Schlagwort-Archive: Bundzwiebel

Mapo Panisse

Micha beschreibt ihr Gericht mit: „Mein bestes, unvergleichbares Mapo Tofu“ Bekannterweise habe ich, was asiatische Küchen angeht, keine Ahnung, war noch nie in China, besuche keine China-Restaurants, besitze keine Stäbchen, kann immer noch keine chinesischen Nudeln ziehen, doch reizen mich Aussagen wie „Eines der leckersten Tofu-Gerichte, die ich je gegessen habe“ zum Nachkochen. Damit kriegt man mich immer in die Tasche. Nachkochen à ma façon. Mit der Freiheit angejahrter Narren. Ich hab ja nicht mal Tofu im Hause. Dafür ein ältliches Glas Szechuanpfeffer. Im Kühlschrank jahrelang gereifte, dunkle bis nachgedunkelte japanische Misopaste. Jüngeren Datums hingegen eine edle Flasche Sojasauce. Damit kann man doch schon mal mit Kochen beginnen.

Tofu ersetze ich durch Panissa ligure, ist ja auch ein Erbseneiweiss, Reisessig durch Aceto balsamico. Chilipulver hätte ich zwar, nehme aber lieber Piment d’Espelette. Den TL Kartoffelstärke ersetze ich -stilecht!- durch Reisstärke. Stil durch Stärke, ähm… umgekehrt: Stärke durch Stil. Dazu noch ein wenig Schweizer Gemüsejus, sonst mehr oder weniger alles nach Rezept der Micha. So macht Kochen Spass.

Zutaten und Zubereitung

für das/die Mapo:
250 g Kichererbsen, gekocht (L.: geschält)
15 g Shitake-Pilze, in Streifen, getrocknet
500 ml frisch zubereitete Gemüsebrühe
3 mittlere Knoblauchzehen
1 Ingwer, 4cm
1 TL Szechuan Pfefferkörner, geröstet, gemörsert
3 EL Sesamöl
1 TL Piment d´Espelette
1 TL Misopaste, braun
1 EL Soja-Sauce
2 Frühlingsszwiebeln
ein Spritzer Aceto Balsamico
30 ml Gemüsejus (Le Saucier)
1 TL Reisstärke

für die Panissa ligure:
400 ml frisch zubereitete Gemüsebrühe
1 Thymianzweig
1 Rosmarinzweig
1 Knoblauchzehe
100 g Kichererbsenmehl
30 g braune Nussbutter
40 g Parmesan, frisch und fein gerieben
20 g Olivenöl mit Orange aromatisiert
Fleur de Sel
weisser Kampotpfeffer

für das/die Mapo:
(1) Kichererbsen in Wasser einweichen, schälen und weichkochen. Brühe abgiessen und die Erbsen mit einer Gabel stückig anquetschen.
(2) ca. 1 L frische Gemüsebrühe herstellen.
(3) Pilze in 5 dl Gemüsebrühe aufsetzen, 10 Minuten köcheln lassen. Kochbrühe auffangen. Pilzstreifen ausdrücken, bei Bedarf würfeln, beiseitestellen.
(4) Knoblauch und Ingwer schälen und fein hacken, Szechuan-Pfeffer trocken rösten und fein mörsern.
(5) Sesamöl mit Piment d’Espelette kurz anrösten, Pilze, Ingwer und Knoblauch zugeben und kurz mitdünsten. Kichererbsen zugeben und weiter dünsten. Dann den Szechuan-Pfeffer zufügen. Kochbrühe anschütten. Mit Miso, Soja-Sauce sowie Aceto Balsamico und Gemüsejus würzen. Reisstärke in wenig kaltem Wasser anrühren und die Sauce damit binden.

für die Panissa ligure:
(6) Gemüsebrühe mit den Kräutern und der angedrückten Knoblauchzehe aufkochen, Topf auf ein Holzbrett ziehen, mit aufgesetztem Deckel 10 Minuten stehen lassen. Fond durch ein Sieb passieren.
(7) Kichererbsenmehl in einen Topf geben, Gemüsebrühe in kleinen Portionen zugeben und mit dem Schwingbesen, besser Rührblitz, zu einem klümpchenfreien Brei schlagen.
(8) Braune Butter, 10 g Orangenöl und den Parmesan unterrühren. Topf auf die Heizplatte ziehen und mit einer Holzkelle bei mittlerer Stufe etwa 5-10 Minuten zu einem dicken Brei abrühren, der sich vom Topfboden löst, ohne Rühren aber rasch anbrennt. (L.: in der Kenwood Cooking Chef gerührt)
(9) Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ein passendes, tiefes Blech (20x25cm) mit Küchenfolie auslegen, die Masse darin verteilen und glattstreichen. Ca. 30 Minuten lang kalt stellen.
(10) Anschliessend auf ein Brett stürzen und in ca. 1.5 cm breite Stäbchen schneiden.

Fertigstellen:
(10) Panissa-stücke in heissem Olivenöl (170°C) halbschwimmend hellbraun fritieren und auf einem mit Küchenpapier ausgelegten Teller im 70°C heissen Ofen warm halten. Servieren zu Mapo mit fein geschnittenen Frühlingszwiebeln.

Die Panissa halbschwimmend zu fritieren, führt zu gleichmässig gebräunten Tofu 🙂 Sticks. Aussen wunderbar knusprig, innen weich. Fast besser als Pommes. Mindestens so gut wie Tofu. Chinese Streetfood in my Bistro. Sogar Frau L. hats geschmeckt.

Kalb mit Thon eingetütet. Vitello tonnato sottovuoto.

Ja, schon wieder der Herr Trettl. Diesmal mit Kalb und Dosenthon, rund 6 Stunden bei 65°C offen im Ofen geschmort. Lauwarm serviert, statt aus dem Kühlschrank. Anders als üblicher vitello tonnato. Damit hat er mich.

Niedertemperaturgaren nennt man das. Ich nenne es beschleunigte Verwesung und schmore deshalb alle Zutaten von Fleisch über Thon bis Fenchel in einem Beutel vakuumiert während 6 Stunden im Ofen. Geschützt vor Sauerstoff. Die Aromen ziehen voll ins Fleisch und umgekehrt. Am Schluss entnehme ich das Fleisch dem Beutel, halte es im Ofen warm und mixe aus Thon & Gemüse mit Eigelb und Olivenöl eine kräftige Sauce. Eintopf aus dem Beutel. Genial einfach. Ein warmer Teller für frostige Eisheilige. Nichts für hitzige Scheinheilige.

