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Weinrallye 27: Tankstopp

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Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Weine von der Tankstelle. Der event ausgerichtet vom Winzerblog.

Als Vielfahrer bin ich häufig Besucher von Tankstellenshops, aber nur, weil sich ebenda die Kasse für den benzindurstigen Mäxle befindet.

So habe ich mich für einmal in die Schlange vergesslicher Hausfrauen, jugendlicher Alcopop-Konsumenten, Zeitschriftenkäufer, Kaugummikauer und Stehkaffeetrinker gesellt und mir eine (eine) Flasche Wein ausgesucht. Kein Benzin. Zu sehen gab es eine eher niederpreisige Selektion des Mutterhauses der Tankstelle, der COOP, dem grössten Weinhändler der Schweiz. Und was entdecke ich da auf dem Gestell ? Den unvermeidlichen, eher teuren Eidechsly-Wy (Aigle les Murailles von Henri Badoux) mit der (wirklich) zauberhaften Kult-Etikette einer Eidechse, die sich an einer heissen Trockenmauer räkelt. Er stammt aus einer der steilsten Lagen im Chablais. Auf meinem Bild ist der clos des murailles Rebberg im Hintergrund des Schlosses Aigle sichtbar.

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Der Name Chablais stammt vom lateinischen „caput lacûs“ (Kopf des Sees) ab. Das Gebiet liegt oberhalb der Einmündung der Rhone in den Genfersee, von Villeneuve bis hinauf in die Felsenschlucht von Lavey. Eidechsly-Wy, Aigle les murailles, wurde durch geschicktes Marketing in der Schweiz derart bekannt, dass ihn heute jeder (ältere) Deutschschweizer kennt, und der Wein in fast jedem Restaurant erhältlich ist. Seit langem gehört er auch zur Ausstattung Schweizer Botschaften im Ausland. Wie es kommt, dass bei gegebener Parzellengrösse des murailles Weinbergs die stark gestiegene Nachfrage immer locker befriedigt werden kann, wundert mich, da müsste man den Produzenten befragen. Wie immer auch, dieses Aushängeschild der Schweiz ist längst zur etablierten Marke geworden. Kein schlechter Wein, gewiss nicht. Für meinen Gaumen war jedoch lange Jahre zu flach, zu kurz, der biologische Säureabbau dem Durchschnittsgeschmack der Konsumenten angepasst, die keine sauren Weine mögen. Gutedel/Chasselas würde auch etwas mehr Säure vertragen und dabei besser altern.

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Motorenöl und Wein
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Bier und Wein

 

Clos les Murailles, Henri Badoux, Aigle, 2008:

Ich habe den Wein seit etwa 20 Jahren nicht mehr getrunken und war überrascht, wie frisch und gut sich der Jahrgang präsentiert. Zartgelbe, helle Farbe, typische, reine Chasselasfrucht, spritzige Kohlensäure, leicht mineralischer Feuersteingeschmack, wohl vom Alpenschiefer herrührend, mild, ausgewogen, sauber vinifiziert, in der Schweiz sagt man dazu: süffig. Eine andere Stimme hiezu unter:  Gutedel mal richtig edel
Preis: Franken 21.- im Tankstellenshop, etwa 20 Franken im Fachgeschäft, 17.50 beim Discounter.

Zu diesem Wein könnte man durchaus meine Seezungenstreifen mit Basilikumnudeln geniessen, die ich heute gepostet habe.

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geniessen, die ich heute gepostet habe.

 

Weinrallye 26: Tipps vom Weinhändler

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Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Tipps vom Weinhändler. Der event ausgerichtet von gotorio

 

Tipps vom Weinhändler ? Der Titel reizt mich zum Lachen. Er weckt in mir die Erinnerung an einen Besuch bei einem bekannten Schweizer Weinhändler vor etwa 30 Jahren. Der Weinhändler, ein distinguierter Herr, empfing mich auf Voranmeldung in seinem Weinkontor, an seinem Direktionspult sitzend. Ich störte ihn sichtlich an der Vorbereitung der Neuausgabe seines jährlich erscheinenden, kunstledergebundenen Weinkataloges. Unwillig gab er mir Auskunft. Gewährte mir aber dennoch die Gnade, meine lächerlichen vier Dutzend Flaschen als Bestellung zu notieren.

Nun gibt es allein in der Schweiz gegen 2500 registrierte Weinhändler, aber ich kenne inzwischen keinen einzigen mehr. Gehe ich in ein Weinfachgeschäft, werde ich zumeist von unerfahrenen Angestellten bedient, die mir bestenfalls die Ohren voll schwafeln mit Weinbeschreibungen, die sie kurz zuvor auf der rückseitigen Etikette abgelesen haben. Weinhändler ? Habe ich in den Weinfachgeschäften meines Umfeldes kaum mehr gesehen. Die glänzen durch Abwesenheit. Zählen ihr Geld, leben auf ihrem Weingut in Südfrankreich oder kämpfen anderwso ums überleben. Längst ist der Boom im Weinmarkt vorbei, der Absatz stockt, schwer lasten die überteuerten Weine der letzten Jahrgänge in den Kellern. Ich weiss, ich übertreibe etwas, irgendwo wird es ihn noch geben, den engagierten, sachkundigen Weinhändler, der aus Lust und Freude am Wein sein Geschäft im Alleingang betreibt. Doch wo ?

