Schlagwort-Archive: Weinrallye

Weinrallye 14: Weine zum Grillabend

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Ein offenes Thema. Der event diesmal ausgerichtet vom sanoviablog. Die Weinwahl abhängig von den Gerichten, von den Gästen, vom Weinkeller, von der Aussentemperatur. Erschwerend die Tatsache, dass eine Stadtwohnung ohne Terasse Grillen kaum zulässt. Die momentanen Temperaturen bewegen sich immer noch in einem Bereich, in welchem wir einen leichten Salat vorziehen. Unser Sommerabendsalat ist seit Jahren ein salade niçoise, wie er in Florenz in der Cantinetta Antinori serviert wird. Drum nennen wir ihn in der Familie Insalata Antinori. Zum Rezept. In Florenz haben wir damals einen Antinori Cervaro della Sala dazu getrunken, bei Sommerhitze kein guter Einfall.

Insalata Antinori
Insalata Antinori

Als Wein zu meinem Salat habe ich mir aus meinem Keller einen Räuschling aus dem Zürcher Weinland geholt. Die weisse Rebsorte wird heute selten mehr angebaut, ausserhalb der Schweiz vereinzelt noch in Südbaden (Ortenau, Breisgau) und im Elsass. Vor dem Siegeszug des Müller-Thurgau (RieslingxSylvaner) in der Nordostschweiz war er neben dem Elbling eine der dominierenden Sorten. Immerhin scheint er in der Zürichseeregion einen neuen Aufschwung zu erleben. Insgesamt steht er in der Schweiz auf rund 24 ha. Der Name „Räuschling“ leitet sich nicht etwa von der Wirkung auf den Konsumenten ab, wie ich naiv vermutet habe, sondern vom robusten Laubwerk, das bei Windgang raschelt und rauscht.

Räuschling 2006  J. Saxer
Räuschling 2006 J. Saxer

Die Herkunft ist nicht ganz gesichert, Weisser Heunisch und evtl. Traminer ? siehe Quelle. Ein leichter, eleganter Wein, ideal zu Fischgerichten oder zu meinem Salat.

Meine Flasche: Räuschling, Jürg Saxer 2006. Zartes hellgelb, leichte Grünnoten, dezentes zitrusfruchbetontes Bouquet, im Gaumen feine Mineralik, leichte Zitrusaromatik und eine kräftige Säure. Fast eine Art schweizerischer Alternative zu einem trockenen Riesling, jedoch ohne dessen Frucht aufzuweisen.

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Weinrallye 12: In Gottes Namen

Kartause Ittingen, Warth
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Der Kanton Thurgau besitzt, nahe bei Frauenfeld, ein einzigartiges Kleinod: Die Kartause Ittingen. Deren Ursprung reicht in das Jahr 1150. 1461 wurde das Kloster von Kartäuser-Mönchen übernommen und die charakteristischen Mönchshäuschen angebaut. 1848 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisierung aufgehoben, verkauft, 1977 durch eine Stiftung übernommen, einer neuen Nutzung zugeführt und vor dem Zerfall gerettet. Heute finden sich unter dem Dach der Stiftung ein Schulungs-und Tagungszentrum, ein Gastwirtschafts- und Hotelbetrieb, ein Gutsbetrieb sowie ein Heim- und Werkbetrieb für Menschen mit einer psychischen oder geistigen Beeinträchtigung.  In einem Teil der Anlage hat sich das thurgauische Kunstmuseum niedergelassen. Der Gutsbetrieb erzeugt auf rund 100 Hektaren Feld, Rebberg, Wald und Gärten sowie in Stallungen und Gewässern u.a. kulinarische Produkte wie Weine, Wurst- und Backwaren, Käse, Heil- und Gewürzpflanzen, Obst und Hopfen (das Bier wird jedoch bei einer Grossbrauerei hergestellt). Die erzeugten Produkte werden teils in der eigenen Gastwirtschaft verwendet, im Klosterladen verkauft, einige wenige über den Fachhandel vertrieben. Weitere Informationen über die Kartause, inklusive Video-Rundgang. Die Anlage ist das ganze Jahr über geöffnet und immer einen Besuch wert, an Wochenenden aber überlaufen.

Der Wein
Die Gesamtproduktion von rund 40’000 Liter Wein verteilt sich auf Blauburgunder (Pinot noir), Seyval blanc und Maréchal Foch, beides interspezifische Sorten, Müller-Thurgau und Pinot gris. Für das Weinrallye hab ich mir diesmal den Blauburgunder vorgenommen: aus dem Kirchwingert, dem steilen Hang, der unter der Dorfkirche zur Klosteranlage abfällt (mein Titelbild). Der Wein wird vollständig an der Maische vergoren und rund 12 Monate im (grossen) Holzfass ausgebaut. Die Farbe trotz der langen Maische sehr helles Rubinrot, rote Früchte in der Nase, die sich im Gaumen fortsetzen, leichtgewichtig, einem leichten Côte de Beaune verwandt. Der Wein hat nicht die Tiefe gehaltvollerer Lagen wie etwa aus dem Oberwallis oder der Bündner Herrschaft, ist für mich aber ein gut präsentierender Vertreter der Ostschweizer Weine.