Vitello tonnato nach R. Trettl

Vitello 20200504_120736
More pink berries please

Zutaten und Zubereitung
für 4 Personen

400-500 g Kalbfleisch (L.: Faux Filet oder Kalbsnuss)
Meersalz, schwarzer Pfeffer
1 EL Butter
ca. 60 g Fenchel in kleinen Stücken
ca. 60 g Frühlingszwiebeln, das Weisse, in Scheiben
6 Datterinitomätchen
1 TL Fenchelsamen, zerdrückt
1 EL Kapern
ca. 200 g Thunfisch aus der Dose, abgetropft
1 dl trockener Weisswein
2 Eigelb
mind. 1.5 dl Olivenöl
Piment d’Espelette
1-2 TL Senf
pro P. 4 Frühkartoffeln (L.: von der Ile de Noirmoutier)

Vitello 20200503_175920

(1) Ofen auf 65°C vorheizen. (L.: mitsamt einer Keramikplatte drin, auf der das Fleisch später warmgehalten und aufgeschnitten wird)
(2) Das auf Raumtemperatur gebrachte Fleisch allseitig in Olivenöl scharf anbraten, nicht zu dunkel, Salzen und Pfeffern. Zugedeckt im Kühlschrank erkalten lassen.
(3) in derselben Pfanne Fenchelsamen in der Butter anziehen, das Gemüse zugeben und etwa 5 Minuten dünsten. Thon zerbröseln, zugeben und alles mit Weisswein ablöschen, stark einreduzieren, dann erkalten lassen und ebenfalls in den Kühlschrank stellen.
(4) Das durchgekühlte Fleisch und Thon-Gemüse in einen Sous-vide Beutel geben und den Beutel voll vakuumieren (Wer keinen Kammervakuumierer hat, schichtet Thon und Gemüse wie der Herr Trettl in einer Schüssel auf und neben das Fleisch)
(5) Beutel (oder die Schüssel) in den Ofen legen und 6 Stunden bei 65°C schmurgeln lassen.
(6) Später die Kartoffeln wie Pellkartoffeln in der Schale vorkochen. Die gegarten Kartoffeln vorsichtig flachdrücken und in einer beschichteten Pfanne beidseitig langsam in Olivenöl anbraten. Salz. Pfeffer.
(7) 10 Minuten vor Essenszeit den Beutel aus dem Ofen nehmen, Fleisch herausnehmen, in Alufolie wickeln und wieder in den Ofen, auf die 65°C warme Keramikplatte legen.
(8) Rest des Beutels in einen Standmixer geben und sehr fein mixen, die Eigelb dazu und mit Olivenöl in dünnem Strahl eine Mayonnaise hochziehen. Abschmecken. Bei der Gelegenheit hab ich zur Verbesserung der Balance noch etwas Senf untergemixt.

Vitello 20200504_120242

Servieren: Kartoffeln, Fleisch dünn aufgeschnitten, Sauce, Bestreuen mit vielen ganzen rosa Pfefferkörnern und Schnittlauch oder Gewürzfenchelkraut.

„Das“ vitello tonnato 2020 für Eisheilige und andere Gfrörni oder für kühle Sommerabende.

Andere Varianten von vitello:

vitello tonnato primavera 2016

Winter-Witello mit Knollenziest (mit Thon)

vitello tonnato povero (mit Kalbs-Polpette)

vitello mit Dill-Senfsauce

vitello alla bavarese (ohne Thon, mit weissen Bohnen)

vitello tonnato (nach Frau L.)

vitello basilico (mit Basilikum-Quark-Sauce)

Kalbstafelspitz tonnato. Ohne Eier. Ohne Mayo.

Tafelspitz tonnato 20170618_130615

Es gibt einfachere Wege, eine Thonsauce herzustellen. In Italien bindet man die Sauce mit Eigelb. Mayonnaise -wie bei uns- wird dazu kaum verwendet. Nichts gegen Mayo und Eier, aber Lucas Rosenblatts Idee, stattdessen Reis zu verwenden, wollte ich einfach mal umsetzen. Lucas nimmt Kalbsnuss und gart sie völlig anders, meine Version ist nur von den Hauptzutaten her vergleichbar. Ich wollte meinen  Kalbstafelspitz im Kühler verbrauchen. Ein Fall für sous-vide.

Kalbstafelspitz tonnato


Zutaten
für das Fleisch sous-vide:
650 g Kalbs-Tafelpitz (oder kleine Nuss)
1 Stengel Zitronengras, gequetscht
1 Stange Staudensellerie, gewürfelt
10 Körner Kampotpfeffer weiss, zerdrückt
50 ml kräftiger Geflügelfond, oder kräftige Kalbsbrühe
Fleur de Sel

für die Thonsauce:
1 EL Zitronenöl (Olivenöl mit Zitrone aromatisiert)80 g Zwiebelweiss von 2 Bundzwiebeln
1 Stange Staudensellerie, gewürfelt
1 grosse Knoblauchzehe, gequetscht
2 gute (darauf kommts an) Sardellenfilets
1 dl trockener Weisswein, Chablis
30 ml Zitronensaft
2.5 dl kräftiger Geflügelfond, oder kräftige Kalbsbrühe
Fleisch-Jus aus dem sous-vide-Beutel nach dem Garen
20 g Risottoreis, geschrotet
5 Körner Kampotpfeffer weiss, zerdrückt
1 Lorbeerblatt
1 Msp. Piment d’Espelette
1 EL Salzkapern, gewässert

120 g Thon aus der Dose, gut abgetropft
1/2 Zitrone, der Abrieb

1 EL Mascarpone
abschmecken mit Salz, Cayennepfeffer und Zitronensaft
als Garnitur: Kapernäpfel, Tomatendreiecke

Tafelspitz tonnato 20170618_125225

Zubereitung
für das Fleisch:
(1) Fleisch waschen, trockentupfen und mit den übrigen Zutaten in einen SV-Beutel vakuumieren.
(2) 2.5-3 Stunden im SV bei 56°C (nächstesmal 58°C) garen. Ich hab mich zulange in der Stadt aufgehalten, so dass bei mir 4 Stunden draus wurden.
(3) Herausheben und unter fliessendem Wasser abkühlen. Den Jus beiseitestellen. Fleisch in Folie wickeln und kalt stellen.

für die Sauce:
(4) Die fein geschnittenen Gemüse und Sardellen in Zitronenöl 5 Minuten dünsten. Mit Weisswein, Geflügelbrühe, Zitronensaft und dem Jus aus dem SV-Beutel ablöschen.
(5) Reis und Gewürze zugeben und 10 Minuten köcheln. Gegen Ende hin, den zerpflückten Thon und die Zitronenschale zugeben und kurz mitkochen. Etwas abkühlen, im Mixer fein mixen und mit einer runden Kelle durch ein Sieb passieren. Durchkühlen.
(6) Vor dem Servieren den Mascarpone untermixen und abschmecken.
(7) Fleisch mit der Aufschnittmaschine fein aufschneiden. Mit Fleur de Sel und weissem Kampotpfeffer bestreuen.