Im Ernst, postmailings und das Internet sind erfunden, ich kriege mein Informationen seit Jahren von ein paar wenigen, ausgesuchten Unternehmen, die meine bevorzugten Weine im Sortiment führen. Durch die langjährigen Beziehungen mit meinen Lieferanten weiss ich, zu welchem Stellenwert ich die Anpreisungen meiner Weinhändler einschätzen muss. Spricht mich eines der Angebote an, bestelle ich eine Kleinmenge, meist 3-6 Flaschen. Diesen Wein degustiere ich zuhause in aller Ruhe, zu verschiedenen Gelegenheiten. Niemand sitzt mir im Genick, niemand schwätzt mir den Kopf voll mit überflüssigen Fachtermini. Nach spätestens der zweiten, dritten Flasche innerhalb ebensovieler Wochen, weiss ich woran ich mit dem Wein bin. Klar, dass ich mit diesem Selektionsverfahren auch Einkäufe tätige, die mir letztlich weniger zusagen oder schlimmer, dass ein Wein bis dahin ausverkauft ist. Mein Risiko.

Als Beispiel meiner Selektion nehme ich ein Angebot eines der heute grösseren Schweizer Händler, Gerstl Weinselektionen. Als ich meine ersten Bestellungen aufgab, war das ein kleiner 2-4 Personenbetrieb, heute gehört er unter die Fittiche der Badaracco S.A. Diese hat sich mit dem weltweiten Handel gelagerter Spitzenweine einen Namen gemacht, gehört ihrerseits seit 2001 der in Hong Kong basierten A.S. Watson’s, einem von Fruchttsaft über Beauty bis Elektronik tätigen, chinesischen (!) Mischkonzern. Gewiss nicht zu meiner Freude, aber so stehen die Dinge.

Der im Angebot aufgeführte 2007 Peissy blanc, Peissy AOC (gelegen im Genfer Hinterland) hat mich interessiert. Über den Winzer Jean-Pierre Pellegrin und seine Domaine Grand‘ Cour habe ich andernorts schon mehrfach lobende Rezensionen gelesen.

Der Wein ist eine Assemblage aus:
Pinot Auxerrois 45%, Pinot blanc 45% und Pinot gris 10%
Im Prospekt wird er beschrieben mit:
Zartduftende Aromatik, weisse Blüten, ein Hauch von exotischer Frucht, verführerisch. Sehr milder Auftakt, ganz klar, wenig Säure, dafür sehr rund und harmonisch, ein absoluter Schmeichler im Gaumen, anregende Aromatik, feinster Wein. 16/20

Dem habe ich nichts beizufügen, abgesehen davon, dass ich nicht weiss, wie sich der Geruch von weissen und farbigen Blüten unterscheidet, war das eine sachliche Information. Mehr will ich nicht von meinem Weinhändler.

Zum Wein habe ich heute ein leichtes, kaltes Gericht zubereitet: Panzanella 2009, Toskanischer Brotsalat.

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Weinrallye 25: Wein in Literatur und Film

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Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Wein in Literatur und Film. Der event, der offensichtlich doch weitergeführt wird, ausgerichtet vom Weingut Steffens-Kess

Acht berühmte Romane der Weltliteratur habe ich mir elektronisch vorgenommen. Mein Dank an Projekt Gutenberg. Aus jedem der Werke habe ich einen oder zwei Sätze extrahiert, die das Wort „Chambertin“ enthalten, und diese 8 Sätze in eine (beinahe) beliebige Reihenfolge gestellt. Entstanden ist in bester Readers Digest Manier ein neuer Kurz-Roman: Mein Name sei Chambertin. Noch ohne ISBN-Nummer.

Allein der Nachfolger des Vaters Marteau hat ihm eine Fasanpastete statt einer Hühnerpastete, und Wein von Chambertin statt Wein von Macon versprochen. [Alexandre Dumas, Zwanzig Jahre nachher]

Der Gesandte blieb ruhig und kalt wie ein Engländer; er schenkte ihm ein Glas Chambertin ein, und der Halunke leerte es auf seine Gesundheit. [Giacomo Casanova, Erinnerungen, Band 2]

Er vertilgte beträchtliche Mengen Fleisch, Gemüse, Salat, Kompott und Mehlspeise, trank eine für ihn warmgestellte Flasche Chambertin leer und reichte bisweilen unter Pias stiller Mißbilligung, die für die Sauberkeit des Teppichs fürchtete, seinem Hündchen einen Bissen hinab. [Jakob Wassermann, Laudin und die Seinen]

Ein Schweigen trat ein. Der Diener reichte gebratene Rebhühner herum, während die Kammerfrau Chambertin eingoß. [Emile Zola, Germinal]

»Aber,« sagte ich zu ihr, »nur unter der Bedingung, daß du mir ein ganz einfaches Essen gibst mit einer einzigen Flasche Chambertin; denn du bist nicht reich.« »Das weiß ich wohl, mein lieber Freund; aber Mama hat mir gesagt, Sie werden alles bezahlen.« [Giacomo Casanova, Erinnerungen, Band 3]

Lizzi trank, ehe noch der Fisch kam, zwei Gläser von dem feurigen Chambertin ziemlich rasch hintereinander aus. Davon wurde ihr alsbald so warm, daß sie ihren Mantel auszog. [Ernst von Wolzogen, Die Erbschleicherinnen]

