Unschlüssig (sprich ratlos) stand ich Mitte September vor meinen Mitbringseln aus Graubünden: Fünf Papiertüten voll bunter Bergkartoffeln, ein paar Steinpilzen und der köstlichen Hatecke-Salsiccia. Wie bringe ich das zusammen ?
Mit einer Cholerapastete aus weissen Lötschentaler Kartoffeln ? Nach Freddy Christandl handelt es sich bei dieser Kartoffel um eine alte Walliser Sorte mit heller Schale und hellem Fleisch. Die Augen liegen vertieft, was denjenigen, der sie schälen darf, in Begeisterung versetzt. Eine Allroundkartoffel für Rösti, Geschwellte, Salat, Gratin und Bratkartoffeln. Bratkartoffeln ?
Bratkartoffeln ! mit den Pilzen und der Salsiccia. Die einzelnen Zutaten habe ich getrennt angebraten, erst zum Schluss vermischt, so dass man jeden Bestandteil herausschmeckt. Die Cholera-Eintopfpastete muss warten.
Kartoffel-Steinpilz-Salsiccia-Gröstl
Zutaten
500 g Kartoffeln (weisse Lötschentaler oder eine für Bratkartoffeln geeignete Sorte)
1 Salsiccia (Hatecke oder vom italienischen Metzger)
1 rote Zwiebel (Tropea)
200 g kleine Steinpilze
Olivenöl
Fleur de Sel
Thymian
Petersilie, glatt, gehackt
1 Knoblauchzehe
1 Elf. Brotbrösel
Zubereitung
für die Bratkartoffeln: (nach dem Maestro)
(1) Kartoffeln in der Schale am Vortag auf dem Dampfsieb knapp garen und über Nacht ausdampfen lassen.
(2) Kartoffeln schälen und in dicke Scheiben schneiden. Eine seite mit Fleur de Sel bestreuen.
(3) Eine Bratpfanne mit reichlich Olivenöl erhitzen. Kartoffelscheiben (gesalzene Seite nach unten) nebeneinander in die Pfanne legen. Während ca. 15 Minuten langsam anbraten.
(4) Kartoffeloberseite salzen und einzeln wenden. Langsam fertig braten. Nach etwa 10 Minuten die gehackte Knoblauchzehe, die Petersilie und die Brotbrösel untermischen.
für die Pilze:
(5) Ofen auf 200°C vorheizen. Pilze putzen, halbieren. Blech mit Backpapier belegen, mit Olivenöl besprenkeln und mit Fleur de Sel und Thymian bestreuen. Die Pilzhälften drauflegen und im Ofen bei 220°C 5 Minuten backen, danach die Pilze wenden und nochmals 5 Minuten im Ofen fertig garen.
für die Salsiccia:
(6) Die Rohwurst aus dem Darm drücken und hacken. In einem Pfännchen kurz anbraten.
für die Cipolle di Tropea:
(7) Die Zwiebel mittelfein schneiden und in wenig Olivenöl langsam und sanft weich dünsten.
Zum Schluss alles vorsichtig zusammenbringen und in den irdenen Töpfchen, die Frau L. im Veltlin so dringlich haben musste, als Eintopf servieren.
Bratkartoffeleintopf ? Bauerngröstl ? In Deutschland würde man sowas als Kartoffel-Pilz-Pfanne bezeichnen. Das klingt in unserm Land des Diminutivs jedoch so fremd, dass ich für den Namen meines Gerichts lieber auf das österreichische Gröstl greife. Das bringt die Sache auf den Punkt und schmeckt auch danach. „Recht“ wie wir sagen. Nämlich gut. Und so gar nicht nach Pfanne.
A mouthwatering combination! Great flavors.
Grüsse,
Rosa
Speicheflussanregend. Sieht sehr köstlich aus.
Herrlich! Ich hatte noch deutlich zu wenig Steinpilze diese Saison…
Boah – voll erwischt! Das klingt nach einem wohligem Herbstabend mit Kerzenlicht und schreit förmlich nach einem Glaserl Rotwein 🙂 Wird nachgekocht!
Du hast recht. „Kartoffel-Pilz-Pfanne“ klingt ungefähr so appetitanregend wie „Bratling“. Aber von dem Gröstl nehme ich gerne etwas zum Mittagessen.
Mangels Steinpilzen wüsste ich schon einen anderen würdigen „Begleiter“ zu diesen goldigen Kartoffeln. 😉
Robert, das ist wieder so ein Fernwehgericht… Fernweh? Ja, ich möchte am liebsten sofort losfahren und mich bei Euch mit an den Tisch setzen… Und Frau L. hat völlig Recht: dieses tolle Gröstl und alle seine Verwandten serviert man in diesen irdenen Töpfchen, da passt kein feines Geschirr!!! Herzliche herbstliche Grüße aus Freiburg!
Ein wirklich königliches Essen!
Ich habe vor einiger Zeit auch nicht widerstehen können und habe bunte Erdäpfeln, lauter alte Sorten, gekauft. Die gröberen Probleme habe ich bei den blauen, denn teilweise schaut es schon abenteuerlich aus, was da auf den Teller kommt.
Super, ich mag alles, bei dem eine gute Salsiccia eine tragende Rolle spielt.
„Gröstl“ liest sich eindeutig seeehr appetitanregend. Jede Zutat einzeln anzubraten gehört dann eindeutig in die gehobene Gröstl-Klasse.
Lechz … Hunger!
Dabei haben wir es nicht mal geschafft, Luganighe aus dem Tessin mitzubringen 😦
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
ich mag ja hier fast jedes Rezept, aber das schaut sooo wahnsinnig aus. ich hab direkt nochmal Hunger bekommen.
LG aus Wien, Anna
Das klingt und schaut einen so umwerfend appetitlich an, wie fast jedes Gericht auf diesem Heimweh-Hunger- Neid- Herzlichen-Glückwunsch-Großer-Meister-Blog! Ich lese seit Monaten still schwelgend mit. Aber heute muss ich mal was fragen: Was soll ich mir denn um Himmels Willen unter einer Cholera-Eintopf-Pastete vorstellen??
Schöne Grüße von der Schwäbischen Alb ra Günther
Huch… Der berühmte Landbrot-Meister von der Alb ? Bin sprachlos. Die Cholera war in ärmlichen Gegenden der Schweiz bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Problem. Um die Seuche einzudämmen, wurde manchmal der Verkauf von Lebensmitteln verboten und die Haushalte mussten mit dem auskommen, was sich in der Vorratskammer im Hause vorfand: Kartoffeln, Lauch, Käse, Aepfel, Birnen, Zwiebeln. Alles wird in einen Teig gehüllt und gebacken.
Diese Namensherkunft des Gerichts ist zwar historisch nicht gesichert, aber so wirds heute erzählt.
Danke. Das ist ja wirklich ein kurioser Name. Und eine einleuchtende Erklärung. Günther
Fein sieht das aus !!!
Das gseht wirgglig Rächt us ! So nach em x-te Täller mit Riis, etc. wär‘ i zer Abwächslig somene Chacheli mit Härdèpfel, Staipilz und Wurscht nit abgneigt – im Gegeteil. Aber bekanntligerwiis cha me nit alles ha.
Du wirst im selbstgewählten Reis-Exil schon nicht darben müssen.
Die Begriffe unserer österreichischen Mitstreiter sind eigentlich immer zu bevorzugen. Ich sage nur Paradeiser!
Ein Traum!