Filetzartes Fleisch, gut schmeckend und riechend. Die Sauce zart, glatt, mit elegantem Thonaroma. Weniger rustikal als die einfache Thon-Mayo-Sauce. Gar nicht schlecht. Was sag ich: gut. Und an heissen Sommertagen bakteriologisch wahrscheinlich etwas länger haltbar als das Original.

Seelenfutter: Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1610

Wenn sich das Herz mit Eisblumen überzieht,
die erkaltende Seele ihr Leben verliert;
Wenn ein harscher Wind durch den Mantel bläst,
Mehltau sich wie Schnee auf die Menschen legt
und kalter Frost durch den Körper kriecht:
Dann hilft nur noch ein Kartoffelgericht.
R. Sprenger, 2016. Küchenlyrik

Vier Wochen abwechselnd nur noch Fertigpizza, Tiefkühlravioli vom Grossverteiler,  Spaghetti und Salamibrot sind genug. Ich musste einfach wieder kochen. Kochen als Widerstand gegen den Druck der Welt. Kochen gegen zermürbendes, lähmendes Nichtstun. Kochen, um die innere Mitte wiederzufinden: Einfacher, herbstlicher Eintopf aus Kartoffeln, Zwiebeln und Speck. Passend für diesen Sommer. Rasch zubereitet. Schmeckt wunderbar. Herzerwärmend. Seelentröstend. Rezept von der so hoch geschätzten, einzigartigen Sulzburger DOUCE, aus ihrem Buch Meine leichte Küche, Cuisine Douce.  Mit handschriftlicher Widmung „für lamiacucina“. Sie hat am Tisch noch nachgefragt, ob das so stimme, das sei doch kein Name. Ist es nicht mehr, Frau Douce. Bin ich nicht ein glücklicher Mensch?

Kleine, geschmorte Kartoffeln mit Pfifferlingen


Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1616

Zutaten
Vollmahlzeit für 2

400 g kleine Kartöffelchen (Ratte) mit Schale
1 TL Kümmel
200 g Eierschwämme, geputzt
2-3 EL Butter
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
16 Perlzwiebeln (L.: 8 kleine Bundzwiebeln, wenig vom Zwiebelgrün, gehackt)
8 feine Speckscheiben
2 EL Kalbsjus
1/4 L Geflügelbrühe
1 Rosmarinzweig
3 Thymianzweige (L.: 1 TL Thymian getrocknet)

Zubereitung
(1) Kartoffeln in Salzwasser mit Kümmel knapp gar kochen, ca. 13-15 Minuten. Wasser abgiessen, Kartoffeln schälen. Beiseitestellen.
(2) Geputzte Pfifferlinge in einer Pfanne in 1 EL Butter anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen und weiter dünsten, bis fast keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist. Beiseitestellen. (L.: hab ich anders gemacht: geputzte Pfifferlinge in kochendem Salzwasser kurz (ein paar Sekunden) blanchiert, dann mit der Drahtkelle herausheben und in einem Sieb abtropfen lassen. Abtropfsaft auffangen. Im selben Salzwasser das Zwiebelgrün zwei Minuten blanchieren und kalt abschrecken. Abtropfen lassen.
(3) Speck in 1 EL Butter kross anbraten, herausnehmen, Perlzwiebeln zugeben und andünsten, mit Salz und Pfeffer würzen. Kalbsjus und Geflügelbrühe zugeben und zugedeckt etwa 15 Minuten schmoren, bis die Zwiebeln gar sind. Abtropfsaft der Pilze zugeben und etwas einkochen. Kartoffeln, Pfifferlinge, Kräuter und Zwiebelgrün zugeben und ein paar Minuten weiter köcheln. Zuletzt nochmals 1 EL Butter unterrühren, um den Fond zu binden. Abschmecken.

Kartoffeln mit Pfifferlingen 2016 07 17_1617

Wenn man die Pfifferlinge blanchiert, dann direkt in den Schmortopf gibt, bleiben sie viel saftiger als nach Kochbuch, wo sie gebraten werden, bis das austretende Wasser verdunstet ist.

Flower Sprouts mit Ravioli

Flower Sprouts mit Ravioli

Flower Sprouts® wären vermutlich an mir vorbei gegangen, wenn mich nicht ein Leser darauf gestossen hätte. Vor ein paar Wochen übernahm ein Schweizer Grossverteiler (der mit dem fehlenden M) das Alleinvertriebsrecht in der Schweiz für die kohligen Sprösslinge einer englischen Saatgutfirma. Die neue, hybride Züchtung aus Rosenkohl und Federkohl präsentiert sich als kleine offene Röschen mit kräftigen Farben zwischen Grün und Violett. Die Röschen schmecken nussig-süss, jedenfalls nicht bitter. Sie halten die Farbe beim Garen erstaunlich gut und bleiben, wie immer man sie zubereitet, knackig. Im Geschmack dominiert eher der Federkohl, der Rosenkohl hält sich diskret im Hintergrund. Kurzum: ein Kohl mit Zukunft für Rosenkohlhasser (wozu wir uns bekanntlich nicht zählen).
Flower Sprouts mit Ravioli 2015 02 11_7023

Bei der ersten Zubereitung habe ich mich an den gesponserten tipp von Tanja Grandits im Gratisblättchen des Grossverteilers gehalten, die die sprouts offenbar gerne in Olivenöl anröstet.
Der Mensch lebt nicht von Gemüse allein, ich habe zu dem zitrus-aromatisierten Gemüse noch ein paar Ochsenschwanz-Ravioli im Tiefkühler gefunden und dazu einen leicht süsslichen Zwiebelfond gemacht. Knicks Richtung Douce Steiner.