Puh, Frau Wirthin – das Zeug ist sauer wie Essig! Haben Sie keinen Burgunder, Volnay oder Chambertin? aber unvermischt, der Preis ist gleichgültig!« [John Retcliffe, Magenta und Solferino],

»Meine lieben jungen Freunde, so scheidet man aber nicht von mir. Ich trinke jeden Abend vor dem Schlafengehen meine Flasche Chambertin, das ist für mich eine Kur. Sie müssen mir dabei Gesellschaft leisten, und jeder muß seine Flasche leeren.« [Nicolas Edmond Rétif de la Bretonne, Zeitgenössinnen]

Genug gelitten, fehlt bloss noch der Chambertin. Natürlich keine ordinäre appelation village. Ein Grand cru solls schon sein. Fehlanzeige in meinem Keller. Wer hat meinen Chambertin ausgetrunken ? Die Flaschen, die ich im Handel gefunden habe, waren alle viel zu jung, andere viel zu teuer. In meinem Keller bin ich dennoch auf eine „preisgünstige“ Alternative gestossen: meine letzte Flasche Clos Vougeot 1994, Domaine Leroy.  Drei Gemeinden südlicher in der Côte d’Or gelegen. Ebenso berühmt. d.h. nicht ganz so berühmt, darüber gibt es nur zwei Einträge bei Gutenberg, der eine davon eine Reisebericht von Kurt Tucholski über die alljährliche Versteigerung der Weine in Beaune Unter anderem in den Pyrenäen.

Mein Wein: Clos Vougeot 1994, Domaine Leroy, Madame Bize-Leroy
Helles Granat mit einem Anflug von Bernstein. Edles, fruchtig-würziges Bukett, im Gaumen würzig, Cassisfrucht mit perfekt eingebundenen, seidenen Tanninen. Eine Meisterleistung in einem schwierigen Jahr. Trotzdem hätte ich den Wein wohl besser rechtzeitig an einer Auktion verkauft. Dazu habe ich Fastfood Käsegipfel gebacken. Wenn der Wein (zu) teuer ist, muss man ja irgendwo sparen.

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Weinrallye 23: Winzerinnen-Wein

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[das ist ein noch vor dem Unfall von Frau L. aufbereiteter Beitrag, meine aktive Blogtätigkeit ist derzeit vorübergehend stark reduziert]

Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Weine von Winzerinnen. Der event, der diesmal leider zum letzten Male stattfindet, ausgerichtet von der Vollblutwinzerin Iris vom Weingut Lisson.

Lieber hätte ich eine Flasche von Iris geöffnet, das ging mangels Flasche nicht, so wurde es eine Flasche der Merlotcuvée Balin von Anna Barbara von der Crone aus dem Tessin. Und das war kein schlechter Griff ins Weinregal.

Nach dem Studium der Agronomie an der eidgenössischen technischen Hochschule in Zürich zogen Anna Barbara von der Crone und ihr Mann Ueli Kopp 1994 ins Tessin. Im Mendrisiotto (Gorla) und dem Sopraceneri (Sementina) begannen sie ihre zugekauften Rebparzellen zu bewirtschaften. Ihr erster Jahrgang war der 1995-er. Nach zwei, drei Jahren durften sie sich bereits unter die Tessiner Spitzenwinzer einreihen.
Aber es kam alles anders. Ihr Mann wurde 2002 auf einer Bergtour durch eine Lawine getötet und Anna Barbara von der Crone war mit ihren vier Kindern auf sich alleine gestellt. Allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz machte sie weiter, unterstützt von Familie und Freunden. Setzte auf die Fortführung des Weinbaus. Ein Winzerkollege, Paolo Visini, der eben seine Weinfachausbildung an der ZHAW in Wädenswil abgeschlossen und im Tessin in der Nähe zwei kleine, gepachtete Parzellen bewirtschaftete, unterstützte sie in ihrem Vorhaben. Daraus ist erst eine berufliche Partnerschaft hervorgegangen, später wurden die beiden Weingüter zusammengelegt, und mittlerweile ist daraus eine private Partnerschaft entstanden. Fast ein Märchen.

Heute werden 8 ha Rebland kultiviert, verteilt auf Parzellen an 4 Orten. Hauptsorte ist der Merlot, daneben etwas Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec sowie Arinarnoa, eine Kreuzung zwischen Merlot und Petit Verdot, die in Assemblagen Verwendung findet. In den kühleren, höheren Lagen werden weisse Sorten angebaut Viognier, der Sauvignon blanc, Arneis und Kerner.

Mein Wein: Balin 2006, Cantina Kopp von der Crone Visini, 6917 Barbengo.
Traubensorten: 95% Merlot, 5% Arinarnoa und Cabernet Sauvignon.
Ausbau: Gärung und lange Maischenstandzeit in Edelstahltanks, gesteuerte Temperaturkontrolle. Ausbau und Reifung in Barriques für 16 Monate.

Kräftiges Rubinrot, etwas hellerer Rand. Rote Früchte in der Nase, dazu ein überwältigendes Sommerbukett von Blüten. Im Gaumen kräftig, aromatisch, wiederum rote Beeren, Schokolade, Rauch, samtenes Tannin, lang anhaltendes Finale. Für mich die schweizerische Entsprechung des sexy Pomerols La Conseillante aus dem Bordelais. Bloss günstiger.

