bereits zum dritten Mal teil. Samstag/Sonntag, 15./16. Juni ist es wieder einmal soweit: Für Gartenfreunde Offener Garten.

Le jardin de Mme H. oder die Vorfreude auf Auberginen

Le jardin

Gross ist ihr/unser Garten tatsächlich. Nicht nur gross, sondern auch schön. Doch Schönheit hat ihren Preis. Und der heisst Pflege. Und Pflege bedeutet Arbeit. Schon nur der stete Kampf gegen die Verwilderung. Bändigung der Starken. Verschaffen von Wettbewerbsvorteilen für Schwache. Umgraben. Stopfen von Löchern. Aussäen. Umtopfen. Setzen. Versetzen. Trimmen. Wässern. Dezimieren der Nacktschnecken. Fördern von Nützlingen. Lüften und Beschatten des Gewächshauses. Und letztlich die Freude, wenn trotz alledem etwas wächst.

Hier ein paar Bildimpressionen aus den wenigen, sonnigen Tagen im Frühsommer. Im Gemüsegarten reifen die Cime di Rapa zur Gewinnung neuen Saatgutes.

Die Bach-Nelkenwurz, Geum rivale, die sich über das nasse Jahr freut.

An lauen Frühsommerabenden wirkt der Garten verwunschen und zauberhaft.

Die anspruchslose, frühblühende Prärielilie, Camassia cusickii, erfreut kälteklamme Bienen und Hummeln

Wochen später ist die Gartenbank von Blumen eingehüllt. Links der Bank Astrantia major (Sterndolde), oben blüht eine weisse Rosa multiflora. Blau-violett ein Prachts-Storchenschnabel, Geranium x magnificum.

Tomaten, Auberginen und Chili bleiben im südlichen Klima des Gewächshauses.

Und schon geht der Schlangenknoblauch (Rocambole) der Reife entgegen. Etwas milder als der normale Knoblauch

Nebenbei im Wald Sommersteinpilze suchen (Frau H. findet sie mit sicherem Blick, ich trage den Pilzkorb). Hier ein wunderschönes Exemplar.

Dieweil wuchert der Garten hinter dem Haus dem Himmel entgegen. Im Hintergrund der Walnussbaum, vorne die blassgelben, überhängenden Blütenstände des männlichen Wald-Geissbarts, Aruncus dioicus.

Der gute Hirte

Soviel Garten ist für mich Neuland. Im Moment beschränke ich mich aufs Grobe: Boden lockern. Gras mähen. Kompost ansetzen. Auberginen im Gewächshaus giessen sowie die Leih-Schafe hinter dem Haus bei Fress-Laune erhalten.

Die bemoosten Helden der Arbeit stehen derweil stumm im Garten herum und gucken der werktätigen Bevölkerung beim Arbeiten zu.

Und ab und an koche ich etwas einfaches, wie hier die klassischen, gefüllten Auberginen. Mit gekauften, die eigenen lassen noch auf sich warten.

Melanzane alla scarpunciello

Zutaten und Zubereitung

für 2 Personen
2 kleine Auberginen, je ca. 350 g
ca. 250 g gute Cherry Tomätchen, Haut geschält
4-6 Sardellenfilets (in Olivenöl), gehackt
2 Zehen Schlangenknoblauch, gehackt
2 EL Salzkapern, gut gewässert, zerdrückt
1 kleiner Bund Basilikum, die gezupften Blätter
2 TL Origano, getrocknet
20 schwarze (ungeschwärzte) Oliven (L.: grüne)
weisse Brotbrösel nach Bedarf (L.: Panko)
Olivenöl
Salz, nur falls nötig, die Kapern und Sardellen bringen genug mit
schwarzer Pfeffer

(1) Backofen auf 180°C UL vorheizen. Auberginen längs halbieren und mit Olivenöl einstreichen, das Innere kreuzweise einschneiden, würzen. (mit Salz vorgängig zu Entwässern ist bei den heutigen Züchtungen überflüssig)
(2) Auberginenhälften Hautseite nach unten ca. 20 Minuten backen.
(3) Tomaten in heissem Wasser brühen, schälen und halbieren, Salzkapern und Sardellen entsalzen, Oliven entkernen und hacken. Basilikum zupfen.
(4) Fruchtfleisch der gebackenen Aubereginen mit einem Löffel herauskratzen, ohne die Schalen zu beschädigen und würfeln.
(5) Auberginenfleisch mit den gehackten Sardellen und dem Knoblauch in wenig Olivenöl anbraten, 2/3 der Tomatenhälften, Origano, Oliven und Kapern zugeben, mischen und unter Rühren etwas einköcheln. Zuletzt die restlichen Tomatenhälften und den Basilikum untermischen.
(6) die Füllmischung in die Auberginenschiffchen füllen. Mit Brotbröseln bestreuen und mit Olivenöl beträufeln.
(7) Im Ofen bei 180°C ca. 15 Minuten backen.


„a scarpone“ oder neapolitanisch „alla scarpunciello“ bezieht sich übrigens auf den Hausschuh einer Madonna des Mittelalters. Gemäss einer Legende verlor die Madonnenstatue ihren Schuh bei einem Spaziergang am Strand, weswegen ihr eine Kirche gestiftet wurde, die heutige „Maria di Piedigrotta“. Die Legende diente im 17./18. Jahrhundert als Vorlage für das Märchen „Cendrillon“ (Aschenbrödel) von Charles Perrault. Und immer wenn ich bei Aschenbrödel bin, komme ich auch zu La Cenerentola: man höre und sehe sich doch gleich die hinreissende Cecilia Bartoli mit ihrer virtuosen Arie „Non più mesta“ an: Das hat zwar mit dem Garten der Frau H. nichts mehr zu tun, ich bin einfach wieder einmal vom Hundersten ins Tausendste geraten. Vom Garten zu den Auberginen, von diesen über den verlorenen Schuh einer Madonna zu Aschenbrödel und letzlich zu einer Primadonna.

Quellen:
Napoli.Time.it

Landleben

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Früh am Morgen. Das Licht ist anders geworden. Der schöne Herbst hat begonnen

Wir machen einige Tage Ferien. Zuhause auf Balkonien, und da wir keinen Balkon besitzen, im Jurahäuschen. Einmal hier, einmal dort. Auch Ferien vom Blog. Und diesmal richtig. Soziale Existenz ist nicht abhängig davon, jederzeit online zu sein. Es geht auch ohne. Und, anders als in den Vorjahren: ohne Dauerberieselung der geschätzten Leserschaft aus vorbereiteten Einträgen. Auch LeserInnen müssen sich mal erholen dürfen. Bevor man ihnen auf den Nerv geht.

Gartenhumus 0_2011 03 25_3078
Nur wer ruht, kriegt keinen Muskelkater ! Gell, Herr L.

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Kaum ist man wieder ein paar Tage in der Stadt, wächst hier alles zu

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Steine gibts hier viele, vor allem Steine

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Der Lavendel ist inzwischen geerntet

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Meine geliebten Lysimachien blühen noch: Goldfelberich (Lysimachia punctata)

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zu Essen hat es immer genug, man muss es nur suchen

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und auch zu Trinken, es muss ja nicht unbedingt von der Ziege sein

Auf Wiederlesen !