Flower Sprouts mit Ravioli


Flower Sprouts mit Ravioli 2015 02 11_7031

Zutaten
für die flower sprouts:
125 g flower sprouts (Fine Food)
2 Elf. Olivenöl
1/2 Peperoncino, ohne Kerne, fein gewürfelt
1 junge Knoblauchzehe, fein gewürfelt
2 Elf. Zitronensaft
Fleur de Sel
schwarzer Pfeffer

für den Zwiebelfond:
3 Bundzwiebeln, das Weisse (das Grüne ging auf die Randen Tarte Tatin)
1 Knoblauchzehe
1 Elf. Butter
1 frisches Lorbeerblatt
3 Zweige Thymian, die Blättchen
2 dl Gemüsefond (der von den Kempinski-Ravioli)
Prise Zucker, Salz, weisser Pfeffer

für die Ravioli:
15 Ochsenschwanzravioli aus dem Tiefkühler (von hier). Spinatravioli oder eine andere rustikale Sorte gehen auch.
1 Elf. Pinienkerne, frisch geröstet
3 Elf. Parmesan, frisch gerieben

Zubereitung
für den Zwiebelfond:
(1) Bundzwiebeln und Knoblauch hacken und in der Butter farblos anschwitzen. Kräuter zugeben und mit dem Gemüsefond ablöschen und rund 30 Minuten köcheln. Dann mit dem Stabmixer fein mixen und durch ein Sieb passieren. Würzen.

Flower Sprouts mit Ravioli 2015 02 11_7028

für die flower sprouts:
(2) flower sprouts benötigen angeblich keinen Rüstaufwand. Ich hab sie trotzdem frisch angeschnitten. und gewaschen. Angetrocknete Anschnitte mag ich nicht auf dem Teller.
(3) Peperoncino und Knoblauch im Wok kurz andünsten, die flower sprouts zugeben, knapp 5 Minuten kräftig anrösten (rührbraten), dann mit dem Zitronensaft ablöschen. Deckel drauf und auf ein Holzbrett ziehen.

für die Ravioli:
(4) Indessen die gefrorenen Ravioli in siedendes Salzwasser kippen und 6 Minuten garen. Mit der Siebkelle herausheben und im Zwiebelfond schwenken. Mit den sprouts, den Pinienkernen und Parmesan anrichten.

schnell zubereitet, schmeckt gut, sieht gut aus und passt deshalb in die heutige Zeit. Die Liebhaber der markanten Aromen des Rosenkohls werden mit den Jahren ohnehin aussterben. Wer wird ihnen anstelle von Rosen ein Rosenkohlröschen aufs Grab legen ?

Zwiebelravioli an Kartoffelfond mit Liebstöckel

ZwiebelravioliEines der schönsten, vegetarischen Kochbücher dieses Bücherjahres ist für mich das Buch der Douce Steiner: Unsere verrückte Gemüsewelt. Ich hab es mir gekauft. Ein Füllhorn voll neuer vegetarischer Ideen. Obwohl es schon im Frühjahr 2014 erschienen ist, hab ich es in den heimischen Bücherhandlungen noch nie gesehen. Und werde es vermutlich auch nie mehr sehen. Erdrückt unter der schieren Masse an sonstigen Kochbuch-Neuerscheinungen. C’est la vie. So hab ich das Buch für mich alleine.

Als Erstes greife ich mir daraus die Zwiebelravioli an Kartoffelsud. Beim Durchlesen des Rezeptes fällt mir zwar auf, dass der Nudelteig mit einem Ei und 5 Eigelben auf 150 g Mehl nie einen brauchbaren Teig ergeben wird. Dass aus der fein geschnittenen, angedünsteten, Zwiebel des Rezeptes für den Fond im Bild plötzlich halbierte Frühlingszwiebeln geworden sind und sich die gekochten und durch ein Sieb passierten Kartoffelwürfel im Bild wieder in Kartoffelwürfel verwandelt haben, wollen wir dem Food-Stylisten anlasten. Egal. Das machen die halt so. Entscheidend ist die Rezept-Idee. Und die ist gut. Für die Präzision sorge ich dann schon.

Zwiebelravioli an Kartoffelfond mit Liebstöckel


Zwiebelravioli 2014 10 24_6154

Zutaten
für den Ravioliteig: (L: Rezept geändert, zuviel Teig für die Füllung, gibt noch Nudeln)
100 g Weissmehl
100 g Hartweizendunst (rimacinata)
1 Ei
3-4 Eigelb
1 Elf. Olivenöl

für die Zwiebelfüllung:
Füllung für ca. 26 Ravioli, p.P. ca. 4-5 Ravioli

4 weisse, milde Zwiebeln, 350 g, (L.: oignons doux des Cevennes)
20 g Butter
1/2 Tlf. Salz
1/2 Tlf. Zucker
30 g Mie de Pain (Weissbrotbrösel getrocknet)

für den Kartoffel-Liebstöckel-Fond:
Fond für 4 Personen
3 kleine Frühlingszwiebeln (wenn der Foodstylist darf, dann will ich auch)
20 g Butter
3 mittelgrosse Kartoffeln, festkochend
1/2 Knoblauchzehe
1 Thymianzweig
400 ml hausgemachte Gemüsebrühe ( Madame Douce nimmt 1 Liter)
1 frischer Liebstöckelzweig, fein geschnitten
1 Elf. gewässerte Salzkapern
1 Bund Schnittlauch
Salz, Pfeffer

Zubereitung
für die Ravioli:
(1) Aus den Zutaten in der Küchenmaschine wie üblich einen Teig kneten. In Folie eingewickelt 1 Stunde ruhen lassen.
(2) Zwiebeln schälen, auf dem Gemüsehobel in feine Scheiben schneiden. In der Butter unter häufigem Wenden langsam (ca. 30 Min.) farblos anschwitzen, mit Zucker und Salz würzen. Die weichen Zwiebeln im Cutter zu Mus cuttern und mit den Weissbrotbröseln gut vermischen. Kühl stellen.
(3) Den Teig portionsweise mit der Nudelmaschine dünn ausrollen, mit einem runden Ausstecher Kreise ausstanzen. 1 Tlf. der Füllung in die Mitte geben, den Rand mit wenig Eiweiss bepinseln, umklappen zu einem Halbmond und gut andrücken. (Madame Douce macht sehr kleine Ravioli, halb so gross wie die meinigen).

