Kartoffeln mit Pfifferlingen

Seelenfutter: Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1610

Wenn sich das Herz mit Eisblumen überzieht,
die erkaltende Seele ihr Leben verliert;
Wenn ein harscher Wind durch den Mantel bläst,
Mehltau sich wie Schnee auf die Menschen legt
und kalter Frost durch den Körper kriecht:
Dann hilft nur noch ein Kartoffelgericht.
R. Sprenger, 2016. Küchenlyrik

Vier Wochen abwechselnd nur noch Fertigpizza, Tiefkühlravioli vom Grossverteiler,  Spaghetti und Salamibrot sind genug. Ich musste einfach wieder kochen. Kochen als Widerstand gegen den Druck der Welt. Kochen gegen zermürbendes, lähmendes Nichtstun. Kochen, um die innere Mitte wiederzufinden: Einfacher, herbstlicher Eintopf aus Kartoffeln, Zwiebeln und Speck. Passend für diesen Sommer. Rasch zubereitet. Schmeckt wunderbar. Herzerwärmend. Seelentröstend. Rezept von der so hoch geschätzten, einzigartigen Sulzburger DOUCE, aus ihrem Buch Meine leichte Küche, Cuisine Douce.  Mit handschriftlicher Widmung „für lamiacucina“. Sie hat am Tisch noch nachgefragt, ob das so stimme, das sei doch kein Name. Ist es nicht mehr, Frau Douce. Bin ich nicht ein glücklicher Mensch?

Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen


Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1616

Zutaten
Vollmahlzeit für 2

400 g kleine Kartöffelchen (Ratte) mit Schale
1 TL Kümmel
200 g Eierschwämme, geputzt
2-3 EL Butter
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
16 Perlzwiebeln (L.: 8 kleine Bundzwiebeln, wenig vom Zwiebelgrün, gehackt)
8 feine Speckscheiben
2 EL Kalbsjus
1/4 L Geflügelbrühe
1 Rosmarinzweig
3 Thymianzweige (L.: 1 TL Thymian getrocknet)

Zubereitung
(1) Kartoffeln in Salzwasser mit Kümmel knapp gar kochen, ca. 13-15 Minuten. Wasser abgiessen, Kartoffeln schälen. Beiseitestellen.
(2) Geputzte Pfifferlinge in einer Pfanne in 1 EL Butter anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen und weiter dünsten, bis fast keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist. Beiseitestellen. (L.: hab ich anders gemacht: geputzte Pfifferlinge in kochendem Salzwasser kurz (ein paar Sekunden) blanchiert, dann mit der Drahtkelle herausheben und in einem Sieb abtropfen lassen. Abtropfsaft auffangen. Im selben Salzwasser das Zwiebelgrün zwei Minuten blanchieren und kalt abschrecken. Abtropfen lassen.
(3) Speck in 1 EL Butter kross anbraten, herausnehmen, Perlzwiebeln zugeben und andünsten, mit Salz und Pfeffer würzen. Kalbsjus und Geflügelbrühe zugeben und zugedeckt etwa 15 Minuten schmoren, bis die Zwiebeln gar sind. Abtropfsaft der Pilze zugeben und etwas einkochen. Kartoffeln, Pfifferlinge, Kräuter und Zwiebelgrün zugeben und ein paar Minuten weiter köcheln. Zuletzt nochmals 1 EL Butter unterrühren, um den Fond zu binden. Abschmecken.

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1617

Wenn man die Pfifferlinge blanchiert, dann direkt in den Schmortopf gibt, bleiben sie viel saftiger als nach Kochbuch, wo sie gebraten werden, bis das austretende Wasser verdunstet ist.

43 Kommentare zu „Seelenfutter: Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen“

  1. Oh welche Freude am frühen Sonntagmorgen, wo gerade der erste Kaffee in der Tasse dampft.

    So ein schönes Gericht und so schöne Küchenlyrik!

    1. Ja, Kaffee, könnt ich auch gebrauchen, mir ist eben der PC kaputt gegangen. Nur noch Verbindung übers smartphone. Die Woche ist gelaufen.

  2. Und ob isch das e Name – eine wo für immer bliibe wird ! Es wunderet mi scho fascht, dass d‘ Madame Douce (anschiinend) no nie bi dir im Blog gwùnderig verby gluegt het.
    Zum Täller. Ganz fein – mit Spägg derby hesch eh scho gwunne.

    1. „Vier Wochen war der Robert krank !
      Jetzt kocht er wieder. Gott sei Dank !“
      Frei der aktuellen Situation angepasst von/nach Wilhelm Busch 😉

      1. Wilhem Busch passt doch immer. Wer einen Betrieb mit 2 Michelin-Sternen führt, hat keine Zeit für Internet und facebook.

