Die orientalische Küche ist bekanntlich nicht so meins. Das können andere besser. Nicht, dass ich diese Küche nicht mag, aber ich kann nicht mehr auf allen Hochzeiten dieser Erde tanzen. Doch wenn Micha von leckersten, knusprigsten und unkompliziertesten, klassischen Falafel, die „dieser Erdball je gesehen hat“, so packt mich noch immer die Neugier. Möchte ich auch können. Doch wer hoch steigen will, läuft Gefahr, tief zu fallen. Mein erster Versuch mit Falafel misslang völlig. Wie so oft las ich das Rezept nicht richtig durch, kochte die Kicherbsen in Wasser weich. Worauf die daraus hergestellten Falafel im heissen Öl prompt in ihre Einzelteile zerfielen. Auch wenn ich den Schaden in Grenzen halten konnte, indem ich danach die Hauptmenge der noch nicht frittierten Falafel im Ofen buk, sei Schadenfreude erlaubt: Staubtrocken.
Nach Durchsicht verschiedener Quellen war die Ursache klar: die Kichererbsen nehmen beim Kochen (wie jene aus der Dose) zu viel Wasser auf.
Da wir vor ein paar Tagen In La Chaux-de-Fonds u.a. das einzigartige Jugendstil Krematorium der Schweiz besichtigen wollten (hier das allegorische Bild des Menschen auf dem Kamin des Krematoriums), packten wir die Gelegenheit beim Schopf, uns zuvor an Falafel zu stärken. In einem winzigen Take-out, Nähe Bahnhof.
Per aspera ad astra

Diese Falafel gehören, dem Vernehmen nach, zu den Besten, die in der Schweiz erhältlich sind. Eingebettet in einen Mezze-Teller mit Labneh, Baba Ganoush, Taboulé und Fladenbrot. Dazu ein Tamarindengetränk, als Dessert ein orientalisches Kardamom Kaffee-Eis und Baklava, alles hausgemacht. Die Falafel von Abu Hassan und Assad Bilal, den Chefs von „Chef Falafel“, nehme ich jedenfalls als meine persönliche Messlatte.

Zutaten und Zubereitung
18 Stück/ 2-3 P.
150 g Kichererbsen, getrocknet
2 Knoblauchzehen, geschält, grob gehackt
1 mittelkleine Zwiebel, geschält, grob gehackt
1/2 Bund Petersilie, gehackt
1/2 Bund Koriander, gehackt
1 kleiner TL Koriandersamen
1 kleiner TL Mekeleshagewürz (Äthiopische Gewürzmischung aus gleichen Teilen Bockshornklee, Fenchelsamen, Kreuzkümmel und Ajowansamen)
Samen aus 3 Kapseln grünem Kardamom
1/2 TL Paprika-Pulver
1/2 TL Backpulver
Salz
ca. 1-2 EL Wasser
ca. 1-2 EL Kichererbsenmehl
Öl zum Frittieren.

(1) Die Kichererbsen mindestens 12 Stunden, besser 24 Stunden in Wasser bei Raumtemperatur einweichen. Koriander- und Kardamomsamen sowie das Mekeleshagewürz in einer Pfanne trocken erhitzen, bis die Gewürze duften, anschliessend fein mörsern.
(2) Eingeweichte Kichererbsen abschütten und abtropfen lassen. Zwiebel und Knoblauch zugeben und in einem Cutter zerkleinern, dabei die am Rand haftende Masse (bei abgestelltem Motor) mit einem Schaber immer wieder manuell untermischen. Bei Bedarf wenig! Wasser zugeben. Am Schluss die Kräuter zugeben und mitcuttern.
(3) In eine Schüssel umfüllen, die Gewürze und das Kichererbsenmehl zufügen, zuletzt das Backpulver, vermischen und abschmecken.
(4) 20-25 g schwere Kugeln von Hand formen. und diese portionsweise in heissem Frittieröl braun braten. Hitze: etwa 160°C, etwa 5-7 Minuten frittieren.
(5) Auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen, warm stellen, bis alle frittiert sind und sofort essen.

