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Peposo Toscano

Jeder Toskanareisende hat schon einmal Peposo Toscano gegessen oder zumindest davon gehört: Peposo Fiorentina oder all’Impruneta, ein typisch regionaler Eintopf aus Rindfleisch, das in Rotwein mit Knoblauch und schwarzem Pfeffer lange geschmort wird und unglaublich gut schmeckt.

Der Überlieferung nach stammt das Rezept aus Impruneta, einer kleinen Stadt in den Hügeln um Florenz. Dort gibt es noch heute Terrakotta-Brennöfen. Die Arbeiter, die „fornacini“, nutzten die Restwärme der Öfen, um ihr Fleisch in Tontöpfen während Stunden zu schmoren. Sogar der Florentiner Dombaumeister Messer Filippo Brunelleschi, (1377-1446), der den Kuppelbau der Kathedrale von Santa Maria in Fiore leitete, schien von diesem Gericht seiner Arbeiter angetan zu sein.

Im Peposo vereinigen sich alle wesentlichen Merkmale der toskanischen Küche: wenige, einfache, aber (heutzutage!) hochwertige Zutaten, langsames Schmoren während Stunden, guter Rotwein aus dem Chianti und kräftige Aromen der Gewürze. Wobei das damals verwendete, ungekühlte Fleisch wohl eher der Kategorie Gammelfleisch zugerechnet werden muss.

Zutaten und Zubereitung

4-6 Portionen

1.1 kg durchzogenes Rindfleisch zum Schmoren (3 Scheiben Rinderwade, Ossobuco vom Bündner Bio-Grauvieh)
30 g ! schwarzer Pfeffer, frisch und grob gemörsert. Keine Angst vor Pfeffer.
1/2 rote Zwiebel, in dünne Scheiben geschnitten
3 Knoblauchzehen, geschält
1-2 EL Tomatenmark
1 frisches Lorbeerblatt
1 Zweig Rosmarin
7.5 dl Chianti Classico (Basis-Chianti eines guten Produzenten)
Salz

(1) Das Fleisch von den Knochen und in essfertige Bissen schneiden. In einer heissen Pfanne portionsweise allseitig kurz in Olivenöl anbraten. Fleisch in einen grossen Topf geben. Die 3 Wadenknochen beidseitig anbraten und zum Fleisch geben.
(2) Zwiebel und danach Knoblauch in derselben Pfanne bei kleiner Hitze in wenig Olivenöl farblos dünsten. Zum Schluss das Tomatenmark kurz mitrösten, dann mit der Flasche Rotwein ablöschen und alles zum Fleisch geben.
(3) Pfeffer, Salz und das Lorbeerblatt zugeben und auf dem Holzherd zum Kochen bringen, danach an den Rand unseres Holzherdes ziehen und bei ca. 85°C zugedeckt mind. 6 Stunden simmern lassen. Das gibt uns gleichzeitig ein warmes Haus ohne Verschwendung von Elektrizität.

(4) Nach 6 Stunden den Deckel abheben, aus dem hellroten Chianti ist eine dunkle, würzige Sauce entstanden, die sich selbst genügt. Dennoch darf/muss abgeschmeckt werden: z.B. mit einem Zweig Rosmarin und einem TL Balsamico vom Teuren (ganz und gar untypisch) sowie einem Nachschlag an Pfeffer. Den Topf ohne Deckel 1-2 weitere Stunden noch etwas einköcheln, bis die Sauce gut bindet.

Dazu isst man in der Toskana das übliche, fade, salzarme Brot. Sonst nichts. Wir assen dazu (wiederum völlig untypisch) Polenta und ein paar goldgelb fritierte Artischocken-Spalten (spinosi).

Solange es noch Peposo im Haus hat, braucht sich der Frühling nicht zu beeilen.

Erntezeit

Der Sommer verwöhnte uns (und all die kleinen Mitesser, wie Vögel und Würmer) mit seinen Früchten. Der Segen wollte geerntet, verarbeitet oder zumindest gut eingelagert werden. Die -roh ungeniessbaren- Holzbirnen hängen hoch. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für den Blog. Ach wie gut, dass man sich auf andere Blogs verlassen kann. Alle Jahre wieder das von Micha abgekupferte Ofenapfelmus.

Und da wir schon beim Abkupfern sind, Michas arabischer Eintopf. Zum Sofortessen. Nur ganz leicht verändert: Zwiebel/Gewürzansatz mit dem Röstgemüse vermischt und nur 10 Minuten gekocht. Die gewaschenen, nicht vorgekochten (gelben) Linsen erst danach zugegeben und weitere 10 Minuten garen lassen. Petersilie mangels Korianderkraut. Schnell gemacht und einige platzversperrenden Auberginen und Tomaten aufgebraucht.

Serviert mit Reis und darauf die Chilibutter. Herzerwärmender Eintopf.

Noch einfacher der Rucolasalat mit Steinpilzen und Parmesan. Den assen wir in Wien. Müde von der langen Eisenbahnfahrt wollten wir erst im Hotelrestaurant essen. Gelbflossenschwanzmakrele, wiewohl ein feiner Fisch, war nicht gerade das, nach dem müde Reisende dringend verlangen. 50 Meter vom Hotel entfernt (im Museumsviertel) stolperten wir in das einfache Glacis-Beisl mit Terrasse unter Bäumen und… welche Überraschung: eine Vorspeise, die ich gleich ins Repertoire meines Bistro übernommen habe: Klassisch. Einfach. Schnell gemacht. Wunderbar.

