Mein erklärtes Ziel, von dem ich nicht weiss, ob ich es je erreichen werde: von der Quelle des Doubs bis zu seiner Mündung in die Sâone zu wandern bzw. zu fahren. Etappe um Etappe. Diesmal kommen weitere 30 km hinzu. Vom Jurahäuschen fahre ich erst nach Goumois hinunter, über den Richtung St. Ursanne fliessenden Doubs in den französischen Teil von Goumois, dann auf die Höhen der französischen Franche-Comté, am Belvédère des fougères vorbei (Aussicht auf den Doubs im Bild oben) und nach einigen Kilometern wieder tief hinunter nach St. Hippolyte. St. Hippolyte liegt an der Einmündung des Flusses Dessoubre in den Doubs, am Arm, der kurz nach St. Ursanne die Schweiz verlässt und in vielen Windungen nach Besançon fliesst.
Am 29. Dezember ist es bitterkalt, die Sonne flach, das kleine Städtchen St. Hippolyte friert und kauert sich eng und schattenwerfend im ohnehin schattigen Tal zusammen. Die Altstadt besteht aus wenigen Gassen, einigen schönen Häusern, einem guten Käseladen, der Kirche und dem Konvent.
Aufwärmen in der relativen Wärme der Stiftskirche aus dem 14. Jahrhundert.
Darin wurde im 15. Jahrhundert das Turiner Grabtuch aufbewahrt. 1452 gelangte dieses in die Hände des Herzogs Ludwig von Savoyen und damit nach Chambéry. Als die Herzöge von Savoyen 1578 ihre Residenz nach Turin verlegten, kam das Tuch nach Turin, wo es noch heute aufbewahrt wird.
1606 wurde in Dôle die Gesellschaft der heiligen Ursula, einem katholischen Frauenorden, gegründet.
1618 zogen die Ursulinen nach Saint-Hippolyte und gründeten eine Schule für die Erziehung Jugendlicher. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1700.
Während der französischen Revolution verließen die Ursulinen das Kloster. Das Gebäude wurde danach als Präfektur, Gendarmerieposten und Schule benutzt.
Auf der im Winter wenig befahrenen Strasse entlang des Doubs fahre ich gegen St. Ursanne. Einmal mehr an zwei Stauwehren vorbei.

Gleich danach weitet sich das enge Tal und erlaubt einen Blick auf die Burgruine von Montjoie-le-chateau. Auf der Anhöhe oberhalb des Dorfes ließ ein lokaler Adliger im 13. Jahrhundert die Burg Montjoie erbauen. Sie entwickelte sich zu einem Herrschaftssitz, der das Doubstal oberhalb von Saint-Hippolyte kontrollierte. Während des Dreissigjährigen Krieges wurden Burg und Ortschaft zerstört, danach wurde die Burg nicht mehr wieder aufgebaut. Zusammen mit der Franche-Comté und dem Elsass fiel Montjoie mit dem Frieden von Nimwegen (Nimmweg-Frieden) 1678 an Frankreich.

Die Strasse folgt jeder Windung des Flusses, dreimal wechselt sie von der einen auf die andere Flussseite. In der Nähe von Glère lag die Sonne im engen Tal schon so tief, dass die Fotos in der abendlichen Dämmerung einen zauberhaften Effekt erhielten.


Kurz nach der Schweizer Grenze erscheint die Pfarrkirche Saint-Valbert von La Motte-Ocourt im Niemandsland weitab beider Ortschaften gelegen. 1641 erbaut, besitzt sie eine bemalte Holzdecke aus der Zeit. Der Raureif im Tal lässt sich zentimetergenau dort nieder, wo die Sonne den ganzen Tag nie hinscheint.

Kurz vor Saint Ursanne ist der Raureif-Spuk vorbei. Hier scheint die Sonne. Kein Wunder, das Bild ist 5 Tage jünger, als ich die Strecke zum zweitenmal befuhr. Es gibt eben Phänomene, die sich nicht so einfach wiederholen lassen.

- Doubs, der Unschlüssige (1): Biaufond
- Doubs, der Unschlüssige (2): Les Brenets-Châtelot
- Doubs, der Unschlüssige (3): St. Ursanne
- aktueller Beitrag
Quellen:
wiki Convent des ursulines.
wiki St. Hippolyte
Wieder ein paar wunderschöne Aufnahmen 🙂
Danke und Euch einen schönen Sonntag,
Andy
wünsche ich euch auch, lieber Andy! Regen=Kochen
Herzlichen Dank für diesen wunderschön geschriebenen, wunderschön fotografierten Bericht. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Und mit Sicherheit schaffen Sie es bis zur Mündung, und noch viel mehr. Herzlichen Dank für’s Teilen und lieben Gruß!
Danke. Im Moment ist es zu garstig zum Ausreisen. Aber das wird wieder bessern.
Schöner Bericht, schöne Aufnahmen – nur die Raureifgrenze sieht beinahe so unecht aus wie im 4. Teil der Piefke-Saga 🙂

Keine Ahnung, wie viele Etappen Du noch hast, aber ich denke mal, das wird schon.
Dort wird es der Wegheilige gerichtet haben. Bei mir der Himmel 🙂
So schön! Danke für die Fotos und den Bericht.
Grüsse,
Rosa
Danke liebe Rosa!
Den Weihnachtsschmuck können die Dörfler ausschalten, das Winterkleid bleibt.
„Joyeuses“ können sie ja hängenlassen. Das passt auch auf Ostern!
Und schon wieder so ein schöner Bericht! Ach wie ich mich jetzt nach Comté-Käse sehne!
Ach, Comté, mein absoluter Liebling. Da lasse ich jeden Greyerzer liegen.
Du schaffst dein erklärtes Ziel – da bin ich mir ganz sicher!!
Vielen Dank, dass du uns wieder mitgenommen hast mit deinen wunderschönen Fotos (das erste und das mit der Kirche im Raureif haben mir es besonders angetan!) und Infos.
Ich freue mich schon auf die nächste Etappe.
Liebe Grüße an euch zwei
Eva
Je weiter es weggeht von der home-Basis, desto schwieriger wird es werden 😉
Ich weiß, aber das muss FÜR DICH irgendwie drin sein! 😉
So schöne Fotos!!!
Danke Beate, eher Zufall bei mir
Wunderschön! Nach wie vor möchte ich gerne einmal an den Doubs und dem Doubs entlang. Falls ich je dort wandere, ist es wegen Deiner Berichte. Danke.
ich hoffe dass ich dir bis in einem Jahr sagen kann, wo es sich am Schönsten wandert
Sehr schöne Photos, vor allem die in der Dämmerung.
Welche Kamera / Objektiv?
Lg aus Wien!
Bernhard
ach sind das Fragen. Da muss ich immer erst nachsehen: Sony alpha 700, Zeiss Vario-Sonnar DT 3.5-4.5/16-80, was immer das heissen mag und die eine oder andere Foto stammt von meinem Samsung S7 smartphone, mit dem ich bei schlechtem Licht die besseren Fotos mache als mit der grossen Kamera.