Kartoffelnudeln mit Automaten-Bolo

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Als Kartoffelnudeln von Toni (hundertachziggrad) habe ich sie glatt überlesen. Vielleicht weil „Kartoffelnudeln“ bei mir sofort Assoziationen nach Vollwert, Hochzeitsnudeln,  Teutoburger Wald und Nudelnmachenglücklich wecken. Tonis Rezept, von Micha (grain de sel) einige Wochen später als Kartoffel-Pici nachgekocht,  ist mir, als bekennendem Pici-Fan hingegen sofort aufs Angenehmste aufgefallen. Und durfte deshalb gleich ganz oben auf die Nachkochliste.

Ich habe das Original-Rezept etwas verändert, anstelle zweier Mehle nur Hartweizenmehl verwendet. Mich hat erstaunt, wie schnell sie gemacht sind und wie bissfest sie sind, auch wenn sie durch den Eieranteil etwas anders als die originalen, toskanischen Pici schmecken. Da wir gerne Pici essen, wird es nun halt öfters Kartoffelnudeln geben.

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Restmenge getrocknet

Dazu eine Automatenbolo, die geht ohne viel Aufwand nebenher und ist in einer guten Stunde fertig.

Zutaten
Kartoffelnudeln:
für 2 grosse der 4 kleinere Portionen

100 g Kartoffeln, mehlig kochend
300 g Hartweizenmehl  (Semola rimacinata)
2 Volleier
2 Elf. Öl
1 TL Salz

Automaten-Bolo:
3 Portionen Bolo für 2 Personen

4 Elf. Olivenöl [ergänzt: 7.2014]
2 geschälte Zwiebeln, ca. 150 g
2 geschälte Knoblauchzehen
1 entkernte Chilischote, fein gehackt
80 g Karotte geschält
40 g Knollensellerie, geschält
1 Stange Staudensellerie, Fäden entfernt
500 g Hackfleisch (Rind-/Kalb)
2 Elf. Tomatenpüree
1 geh. Tlf. Thymian, getrocknet
2 dl südlicher Rotwein
1 Dose Pomodori pelati, ca. 400 g
1 Bund glatte Petersilie
gehackte Nadeln von 1-2 Zweigen Rosmarin

Zubereitung
Kartoffelnudeln:
(1) Die Kartoffeln in der Schale wie „Gschwellti“ kochen, schälen, ausdämpfen lassen und durch die Kartoffelpresse drücken. Sie sollen noch lauwarm sein. Mit den restlichen Zutaten zu einem Teig verarbeiten. Der ist etwas weicher als ein herkömmlicher Nudelteig. Falls zu weich noch etwas Mehl, andernfalls etwas Wasser zugeben. Mind. 30 min. ruhen lassen.
(2) Mit dem Wallholz ca. 5 mm dick ausrollen und ca. 10×10 cm grosse Teigplatten ausschneiden.

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Auf der Chitarra gehts besonders fix

(3) Die Platten auf der Chitarra oder mit dem Pizzaschneider zu 5 mm dicken Streifen mit quadratischem Querschnitt ausschneiden und die einzelnen Nudeln mit flachen Händen auf ca. 25 cm Länge ausrollen.

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mit einem ordentlichen Kochwein geht das Ausrollen doppelt so schnell

(4) Die Nudeln auf ein mit doppelgriffigem Mehl oder Hartweizengriess bestreutes Brett oder ein Pasta-Trocknungssieb verteilen.

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Automaten-Bolo: lässt sich mit einem Rührlöffel aber auch ohne Automat von Hand herstellen
(5) Zwiebel, Knoblauchzehen, Chilischote fein hacken. Karotte und Sellerie in feine Würfelchen schneiden.
(6) Das Olivenöl in der Cooking Chef (Flexi-Rührelement, Spritzschutz) bei Stufe 1 auf 140°C erhitzen.
(7) Zwiebeln, Knoblauch, Chilischote zugeben,kurz andünsten, dann die restlichen Gemüsewürfel zugeben und 5 Minuten dünsen.
(8) Das Hackfleisch, Thymian und das Tomatenpüree zugeben und 5 Minuten weiter dünsten. Früher hab ich das Hack immer krümelig gebraten, sanft gedünstet bleibt es saftiger.
(9) Die Tomaten aus der Dose und den Rotwein zugeben, aufkochen lassen. Würzen mit Kräutersalz, Pfeffer und dem fein gehackten Rosmarin.
(10) Temperatur auf 95°C zurückstellen, das Ragù ca. 40 Minuten weiter köcheln lassen. Abschmecken und mit den frischen Kräutern servieren.

