Blutrausch

Nachgekocht: Wahnsinn, Blutlachen und Primadonnen

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Cipolle Borettane, in 2 Wochen zu roten Cassiszwiebelchen gereift. Primadonnen des Tellers. Dazu rote Wahnsinns-Randen. Blutorangen. Alles blutbefleckt. Die Wahnsinnsarie der Lucia. Die Rezepte geliehen, abgekupfert. Die Zwiebeln bei Björn Inniger. Dieser verwendet Saucenzwiebeln. Doch Cipolle Borettane erheben die Zwiebeln zu Primadonnen. Die Rande des Wahnsinns von Maestro Claudio, auch diese mit geringfügigen Änderungen. Der Sternanis in der Randensauce von Richard Kägi. Die wahnsinnige Lady Lucia kommt, ohne Messer und Blut, aus youtube: Maria Callas. Primadonna assoluta. In der akustisch besseren Studioaufnahme von 1959. Eine blutende Träne und eine rote Rose auf ihr Grab im Père Lachaise.

Cipolle Borettane. Randen. Orangen.


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Zutaten/Zubereitung
Cassis-Zwiebeln:
20-30 kleine Cipolle Borettane
2 dl Cassissaft, möglichst Direktsaft, ich hatte nur Biotta
1 dl Himbeeressig
100 g Akazienhonig
2 Lorbeerblätter
4 Pimentkörner

(1) Die Zwiebelchen schälen und halbieren (L.: ganz belassen!), in gesalzenem und kochendem Wasser ca. 20 Sekunden blanchieren und anschliessend im Eiswasser auskühlen lassen. In ausgekochte Einmachgläser abfüllen.
(2) Die restlichen Zutaten zusammen aufkochen und damit die Zwiebeln heiss übergiessen. Das Einmachglas sofort schliessen und bei 92 °C ca. 20 Minuten im Dampf sterilisieren. Die Zwiebeln mindestens 2 Wochen kühl gelagert ziehen lassen.

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Randen:
1 mittlere, rote Rande
Bio-Orangenabrieb
Fleur de Sel
roter Kampotpfeffer
Aceto Balsamico (vom teuren)
2 EL Randen-Orangensauce

(3) Ofen aufheizen auf 160°C (O-/U-Hitze).
(4) Jede Rande mit einem Zahnstocher etwa 50-mal stupfen. Einreiben mit Olivenöl, bestreuen mit Orangenabrieb, in Alufolie einwickeln und ab in den Ofen, ca. 90-100 Minuten.
(5) Herausnehmen, Rande in Spalten schneiden und mit Salz, rotem Kampotpfeffer, 5 Tropfen Balsamico und 1-2 EL der Randen-Orangensauce 30 Minuten warm marinieren.

Randen-Orangensauce:
1 Blutorange, Moro oder Tarocco
1.5 dl Biotta Randensaft
2 Zacken Sternanis
1 kleines Lorbeerblatt
4 Pimentkörner

(6) Blutorange pressen, durch ein feines Sieb filtrieren und mit dem Randensaft und den übrigen Zutaten langsam zu Sirup (dann brauchts kein Öl zum Aufmontieren) einköcheln. Gewürze herausfischen und abschmecken mit Salz.

Orangen:
1 Blutorange Moro, filetiert
Fenchelkraut, abgezupft
2 EL Granatapfelkerne

Wenn Maria Callas singt, dann steht die Zeit still. 16 Minuten lang.

17 Kommentare zu „Nachgekocht: Wahnsinn, Blutlachen und Primadonnen“

  1. Wow, traumhaft angerichtet! Die Schlachthof- oder Tatort-Szenerie gelang Dir sehr authentisch 😲

  2. Lucia di Lammermor würde auf der Stelle geheilt aus ihrem Wahnsinns-Delirium erwachen, würde man ihr Deinen wunderbaren Teller unter das gepuderte Stupsnäschen halten. Sehr schön. Und herrlich, wie es schleift und kratzt, auf der alten Callas-Aufnahme. Von den neueren Aufnahmen lohnt sich insbesondere die Version von Edita Gruberowa (glaube, sogar in Zürich aufgenommen) sie hat die Lucia geradezu verinnerlicht.

    1. An die Zürcher Aufführung mit Edita erinnere ich mich auch gerne. Inzwischen sind uns aber die Reisen ins ferne Züri samt Heimkehr und mitternächtliche Nationalhymne im Bareggtunnel zu beschwerlich. Da lege ich mir lieber eine kratzige Schellackplatte auf den 78er Teller .

  3. Fantastisch!!!!!! Diese Farben…….Deine Foto ist nun mein Schreibtischhintergrund.
    Diese Speise- und Farbkombination liebe ich.
    Jubelnde Grüsse aus Lenzburg 👋🏼❤️🐝🐶
    Ps. Der Pastetenteig mit dem Schweinefett ist super, danke!

  4. Viel zu schön zum essen! Wahnsinn, kongenial nachempfunden. Arme Maria Callas. Aber Frau L. hat das Mahl sicher genießen können.

  5. Die Verbindung von Orange mit Rande (wir Nordlichter sagen Rote Bete) war ja schon öfter ein Thema, dies Rezept aber könnte bald mein Rettungsanker sein. Seit Silvester schreit alles nach Karamellschalotten, jetzt muss ich mal andere Saiten bzw. Zwiebeln aufziehen 😉

  6. Die Callas: perfekt und mir erscheint ihre Stimme nicht so glatt gebügelt wie es in der heutigen Zeit so üblich ist.
    Das gilt bestimmt auch für das Rezept… 😉
    Ich werde es ausprobieren. Danke fürs Vordenken, Ausprobieren und Posten.
    Sundaygreetings.

  7. MC singt nicht nur, sie übersetzt die Zustände ihrer Figuren in beklemmend gefärbte Töne. Die konnten auch unterschiedlich sauer klingen. Wie auf dem Teller die Himbeeressigsäure mit der Zitrussäre der Orangen kontrastiert.

  8. Wahnsinn – obwohl ich auch Dame Sutherland empfehlen kann. Da bekommt man den dicken Italiener und den König der Bässe aus Bulgarien mit. Den „irren“ US-Bariton könnte man, obwohl auch beeindruckend, ruhig durch einen Umland-Grazer ersetzen… 😉

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