Rucolasalat mit Steinpilzen

Zutaten und Zubereitung

Vorspeise für 2 Personen

ca. 150 g Rucolasalat, der feinblättrige
für das Dressing:
3 EL Olivenöl
2 EL Apfelbalsamessig
1TL Dijonsenf
1 TL Sojasauce, hell
2 EL Parmesan, frisch gerieben
einige Parmesanspäne
Salz, schwarzer Pfeffer

250 g frische Steinpilze, geputzt, in 1-1.5 cm dicke Scheiben geschnitten. (gefrorene, letztjährige gehen auch)
1 EL Butter
1 Schalotte, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
40 ml Weisswein
Salz, schwarzer Pfeffer

(1) Salat waschen, trocken schleudern. Kurz vor dem Servieren mit dem Dressing und dem geriebenen Parmesan mischen.
(2) Steinpilze ohne Fett trocken beidseitig anbraten, bis sie leicht Farbe annehmen und „singen“.
(3) Butter und Zwiebeln, dann Knoblauch zugeben, kurz mitdünsten. Ablöschen mit Weisswein, würzen und zugedeckt kurz fertig garen.
(4) Salat auf (ungewärmte) Teller arrangieren, Pilze anlegen. Mit ein paar Parmesanspänen dekorieren.

Nun bleiben uns noch die Quitten, die noch nie so schön und reich am Baum hängen. Dann sind wir für ein paar Tage im Piemont, der Toskana und Maremma anzutreffen. Pici, Pilze & Trüffel. Falls wir diesen zufällig begegnen sollten.

Schulspeisung

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Kein Nudelgratin. Pasta al forno. So nennen die Macher vom Splendido Magazin ihr Gericht. An „Was-koche-ich-heute-Tagen?“ immer wieder eine meiner Anlaufstellen.  Die Béchamel ersetze ich durch eine mehlfreie Variante, den Spinat durch den schmackhaften Schnittmangold vom Fensterbrett, splendid wie ich bin, spendiere ich dazu noch Schinken, voilà: allerbeste Schulspeisung, Pasta al Forno.

Schulspeisung: Nudelgratin


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Zutaten und Zubereitung
für 2 Personen

100 g Älplermagronen
1 dl Halbrahm (15% Fett)
100 g Gorgonzola dolce
30 g Parmesan, gerieben
Salz, Pfeffer, Muskat, Lorbeerblatt
3 dünne Blatt Schinken, in kleine Würfel geschnitten
200 grün-roter Schnittmangold (Babyleafs, Sorte Charlie, jung gepflückt sind sie Salat-zart, überaltert geerntet (comme dans mon cas) Herz-haft mit zähen Stielen)
1 Knoblauchzehe
1 Handvoll piemontesische Haselnüsse, geschält, geröstet

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(1) Schnittmangold waschen, trocken schleudern, dicke Stiele abschneiden und sehr fein hacken. Blätter in Olivenöl mit einer Knoblauchzehe kurz zusammenfallen lassen. Stiele etwas länger als die Blätter weichdünsten.
(2) Gorgonzola und 3/4 des Parmesan mit einem Lorbeerblatt im Halbrahm schmelzen. Würzen mit Pffefer und Muskatnuss.
(3) Schinken fein würfeln. Unter den Käse mischen. Abschmecken mit Salz wenn erforderlich.
(4) Aelplermagronen in Salzwasser knapp garen, abschütten und noch heiss unter die Schinken-Käsemischung geben.

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Blick auf die zweitoberste Schicht

(5) In die gebutterte Auflaufform Magronen, Schnittmangold, Haselnüsse, gehackte Mangoldstiele einschichten. Dasselbe nochmals. Zuoberst Magronen, restlichen Parmesan, gehackte Mangoldstiele und Haselnüsse sowie Butterflöckchen.
10 Minuten unter Grill/Umluft bei 190°C backen.

Hat natürlich nur wenig mit Schulspeisung zu tun. Während meines Studiums bestand diese wochein/wochaus aus:

a) Wienerli mit Kartoffelsalat
oder
b) Birchermüesli
oder
c) Käseküchlein

Und ich bin daran nicht zugrunde gegangen.

Boeuf bourguignon

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Oft steht bei mir am Anfang eines Rezeptes ein Produkt und kein Rezept. Schule des Lucas Rosenblatt. Diesmal waren es die kleinen Chantenay-Karotten, die es während ein paar weniger Tage in meinem Lieblingswarenhaus gab. Karotten mit jöööh-wie-herzig-Effekt. Als ob es sich um junge Kätzchen handeln würde. Dann gabs daselbst noch erstmalig Cipolle Borettane, die ich vorletztes Jahr noch aus dem Veltlin importieren musste. Ab in den Einkaufswagen damit. Zuhause dann die völlig zweitrangige Antwort auf die Frage, was ich um die Jöööh-Karöttchen und Zwiebelchen herum koche. Irgendetwas in Richtung Daube oder Boeuf bourguignon.

Boeuf bourguignon


Boeuf bourgignon 2016 10 23_0447

Zutaten
700 g Rindfleisch (Rindsschulter, in 30 g Würfel geschnitten)
Salz und schwarzer Pfeffer
200 g Karotten, (L.: die ganz kleinen Chantenay oder normale in Rädli)
50 g Knollensellerie, gewürfelt
30-40 g Speckwürfel, nicht zuviel damits nicht speckelt
3 Schalotten, klein, geschält, gehackt
1 Knoblauchzehe, geschält, gehackt
1 EL Tomatenmark
300 ml Rotwein (L.: Pinot noir)
100 ml Wasser
1 Lorbeerblatt
200 ml Rindsjus
200 g kleine  Cipolle Borettane
200 g kleine, braune Champignons, Cremini
1 EL glatte Petersilie, gehackt
Bratöl
Olivenöl
Zitronenrind
Sherryessig