für den Kartoffel-Liebstöckel-Fond:
(4) 1 Frühlingszwiebel samt Grün in feine Ringe schneiden und in der Butter anschwitzen. Kartoffeln schälen und aus zwei Kartoffeln 5 mm Würfelchen schneiden. Die Würfelchen in Wasser beiseite stellen. Alle Kartoffel-Abschnitte in den Topf mit der Frühlingszwiebel werfen und mit andünsten. Den Knoblauch anquetschen und mit dem Thymianzweig und dem in Streifen geschnittenen Lorbeerblatt beigeben und mit der Gemüsebrühe ablöschen. Dazu habe ich noch die dritte Kartoffel  fein gerieben hinzugegeben. Wir wollen keine Wassersuppe.
(5) Etwa 30 Minuten köcheln lassen. Den Fond anschliessend durch ein Sieb drücken. Nun die geputzten 2 restlichen Frühlingszwiebeln längs halbieren und mit den abgetropften Kartoffelwürfelchen im Fond garkochen, etwa 5-8 Minuten. Liebstöckel, Kapern und Schnittlauch zugeben.

für den finish:
Ravioli in gesalzenem Wasser 3 Minuten garziehen lassen, dann mit der Siebkelle in vorgewärmte Teller schöpfen. Einen Schöpfer Kartoffelsud darüber giessen (das Dicke befindet sich wie immer unten !), die halbierte Frühlingszwiebel drauf legen und mit einem Blättchen Liebstöckel garnieren.
Zwiebelravioli 2014 10 24_6155

Ist bei mir nicht so schön fotografiert wie im Buch, dafür habe ich das Rezept trotz der Ungereimtheiten sinngemäss nachgekocht. Herr Utecht, neben mir der zweite, im Internet verbürgte Besitzer des Buches (kleiner Scherz), hat sich den Fond zu Nudeln und Fisch zubereitet. Die Zwiebelravioli schienen ihm zu erdverbunden. Finde ich nicht. Langsam geschmurgelt wird die Cevennes-Zwiebelfüllung gut verträglich und himmlisch süss. Passt wunderbar zu den Kapern und zur Würze des Liebstöckels.

Fregola sarda mit Artischocken

Fregole sarde 2014 04 25_3870

Artischocken, Zitrone, Speck, das sind die Hauptzutaten der Artischocken „à la barigoule“. Dazu fregola sarda, die ofengeröstete pasta in Kugelform, Erbsen und Minze. Einem Rezept von Lucas Rosenblatt (leicht vereinfachend) nachempfunden.

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen

200 g Fregola sarda
2-3 Artisckocken (mammole)
30 ml Zitronen-Olivenöl
50 ml Gemüsefond
1/2 geschälte Peperoncinoschote
Filets einer Bio-Zitrone (erst die Schale abreiben)
6 junge Knoblauchzehen
Puderzucker
200 g Erbsen (TK)
1 Frühlingszwiebel, das Weisse, fein gehackt
Meersalz
Schwarzer Pfeffer

40 g Speckwürfeli
50 g Fetakäse
gezupfte Pfefferminzblättchen (L.: halb glatte Petersilie, halb, Pfefferminz)
Etwas Abrieb der Biozitrone

Fregole mit Artischocken 2014 04 21_3838

Zubereitung
für die Fregola:
(1) Die pasta in kochendem Salzwasser ca. 15 Minuten al-dente kochen. 4 Minuten vor Schluss die TK-Erbsen zugeben und mitgaren.
für das Gemüse:
(2) Stiele der Artischocken abschneiden, die einzelnen Blätter vorsichtig abknicken, die Knospe bis zum Bodenansatz wegschneiden. Mit einem Sparschäler die grünen und harten Stellen abschälen. Den Artischockenboden je nach Grösse in Viertel oder Achtel schneiden, die Blütenfäden, falls nötig, herausschneiden, Danach die Stücke in feine Ecken schneiden. Damit sie nicht anlaufen, die Stücke in Zitronenwasser oder in Wasser mit einer Msp. Ascorbinsäure legen.
(3) Gut abtropfen, dann in Zitronen-Olivenöl kurz anbraten, ablöschen mit der Gemüsebrühe, [Zitronenspalten zugeben] mit 1 Tlf. Meersalz und schwarzem Pfeffer würzen und zugedeckt bei niedriger Hitze ca. 10 Minuten garen.
(4) Knoblauch der Länge nach halbieren und [mit den Peperoncinowürfelchen] in wenig Olivenöl mit wenig Puderzucker karamellisieren. Die Frühlingszwiebeln zugeben, kurz mitdünsten, dann die Artischocken samt ihrem Fond zugeben und aufwärmen.
(5) Indessen die Speckwürfel ohne Fett in einem Pfännchen knusprig braten.

für den finish:
Die Fregola und Erbsen abschütten und mit dem übrigen Gemüse und etwas Zitronenabrieb mischen. 2/3 der Speckwürfel untermischen, Rest über die pasta verteilen. Den Fetakäse aufbröseln. Garnieren mit den Pfefferminzblättchen.

Fregole mit Artischocken 2014 04 21_3840

Jeder Biss schmeckt anders: einmal dominiert die pasta, dann wieder der Fetakäse, der Speck, die zitronigen Artisschocken, die Erbsen, die Minze, der Knoblauch. Das schmeckte so gut und so vielfältig, dass ich das Gericht ein paar Tage später gleich nochmals nachkochte und auf die Bistrokarte setzte.

Dosenfutter

Dosenfutter 2013 06 19_0651

Heiss. Die abendliche Fernsehwetteranalyse versuchte wieder einmal, Temperaturrekorde mit metaphysischen Gedankengängen zu erklären. Die Frage, warum es heiss ist und warum nicht kalt, interessiert mich aber schon lange nicht mehr.  Als berufsmässigem Müssiggänger stellte sich mir einzig die Frage: was koche ich heute ?  Und glaubt mir, es sind keine leichten Entscheidungen, die man Tag für Tag treffen muss. Am liebsten hätte ich den Blog hitzehalber geschlossen und die Küche in die Hände von Frau L. gelegt. Die aber wollte von Küchenarbeit bei diesen Temperaturen nichts wissen. Koch einfach was !

Bitte, ich kochte einfach was. Etwas, das weder Herd noch heisses Wasser benötigt:

Zutaten
1 Dose Maiskörner (abgetropft: 180g)
1 Dose Thon in Olivenöl (abgetropft: 90 g).
2 Handvoll kleine Peperoni dolci (mehrfarbig, etwa 200 g)
2 Frühlingszwiebeln rot, mit Grünzeug
Orangenöl (die Flasche ist nun einmal offen, drum darf sie schon wieder ran)
Paradeiseressig (Gölles)
Salz, Pfeffer

Dosenfutter 2013 06 19_0657

Zubereitung
Peperoni vierteln, schälen. Kerne entfernen. Fein würfeln. Dosen öffnen (von nix kommt nix), abtropfen lassen, mit den übrigen Zutaten mischen, abschmecken und in gereinigte Thondosen abfüllen. Achtung Verletzungsgefahr an scharfen Kanten, falls aus Gewohnheit versucht werden sollte, die Teller abzuschlecken.