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Entgegen meiner Gewohnheit habe ich kein Gericht dazu gekocht. Aufgrund der Empfehlung einer NZZ-Degustation Schweizer Weine mit passenden Käsesorten haben wir den Wein zu einem unserer Lieblingskäse, einem mittelreifen Sbrinz, 24 Monate, und selbstgebackenem Basler Brot, 2-te Auflage hier gehts zum Rezept genossen. Mehr Zutaten braucht es nicht für ein märchenhaftes, kulinarisches Vergnügen.

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Weinrallye 22: Regionale Spezialitäten

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weinrallye_200 Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Regionale Spezialitäten – Egal ob Milch, Schnaps oder Wein. Der event diesmal ausgerichtet durch den Rallyegründer Thomas vom Winzerblog

Im Jurabogen wird eine seltene, kleine (nur etwa 2 cm lange !), rote, süsse Pflaume angebaut, aus der ein Schnaps gebrannt wird, dessen Geschmack und Feinheit unter hiesigen Feinschmeckern berühmt sind. Die Damassine, die der Legende nach aus Damaskus in Syrien stammen soll.

Erstmals erwähnt werden die Damassines in dem Apicius zugeschriebenen Kochbuch aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Vermutlich wurden die Damassines von den Römern aus dem Gebiet des heutigen Syriens via Italien von Süden her über Europa verbreitet. Vielleicht sind es aber auch erst heimkehrende Kreuzritter 1000 Jahre später gewesen. In der kalkhaltigen Erde des Jurabogens gedeihen sie jedenfalls gut, in der Schweiz werden sie in der Ajoie im Kanton Jura, im Berner Jura und im Kanton Neuenburg angebaut.  Man lässt sie am Baum ausreifen, bis sie von selbst herunterfallen und erliest sie dann. Der feine Wildpflaumen-Geschmack des Destillats mit einem Hauch Bittermandel liess die Nachfrage nach diesem Brand in den letzten Jahren stark ansteigen. Entsprechend hoch sind die Preise. 2007 hat der Kanton Jura eine AOC für den Brand erlangt, der die Produzenten der andern Kantone mächtig verärgert hat. Juristisch ist die Sache noch offen. Mehr zu Dammassines im Schweizer Schnapsforum

In meinem Juragärtchen steht ein verlottertes Pflaumenbäumchen, eher eine Baumruine, d.h. der Baum steht 40 cm ausserhalb der Grundstücksgrenze. Die Früchtchen fallen im Herbst einfach runter und die Wespen entsorgen sie. Viele sind es nicht, zwei drei Dutzend Pfläumchen, oft gar keine. Erst jetzt, wo ich mich mit diesem Beitrag befasse, mir viele Farbbilder der Früchte angeschaut habe, bin ich mir gewahr geworden, dass es sich bei „meinem“ Fallobst um Damassines handeln muss. Im Herbst, falls er trägt, werde ich mich der Ernte annehmen. Im Weiler gibts es noch weitere 30 Bäume, deren Früchte von einem Selbstdestillierer zu einem rustikalen Brand verarbeitet werden. In der nahen Ajoje stehen die grossen Pflanzungen. Im Jura werden insgesamt je nach Jahr bis zu 10’000 Liter des Brandes erzeugt. Da bleibt für den Export nicht mehr viel übrig.

Die Flasche, die ich zuhause geöffnet habe, stammt von J.P. Mürset, einem Weinproduzenten der die Damassine seit bald 20 Jahren in grösserem Stil in Le Landeron (NE) anpflanzt und destilliert. Der Schnaps wird heute unter dem Namen Damscino verkauft. Schmeckt wunderbar intensiv nach Dörrpflaumen, etwas Zimt, Spur Bittermandel, im langen Abgang ein Hintergrund nach Heu. Wie er sich vergleicht mit einem konventionellen Pflaumenschnaps weiss ich nicht, da ich harte Spirituosen kaum trinke.

Gekocht habe ich daraus ein Soufflé glacé à la damassine, also eine Eisparfait in soufflée-förmchen mit einem wunderbaren Geschmack nach dem Damassineschnaps.

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Weinrallye 21: Riesling aus Spitzenlagen

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weinrallye_200 Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Thema: Die Königin der Reben – Deutscher Riesling aus Spitzenlagen. Der event diesmal ausgerichtet durch Lars von schreiberswein.

Königin oder König ?  Je nach Präferenz wird Riesling als Königin der Reben, aber auch als „König der Weine“ gepriesen. Weder bürgerlichen Einheiraten noch Mesaillancen und daraus entstandenen Bastarden ist je gelungen, die royale Hierarchie ins Wanken zu bringen. Vergessen die Zeiten, in denen nachgesüsste Massenweine den Ruf der Spitzensorte beinahe ruinierten. Versandet die Bemühungen, die Rieslingtraube durch unbedeutende Neuzüchtungen ersetzen zu wollen. Abgewehrt die Attacken der blaublütigen Konkurrenz der Fürstenhäuser de Chardonnayde Pinot gris und de Pinot blanc. Deutscher Riesling hat seinen Platz unter den führenden Weissweinen der Welt, den er vor 100 Jahren inne hatte, längst wieder gefunden. Sogar die Schweizer mausern sich langsam zu späten Liebhabern dieser Weine. Der royale Thron der Rieslinge steht fester denn je.