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Zubereitung
(1) Ofen auf 140° C vorheizen. Chantenay-Rüebli schrubben, nicht schälen. Cipolle Borettane kurz blanchieren, schälen. Ganz belassen.
(2) Bratöl in einem Schmortopf stark erhitzen und das Fleisch darin in 3-4 Portionen nacheinander ca. 2 Minuten rundherum anbraten. Fleisch in einem Sieb über einer Schüssel abtropfen lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
(3) Öl mit Küchenpapier auftupfen, etwas Olivenöl erhitzen und Karotten, Sellerie und Speckwürfel darin anbraten. Herausnehmen und beiseitestellen.
(4) Wiederum etwas Olivenöl erhitzen, Schalotten darin 2 Minuten glasig dünsten, dann den Knoblauch dazugeben und eine Minute mitgehen lassen. Tomatenmark unterrühren, kurz mitrösten, dann mit der Hälfte des Rotweins ablöschen. Stark einkochen lassen. Die zweite Hälfte Wein zugeben und ebenfalls etwas einkochen lassen. Dann Fleisch und Lorbeerblatt zugeben, mit abgetropftem Bratensaft, Rindsjus und etwas Wasser auffüllen. Aufkochen lassen und zugedeckt in den vorgeheizten Backofen auf der zweituntersten Schiene anfänglich bei 140 Grad stellen. Sobald das Topfinnere zu blubbern beginnt, Ofentemperatur auf 110°C zurücknehmen und insgesamt 1.5-2 Stunden leise simmern lassen. Nicht kochen.
(5) Nun die angebratenen Rüebli, Sellerie und Speck dazugeben und den Topf eine weitere Stunde im Ofen belassen. Den Deckel entfernen, so dass die Flüssigkeit einreduziert und man (bei Verwendung von Jus) keine Stärkebindung mehr braucht.
(6) Die Zwiebelchen in einer beschichteten Pfanne in wenig Olivenöl leicht anbraten, herausnehmen und 30 Minuten vor Ende in den Schmortopf geben.
(7) Den Eintopf abschmecken mit Zitronenrinde und einem Spritzer Sherryessig.
(8) Die Champignons putzen und die Stiele entfernen. Ein paar kleine Champignons ganz lassen und die restlichen in dünne Scheiben schneiden.
(9) In der beschichteten Pfanne Olivenöl erhitzen, erst die ganzen Champignons rundum goldbraun anbraten, salzen, pfeffern, herausnehmen. Danach die Champignonscheiben ebenfalls goldbraun anbraten, salzen, pfeffern und in den Schmortopf geben.
(10) Den Boeuf in tiefen Tellern anrichten, mit Petersilie und den ganzen Champignons garnieren. Mit Baguette oder kurzer pasta servieren.

Beim Rezept habe ich mich in den Zutaten, weniger in Mengen und Zubereitung, nach jenem von Table Tales gerichtet.  Man muss ja nicht alles neu erfinden.

Seelenfutter: Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1610

Wenn sich das Herz mit Eisblumen überzieht,
die erkaltende Seele ihr Leben verliert;
Wenn ein harscher Wind durch den Mantel bläst,
Mehltau sich wie Schnee auf die Menschen legt
und kalter Frost durch den Körper kriecht:
Dann hilft nur noch ein Kartoffelgericht.
R. Sprenger, 2016. Küchenlyrik

Vier Wochen abwechselnd nur noch Fertigpizza, Tiefkühlravioli vom Grossverteiler,  Spaghetti und Salamibrot sind genug. Ich musste einfach wieder kochen. Kochen als Widerstand gegen den Druck der Welt. Kochen gegen zermürbendes, lähmendes Nichtstun. Kochen, um die innere Mitte wiederzufinden: Einfacher, herbstlicher Eintopf aus Kartoffeln, Zwiebeln und Speck. Passend für diesen Sommer. Rasch zubereitet. Schmeckt wunderbar. Herzerwärmend. Seelentröstend. Rezept von der so hoch geschätzten, einzigartigen Sulzburger DOUCE, aus ihrem Buch Meine leichte Küche, Cuisine Douce.  Mit handschriftlicher Widmung „für lamiacucina“. Sie hat am Tisch noch nachgefragt, ob das so stimme, das sei doch kein Name. Ist es nicht mehr, Frau Douce. Bin ich nicht ein glücklicher Mensch?

Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen


Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1616

Zutaten
Vollmahlzeit für 2

400 g kleine Kartöffelchen (Ratte) mit Schale
1 TL Kümmel
200 g Eierschwämme, geputzt
2-3 EL Butter
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
16 Perlzwiebeln (L.: 8 kleine Bundzwiebeln, wenig vom Zwiebelgrün, gehackt)
8 feine Speckscheiben
2 EL Kalbsjus
1/4 L Geflügelbrühe
1 Rosmarinzweig
3 Thymianzweige (L.: 1 TL Thymian getrocknet)

Zubereitung
(1) Kartoffeln in Salzwasser mit Kümmel knapp gar kochen, ca. 13-15 Minuten. Wasser abgiessen, Kartoffeln schälen. Beiseitestellen.
(2) Geputzte Pfifferlinge in einer Pfanne in 1 EL Butter anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen und weiter dünsten, bis fast keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist. Beiseitestellen. (L.: hab ich anders gemacht: geputzte Pfifferlinge in kochendem Salzwasser kurz (ein paar Sekunden) blanchiert, dann mit der Drahtkelle herausheben und in einem Sieb abtropfen lassen. Abtropfsaft auffangen. Im selben Salzwasser das Zwiebelgrün zwei Minuten blanchieren und kalt abschrecken. Abtropfen lassen.
(3) Speck in 1 EL Butter kross anbraten, herausnehmen, Perlzwiebeln zugeben und andünsten, mit Salz und Pfeffer würzen. Kalbsjus und Geflügelbrühe zugeben und zugedeckt etwa 15 Minuten schmoren, bis die Zwiebeln gar sind. Abtropfsaft der Pilze zugeben und etwas einkochen. Kartoffeln, Pfifferlinge, Kräuter und Zwiebelgrün zugeben und ein paar Minuten weiter köcheln. Zuletzt nochmals 1 EL Butter unterrühren, um den Fond zu binden. Abschmecken.