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Das gehört auch zum Älterwerden: sich die Dinge, die man zum täglichen Leben braucht, zu vereinfachen, ohne dabei Konzessionen an deren Qualität zu machen.

56 Kommentare zu „Kartoffelnudeln mit Automaten-Bolo“

  1. Nur mit Hartweizenmehl? Das wird wiederum von dir übernommen! Tonis Kartoffelpici sind einfach toll! Überhaupt sieht dein Teller wieder einmal hinreissend aus für meinen Geschmack.

    Ja und dann irgendwann brauche ich – parallel mit dem Älterwerden – wohl doch einen Knecht-Automaten. Obwohl ich für Qualität und gegen Verkomplizieren bereits heute bin…

  2. Kartoffelnudeln kannte ich noch nicht, ich kann sie mir gut vorstellen. Nach meinen letzten Broten mit Kartoffeln werde ich diese Nudeln gewiss bald nachmachen. Danke für die feine Erklärung und die appetitanregenden Fotos (siehe auch Küchen-Wein zum Ausrollen der Nudeln ..).
    Vielen Dank und liebe grüße, nika

  3. Wie dankbar ich dir für die Automaten-Bolo bin, brauche ich nicht extra zu erwähnen oder?! 😉
    Ich hoffe (für mich ;-)), dass dies (Zitat) „Das gehört auch zum Älterwerden: sich die Dinge, die man zum täglichen Leben braucht, zu vereinfachen“ in nächster Zeit häufiger geschieht. 🙂

    Diese Kartoffelnudeln sehen köstlich aus, aber ob ich die mit meinen 2 linken Händen hin bekomme?

  4. Abgesehen davon, dass die Kartoffelnudeln sehr verführerisch aussehen, würde mich am meisten die Assoziationskette über Vollkornnudeln zum Teutoburger Wald interessieren. Sind die Vollkornnudeln vielleicht sowas wie die Rache der Germanen? Darüber würde ich gerne mehr erfahren…

    1. So irgendetwas wie „die deutsche Antwort auf Spaghetti“ 🙂 Genau weiss ich es auch nicht. Aus der Tatsache, dass ich sie künftig öfters drehen werde, kannst Du aber ersehen, dass keine Xenophobie mitschwingt.

  5. „Automaten-Bolo“ – das klingt so brutal und dann ist sie doch so achtsam hergestellt.. 🙂
    Um so eine Nudel-Chittara scharwänzele ich ja schon länger herum. Bisher glaubte ich, die Nudeln seien fertig, wenn sie dort unten raus kommen. Müssen sie noch einzeln gerollt werden?
    Liebe Grüße
    Cheriechen

    1. normalerweise sind sie fertig, weil Du sie vorher auf die gewünschte Dicke zurechtwalzen musst. Die eine Seite der Chitarra liefert schmale Nudeln, die andere (eckige) Taglierini. Da ich den Teig vorher nicht dünn walzte, sondern nur mit dem Nudelholz auf 5 mm Dicke rollte, müssen die Nudeln noch feiner ausgerollt werden. Durch das Rollen&Ziehen kriegen sie zudem mehr Biss. Das macht den Unterschied zwischen Pici und normaler Pasta.

  6. Ich habe heftig geschmunzelt: 3 Portionen für 2 Personen. Wir schafen noch nicht einmal 400 g Hack in einer Mahlzeit und dabei müssen wir die ganze „Arbeit“ noch selbst erledigen. 😉

  7. Hm …
    Wie dèrf‘ i mir das vorstelle? Mit dr volle oder leere Fläsche (statt em beriehmte Byrschteli) dr Daig durch d‘ Chitarra duuregrollt … ? 😉

  8. Hm. Ich verdanke Dir ja schon die Anschaffung des Gnocchibrettes. Als nächstes muss dann wohl die Nudel-Chittara dran glauben, denn meine Pici sehen etwas….unförmig aus.