Berühmte Lagen, erste Lagen, große Lagen wurden in der Ausschreibung des events verlangt. Für mich eine Verpflichtung, im Keller tief nach unten zu  langen. Dort unten liegen meine Hochgewächse. Fündig bin ich geworden in den Kartons des Weingutes Robert Weil. Preislich bestimmt hoch genug gewachsen. Diese Weine erlaube ich mir nicht als Essensbegleiter, sondern einfach so, ähm, gelegentlich, in einer ruhigen Stunde ohne Störungen. Da Frau L. nicht gerne süsse Weine trinkt, bin ich im Hause L. Alleinliebhaber dieser Provenienzen 🙂  Und weil mir der event gefällt, öffne ich gleich eine kleine Vertikale mit Spätlesen der Jahrgänge 2003, 2004 und 2005 aus der Einzellage Kiedricher Gräfenberg.

Diese Lage ergibt fast Jahr für Jahr elegante, fruchtbetonte Weine mit einer berückenden Balance von Säure, Extrakt und Süsse. Über die Geschichte der Lage kann man sich hier orientieren.

Riesling Kiedricher Gräfenberg

Meine Flaschen:

Alle 3 Weine klar, der 03-er etwas heller als die jüngeren Jahrgänge. In der Nase elegante Frische, Zitrusfrucht, Pfirsich, keine Botrytis, im Gaumen Aromenfülle, saftig. Trotz unterschiedlicher Säuregehalte sind alle 3 Weine perfekt balanciert, würzige Mineralität, langer Nachhall. Erstaunlich auf welch hohem Niveau sich die Weine dieser unterschiedlichen Jahre bewegen.

2005 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Viel Extrakt, enorm konzentriert, eher eine Auslese, dennoch leicht und elegant.

2004 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Gegenüber dem 03-er und 05-er eine frisch hervortretende Säure, aber dennoch perfekt im Gleichgewicht.

2003 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Totz des heissen Jahres genügend Säure, insgesamt etwas verhaltener als die folgenden beiden Jahren.

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Weinrallye 20: Wein zum Fisch und Fisch zum Wein

Stellprobe bei -5°C im Schnee
Stellprobe bei -5°C im Schnee

weinrallye_200 Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Thema: Wein zum Fisch, alles, nur keine trockenen, weissen Weine sind zugelassen. Der event diesmal ausgerichtet durch Wolf von Hausmannskost.

Der ganze Wolfsbarsch war eingekauft, als Wein hatte ich einen roten Tessiner Merlot vorgesehen. Doch kam alles anders. Die in einer andern Wohnung des Hauses derzeit tätigen Handwerker übten sich schon frühmorgens in lärmendem Wettstreit ihrer Betonschleifmaschinen, so dass wir einmal mehr spontan unser Bündelchen samt Fisch und Zutaten packen mussten: ab ins Wochenendhaus. Darin hat es nur eine winzige Kombüse, darum habe ich den Fisch filetiert, die Abfälle holten sich hungrige Raben.

Beim mise en place die Ernüchterung: der Wein ? Wo ist der Wein ? In der Eile des Aufbruchs vergessen. Im kleinen Keller des Häuschens, der gleichzeitig als Garage dient, fand sich dann noch eine Notflasche, ein St. Estèphe, Le Boscq, 1998, sozusagen mein Garagen-wein aus einer kernigen Appellation, die ich wachen Sinnes nie mit meinem Fisch kombiniert hätte. Aber Fantasie haben heisst nicht, sich etwas auszudenken, sondern aus vorhandenen Dingen etwas zu machen. Also habe ich aus den greifbaren Zutaten einen rustikalen Fisch zubereitet, der Le Bosq dankte es mit Entgegenkommen: dunkles Granat, schokoladige, breite, lang anhaltende Aromatik, weiche, burgundische Tannine. Eine geglückte mariage des cru bourgeois mit dem bourgeois zubereiteten Fisch. Dass der Fisch beim servieren in Brüche ging, liegt an der Hektik: Kochen-warme-Jacke-anziehen-Fisch-ohne-Fischpalette-umladen-Teller-im-Schnee-deponieren-zurück-ins-Haus-Fotoapparat-holen-klicken. Wintersport.

Leicht lädierter Wolfsbarsch an Olivenöl-Kalbsfond-Mixtur
Leicht lädierter Wolfsbarsch an Olivenöl-Kalbsfond-Mixtur

Zutaten
ein Wolfsbarsch, filetiert
natives Olivenöl, extra
4 Elf. konzentrierter Kalbsfond oder guter, klarer Bratenfond
Salz, Pfeffer

Fisch im Schnee
Fisch im Schnee
Pak Choy am anbraten
Pak Choy am anbraten

Zubereitung
(1) etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Wolfsbarschfilets auf der Hautseite in die Pfanne legen. Sobald die Ränder hell werden, vom Feuer ziehen und auf eine Holzbrett legen, Filets umdrehen, Deckel drauf und 3 Minuten liegen lassen. Salzen, Pfeffern.
(2) In einem separaten Pfännchen den Kalbsfond mit dem Olivenöl leicht erwärmen und etwas schütteln, damit der Fonds heterogene, fleckige Augen im Öl bildet. Auf keinen Fall eine homogene Sauce mixen wollen, im Ernst !
(3) Mixtur auf die Teller verteilen, Fisch drauflegen.