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1617

Wenn man die Pfifferlinge blanchiert, dann direkt in den Schmortopf gibt, bleiben sie viel saftiger als nach Kochbuch, wo sie gebraten werden, bis das austretende Wasser verdunstet ist.

Pisarei, fasöi e Söl

Pisarei, fasöi e Söl 2016 02 22_0303

Pisarei e fasöi ass ich einmal vor Jahren im Veltlin. Wie das ursprünglich aus Piacenza stammende Armeleutegericht den Weg dorthin gefunden hat, weiss ich nicht. Doch findet man die Kombination Gnocchi/Bohnen in vielen Gegenden Italiens, von Venedig bis Umbrien. In jeder Region wird der Eintopf etwas anders zubereitet, manchmal suppiger, manchmal trocken. Kürzlich hat mich der Beitrag von Felix! wieder daran erinnert. Pisarei sind Mehl-Gnocchi, die mit altem, hart gewordenem Brot gestreckt sind. Mehl war kostbar. Fasöi, fasoi oder fagioli sind Bohnenkerne, hier an einem soffritto.

Die Pisarei hätte man traditionellerweise von Hand machen müssen, aber mit dem neuen Maschinchen geht das viel schneller, auch wenn die Gnocchi in sardischer Form ausgespuckt werden. Und wenn wir uns schon nicht an die Regeln halten: anstelle von altem Brot, das in Italien oft nach NICHTS schmeckt, benutzte ich meine gerösteten Scheiben von dunklem Paillassebrot.  Die bringen Röstgeschmack in die Gnocchi ! Und wirken gleichzeitig als Weichmacher. Merci Felix!

Pisarei e fasöi


Pisarei, fasöi e Söl 2016 02 22_0312

Zutaten
Pasta:
100 g Weissmehl
100 g Hartweizendunst (Semola rimacinata)
70 g geröstetes Paillassebrotmehl
1 Ei, aufgeschlagen
100-120 ml Wasser
Prise Meersalz

Fagioli:
130 g  Bohnen: Borlotti oder Cannellini, getrocknet
5 EL Olivenöl
1 Blatt Lorbeer
1 Rosmarinzweig
2 Zweige Thymian, gezupft
5 schwarze Pfefferkörner
40 g Stangensellerie, in grobe Brunoise geschnitten
40 g Karotte, in grobe Brunoise geschnitten
40 g Zwiebel, gehackt
1 Knoblauchzehe, gehackt
½ Peperoncino, entkernt, fein gewürfelt
ca. 50 ml Weisswein
1 kleine Dose Polpa di Pomodoro, fein gehackt
6 dünne Scheiben Pancetta oder leicht geräuchtes Kirschcarree (von Maurer aus der Migros, Region Basel)
30 g Parmesan

Pisarei, fasöi e Söl 2016 02 21_0281

Zubereitung
Pasta: für 4 Personen
(1) Paillassebrot in 5 mm dicke Scheiben schneiden, auf ein Blech legen und im vorgeheizten Ofen ca. 10 Minuten bei 180°C braun rösten. Nach dem Abkühlen im Mörser fein zerstossen und sieben.
(2) Zutaten in der Küchenmaschine zu einem festen, elastischen Teig kneten. In Küchenfolie einschlagen und 30 Minuten ruhen lassen.
(3) Ca. 1 cm dicke Würste rollen, mit Hartweizendunst bemehlen und mit der Maschine, bzw. von Hand (siehe bei Felix!) kleine Gnocchi herstellen.

Pisarei, fasöi e Söl 2016 02 21_0272

Fagioli: für 2 Personen
(4) Bohnen über Nacht einweichen. Einweichwasser abgiessen.
(5) 2 EL Olivenöl erwärmen, Pfefferkörner, Lorbeerblatt, Thymianzweige, Rosmarinzweig und abgetropfte Bohnen kurz dünsten, dann mit Wasser gut überdecken und während ca. 60 Minuten weichkochen. Nach 40 Minuten leicht salzen.
(6) Indessen die Zutaten für den soffritto: Zwiebel, Karotten, Sellerie, Knoblauch und Peperoncino in 2 EL Olivenöl während ca. 10 Minuten dünsten, mit Weisswein ablöschen und zugedeckt 20 Minuten köcheln bis die Gemüsewürfelchen weich sind.
(7) Wenn die Bohnen weich sind, 3 EL Bohnen herausnehmen und mit etwas Kochwasser zu Brei mixen.
(8) Bohnenbrei unter das soffritto mischen, die restlichen Bohnen aus dem Kochwasser heben und ebenfalls zum soffritto geben. 4/5 der Tomatenwürfelchen aus der Dose untermischen. Abschmecken mit Pfeffer und Meersalz. Konsistenz mit Bohnenkochwasser korrigieren.
(9) Beschichtete Pfanne mit wenig Olivenöl einpinseln. Pancetta- oder Carréescheiben darin beidseitig kross anbraten.
(10) Pasta (Hälfte der hergestellten Menge) in kochendem Salzwasser bissfest kochen (ca. 8 Minuten) und zu den Bohnen geben.
(11) Pancettascheiben mit Fleur de Sel bestreuen und mit gezupftem Thymian und mit wenig Polpa di Pomodoro auf dem Pasta/Bohnengericht anrichten. Mit Parmesan bestreuen, mit dem restlichen Olivenöl beträufeln.

Ich habe hier eine leicht suppige Variante gewählt mit teilweise pürierten Bohnenkernen. Auch wenn ganz belassene Bohnenkerne attraktiver aussehen. Den Pancetta habe ich (nach einer Idee von Anna Sgroi) separat angebraten, so schmeckt das Gericht gegensätzlicher, weniger nach Eintopf. Dem Pastateig musste ich zur Bindung ein Ei beifügen. Die Paillasse-Gnocchi schmecken sehr gut und verdienen einen Einzelauftritt mit Salbeibutter. Traditionalisten hätten die Pisarei gleich im Bohnenbrei weichgekocht, aber wir leben ja nicht mehr im Mittelalter.