  9. Den Seitenhieb auf den Teutoburger Wald kann ich Dir aber nicht durchgehen lassen! Den habe ich in den ersten Jahren in Hamburg schmerzlich vermisst. Kartoffeln hin, Nudeln her (die natürlich beide nicht das Geringste mit besagtem wunderschönen Naturschutzgebiet zu tun haben).

    1. mir ist der Wald nur von der Varusschlacht her bekannt, in welcher die Germanen und Römer sich um die Vorherrschaft von Nudel und Kartoffel stritten. Wer hat dabei eigentlich gewonnen 😉

      1. Na, das dürfte doch Francisco Pizarro gewesen sein? Aber anstatt sich fürderhin von heimischer Paella redlich zu nähren, schickte er die Knollen nach Preußen. Nicht ewig währte dieser Punktvorsprung, denn die im vorigen Jahrhundert anrollende Italienurlaubswelle der Teutonen, pariert von der Gegenwelle der Gastarbeiter, spülten uns in deutschen Landen ungeahnte neue Möglichkeiten frisch auf den Tisch. Vorher mussten wir uns mit Spätzle, allenfalls mit Makkaroni begnügen. Ceterum censeo, der Teutoburger Wald war daran völlig unschuldig, nur passiver Zuschauer.

        1. Nun hab auch ich das begriffen. Geschichte war nie meine Stärke 😉 Von nun an werd ich den Hermann auf dem Sockel mit ganz anderen Augen ansehen.

          1. Solange ihn niemand mit Wilhelm Tell oder die Cherusker mit den Etruskern verwechselt, ist doch alles in Butter.

  10. So gut aussehende Nudeln hätte ich mit Kartoffelzugabe nicht erwartet, sehen gut aus, muss Biss und Geschmack gelegentlich ausprobieren.

    1. Haha 🙂
      Hier sind Kartoffeln etwas spezielles, die Man Farang, d.h. unsere westlichen Sorten, wobei sie nicht teuer sind und interessanterweise die importierten eine Spur günstiger als die hier gewachsenen. Die besten sind die kleinen von den Minoritäten-Bergbauern auf den Markt gebrachten.

  11. Keimen tun bei uns nur die von den Bergen, die anderen sind bestrahlt – nehme ich an.

  12. Sehr geehrter Herr Sprenger,

    vielen Dank für Ihren hervorragenden Blog, den ich stets mit Gewinn lese. Ich trage schon seit Längerem schwer an dem Gedanken, die von Ihnen beschriebene Maschine zu erwerben. Ihre Ausführungen dienen mir als Entscheidungsgrundlage und werden mich wohl um einen 4-stelligen Betrag (leider in Euro) ärmer machen. Vielen Dank hierfür. Ich hoffe auf Ihre künftigen Beiträge (habe an Weihnachten ein von Ihnen verfasstes Rezept erfolgreich der Familie vorgesetzt) und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus der Kurpfalz.

  13. Oh, jetzt weiß ich wieder, was mir abgegangen ist…
    Lieber Robert, meine Kleine wird dein Rezept auch lieben ~ sie liebt Kartoffel in jeglicher Form 🙂 ich auch ♥ Danke!

    Sonnige Grüße aus Wien zu dir,
    Elisabeth

    1. Kartoffeln können einem schon abgehen. Hab eben bei Dir reingeschaut, und festgestellt, dass eure Tochter inzwischen schon bald 2 Jahre alt ist. Mein Gott, wie die Zeit vergeht.

  14. Lieber Robert
    Zum Kochwein habe ich eine kleine Frage. Leider haben wir keinen entsprechenden 1999er (siehe Zapfen) im Keller. Würde eventuell auch einer unserer 1989er oder 1990er dazu passen? 🙂

    Danke für das schöne Rezept! Es wird sicher bei Gelegenheit nachgekocht. Der Chef braucht ja auch wieder mal etwas zu tun…

    Liebe Grüsse
    Isabelle und Reto

    1. solange kein namenloser Haut-Medoc in der Flasche steckt 😉
      Nun ist Spargelzeit, da gibt es doch Arbeit genug für den Chef.

  15. Notiere: Für den Robert bei Nudelrezepten künftig die italienische Bezeichnung mit angeben ;-).

    Die Hartzweizengríeßvarianten wird ausprobiert!

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