Kartause Ittingen Blauburgunder

Die Fotos stammen von einem Besuch im Mai 08, weitere Bilder von einem Besuch im letzten Jahr siehe CH-8532 Warth: Kartause Ittingen:

Mönchszellen Betriebsgebäude, Kornschütte und Mühle
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Parkplatz für 1 PS Restaurant zur Mühle mit Brunnen
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Hauptpforte Geschein im Kirchwingert am 28. Mai 08
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Ein Beitrag zum Weinrallye 12: In Gottes Namen, diesen Monat vom Winzerblog durchgeführt.

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Weinrallye 11: Rosé

Oeil de Perdrix J. Saxer mit Rose
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Lange bevor sich Roséweine hier breit gemacht haben, hat man in der Schweiz Œil de Perdrix getrunken. Dieser Wein erinnert farblich ans das Rebhuhnauge (französisch: Œil de Perdrix) und der Name steht für „Süssdruck“-Weine, wobei für die Herstellung des Oeil de Perdrix nur Pinot Noir Trauben verwendet werden dürfen. Das unterscheidet den Wein von andern Rosé-Weinen der Schweiz. Die Trauben werden nach kurzer Maschegärung (meist eine Nacht oder kürzer) abgepresst und dann vergoren. Typischerweise stammen diese Weine aus dem Kanton Neuenburg, werden aber längst auch im Wallis oder im Kanton Zürich hergestellt. Er passt zu Speisen aller Art, vom Aperitif bis zum Nachtisch, durch den niedrigen Gerbstoffgehalt ein richtiger Allrounder für den Sommer.

Sowas habe ich im eigenen Keller vorrätig. Heraufgeholt habe ich den 2006 Œil de Perdrix von Jürg Saxer in Neftenbach im Zürcher Weinland. Der Weinbau hat in Neftenbach Tradition. Das Kloster Rheinau besass dort einst über 100 Hektaren Reben. Die Weingärten wurden aber grösstenteils aufgegeben und erst in neuerer Zeit wieder rekultiviert. 1974 begann Jürg Saxer mit Neupflanzungen, seit 1991 werden die Trauben im neu erstellten Kellereigebäude vinifiziert und abgefüllt. Ein aktueller Blick auf den Rebhang der Familie Saxer. Die Löwenzahnblüte eben vorbei.
Weingut J. Saxer Mai 2008
Rund 60 000 Liter Wein produziert der Familienbetrieb jedes Jahr. Auch im Lohn für andere Betriebe. Mengenbeschränkung auf 500 bis 800 Gramm, je nach Sorte, sowie sorgfältige Arbeit im Rebberg und Keller sind auch hier Selbstverständlichkeiten. Die Weinbereitung liegt in den Händen der jungen Generation, Nadine Saxer und Stefan Gysel-Saxer, beide Oenologen. Ein Blick auf die Abfüllanlage bei meinem letzten Einkauf im Februar:

Abfüllanlage Saxer

2006 Œil de Perdrix von Jürg Saxer: Helle Lachsfarbe, saubere, fruchtige Beerennote, elegante Pinot Noir Aromatik. Endet auf einem sanften Honigton. Beim Zusammenstellen dieses Berichtes wurde ich gewahr, dass der Wein im Grand Prix du Vin Suisse 2007 vom Oktober den 1. Preis der Kategorie Rosé errungen hat. Das freut meine Nase, dass sie für einmal etwas schneller war, und ich mich rechtzeitig mit dem Wein eingedeckt habe, der 2006-er war im Februar ausverkauft.

Ein Beitrag zum Weinrallye 11: Rosé, diesen Monat vom Blog Nikos Weinwelten durchgeführt.

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Weinrallye 10: Chenin blanc

Leere Gläser
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Chenin blanc. Eine hier eher spätreifende Traubensorte, die in der Schweiz keine Tradition hat. Bis vor wenigen Jahren war deren Anbau sogar gänzlich verboten. Noch heute dürfen Neubepflanzungen nur unter vorgängiger Bewilligung vorgenommen werden. Wie ist es doch schön, in einem Staate leben zu dürfen, in welchem fleissige Beamte die Bürger vor dem Anbau und Konsum gesundheitsgefährdender Getränke bewahren. Im Ernst: der Staat wird wohl irgendwelche Überschussverwertungszahlungen leisten und sich darum ein Mitspracherecht bei der Sortenwahl ausbedungen haben.

Entsprechend mager und trostlos das Resultat bei meiner Weinsuche: Kein schweizerischer Chenin blanc aufzutreiben. Das innovative Weingut Les Balisiers im Kanton Genf Les Balisiers hat 2004 auf Lyra-Spalier 3,5 Hektaren mit Chenin Blanc bepflanzt. Die Weine sind offenbar immer noch im Stadium der Mikrovinifizierung und noch nicht im Handel. Ein anderes Weingut im Kanton Wallis ist ausverkauft. 

Ein kurzer und trockener Beitrag zum Weinrallye #10 – Chenin blanc, diesen Monat vom Blog originalverkorkt durchgeführt.