Anmerkung
Danke an Bolli für die Anregung, einmal etwas mit Wolfsbarsch zu machen (sorry weil mit Sauce). Hingegen ist dies kein Beitrag für den von kulinaria katastophalia vorweggenommenen Fotoklecksevent CXII, für die Kleckse auf meinem Teller habe ich mich mächtig ins Zeug gelegt, jeder ist sorgfältig arrangiert. Der Pak Choy war übrigens 8 Minuten im Dampfsieb vorgegart, danach in Olivenöl angebraten, zusammen mit schwarzen Oliven, Knoblauch und Peperoncino.

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Weinrallye 19: Gespritete Weine und Zabaglione al Marsala

Vecchio Samperi 20 Jahre und Marsala Riserva 10 Jahre
Vecchio Samperi 20 Jahre und Marsala Riserva 10 Jahre

weinrallye_200 Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Gespritete Weine, also Portweine, Sherry, Madeira, Malaga, Marsala und Co.. Der event diesmal ausgerichtet durch Vinissimus

Mein Lagerbestand an gespriteten Weinen ist klein. Etwa 20 Flaschen wirklich gute Portweine, eher jüngere Provenienzen ab 1991. Daneben 4 Flaschen guten Madeira, der aber nur für Kochzwecke eingesetzt wird und etwa 10 Flaschen Marsala in drei Qualitäten. Als Kochblog liegt mir der Marsala sehr nahe, der wird in der Küche oft gebraucht, eigenartigerweise ab selten getrunken. Gelegenheit das mal nachzuholen:

Meine Marsala Hausmarke stammt schon seit Jahren von Marco de Bartoli. Er hat in Sizilien in den achtziger Jahren eine kleine Renaissance der klassischen, trockenen, ungespriteten Marsala bewirkt.  De Bartoli keltert seinen Vecchio Samperi aus eigenen Trauben und lässt ihn lange im Solerasystem in Eichenfässern verschiedener Grösse reifen, ohne Zusatz von Traubenmost und Alkohol. Die für den Samperi verwendete Traubensorte Grillo erreicht bei einer strikten Ertragsbeschränkung auf ca. 300g/m2 einen natürlichen Alkoholgehalt von rund 15-16%. Er ist trocken wie ein entsprechender Sherry, aber mit mehr Substanz, ein Gewürzspeicher von Aromen, Dörrfrüchten, Nüssen, pfeffrig, elegant, aber leider auch teuer, etwa wie ein hochklassiger Portwein. Der Gesetzgeber anerkennt den Vecchio Samperi nicht als Marsala. Marsala darf sich nur nennen, was mit gespritetem Traubenmost aufgezuckert worden ist. Auch de Bartoli kann sich der Tatsache nicht verschliessen, dass für seinen Edelnektar kaum ein Markt existiert. Neben dem Samperi produziert de Bartoli deshalb auch leichter verständliche Marsala superiore in verschiedenen Altersabstufungen. Auch diese zum Teil sündhaft teuer, aber gut. Den probiere ich heute aus dem Glas und mache zudem noch ein Dessert draus

Marco de Bartoli: Marsala superiori 10 anni
Bernsteinfarben, Nuss, Rosinen, im Gaumen wiederum nussig, Dörraprikosen, harmonische, leichte Süsse, aber eher auf der trockenen Seite, keineswegs klebrig, lang anhaltend. So darf ein Marsala schmecken.

Zabaglione al Marsala 2_2009 01 11_7582

Zabaglione al Marsala

wenn man dazu einen Marsala bester Qualität verwendet, darf gestrost auf Zusätze wie Vanille, Orange, Schokolade etc., mit denen Jungköche den Zabaglione gerne aufplustern, verzichtet werden

Zutaten
für 2 Portionen (weniger geht nicht gut)
2 Eigelb
25 g Zucker
0.5-1 dl trockener Marsala, Menge je nachdem ob man den Zabaglione flüssiger oder fester mag

Zubereitung
Eigelb und Zucker in einem runden Topf (Einsatz für Bain-marie) schaumig schlagen. Marsala zugeben, den Topf in ein heisses Wasserbad stellen, Temperatur kurz vor dem Kochpunkt, ca. 90°C, und sofort und ohne Unterlass mit dem Schwingbesen von Hand schlagen und aufschäumen. Anfänglich langsamer, am Schluss kräftig. Mindestens 10 Minuten oder bis der Arm abfällt. In einem vorgewärmten Glas sofort servieren. Der elektrische Rührbesen muss pausieren.