  3. Oh, Pfifferlinge, du holdes Waldkind,
    schön, wenn ich dich bald find‘,
    dann weiß ich jetzt schon ganz gewiß,
    wie ich dich wandle in Robertschen Biß!

    Was schöne Inspiration – was schön, dass hier wieder gekocht wird.
    Aber hierbei muß ich dir doch wiedersprechen: Lamiacucina IST ein Name und BLEIBT ein Name! Immer.

  4. Jetzt braucht’s nur noch die Pfifferlinge im Wald und dann steht dieses feine Gericht auf unserem Tisch! Danke für’s Teilen (wusste ich doch, dass es hier bald wieder etwas zu Essen gibt) und liebe Grüße, hoffentlich bleibt das Herz ganz lange gewärmt!

    1. Du findest deine Pfifferlinge ja vor der Haustüre, liebe Petra. Bei mir kommen sie aus Serbien. Und wenn das Herz wieder frieren sollte, mach ich mir wieder einen Eintopf. Schnell gemacht, eine Fertigpizza geht nicht viel schneller.

  5. Sehr lecker sieht dies aus. Gerade kuerzlich kochte ich ein Bratkartoffel und Pilzgericht, mit frischen Waldpilzen, die in den Bergen am Strassenrand angeboten werden. Eisblumen waren nicht der Grund 😉
    Herzliche Gruesse, Erich

  6. Genau das Richtige, um die innere Mitte wiederzufinden! 😊
    Und ja, du bist ein glücklicher Mensch, weil du weißt, was du brauchst und was dir gut tut!
    Habt einen schönen Sonntag.

  7. Trotz der Hitze hier bekomme ich gerade Hunger auf solch ein Gericht.
    LG Patricia

    1. Wenns dafür zu heiss ist, einfach langsamer essen und zwischendurch ein kühles Mineral. Liebe Grüsse hinter die Kamera.

  8. Die Außenluft reicht knapp aus, um Beerenkompott zu ernten – da ist ja jeder Hauch von Herbst willkommen 😉

  9. Das wäre mir jetzt auch deutlich lieber als Fertigpizza und Konsorten. 😉

      1. Soll ich’s Dir dann singen und aufnehmen oder beglückst Du uns mit einer musikalischen Kostprobe?

  10. Ja fein, da kann sogar ich mal wieder mitkochen. Und Finsternis und Eis im Herzen, das kennen wir doch alle. Vielen Dank für dieses wunderbare Rezept von „La Douce“.

  11. Lieber Robert,
    Seelenfutter sind deine Beiträge! Seltener geworden, (kann ich verstehen) dafür aber umso intensiver! Und dieser ist mehr als einen Pfifferling wert!

  12. Lieber Robert, gerade dieses Wochenende habe ich an dich gedacht, denn da kam per Mail die Information, dass die neue Ernte Tropea-Zwiebeln wieder zur Verfügung steht. Diese Zwiebelchen hatte ich zum ersten Mal bei dir entdeckt – wie so vieles andere auch. Nun auch dieses Rezept, dass ich mit den ersten heimischen Pfifferlingen, die ich auftreiben kann, nachkochen werde. Danke für die Inspiration.

  13. Wieso kennt Mme Douce „lamiacuccina“ nicht. Da hat sie wirklich was verpasst. :)Schön dass du geschrieben hast. La Ratte , meine Lieblingskartoffel ! Das Gericht, ein wahrer Seelenwärmer. GLG Malou

  14. Herrlich. Alles. Obwohl ich mich dich nicht beim Verzehr einer Fertig-Pizza vorstellen kann oder gar gekaufter Ravioli… 😉

  15. Hach, es ahnte meine Seele,
    dass Lamiacuccina sich quäle.
    Nun endlich wieder etwas zu lesen und kochen,
    vergessen die öden und leeren Wochen…

    (P.S. DAS BUCH ist hier gelandet, als Geburtstagsüberraschung für meine Tochter. Hach, einfach SCHÖN. Danke für alles darin und hier! Freude tut Not!)

    1. Qualvoll ist das Kochen nicht,
      besonders mit Vergissmeinnicht
      Einmal die Woche muss genügen,
      So schenk ich gern Vergnügen.
      Freut mich, dass es doch noch geklappt hat. Und alles Gute zum Geburtstag!

  16. Ich habe es gerade nachgekocht mit Pfifferlingen aus der Steiermark. Das macht richtig glücklich und passt sehr gut zu dem kühlen, verregneten Sommerabend hier.

  17. Vielen Dank auch für den genialen Tipp, die Pfifferlinge zu blanchieren und dann mitzuschmoren anstatt sie getrennt zu braten. Das werde ich umsetzen!!!
    Durch viel Arbeit konnte ich wenig im Internet lesen, habe also die „Auszeit“ glatt verpasst. Aber gut, dass sie vorbei ist. 🙂
    Viele Grüsse
    Brigitte

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