Mein Prunkstück. Eigentlich passt er nicht ganz ins Schema der Gruselköche. Endlich mal einer der zeigt, was er draufhat. Und das ist nicht wenig. Ein in sich selbst ruhender Geniesser. Augen geschlossen. Keine winkende Daumen, die Hände nach schweizerischer Landessitte in den Hosentaschen verstaut. Der Herr animiert mich dazu, bei Gelegenheit mal etwas nachzukochen. Coquilles Saint-Jacques au beurre persillé. Rougets grillées. Tripes â la mode de Caen. Coda di bue marinato al Barbaresco. Peperoni al Forno. Sorbet au Cassis. Pavé au chocolat. Was will man mehr ?
Der Koch steht vor dem Eingang eines malaysischen Restaurants. Schlank sieht er aus. Ob das von der malaysischen Küche kommt ? Ausser dem ethnographisch korrekten Hüft- und Kopftuch scheint mir aber wenig echt an diesem Herrn. Die Brille wird einem Gast gehören, der sie liegengelassen hat, und die Speisekarte weist neben Malaysischer Küche auch Spaghetti und Rösti und Bratwurst aus. Multikulturelle Küche. Gruselig.
Kapverdische Inseln, Februar 2008, erhalten von elettra.
Freundlich, das Bürschchen, lebensfroh, wie man dort halt so lebt. Leichte Küche, kein Fettwanst wie bei meinen Gruselköchen. Vielleicht ist es ja nur ein Hilfskoch, ein Commis. Erinnert mich an die Missionsnegerl in den Kirchen meiner Jugendzeit. Bei Einwurf einer Geldmünze haben die immer so freundlich und dankbar mit dem Kopf gewackelt. Je schwerer die Münze, desto stärker. Ein wertvoller, farbenfroher Neuzugang in mein Museum, Abteilung Raritäten und Frauen. Das ist kein Scherz. Ich frage mich, warum keine Köchinnen vor Restaurants stehen. In Ulrikes Küchenlatein sind derzeit weitere Gruselköche zu bewundern. Ausschliesslich Männer.
Courfaivre, März 2008
Seh ich recht, steht da nicht Errol Flynn oder gar Clark Gable oder doch nur Paul Hubschmid der Jüngere ? Jetzt nehmen meine Köche langsam Format an ! Wer mit soviel Charme in seine Bude einlädt, darf ruhig ein paar Kratzer und abgeblätterten Lack am Kopf haben. Zu alledem ist er noch beneidenswert schlank, oder ist ihm einfach die Taille etwas in die Hose gerutscht ? Sauber geputztes Schuhwerk, Erkennungszeichen erfolgreicher Männer. Frau L. liegt mir ja andauernd in den Ohren, dass Frauen als erstes auf sauber geputzte Schuhe sähen und ich der Pflege meiner Schuhe mehr Aufmerksamkeit etc. Ich weiss, aber ich ziehe die Schuhe immer ab, bevor ich mich schlafen lege.
Genau an dieser Stelle stand vor ein, zwei Jahren eine grosse, schattenspendende Linde. Nun ist sie weg, umgesägt, irgendein unterbeschäftigter Messerheld hat sich über den traurigen Baumstumpf hergemacht und mit Schnitz- oder Küchenmessern eines Koches Ebenbild herausgeschnitten. Da mag sich der Baumstumpf noch so sehr bemühen und aus den Wurzeln neues Grün treiben. Der Fall ist hoffnungslos. Ich kann das nicht mitansehen. Da hilft nur noch grossräumiges Umfahren von Jegenstorf. Dieser Küchenheld kommt mir nicht in mein Museum.
Also ich kann auf dem in der einen Hand vorgestreckten Törtli beim besten Willen keine Erdbeeren entdecken. Hiesige Erdbeeren, und das war Ende Februar !! Das gibts doch nicht ! Doch was steht da auf der Tafel ? Törtli mit Wolper…. Erdbeeren ? Nein, sowas: bezieht der Bäcker seine Erdbeeren aus jenem Wald, in dem die sagenumwobenen Wolpertinger hausen, Chimären, Trugbilder, die noch kein Mensch je gesehen hat ! Das gibt mir zu denken. Genauso wie die Erdbeeren aussehen (?) werden sie auch schmecken: nach Nichts. Wolpertinger Erdbeeren halt.
Schon wieder dieser vermaledeite Daumen, hier aber diskret Richtung Gaststätte geneigt. Dem embonpoint des Kochs nach zu schliessen: deftige Küche. In der Brusttasche zu meiner grossen Enttäuschung keine Rezeptkarten für das aktuelle Tagesmenu, sondern ein ordinäres Namensschild. Max will er genannt werden. Bitte, Max, nach Ihnen.
Mein liebstes Bild, ein ganz seltenes Exemplar. Hier steht für einmal kein selbstverliebter, vollgefressener Koch, sondern ein geniessender Gast im Vordergrund. Auch wenn der Teller bloss auf grünen Salat mit harten Eiern und Tomaten schliessen lässt.
Der hochgestreckte Finger. Den kenn ich, den streckt man mir als Autofahrer auch immer entgegen. Mal ist es der Mittelfinger, mal der Daumen. Und ich weiss überhaupt nicht warum. Dann noch das vertraulich zugekniffene Auge. Will er mich damit von seinem Pferde- und Bison-Menu überzeugen ? Nein, auf solche Kumpaneien lasse ich mich nicht ein. Pferd und Bison ess ich nicht.
Doch, bei diesem Koch liesse sich essen. Freundlich, reinlich, wenn auch von den Folgen einer eben überstandenen Hepatitis gezeichnet. Sogar der blaue Putzlappen sauber. Das Restaurant ist geöffnet. Essenszeit. Aber nichts auf der Menu-Karte, obwohl ich dem ausgestreckten Zeigefinger in korrekter Richtung gefolgt bin. Also wieder ins Auto einsteigen. Weiterfahren.
Hier sind die Steaks grösser als anderswo. Bis 700g schwer. Das sieht man dem Herrn an. Solche Steaks auf den Grill zu wuchten, stärkt den allgemeinen Habitus und insbesondere die Bauchmuskulatur. Man vergleiche mit dem Bäckergesellen, der letzte Woche hier seinen Auftritt hatte ! In diesem Haus führt ein Gourmand die Kochkelle und damit ist schon alles gesagt.
Ein eindrucksvoller Vertreter der Bäckerzunft. Ausgemergelt, das Resultat kohlenhydratreicher Ernährung. Ob der Weg wirklich zu gutem Brot führt, bleibe dahingestellt. Wenn ich diesen Weg gehen wollte, würde ich wohl eher nach Geiersthal pilgern. Die schmuddlige Rückseite zeigt, warum der Kerl angekettet ist: wer ihm zu nahe tritt, kriegt eins mit dem Wallholz über den Schädel. Gemeingefährlich, solche Gesellen.
Koch-blog für Geniesser. Rezepte. Gourmandisen. Hintergrundwissen