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Dazu eine Flasche Söl aus dem Veltlin, die mir die exzellente Kennerin des Veltliner Weinbaus (Anna Bertola, Trattoria Altavilla, Bianzone) beim letzten Besuch geschenkt hat. Ein grossartiger Veltliner zweier Brüder, die seit 2006 mutig begonnen haben, aus 2 ha familieneigenen Rebbergen einen Weinbaubetrieb auf die Beine zu stellen. Von 2 ha kann man nicht überleben. In den Steillagen im Valgella sowieso keine einfache Aufgabe. Vom Jahrgang 2011 kamen die ersten 5000 Flaschen in den Handel. Rarissime, auch wenn der Betrieb inzwischen auf 3 ha vergrössert werden konnte.

Dörrbohneneintopf mit Speck, Salsiccia und Salsiz

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Sozusagen die Bündnerversion der Bernerplatte, wenn man vom fehlenden Sauerkohle absieht. Wir hatten uns im Engadin bei Metzger Hatecke reichlich mit Wurstwaren eingedeckt und weil wir soviel einkauften, erhielten wir von der Verkäuferin noch eine Contadinowurst geschenkt. Speck und Salsiz brate ich separat an. Bauernfrauen kochen Wurst oder geräuchte Schweinsrippli mit den Bohnen zusammen. Damit wird jedoch nach meinem Empfinden der feine Geschmack der Dörrbohnen zugedeckt. Nichts geschieht ohne hinreichenden Grund (lat. nihil fit sine causa) womit wir über die Wurst bei der Philosophie angelangt wären.
Mein Rezept ist inspiriert durch die Saisonküche und der Senfklecks von Andy lieberlecker. Soll mir niemand sagen, er könne das mangels Wurst oder Speck nicht nachkochen. Deutschland rühmt sich doch seiner Würste 😉

Doerrbohnen-Kartoffel-Eintopf

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man könnte fast meinen, die Wurst sei gesponsert. Ist aber wirklich nicht der Fall

Zutaten
Hauptmahlzeit für 2 Personen
70 g Dörrbohnen
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
30 g Dörrtomaten
1 Elf. selbst geklärte Butter
1.5 dl Gemüsebrühe
200 g festkochende Kartoffeln (Rote Emilie, Bergkartoffeln aus Filisur)
1 Tlf. Bergbohnenkraut getrocknet oder frisch
Fleur de Sel
1 Salsiccia, geräucht
50 g Salsiz (Contadino, Rind-Schwein-Trockenwurst)
25 g Speck
1 Tlf. Erdnussöl

Zubereitung
(1) Dörrbohnen mit handwarmem Wasser bedecken. Über Nacht einweichen. Abgiessen und abtropfen lassen.
(2) Zwiebel hacken. Tomaten in Streifen schneiden. Beides mit den Bohnen im Butterfett dünsten. Mit der Brühe ablöschen. Bohnenkraut zugeben und Bohnen zugedeckt leise während ca. 30 Minuten köcheln lassen. Kartoffeln schälen, grössere halbieren. Nach 10 Minuten Bohnen-Gardauer die Kartoffeln auf die Bohnen legen und leicht salzen. Alles zugedeckt fertig garen.

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Rote Kartoffeln unterstreichen das fleischliche Element des Eintopfs

(3) Inzwischen die Salsiccia ca. 25 Minuten in 80°C warmem Wasser garen. Anstechen, häuten, in Scheiben schneiden. Den Salsiz häuten und in feine Scheiben schneiden. Speckschwarte entfernen, Speck in Scheiben schneiden.
(4) Speck und Salsiz im Öl ganz kurz knusprig braten.
(5) Bohnen-Kartoffel-Eintopf anrichten. Wurstwaren dazu geben.


In andern Rezepten wird die Kochdauer der eingeweichten Bohnen mit bis zu 90 Minuten angegeben. Das mag für totgedörrte Bohnen gelten.

Kartoffel-Steinpilz-Salsiccia-Gröstl

Kartoffel-Pilz-Wurst-Gröstl 2014 09 10_5611

Unschlüssig (sprich ratlos) stand ich Mitte September vor meinen Mitbringseln aus Graubünden: Fünf Papiertüten voll bunter Bergkartoffeln, ein paar Steinpilzen und der köstlichen Hatecke-Salsiccia. Wie bringe ich das zusammen ?
Mit einer Cholerapastete aus weissen Lötschentaler Kartoffeln ? Nach Freddy Christandl handelt es sich bei dieser Kartoffel um eine alte Walliser Sorte mit heller Schale und hellem Fleisch. Die Augen liegen vertieft, was denjenigen, der sie schälen darf, in Begeisterung versetzt. Eine Allroundkartoffel für Rösti, Geschwellte, Salat, Gratin und Bratkartoffeln. Bratkartoffeln ?
Bratkartoffeln ! mit den Pilzen und der Salsiccia. Die einzelnen Zutaten habe ich getrennt angebraten, erst zum Schluss vermischt, so dass man jeden Bestandteil herausschmeckt. Die Cholera-Eintopfpastete muss warten.