Das Orangenöl passt übrigens sehr gut zu dem Peperoni-Mais-Gemüse. Und, Selawie sei dank, ist es wieder kühler geworden.

Kalbsfilet im Teig mit Frühlingsgemüse

Kalbsfiletpastete 31032013_0008

Regelmässige LeserInnen kennen meine Abneigung gegen durchfeuchteten Blätterteig. Die 3-Schicht-Isolation (siehe das Schweinsfilet) bringt Abhilfe, aber das umhüllen eines Filets mit Bröseln ist nicht so einfach. Da erinnerte ich mich an den Werbespruch aus dem Jahre 1948: Im Falle eines Falles, klebt Magic Butter alles. So war es auch. Die gekräuterten Brösel liessen sich durch einen kleinen Zusatz an Magic Butter und Senf binden. Die Brösel konnte man zwischen Plastikfolien dünn und kompakt auswallen. Kurz tiefgefroren, entstand eine zerbrechliche Platte, in die man mit etwas Vorsicht das Filet wickeln konnte.

Kalbsfiletpastete 31032013_0002
Kalbsfilet, Kräuterbröselplatte, Rohschinken

Zutaten
Kalbsfilet, das Mittelstück
Olivenöl, Salz, Pfeffer
Dijonsenf
1 Blatt Blätterteig, Fertigprodukt
4 dünne Scheiben San Daniele Rohschinken
1 Eigelb zum Bestreichen

für die Kräuterbröselplatte:
5 Scheiben Toastbrot, getrocknet, ohne Rand
1 Strauss glatte Petersilie
2 Zweige Rosmarin
5 Zweiglein Thymian
5 Blätter Maggikraut
1 Zweiglein Origano
1 Tlf. Dijonsenf
2 Tlf. Magic Butter (Rezept siehe hier)

für das Gemüse:
6 Stangen weisser Spargel
3 Frühlingszwiebelchen
25 g Morcheln getrocknet, eingeweicht in Wasser/Schuss Portwein
800 g dicke Bohnen (Fave) mit Schale gewogen
1 Bund Kerbel
Portwein
50 g Magic Butter

Kalbsfiletpastete 31032013_0012

Zubereitung
Kalbsfilet im Teig:
(1) Das parierte Kalbsfiletstück in Olivenöl allseitig anbraten, salzen, pfeffern, einstreichen mit wenig Senf.
(2) Die Toastbrotscheiben würfeln, die Kräuter hacken und beides im Cutter zu grünen Bröseln cuttern. Mit Salz und Pfeffer würzen, Senf und wenig Magic Butter zugeben, kurz weiter cuttern, die Brösel klumpen sofort etwas zusammen. Dann die Brösel in eine Plastiktüte passender Grösse geben, flach ausbreiten und mit einem Wallholz gleichmässig und kompakt auswallen. 15 Minuten in den Tiefkühler legen.
(3) Die Arbeitsfläche mit einer Küchenfolie belegen, den Rohschinken auf Grüsse des Filets auslegen. Darauf die grüne Bröselplatte legen (ohne Plastik ;-)). Darauf das Filet. Und nun wie bei einem Strudel das Filet aufrollen.
(4) Das Filet, das nun aussieht wie eine Rolle Rohschinken, in den Blätterteig einpacken und verzieren. Mit Eigelb bepinseln.
(5) Im Backofen 50-55 Minuten bei 170°C Umluft backen. Bei Bedarf mit Alu abdecken.

Kalbsfiletpastete 31032013_0009

Gemüse:
(6) Morcheln in warmem Wasser mit einem Schuss weissem Portwein 20 Minuten einweichen. Ausdrücken. Das Einweichwasser durch Melittafilter filtrieren und den Pilzfond etwas einkochen.
(7) Spargeln schälen, Spitzen abschneiden. In wenig Wasser (Salz, Muskatnuss) etwa 10 Minuten knapp garen, Spitzen weniger lang garen. Stangen in 3 cm lange Stücke scheiden.
(8) Fave aus den Hülsen schälen, 1-2 Minuten im Dampfsieb garen, aus den Hüllen pellen. Frühlingszwiebeln schälen und in Achtel schneiden.
(9) Frühlingszwiebeln in wenig Butter andünsten, Morcheln zugeben, mitdünsten, mit dem Pilzfond und einem Schuss Portwein ablöschen und fertiggaren. Würzen mit Salz und Pfeffer. Spargeln zugeben. Im letzten Moment die Favekerne. Mit Magic Butter, die bei 80°C geschmolzen und mit viel gehacktem Kerbel aromatisiert wurde, überträufeln.

La mia vignarola

La Vignarola 2013 04 21_0102

La vignarola, ein in den letzten Jahren häufig gekochtes, altes Rezept der cucina povera aus dem Latium, das in seinen Ursprüngen aus den Weinbergen um Rom (castelli romani: Frascati, Velletri, Marino … ) stammt. Eine Kombination aus frischen Frühlingsgemüsen aus dem Garten. Die musts sind Fave, Erbsen, Artischocken, Frühlingszwiebeln, lattuga romana, aromatisiert mit römischer Bergminze und Guanciale oder heute meist Pancetta. Kurz: Der römische Frühling auf einen Teller gepackt. Das römische Wort vignarolo dürfte etymologisch aus dem ortolano (Gemüsegärtner, Gemüsehändler) hervorgegangen sein. Andere meinen, dass sich der Name aus vigna (Weingarten) oder vignaiolo (Weingärtner) ableite. Alle werden Recht haben.

Das Gericht lässt sich je nach Angebot des Marktes variieren,  z.B unter Hinzunahme von Grünspargel oder Zucchini oder auch in einer rein vegetarischen Version oder mit pasta serviert, wie bei Cavoletto di Bruxelles. Meist werden die Gemüse nacheinander im selben Topf gegart. Etwa wie bei der Mimi T., [die lifestyle-Bloggerin mit dem Hund, der so gerne im Bild steht]. Ich habe mich hier jedoch für eine aufwendigere Zubereitung mit 4 Pfannen entschieden, um den unterschiedlichen Geschmack der Gemüse hervorzuheben. Jede Gabel, die man auslöffelt (?) schmeckt anders. Wundervoll.