Weitere Rezepte mit Marsala:


Saltimbocca Romana No. 1201

Involtini di Radicchio
Lasagne ai funghi porcini
Mezza Melone con Marsala

Schlagen, Schlagen, Schlagen
Schlagen, Schlagen, Schlagen

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Weinrallye 18: Sekt zum Advent, Weihnachten und Silvester

Rieslingsekt Solter 2005
Rieslingsekt Solter 2005

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Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Heutiges Thema: Präsentiert eure Lieblings-Sekte zum Advent, Weihnachten und Silvester. Der event diesmal ausgerichtet durch Nikos Weinwelten

Mein Lieblingsschaumwein kommt aus der Schweiz. Damit wäre ich aber schon disqualifiziert. Deutscher Sekt soll es sein. In der Schweiz auf die Schnelle einen guten deutschen Sekt zu bekommen, ist nicht so einfach. Vier Läden habe ich in Basel abgeklappert. Exemplarisch dazu der Besuch in der Weinabteilung unseres Edelwarenhauses:

Deutscher Sekt ?
Haben wir doch, bitte hier: Bollinger, Klicko, Roederer.
Ich meine nicht Champagner, ich meine deutschen Sekt.
Mitleidiges Lächeln. Verweis auf die Bücketage.
Ich bücke mich, Bücken stärkt die Rückenmuskulatur des Kunden, sehe dort aber nur Prosecco und Cava.
Das ist aber kein deutscher Sekt.
Deutscher was? Haben wir nicht.
Beim Grossverteiler immerhin das Käppchen der Gebrüder Grimm und österreichischer Hochadel, den ich schon im Geschichtsbuch auf dem Wiener Kongress tanzen sah. Muss nicht sein. Gestern hatten wir Sauerkraut, da hätte ich Degustationsreste noch nutzbringend entsorgen können.
Kurz: Der Schweizer Markt ist im niederpreisigen Segment mit Prosecco und Cava gesättigt, nicht nur übersättigt, nein, überflutet. Kein Platz für deutschen Sekt.

Samstag Nachmittag. Letzter Versuch, im Weinladen der genossenschaftlichen Bezirkskellerei Markgräflerland im hintersten Kleinbasel am Bosporus doch noch fündig zu werden. Aus einer kleinen Auswahl greife ich mir den Solter Riesling brut 2005 aus dem Regal. Teilnahme gerettet. Im Fundes des Geschirrschrankes fanden sich für den Fototermin sogar noch Dessertkelche, damit die chose einen verruchten Anstrich erhält.

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Solter Brut Rheingau Riesling Sekt b.A. 2005 (sfr 20.30)

klares hellgelb, saubere Zitrusnoten in der Nase, im Gaumen herbe Agrumen, vor allem Grapefruit, feine Perlage, die sonst gerne dominierende Rieslingsäure zurückgebunden. Ein erfreulicher Zufallsfund. Meine Ansicht, dass sich aus einem ordentlichen Rieslinggrundwein ein Schaumwein gewinnen lässt, der vergleichbare Chardonnayqualitäten locker hinter sich lässt, fand ich wieder einmal bestätigt. Sollen die Franzosen die Anbauflächen der Champagne ruhig auf Maisäcker ausdehnen.

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Weinrallye 17: Weine der letzten EU-Beitrittsländer

Melnik uniqato Damianitza 2001
Melnik uniqato Damianitza 2001

weinrallye_200

Heute ist wieder Weinrallye, ein Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Das neue Thema: Ein Wein aus einem der letzten EU-Beitrittsländer. Der event diesmal ausgerichtet durch Svetlana von myexperience4u.

Kein Schweizer Wein. Ein Wein aus Regionen, von denen ich noch nie etwas gekostet habe. Als erstes habe ich die üblichen Billig-Discounter abgeklappert. Fehlanzeige. Die alten EU-Mitglieder besetzen die Regale. Bei den ersten drei Weinhändlern wiederum nichts. Via Internet bin ich beim Weinhändler meines ehemaligen Vertrauens doch noch fündig geworden. Ein Rotwein aus Bulgarien. Der gewünschte Merlot (auf fremdem Gelände orientiert man sich gerne an Vertrautem) war nicht mehr erhältlich, einzig ein paar Flaschen Melnik waren noch vorhanden. Der Verkäufer sichtlich froh, dass er mir gleich zwei der beharrlich an Lager liegenden Flaschen verkaufen durfte. Kein gutes Omen. Folgejahrgänge nicht mehr vorhanden, das konnte ja lustig werden.

Eine Recherche im Internet orientierte mich über die Rebsorte: die autochthone Shiroka Melnishka Loza, kurz Melnik, nach der im Süden Bulgariens liegenden Weinhauptstadt Melnik benannt, die nur ein paar Kilometer entfernt von der Grenze zu Griechenland liegt. Die Gegend liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die Toskana und Bordeaux und weist somit ähnlich gute klimatische Voraussetzungen auf für den Weinbau. Der Südwesten Bulgariens kann auf eine lange Weinbautradition zurückblicken, Weinbau wurde schon in Zeiten der Thraker betrieben.

Die Weinkellerei Damianitza, 1940 gegründet, in kommunistischer Zeit der Massenproduktion verpflichtet, wurde gleich nach der Übernahme durch Philip Harmandjiev mit finanzieller Unterstützung eines Fonds der Europäischen Bank für Wiederaufbau modernisiert.