Kartoffel-Steinpilz-Salsiccia-Gröstl

Kartoffel-Pilz-Wurst-Gröstl 2014 09 10_5610

Zutaten
500 g Kartoffeln (weisse Lötschentaler oder eine für Bratkartoffeln geeignete Sorte)
1 Salsiccia (Hatecke oder vom italienischen Metzger)
1 rote Zwiebel (Tropea)
200 g kleine Steinpilze
Olivenöl
Fleur de Sel
Thymian
Petersilie, glatt, gehackt
1 Knoblauchzehe
1 Elf. Brotbrösel

Kartoffel-Pilz-Wust-Gröstl
Zubereitung
für die Bratkartoffeln: (nach dem Maestro)
(1) Kartoffeln in der Schale am Vortag auf dem Dampfsieb knapp garen und über Nacht ausdampfen lassen.
(2) Kartoffeln schälen und in dicke Scheiben schneiden. Eine seite mit Fleur de Sel bestreuen.
(3) Eine Bratpfanne mit reichlich Olivenöl erhitzen. Kartoffelscheiben (gesalzene Seite nach unten) nebeneinander in die Pfanne legen. Während ca. 15 Minuten langsam anbraten.
(4) Kartoffeloberseite salzen und einzeln wenden. Langsam fertig braten. Nach etwa 10 Minuten die gehackte Knoblauchzehe, die Petersilie und die Brotbrösel untermischen.

für die Pilze:
(5) Ofen auf 200°C vorheizen. Pilze putzen, halbieren. Blech mit Backpapier belegen, mit Olivenöl besprenkeln und mit Fleur de Sel und Thymian bestreuen. Die Pilzhälften drauflegen und im Ofen bei 220°C 5 Minuten backen, danach die Pilze wenden und nochmals 5 Minuten im Ofen fertig garen.

für die Salsiccia:
(6) Die Rohwurst aus dem Darm drücken und hacken. In einem Pfännchen kurz anbraten.

für die Cipolle di Tropea:
(7) Die Zwiebel mittelfein schneiden und in wenig Olivenöl langsam und sanft weich dünsten.

Zum Schluss alles vorsichtig zusammenbringen und in den irdenen Töpfchen, die Frau L. im Veltlin so dringlich haben musste,  als Eintopf servieren.

Bratkartoffeleintopf ? Bauerngröstl ? In Deutschland würde man sowas als Kartoffel-Pilz-Pfanne bezeichnen. Das klingt in unserm Land des Diminutivs jedoch so fremd, dass ich für den Namen meines Gerichts lieber auf das österreichische Gröstl greife. Das bringt die Sache auf den Punkt und schmeckt auch danach. „Recht“ wie wir sagen. Nämlich gut. Und so gar nicht nach Pfanne.

Hachis Parmentier mit Blutwurst

Blutwurst Parmentier 2014 01 20_2991

Ausgangslage: 3 Blutwürstchen, vom Innereienkurs bei Lucas Rosenblatt mit nach Hause gebracht. Darf ich alleine essen. Für Blutwurstrezepte informiere ich mich immer erst bei kölschen Mädchen. Die können Blutwurst. Gleich bei der ersten Anlaufstelle bin ich fündig geworden: Hachis Parmentier au Boudin. Die Vorlage habe ich leicht verändert. Schmeckt auch so.

Zutaten
Vollmahlzeit für eine Person

für das Kartoffelpüree:
250 mehlig kochende Kartoffeln (Agria)
30 g Butter
ca. 50 ml Milch
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

für die caramelisierte Zwiebel:
1 Tlf. Puderzucker
1 kleine Zwiebel, geschält, streifig geschnitten
50 ml Weisswein
1 Tlf Apfelbalsamessig
Koriander, weisser Pfeffer, Salz

für den Apfel:
1 kleiner saurer Apfel (Breaburn)
wenig Butter
1 Zweig Rosmarin

wenig Parmesan zum überstreuen. Butter für die Form und das Wichtigste zuletzt: die 3 Blutwürstchen

Zubereitung
(1) Kartoffeln mit Schale in gesalzenem Wasser weich kochen, schälen, zerteilen und pürieren. Mit warmer Milch und der Butter mit dem Schneebesen zu einem weichen Püree schlagen. Würzen.
(2) Zucker hellbraun caramelisieren, vom Feuer ziehen, Zwiebeln im Caramel verrühren, ablöschen mit dem Wein und Essig. Würzen. Mit geschlossenem Decke bei kleiner Hitze weich garen. Gegen Ende Deckel ab und bis fast zur Trockene einkochen.
(3) Apfel in dünne Spalten schneiden, Kernhaus entfernen. In der heissen Butter mit einem Zweig Rosmarin auf jeder Seite 3 Minuten anbraten. Salzen.

Blutwurst Parmentier 2014 01 20_2992
Alles drin, ausser Kartoffelpüree

(4) In eine gebutterte Form erst die Apfelspalten auslegen, die Blutwurst aus der Hülle drücken, mit einer Gabel zerteilen, drauf die Zwiebeln und zuletzt mit Kartoffelpüree überdecken. Wenig Parmesan aufstreuen und für 30 Minuten in dem auf 220°C vorgeheizten Ofen gratinieren.

Blutwurst Parmentier 2014 01 20_2994
fertig gebacken

Blutwurst Parmentier 2014 01 20_2999
So siehts auf dem Teller aus: Eintöpfisches Chaos

Die Herstellung der Blutwurst ist einfach. Das im Innereienkurs von Lucas Rosenblatt verwendete Rezept geht auf Georges Wenger zurück, der im Jura nicht nur für seine Blutwürste bekannt ist. Typisch für diese jurassische Version ist die Zugabe von Rahm, der die Wurst cremig macht:

Blutwurst Parmentier 2014 01 18_2923
Die fertige Blutwurstmasse

Zubereitung (im Telegrammstil)
Erst lässt man Lardo in einer Saucenpfanne zergehen, dünstet darin Lauch und Zwiebel weich. Giesst mit Milch und Rahm auf und kocht alles auf. Würzt mit Salz und Blutwurstgewürz und lässt zugedeckt ziehen.

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Abfüllen der flüssigen Blutwurstmasse

Dann wird das frische Schweineblut erst mit Eiern, dann mit feinst gehacktem Kalbshirn und der Schweineschwarte gemischt und unter die Milchmasse gerührt. Bei Bedarf wird kurz gecuttert, Kräuter und Zwetschgenschnaps untergemischt und die Masse mit Hilfe eines Trichters in den Schweinedarm gefüllt und Würstchen mit Küchenschnur abgebunden. Zuletzt werden die Würste in gesalzenem Wasser bei 80°C pochiert.