Wer sich als Konsument über die gesetzlichen Hürden des Weinbaus ein Bild machen will, darf sich am Weinbaugesetz des Kanton Wallis gütlich tun.

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Weinrallye 9: Alltagsweine

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Alltagsweine. Weine für den Alltag. Weine für alle Tage. Also auch für Sonn- und Feiertage. Weine die zu jedem, oder fast zu jedem Gericht passen. Ich kenne nur einen Wein, der das schafft: Champagner, der König aller Weine, wenn ich aus Fledermaus von J. Strauss richtig zitiere. Nur eben der Preis: halt doch kein Wein für alle Tage. Und zudem im Widerspruch zu meiner skurrilen Privatfehde gegen das Syndicat Général des Vignerons de la Champagne.  Mein Beitrag zum Weinrallye #9 -Alltagsweine, diesen Monat vom Blog Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Kess durchgeführt.

In einem Gelübde habe ich jedem Champagnergenuss abgeschworen, bis die kleine Schweizer Gemeinde Champagne wieder zu ihrem Recht kommt, ihre einfachen, stillen Weine weiterhin unter ihrem seit Jahrhunderten hergebrachten Namen verkaufen zu dürfen. Détails hier nachzulesen. Die 15 Flaschen Champagner, auf die ich pro Jahr verzichte, werden das Syndicat bei einer Jahresproduktion von über 300 Mio. Flaschen (2007) zwar kaum beeindrucken. Davon lasse ich mich aber nicht beirren.

Seither bin ich ruhelos auf der Suche nach valablem Ersatz. Bisher probierte Schweizer Schaumweine aus Chasselas, Pinot noir, Müller-Thurgau haben mich wenig überzeugt. Der bislang einzig gefallende, ein Räuschling, wird nicht mehr hergestellt.

Vor drei Wochen endlich der Durchbruch. Im jüngsten Schweizer Kanton Neuchâtel, bis 1857 preussisches Protektorat, liegt im Weindorf Cressier NE die Domaine Grillette, deren Weine schon in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts in den Luftschiffen der Zeppelin-Werft über den Ozean fuhren. Bis anhin habe ich von Grillet nur den ausgezeichneten Viognier gekannt, nun habe ich mir auch den Schaumwein angeschafft. Cressier habe ich zum ersten Mal besucht, die Richtung Neuchâtel liegende Ölraffinerie wirkt auf den vorbeifahrenden Besucher abweisend. Das Dorf ist aber durchaus eine Rast wert. Sehenswert das Schloss, das Maison Vallier und der alte Dorfkern. Und die Rebberge.

Der Ort

Schloss Cressier NE Blick in einen Clos
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Der Wein
Brut absolu der Domaine Le Grillette aus Cressier NE. Ein Schaumwein nach traditioneller Methode in Flaschengärung hergestellt. Eine Assemblage aus 70% Pinot noir und 30% Chardonnay. Helles zitronengelb, zu Beginn verhaltene Nase, aufgrund des Verzichts auf die dosage wunderbar trocken, wie man das bei (billigem) Champagner kaum findet, sehr reintönig und elegant, feine Perlage, Zitrusfrüchte, mineralischer Abgang. Gewiss kein Bollinger Grand Cuvée aber (von mir) blind kaum von einem guten Champagner zu unterscheiden. Ich lasse einen Rest im Glase stehen: nach 2 Stunden immer noch ein trinkbarer, sauberer Grundwein. Diesen Test besteht nicht jeder Champagner. Drum hab ich für das Titelfoto meine Staatsempfangsgläser (mit den hohenlohischen Leoparden) aus dem Speicher hervorgeholt.

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Der Keller

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Der Tabernakel ?

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Der Preis
Im Bereich eines billigen Markenchampagners im Ramschangebot. Also fast alltagstauglich. Sagen wir mal jeden dritten Tag. Die Differenz kompensieren wir zwei Tage lang mit Mineralwasser.

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Weinrallye 8: Etikettentrinker – alles fürs Auge

Eiswein Balthasar

weinrallye_200Holt sie hervor, Eure schönsten Flaschen, so der Aufruf an alle Etikettentrinker, ein Ruf, dem ich ausnahmsweise nicht widerstehen konnte. Aufrufen tut Iris, vom französischen Weingut Lisson. Sie ist Gastgeberin des achten Weinrallyes, das wenn ich richtig gelesen habe, vom Winzerblog organisiert wird.
Als Augenmensch habe ich eine Schwäche für schöne Flaschen, schöne Etiketten und Anderes mehr. Wenn ich denn eine besondere Flasche Wein entdecke, kann ich meist nicht widerstehen, obwohl sich mein Weingeschmack längstens verfestigt hat und ich ausser Bordeaux und deutschen Rieslingen…und einigen Schweizer Weinen… die italienischen nicht zu vergessen… portugiesische und spanische sind auch dabei… und vielleicht noch Argentinien und Chile… grundsätzlich keine andern Weine mehr trinke. Weinrallye 8: Etikettentrinker – alles fürs Auge weiterlesen