Nachgekocht: Saray Çorbası, Sellerie-Linsensuppe

Saray Çorbasi 0_2012 01 02_2131

Die Selleriescheiben wälzten so süß in der Suppe….„. Echter, frischer, anmutiger und poetischer als Nesrin (die eben ihren zweiten Geburtstag feierte) kann man diese Suppe nicht beschreiben. Und ich meine das ernst, ohne Ironie. Ihr einfaches Rezept hat jedenfalls alle rund 300 Gourmetrezepte, die schon seit Jahren ungekocht in meiner Nachkochliste stehen, mit einem Hupf überholt.  Gestylte Bilder, allzu komplizierte Rezepte, denen die Seele fehlt, oder allzu Exotisches langweilen mich zusehends. Das Einfache ist es, das bleiben wird. Unter Anderem 😉

Zutaten
2 Personen
70 g rote Linsen, gewaschen, gesiebt
200 g Knollensellerie in mundfertige Stücke geschnitten
50 g Zwiebel, gehackt
2 Elf. Olivenöl
1 Elf. Tomatenpüree
Salz, Pfeffer

Ich nutzte die Gelegenheit, in der Suppe angebrochene Fond-Gläser und überfällige Gemüse zu verwerten, wer die Suppe im Internet googelt, erkennt, dass das zulässig ist:

80 g Karotte, fein gewürfelt
2 Stangen Staudensellerie, fein gewürfelt
½ Pastinake, 30 g, Mirepoix
50 g Fenchelknolle, Mirepoix
2 dl Geflügelfond
6 dl Gemüsefond
1 Lorbeerblatt
Mekeleischa-Gewürz

für das Mekeleischagewürz, das ich gerne anstelle von Kreuzkümmel verwende, fülle ich folgende Zutaten in eine Gewürzmühle: gleiche Teile Bockshornklee, Kreuzkümmel, Fenchel, Ajowansamen (Ajowan gibts bei I. Holland)

Zubereitung
(1) Zwiebel in einem Topf in 1 Elf. Olivenöl kurz andünsten, Pastinake und Fenchel 2 Minuten mitdünsten, ablöschen mit dem Geflügelfond. Ca. 15 Minuten leise köcheln. Dann mit dem Stabmixer pürieren.
(2) In einem zweiten, grösseren Topf den Sellerie, Staudensellerie und die Karottenwürfel in 1 Elf. Olivenöl andünsten, die Linsen zugeben, mit dem Gemüsefond ablöschen, das Püree von (1) zugeben, würzen mit Salz, Pfeffer, Tomatenpüree und dem Lorbeerblatt. Ca. 20-30 Minuten köcheln, bis Sellerie und Karotten weich sind. Kurze Zeit ratlos vor dem Gewürzgestell stehen, dann nachwürzen mit meinem Mekeleischa-gewürz. Wunderbar.

Saray steht für Serail, Palast. Çorbası für Suppe. Osmanische Herrscher waren offenbar meist zahnlos und assen (nach meiner Interpretation) ihre Palast-Suppe püriert. Ich habe einen Teil der Gemüse separat püriert, liess es mir aber nicht nehmen, die Selleriescheiben und die Karotten stückig durch den Mund zu wälzen. Es lohnt sich !

27 Kommentare zu „Nachgekocht: Saray Çorbası, Sellerie-Linsensuppe“

  1. Die Suppe schockiert mich – nicht mal einen Fond braucht es im Palast. Danke fürs Auffinden!
    Resteverwertung kann nicht nur niemals unzulässig sein sondern müsste ein Dauergebot sein 🙂

  2. So eine Suppe durfte ich schon des öfteren bei einer türkischen Freundin genießen.Beim Würzen hält sie sich aber völlig zurück. Panch Phoron wäre meine Wahl.

  3. „Eintopf“ aus gemischtem Restgemüse vom Einkauf gibt es hier ständig. Kartoffeln gerne ein wenig zerdrückt drinne, sonst stückig. Mal so, mal so gewürzt.
    Und jedesmal ist es genau das Essen, von dem nichts nichts übrig bleibt.

  4. ‚Selleriescheiben und Karotten stückig durch den Mund zu wälzen‘ – diese wunderschöne Beschreibung lässt mich den Pürierstab zuhinterst in die unterste Schublade verbannen. Danke für die Poesie am frühen Morgen.

  5. Oh Suppe – da bin ich sofort zur Stelle 🙂 Linsen und Sellerie… sehr gut, merk ich mir.
    Musste anfangs Woche auch überfälliges Gemüse aus dem Kühlschrank retten, hab zuerst noch überlegt, ob es eine Suppe oder was anderes sein soll. Aus Liebe zum Junghahn, der eben nicht so Suppenfan wie seine Mutter ist, habe ich mich dann für eine andere Resteverwertung entschieden.

  6. Ajowan gibt’s üblicherweise auch im Asienladen des Vertrauens. Das ist ein wirklich schönes Süppchen, und die Sache mit den gestylten Bildern.. die sind für mich immer mehr ein Weg-Gucker…

  7. Einfaches gibt es 5, 6 mal in der Woche. Dafür brauche ich auch kein Rezept und Restln werden selbstverständlich verwertet. So wird meine Gemüsesuppe immer anders, je nachdem was an Vorräten da ist. Aber mir wäre beim Kochen fad, wenn ich nicht öfter mal neue Kombinationen und Zutaten ausprobieren würde. Und du machst das doch auch, lieber Robert! Ich denke da nur an diverse köstliche Pasteten oder Trüffelgerichte …

  8. Ich mag es auch ganz gerne, wenn man in der Suppe sieht, was man isst. Und einfach ist nach meiner Erfahrung oft am besten! Sieht sehr lecker aus! Und danke, für den Tip mit dem Blog von Nesrin.