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Die ungekochten Blutwürstchen

Dill-Sauerkraut mit Wurst

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Würde ich je ein Bistrot eröffnen wollen, -will und kann ich aber mangels Befähigung nicht-, wäre das eines der Gerichte auf meiner Herbstkarte. Ein pfiffiges Sauerkraut mit einer gekochten, mager ausschauenden Rohwurst aus Rind- und Schweinefleisch von Ludwig Hatecke. Die Wurst kaufte ich den Ferien in der winzigen Hatecke-Filiale in Zernez. Das Sauerkraut ist nahe angelehnt an eine früher zubereitete Version von Lucas Rosenblatt. Das zu Beginn angedünstete Soffritto wie der Dill zum Schluss geben dem Sauerkraut den besonderen Geschmack.

Zutaten
für 2 Personen
50 g Speckwürfelchen
1 geschälte, gehackte Zwiebel
½ Elf. Butterfett
zwei Karotten, fein gewürfelt
ein Stück Lauch, fein gewürfelt
1 Selleriestange, fein gewürfelt
10 leicht angedrückte, schwarze Pfefferkörner
5 zerdrückte Wacholderbeeren
300 g Sauerkraut (aus dem Beutel, roh)
2 dl Gemüsefond
1 dl Apfelwein
etwas trockener Weisswein
1 mittlere Kartoffel
1 Elf. grober Senf
1 Bund (10 Stengel) gezupfter, gehackter Dill
½ Elf. Kräutersalz

Zubereitung
1) Die Speckwürfelchen im Butterfett knusprig braten. Die Gewürze, Zwiebeln und Gemüsewürfel dazugeben und wie für ein soffrito mitdünsten.
2) Das Sauerkraut mit einem Messer etwas zerkleinern und zu den Gemüsewürfelchen geben.
3) Den Gemüsefond und 1 dl Weisswein zum Sauerkraut geben. Kräftig durchrühren und bei mittlerer Hitze zugedeckt 50 Min. leicht kochen lassen.
4) Die Kartoffel fein reiben, mit dem Apfelwein vermischen, dann unter das Sauerkraut ziehen und offen 15 Min. bei kleiner Hitze simmern lassen. Immer wieder rühren, da das Sauerkraut nun leicht anbrennt. Bei Bedarf etwas Weisswein nachgiessen.
5) Das weich gekochte Sauerkraut vor dem Servieren mit Senf und Dill verfeinern. Wer will, kann noch geschlagenen Rahm oder Schmand unterziehen.

(6) In der Zwischenzeit die Wurst in Wasser 30 Minuten bei 80°C ziehen lassen.

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Cazzuola light

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Die Cazzuola ist ein typisches Bauerngericht aus der Lombardei und dem Tessin. Auch die beim Bau des Gotthardeisenbahntunnels (1872-1882) beschäftigten Arbeiter haben es in ihren armseligen Baracken gekocht. Je nach Talschaft findet man das Gericht auch unter den Dialekt-Namen Cassoeula, Cazzöla, Cazzoeula, Cazzola, Cassoeura, Casöra. In der Regel handelt es sich dabei um einen deftigen Eintopf mit Schweinefleisch, Schweinswurst, Wirz, Karotten und Kartoffeln. Meist finden dazu die mindern Teile Verwendung, die nach der Mazza, der Metzgete, Ende Januar übrigbleiben, also Rippchen, Füsschen, Schwarte, Wädli, Schnörrli und Bauch. Heute werden auch teurere Stücke, wie etwa die Schulter verwendet. Jedenfalls ist das Gericht aus den Baracken der Tunnelarbeiter in die Küchen der Urner Hausfrauen gelangt und hat im Kanton Uri Wurzeln geschlagen, leicht verändert, insofern gerne geräuchertes, gesalzenes Fleisch dazu verwendet wird.

Die Cazzuola wird auch hier in einer Cassolette (in lombardischem Dialekt: cassiroeula) serviert. Von dieser feuerfesten Form dürfte wohl auch der Name dieser Spezialität stammen, obwohl ich auch schon gelesen habe, dass der Name von cazzuola, der Maurerkelle stamme. Maurerkelle als Rührlöffel ? Pazzo !

Ich habe das Rezept von Marianne Kaltenbach aus der Ächti Schwizer Chuchi auf frühlingshaft light getrimmt. Wirz statt Kabis. Weisswein statt Rotwein, weniger Fleisch. Schliesslich regnet es draussen Frühling und uns fröstelt. (Donnerstag, 11. April)

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Una bella casseruola di cazzuola

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
250 g geräuchte Schweinsrippli (Kasseler)
1 Elf. Olivenöl extra
1 Zwiebel, geschält und gehackt, 80 g
2 kleine Knoblauchzehen, geschält, angequetscht
1 kleiner Wirsing, 250 g
80 g Karotten, geschält und in Rädchen geschnitten
1 Stange Staudensellerie, in kleine Stücke geschnitten
1 Scheibe Sellerieknolle, geschält und in kleine Stücke geschnitten
10 cm Lauchstängel, in 2 cm dicke Scheiben geschnitten
1 dl Weisswein
2 dl Gemüsebrühe
4 Kartoffeln, 180 g, geschält, in Würfel geschnitten
Salz, Pfeffer aus der Mühle, Muskatnuss, frisch gerieben

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Zubereitung
(1) Sehr salziges Fleisch bei Bedarf 2-3 Stunden in kaltem Wasser wässern, auf Küchenpapier trocknen. In Ragoutstücke schneiden.
(2) Wirz entblättern, in kochendem Salzwasser 2 Minuten blanchieren, kalt abschrecken, abtropfen in 2 cm Streifen schneiden.
(3) Die Fleischstücke in Olivenöl anbraten, Zwiebeln und Knoblauch zugeben, kurz andünsten. Karotten, Lauch und Sellerie zugeben, mitdünsten und mit dem Wein und der Brühe ablöschen. Gut würzen. Zugedeckt ca. 30 Minuten kochen. Kartoffeln zugeben und nochmals ca. 10 Minuten offen weiterkochen, bis die Kartoffeln beinahe gar sind. Zum Schluss den in Streifen geschnittenen Wirsing zugeben und weitere 3-4 Minuten kochen. Der Saft soll bis auf etwa 30 ml eingekocht sein.