Dazu gabs, zuvor vorbereitet:
Dipp aus griechischem Joghurt, Knoblauch und Minze, bestreut mit Paprika, gemahlen
Hummus, bestreut mit Mekeleshagewürz, gemahlen
Petersiliensalat (Stiele und Blätter) mit Korianderstielen, gekochtem Bulgur, Tomatenwürfeln und Peperoncinowürfelchen, mit Olivenöl und weissem Balsamessig. (Toll!)
Und wie sind die Falafel geraten?
Sehr gut gelungen. Messlatte beinahe erreicht. Aufatmen. Durchatmen. Was die Würzung betrifft, ersetzte ich den Kreuzkümmel durch mein Mekeleshagewürz und ergänzte mit einem TL Kardamom.
Der Besuch des Krematoriums hat sich somit auch kulinarisch gelohnt. Der Katafalk und die (heute automatische) Versenkung in der heissen Vorhölle müssen noch etwas warten. Weitere Bilder aus La Chaux-de-Fonds demnächst.

sieht wirklich gut aus! ohne herausforderung würde es dir ja langweilig 😄.
überigens hat mein mann aus unseren
auberginen 🍆 nach deinem rezept eine riste gekocht und sie war sehr gut.
ein schönes wochenende 👋🏼❤️🐝👑🐶
Die Riste ist wirklich männergeeignet 😉 Ausser Tomatenflecken auf dem Tischtuch kann nichts passieren.
In dieser Küche werden ja vielfältige und viel ! Gewürze eingesetzt, wie vor Zeiten in den alpinen Regionen im Brot.
Hans Hatt – https://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_Hatt- Riechforscher hat sich damit beschäftigt ….
Was macht uns Lust etwas zu essen außer der Hunger ?
Gibt es unterschiedliche Hunger ?
Nach Eiweiß, nach Fett, nach Zucker, nach bestimmten Stoffen, die der Körper benötigt ?
Ist unser Körper so differenziert in seiner Wahrnehmung des Mangels ?
Wenn man auf seinen Körper hört, sagt er einem, was er benötigt. Dazu darf man aber nicht während des Joggens am Handy rumdrücken, und dazu gleichzeitig einen Burger runterdrücken.
..oder ist es so, dass unser Organismus die Nährstoffe benötigt und unsere Seele, die Amygdala, die Luststoffe, die Gewürze… ?
Gewürzen werden mannigfaltige Wirkungen auf den Körper nachgesagt. Was daran wahr und wissenschaftlich nachgewiesen ist und was nur in pseudowissenschaftlicher Populärliteratur behauptet wird, ist für mich Laien nur schwer nachzuverfolgen.
Das Rezept für den Petersiliensalat hätte ich gerne,
für meinen Mann !
Die Zutaten stehen im Text, Mengen hab ich keine gemessen. Das mischt man sich aus dem lameng. Auf jeden Fall viel Petersilie.
also ich finde, das sieht nach einer tollen Variante aus der Vegetarischen Ecke aus – das koche ich nach!
Danke und viele Grüße
Gila
Frau H. macht aus mir noch einen Vollvegetarier 😉
Ich habe die besten Falafel sowie die schlechtesten in Berlin gegessen. Am Nollendorf Platz gab (gibt es noch?) einen Imbiss, der sie unglaublich fluffig macht. Gleichzeitig hatte ich in einem hippen Restaurant im Zentrum welche bekommen, die mir den Gaumen aufgeschnitten undmich dazu mit Geschmacklosigkeit überhäuft hatten. Da half das schicke Holztalblett nichts.
Das kann einem überall und mit allem passieren. Freuen wir uns an den positiven Überraschungen.
Gibt es immer noch am Nollendorfplatz und ein Muss bei jedem Berlin und Winterfeldmarkt Besuch
Ich mache meine Falafels mit gekochten Kichererbsen und brate sie in der Heissluftfritteuse. Da fällt nix auseinander.
Ich hab immer noch keine Heissluftfritteuse. Dazu müsste ich erst meine Küche vergrössern (oder aufräumen)
mir würden schon die Pasten und der Petersiliensalat reichen! Mit Fritieren in der heimischen Küche habe ich es nicht so, das muss ich aushäusig essen. Ansonsten finde ich den Titel Falafel und Krematorium genial!
Genial sind klassische Falafel. Mein Blog-Titel ist bestenfalls skurril.
Oh, guck an, verpasst – dabei freue ich mich, wenn ich dich in die Küche geschickt bekomme… und das dann auch noch mit Erfolg! Weil ich kenne die schlechten Falafel-Rezepte ebenso samt einhergehendem Auseinanderfallen in der Zielgeraden.
Und dein Fazit ist: beinahe deine Messlatte erreicht – ich bin zufrieden 🙂
es braucht derzeit viel, um mich an den Herd zu locken. Das gelingt dir, nicht jede Woche, doch immer wieder. Du darfst zufrieden sein. 🙂