  9. Sehr poetisch und appetitlich. Abgesehen von den verwerteten Resten frage ich mich allerdings, wer die 2 Personen auf der Zutatenliste waren und was du suppentechnisch mit denen angestellt hast… 😉

  10. Ok, jetzt weiß ich, was ich gleich besorgen werde ~ auf so eine Suppe habe ich jetzt große Lust! Allein der Anblick wärmt mich so schön… ob püriert oder nicht, ist mir fast wurscht 😉

  11. @Su: was Resteverwertung angeht, kann ich von andern noch viel lernen.

    @Rosa May: I did not expect anything else 😉

    @Eva: Grau ? hier scheint die Sonne, als ob der Frühling schon ausgebrochen wäre.

    @Sybille: noch nie gehört, ich brauche gerne immer daselbe, bis ich mit etwas Druck auf etwas anderes gestossen werde.

    @Heike: dass bei Deiner Küche nichts übrig bleibt, wundert mch nicht.

    @bea wyler: das fehlende Reflexivpronomen macht den Reiz des Satzes aus 🙂

    @Wilde Henne: Warum sich bloss Mütter immer hinter den Wünschen der Jungmannschaft zurückstehen 😉

    @Foodfreak: soweit bin ich noch nicht, dass ich be schönen Bildern einfach weggucken kann. Aber nachkochen muss man ja nicht alles.

    @Eline: Hier gibt es 6 mal die Woche einfach. Ist vermutlich eine Sache der Wahrnehmung. Wer gezielt Neues und „verbloggenswertes“ bringt, bei dem hat man den Eindruck, er koche nur so. Wer öfters bloggt, muss die Lücken auch mit einfachen Gerichten füllen.

    @Pepe Nero: da gibts authentische, türkische Küche auf deutsch.

    @multikulinaria: Hattest Du Bedenken ? Meine Töpfe sind nicht so gross.

    @Elisabeth: also doch Wurst 😉

  12. Selig sind die einfachen Suppenrezepte oder so ähnlich. Die Suppe gabs zum Abendessen – allerdings püriert. Für das Sultangefühl. Feines Rezept!

  13. Rote-Linsen-Süppchen sind immer etwas Feines. Vor allem, weil sie nicht alltäglich sind.Deine Gemüsereste passen wunderbar dazu. Statt deiner Gewürzmischung hatte ich meine indische Version – Garam Masala – verwendet, außerdem Hähnchenbrustwürfel scharf angebraten, hinzugefügt und mit Yoghurt, etwas Zitronenzesten und Chili abgeschmeckt. Das ist unpürriert auch sehr, sehr lecker.

  14. Als ich den Menuplan für die nächsten Tage zusammenstellte, kam dieses Süppchen als Vorspeise für Samstag auf den Plan. Ich freue mich schon auf den orientalischen Geschmack!
    Vielen Dank und liebe Grüsse
    Urs

  15. @Sarah: und man schläft danach nicht ein in der Oper 😉

    @Sylvia: so ähnlich steht das auch in der Oper Evangelimann.

    @dorodoro: jeder nimmt, was er gerade zur Hand hat, das ist gut so.

    @nesrin: ich habe zu danken.

    @Urs: Menuplan ? das geht ja bei Dir generalstabsmässig her und zu. Bei mir wird chaotischer gekocht.

  16. Hallo,
    das “ allzu komplizierte Rezepte, denen die Seele fehlt, oder allzu Exotisches langweilen mich zusehends “ hat mich ziemlich nachdenklich gemacht.

    Gruß Wolfgang

  17. @Wolfang: warum nachdenklich ? Die einen bleiben bei vielerlei (durchaus appetitlich angerichteten) Firlefanz-Probe-Häppchen auf einem Teller in unterschiedlichstenen Garzuständen, Präsentationen und Aromen, die wenigen andern (darunter ich und vermutlich ein wenig auch Du) erfreuen sich an einem Teller Pasta, Suppe, Kartoffelstock mit Braten, oder auch an etwas Besserem. Für alle hats Platz 🙂

  18. Na ich bin nachdenklich geworden, weil mir bei dem was ich teilweise selber eingestellt habe manchmal etwas fehlt, ohne das ich es präzesieren könnte, aber ich glaube es fehlte ab und an tatsächlich etwas Seele. Deshalb gabs heute auch eine Lauch – Kartoffelsuppe, nicht fotogen, doch lecker.
    Natürlich hat auch alles andere seinen Platz, ich suche eben noch und ein wenig nachdenken kann ja nicht schaden. 🙂

  19. Das hast du schön geschrieben, das mit dem Einfachen. Ich bewundere deine Gourmetrezepte, aber ich würde mir nie so viel Arbeit machen wollen. Eien tolle Linsensuppe; die kommt auf meine Liste.

  20. @Wolfgang: danach suchen wir doch alle. Seele, Farbe, Witz, Originalität, das ist alles so schwer zueinander zu bringen.

    @april: hier werden immer auch einfache Rezepte zu finden sein 🙂

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.