2001 Melnik aus der uniqato-Linie der Damianitza Winery: Gemäss Etikett: 13% Alkohol, 10 Monate in bulgarischen und französischen Eiche gelagert:  dunkles Rubin mit Purpurschimmer -erstes Staunen, ich hatte braun erwartet-, opulente, weiche, konfitürenfruchtige Nase, Kirschen, Pflaumen, Holunderbeeren. Im Gaumen Dörrfrüchte, weiche Tannine, Gewürze, breit. Mich erinnert der Wein ein wenig an eine Assemblage aus einem guten argentinischen Malbec, Morellino di Scansano und einem Douro aus Touriga Nacional und Tinta Roriz. Ein erstaunlicher Wein für 23 Franken. Nicht für jeden Tag, nach einer halben Flasche (für zwei) zeigt sich Sättigung. Als Begleitung für meine schweizerisch-bulgarischen Sarmi war er zu üppig. Vielleicht hol ich mir die restlichen Flaschen, aber mit Auslaufrabatt.

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Weinrallye 16: Weingenuss im Restaurant

Weinkarte Offenangebot auf Damast
Weinkarte Offenangebot auf Damast

weinrallye_200

Heute ist wieder Weinrallye, ein Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein vorher bestimmtes Thema geschrieben wird. Das neue Thema ist nicht ganz trivial: was trinken wir im Restaurant ? Der event diesmal ausgerichtet durch Theo von Gumia.

Mir geht es vermutlich gleich wie vielen andern Weinfreunden: ich trinke am liebsten den Wein, der in der Gegend selbst produziert wird. Da mich meine Reisen ohnehin nie aus der klimatischen Zone, in der Wein wächst, hinausführen, ist das eine angenehme und praktische Regel. Gerne bestelle ich Weine im Offenausschank, das belastet das Autofahrergewissen weniger. Zudem verrät die Qualität der Offenweine viel über die Seriosität des Gasthauses und über das was nacher auf den Teller kommen wird. Viele Gaststätten offerieren heute auch Flaschenweine im Offenausschank, meist Deziliterweise, teilweise aber zu überrissenen Preisen. Was mir gut gefällt: auf den Tisch wird eine ganze Flasche gestellt, der Gast trinkt soviel er mag, danach wird mit Hilfe einer Messschablone der Stand in der Flasche und damit die konsumierte Menge ermittelt und verrechnet. Und wenn die Flaschenweine fair berechnet sind, bestelle ich durchaus auch ganze Flaschen in tiefer bis mittlerer Preislage und nehme den Rest mit nach Hause. Alte und teure Flaschen meide ich. Auswärts.

Gestern waren wir in La Sagne (im Kanton Neuchatel) in einem historischen, einfachen Gasthaus. Da waren es dann 3 dl leichter, angenehmer Neuenburger Pinot noir. Zu Kürbissuppe, Salat, Rindszunge an Kapernsauce mit Kartoffelstock. Einfach. Ehrlich. Gut. Passt.

Neuenburger Pinot noir, 3 dl, offen auf Papierset
Neuenburger Pinot noir, 3 dl, offen auf Papierset

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Weinrallye 15: Urlaubsweine, Urlaube und Weine

Lafoa Cabernet-Sauvignon 2003
Lafoa Cabernet-Sauvignon 2003

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Einmal im Monat wird am selben Tag von an Wein interessierten Weblogs über ein vorher bestimmtes Thema geschrieben: das nennt sich Weinrallye. Und dieser Tag ist genau heute. Das neue Thema ist der Aufarbeitung der Ferienerinnerungen und mitgebrachter, flüssiger Ferienschätze gewidmet. Der event diesmal ausgerichtet von gotorio.

Wir waren, wie hier nachzulesen war, im Engadin; bei einem Ausflug ins Südtirol haben wir zum Mittagessen bei Herbert Hintner in der Rose zu St.Michael/Eppan einen ausgezeichneten Cabernet-Sauvignon der Kellereigenossenschaft Colterenzio/Schreckbichl getrunken. Und weil der schönste Weg von Eppan nach Bozen praktischerweise an der Kellerei Schreckbichl vorbeiführt, gleich ein paar Flaschen für den heimischen Keller eingeladen. Auf dem Bild die gleich unterhalb Schreckbichl gelegene Burg Sigmundskron, in welcher der Alpinist Reinhold Messner ein Bergmuseum betreibt.

Weinberge bei Girlan mit Blick auf Burg Sigmundskron
Weinberge bei Girlan mit Blick auf Burg Sigmundskron

Schrecken lassen darf man sich nicht von den modernistischen, hässlichen Bauten der Genossenschaft. Schrecken lassen darf man sich auch nicht vom furchtbaren Gustav Klimt-Verschnitt der Etikette. Die Weinlage „Lafòa“ liegt auf einer Anhöhe zwischen Girlan und Schreckbichl – ein trockener, sonnenexponierter Standort. Der Boden wird als karger, sandig-schottriger Moränenboden beschrieben. Der Cabernet-Sauvignon wurde 1987 mit französischen Klonen gepflanzt. Der sortenrein gekelterte Wein wird in Stahltanks vergoren. Der Ausbau erfolgt in neuen Barriques (Allier und Troncais) während 22 Monate. Vor dem Abfüllen wird er mit Eiweiss geschönt und grob filtriert.
Meine Flaschen (Jahrgang 2003) haben die Reise über die Alpen gut überstanden, er ist aber noch sehr jung. Die Farbe purpur-schwarz, undurchdringlich, in der Nase dichte rote und schwarze Beeren, im Gaumen robuste, kräftige Struktur, leicht mehlige, robuste Gerbstoffe, pfeffrig. Ein Wein für kräftige Gerichte.

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