Wer Lumbard (lombardischen Dialekt) spricht, kann hier das Originalrezept nachlesen:

1200 g de verz (che han toeu ona giazada);
400 g de costaioeur de porscell;
200 g de codegh de porscell;
1 pescin de porscell;
8 verzitt;
50 g de scigoll fettaa;
50 g de carotol a daditt;
50 g de zeller a daditt;
25 g de butter.
Saa.

Papet vaudois

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Papet vaudois (Potée vaudoise aux poireaux) gilt als das Waadtländer Nationalgericht.  Ein traditioneller, bäurischer Eintopf, bei dem Lauch und Kartoffeln in Weisswein (Chasselas/Gutedel) auf kleiner Flamme längere Zeit zu einem Brei (papette) gekocht werden. Einmal im Jahr, am 24. Januar, sollte man sich diesen gar nicht deftigen Eintopf schon gönnen. Am 24. Jänner 1798 erklärten die Waadtländer nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen ihre Unabhängigkeit von den gnädigen Herren in Bern und riefen die République lémanique aus. Seither würgen die Berner ihren Aerger über die abtrünnigen Untertanen mit  Berner Platte hinunter (historisch nicht ganz korrekt interpretiert, ich weiss).
Zu dem papet gehört entweder ein Waadtländer Saucisson, eine Saucisse aux choux (Waadtländer Kabiswurst), eine saucisse au foie (geräucherte Schweinswurst mit Leber, eine Boutefas vaudois oder gleich alle zusammen.
In der Regel wird der Laucheintopf lange zu Brei verkocht. Kann, muss nicht sein. Bei Kompliziertheimern wie mir wird der Eintopf zum Vieltopf bzw. Viertopf. Ich trenne den Lauch in einen hellen und einen dunkeln Anteil, gare den hellen Teil weich, den dunkeln blanchiere ich nur kurz, koche die Wurst separat, damit das Gemüse nicht wurstelt, koche die Kartoffeln separat, damit sie nicht zerfallen. Béchamel oder Rahm lasse ich weg, das macht ihn nur schwer, die Bindung kriegt man auch mit geriebenen Kartoffeln hin. Aufgeschnitten wird die Wurst in der Waadt meist der Länge nach, bei mir quer in Rädchen, die dem weiblichen Appetit besser angepasst sind, dann aus der Haut gepellt und mit dem Lauchgemüse serviert.

Zutaten
leichtes Hauptgericht für 2-3 Personen, nur die Wurst ist schwer
1 Zwiebel, 80 g
1 Knoblauchzehe
500 g Lauch, grün und weiss
250 g festkochende Kartoffeln (Amandine)
1 Elf. Butter
1 dl Weisswein Chasselas vaudois (bei mir aus dem Wallis, in D geht auch Badischer Gutedel)
2 dl Geflügelbrühe, selbstgemacht
1 Lorbeerblatt, Muskatnuss
½ Tlf. gequetschte Fenchelsamen
Salz
Pfeffer
1 Elf. Weissweinessig (weisser Balsam von Gölles)
1 Waadtländer Saucisson (Metzgerei Ledermann, Payerne)

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Der Eintopf/Vieltopf braucht Zeit und Chasselas. Der hier gewann Gold am Grand prix du vin suisse

Zubereitung
(1) Zwiebel und Knoblauch fein hacken. Lauch der Länge nach halbieren oder vierteln, waschen, helle Anteile von den dunkeln trennen (halb hell, halb dunkel)  und in ca. 1 cm breite Streifen schneiden.
(2) Die Zwiebeln in Butter andünsten, den Knoblauch und den hellen Lauchanteil zugeben und etwa 10 Minuten mitdünsten. Mit Salz, Muskat und Pfeffer würzen, mit dem Weisswein ablöschen und fast vollständig einkochen. Geflügelbrühe und das Lorbeerblatt zugeben und ca. 40 Minuten bei kleinem Feuer leise köcheln. Ich reibe zur Bindung noch eine halbe, kleine Kartoffel dazu. Falls der Lauchbrei einkocht, 2-3 Elf. Wasser angiessen.

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Lauchgrün und Lauchbrei, kurz vor der Vereinigung

(3) Indessen die Wurst (ungestupft, deutsch: nicht angepiekst) in 75-80°C heissem Wasser ca. 40-50 Minuten garziehen lassen. In der Zwischenzeit wird nebenbei dem guten Chasselas zugesprochen.
(4) Kartoffeln schälen und in 1-2 cm grosse Würfel schneiden. In einer Schüssel mit Wasser bedecken, damit sie nicht braun werden.
(5) Die Kartoffeln 10 Minuten vor dem Servieren in kochendem Salzwasser ewa 7-8 Minuten garen. Abgiessen, zum hellen Lauchanteil geben.
(6) den dunkeln Lauchanteil in kochendem, gut gesalzenem Wasser 2 Minuten blanchieren und unmittelbar vor dem Servieren unter die Lauchkartoffeln mischen. Einen Elf. Essig untermischen, nachwürzen mit Salz und Pfeffer und mit der Wurst servieren. [Essig und Pfeffer dient zum Ausgleich der Lauchsüsse]

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Papet vaudois

Anmerkung
Fenchel gehört an sich nicht zum Original, aber ich finde, der gibt dem bäurischen Gericht erst den besonderen Pfiff. Superb.