Zutaten
Bei den Zutaten habe ich mich ungefähr an die Angaben hier gehalten.
Hauptmahlzeit für 2 Personen
200 g entkernte Fave (aus 1.3 kg Saubohnen)
200 g Erbsen frisch blanchiert oder tiefgekühlt
100 g Zucchini, ein kleiner
2 mittlere Artischocken
5 Baby-Artischocken
150 g Lattich (lattuga romana, Romain, Bindesalat)
50 g (oder mehr) Pancetta
1 grüne, entkernte Chilischote
1 Frühlingszwiebel
1 Schalotte
3 junge Knoblauchzehen
50 ml Weisswein
etwas Zitronensaft
2 Zweige normale Minze (mentuccia hab ich leider keine, die ersatzweise geeignete Kärntner Nudelminze hat sich im Garten noch nicht hervor gewagt)
5 Zweige glatte Petersilie
Salz, Olivenöl, Pfeffer

La Vignarola 2013 04 21_0100

Zubereitung
Mise en place anfangen mit dem auslösen und garen der Saubohnen. Weiter mit dem Dampfgaren der Artischocken und dem Vorbereiten der Zucchini.

(1) Artischocken&Minze mit römischem Einschlag: Die Artischocken rüsten und in Viertel oder Scheiben schneiden, dann in Wasser mit Zitronensaft oder Ascorbinsäure legen. 3 Minuten im Dampf vorgaren. Anschließend die abgetropften, abgetrockneten Artischocken mit Knoblauch, Olivenöl und grünem Chili anbraten, mit Weißwein und Zitronensaft ablöschen, frische Minze zugeben und etwa 10 Minuten garen lassen. Salzen, pfeffern. Mit frisch gehackter Petersilie bestreuen.
(2) Zucchini&Knoblauch: Zucchini in Scheibchen schneiden, salzen, 15 Minuten stehen lassen, auf Küchenpapier trocknen. In heissem Olivenöl mit gehacktem Knoblauch beidseitig anbraten.
(3) Erbsen&Speck: Den Speck in etwas Olivenöl anbraten, die gehackten Frühlingszwiebeln mitdünsten, die blanchierten oder gefrorenen Erbsen zugeben und mit etwa 50 ml Wasser oder Weisswein während ca. 10 Minuten kochen.
(4) Saubohnen&Lattich: Die Saubohnen aus den Hülsen lösen, 2 Minuten im Dampfbad garen, Kerne aus der Schale lösen. In einer Pfanne die gehackte Schalotte in Olivenöl anbraten, Fave und den in Streifen geschnittenen Lattich kurz (2-3 Minuten) mitdünsten. Salzen.
(5) Alles vorsichtig untereinander mischen und sofort servieren.

Da ich weder weissen Castelli Romani noch einen Orvieto zur Hand hatte, kam als Nothelfer ein 2007-er Riesling Westhofener Kirchspiel von Keller zum Einsatz. Auch nicht schlecht.

Kalte Tomatensuppe aus rohen Tomaten mit Zucchiniblüten im Grappateig

Kalte Tomatensuppe 0_2012 08 21_6897

To hot for love. Kalte Küche. Suppe aus rohen Zutaten, kalt gemixt und damit sich niemand verkühlt, wenigstens eine warme Suppeneinlage: Zucchiniblüten, in Tempurateig (nach Eline) ausgebacken. Mit Grappa. Es geht auch ohne Wodka. Auf einem Vorspeisenbuffet serviert, wären die knusprigen Blüten im Nu weg, so gut schmecken sie.

Zutaten
für 2 Personen

etwa 800 g reife Tomaten mit wenig Kernen, halb/halb Ochsenherz und Ramati
4 kleine Frühlingszwiebeln, Grün und Weiss separat gehackt
1 Peperoncinoschote entkernt, gehackt
2 Knoblauchzehen, gehackt
2 Toastbrotscheiben, entrindet
1 Zweig Origano
etwa 10 Blätter Basilikum
1 kleine Zucchinifrucht, fein gewürfelt
4 Zucchiniblüten
Salz, Pfeffer, Piment d’Espelette

für den (wirklich tollen) Tempurateig:
50 ml Eiswasser
25 ml Grappa
40 g Weissmehl
9 g Reismehl
½ Tlf. Backpulver (knapp)
kein oder nur ganz wenig  Salz

Olivenöl zum ausbacken


Zubereitung

(1) Tomaten kreuzweise einschneiden, kurz blanchieren, Haut abziehen, würfeln. Tomaten mit dem Zwiebelweiss, den Toastbrotwürfeln, dem Peperoncino, Knoblauch und den Kräutern zu einer Suppe mixen. Würzen. Ein Schuss Olivenöl schadet auch nicht.
(2) Suppe mit den Zucchiniwürfeln und dem Zwiebelgrün bestreuen (wegen knack und damit die Einlage nicht ersäuft)
(3) Die Zutaten für den Tempurateig unmittelbar vor Gebrauch mit dem Stabmixer mixen, Blütenkelchblätter, -stempel und Stiel der Zucchinblüten entfernen und die Blüten durch den Teig ziehen und in Olivenöl ausbacken. Überschüssiges Öl mit Küchenpapier entfernen, salzen.

Kalte Tomatensuppe 0_2012 08 21_6895

Na ja, ein Messer muss zum Löffel mitserviert werden.

mein Beitrag zum Tomatenevent vom Gaertnerblog, betreut durch die nimmemüde Sus vom Corumblog.

Garten-Koch-Event August 2012: Tomaten [31.08.2012]

und weil wir gerade so schön am Abarbeiten von Pflichtevents sind, hier der von Barbara alljährlich ausgerufene, wiederkehrende Ausblick aus dem Küchenfenster. Im Sommer 2012, im Frühjahr 2011, im Winter 2010, im Frühjahr 2009. Jahr für Jahr derselbe Ausblick, wie das eben bei sesshaften Menschen der Fall ist.

Küchenausblick 2012 08 22_6908

Blick aus dem Küchenfenster: Sommer - bis 31.08.2012

Simmentaler Kalbskotelettbraten mit Frühlingsgemüse

Simmentaler Kalbskotelettbraten 0_2012 06 03_5295
Simmentaler Kalbskotelettbraten, Ansicht für Fleischesser

Kaum hat man das Ende der Morchelsaison lauthals angekündigt, locken schon die nächsten Morcheln. Indessen ist das Restaurant de l’Hôtel de ville in Cressier in neue Hände übergegangen. Nach Fredy Girardet und Philippe Rochat hat Benoît Violier die Geschicke dieses Gourmettempels übernommen. (3 Michelin-Sterne, 19 GM).

Monsieur Violier schreibt oder lässt einen Blog schreiben, in welchem über wichtige Ereignisse im Hause berichtet und ab und zu ein Rezept preisgegeben wird. Kürzlich: Simmentaler Kalbskotelett mit Morcheln aus dem Jura. Das pure Vergnügen.

Das Rezept las sich auf den ersten Blick recht einfach, dazu wars auf deutsch geschrieben. Beim genaueren Durchlesen stiess ich auf Ungereimtheiten: so sollte ein schneller Bratenfond gezogen werden, der in der beschriebenen Weise kaum eine geniessbare Sauce ergeben dürfte, dann aber später ohnehin keine Verwendung mehr findet, dafür wird eine Morchel-Rahmsauce dazugereicht. So habe ich mich kurzerhand entschlossen, das Rezept nach eigenen Vorstellungen abzuändern.

Das Resultat war dennoch sehr erfreulich, durchgehend saftiges, gut-schmeckendes Fleisch. Eine Gemüse à la naturelle, diskret mit einem Hauch von frisch angesetztem Knoblauchöl gewürzt.

Benoît Violier: Die Küche muss wieder einfacher werden, damit das grosse Produkt noch viel besser zur Geltung kommt. Denn nur dieses ist wichtig.

Simmentaler Kalbskotelettbraten 0_2012 06 03_5299
Simmentaler Kalbskotelettbraten, Ansicht für Vegetarier

Zutaten
für das Fleisch:
1 Kalbskotelett am Stück, ca. 600 g
1 Zwiebel, grob gewürfelt
1 Karotte, grob gewürfelt
5 junge Knoblauchzehen
2 Zweige Rosmarin
1 kleiner Strauss Thymian
Salz und Pfeffer, Fleur de Sel
Erdnussöl, Olivenöl
50 g Butter

für das Morchelgemüse:
150 g Morcheln
1 kleine Schalotte
200 g frische Erbsli, aus den Hülsen gelöst
200 g frische Kefen, entfädelt, in Hälften geschnitten
1 Frühlingszwiebel, das Weisse, entblättert, in Stücke geschnitten
30 g Butter
Knoblauchöl: 2 junge Knoblauchzehen feinst geschnitten mit 20 ml Olivenöl versetzen und zugedeckt 4 Stunden stehen lassen. Täglich frisch ansetzen.

Sauce, für eine Morchelrahmsauce langten die Morcheln nicht mehr:
100 ml Kalbsfond dunkel
Portwein
Madeira
Salz, Pfeffer

Simmentaler Kalbskotelettbraten 1_2012 06 03_5287
Simmentaler Kalbskotelett, Anbraten

Zubereitung
(1) Kalbskotelettbraten in Form binden. Mit Olivenöl und einem Teil der fein gehackten Kräuter einreiben. Über Nacht mit Folie abgedeckt marinieren. Anderntags eine kleine Kasserolle mit den Gemüsewürfeln und dem Rest der Kräuter befüllen. Die Kräuterpartikel vom Braten mit Küchenpapier abwischen. Den Braten allseitig in Erdnussöl braun anbraten, etwa 12 Minuten.  Das Öl aus der Pfanne tupfen und den Fond mit etwas Wasser aufkratzen. Das Fleisch salzen, pfeffern und auf das Gemüsebett in der Kasserolle legen. Etwa 1 dl Olivenöl zugeben und im auf 150°C vorgeheizten Ofen mit eingestecktem Temperaturfühler garen, bis die Kern-Temperatur ca. 50°C beträgt. Ca. 30 Minuten. Dann 50 g Butter zugeben, die Ofentemperatur auf 80°C stellen und weitergaren, bis die Kerntemperatur bei knapp 60°C steht. Während dem ganzen Garprozess das Fleisch alle 5 Minuten mit dem Fett übergiessen. Das Fleisch herausnehmen, Ofen auf 60°C stellen und das Fleisch auf einer warmen Keramikplatte mit Alufolie abgedeckt 10-15 Minuten im Ofen ruhen lassen.

Simmentaler Kalbskotelettbraten 2_2012 06 03_5289

(2) Den Bratfond durch ein Seihtuch filtrieren, beinahe zur Trockene eindampfen, je einen Schuss Madeira und Portwein zugeben, nochmals stark reduzieren, dann mit dem Kalbsfond auffüllen. Würzen mit Salz und Pfeffer. Warmstellen.
(3) Morcheln putzen, halbieren, ein paar schöne Exemplare ganz belassen. Die ganzen und halbierten Morcheln nacheinander in kochendem gesalzenen Wasser kurz blanchieren, auf ein Sieb schütten und gut abtropfen lassen. Den Sand aus dem Blanchierwasser durch ein Seihtuch abfiltrieren. Mit dem klaren Blanchierwasser die Gemüse nacheinander nach Gar-erfordernis blanchieren, mit einer Siebkelle herausheben und mit kaltem Wasser spülen.
(4) Die halbierten Morcheln in 20 g frischer Butter anziehen, Erbsen, Kefen und Frühlingszwiebeln zugeben und kurz rührbraten. Salzen und pfeffern und mit 2 Tropfen Knoblauchöl parfumieren.
(5) Die ganzen Morcheln mit einige Blättchen Thymian in wenig frischer Butter anziehen, wenig von der Sauce und 1 Tropfen Knoblauchöl zugeben, aufköcheln.

Finish:
Das aufgeschnittene Fleisch mit fleur de sel und etwas frisch gemahlenem Pfeffer würzen. So schön aufgereihte Erbsen, mit der Pinzette segelförmig aufgestellte Kefen und geometrisch verteilten Mörchelchen kriege ich nicht hin. Dafür kostet das im 3-Sterne-Restaurant einiges mehr.

Erst nachträglich habe ich die Quelle aufgespürt: der in Violiers Blog gezeigte Artikel erschien in einem Boulevardblatt, das sonst auf der Klaviatur von Sex, Verbrechen und menschenverachtender Hatz spielt. Wenn das Blatt künftig seine Ausrichtung auf  Küche und Kochen legen möchte, soll mir das recht sein. Ein Schundblatt weniger.