Marroni_Mousse

Vom Osterhasen gebissen… Marronimousse

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Zu viele Aufgaben, zu viel Informationen, zu viel Technik, zu viele Produkte, zu viele Gerätschaften. Und wieder mal kein Internet. Stunden, ja Tage verbrachte ich damit, den aus heiterem Himmel heruntergefallenen Netzwerkfehler „Ethernet…keine gültige IP-Konfiguration“ dingfest zu machen. Die automatische Fehlerbehebung von Windows verspricht Abhilfe, sucht und sucht und kommt zum überraschenden Ergebnis, dass keine Internetverbindung bestehe und verweist mich an den Systemadministrator, an einen, der keine Ahnung von Netzwerken hat. Denn der Admin bin ich ja selber. Die Hotline des Providers ist ratlos, empfiehlt mir einen Netzwerker mit teurer Kostenfolge. Not lehrt Künste. So reaktiviere ich das wacklige Wifi und suche in den Leidensgeschichten von Leidensgenossen nach dem Stein der Weisen. 3 Tage mit Schraubenzieher in der CPU herumstochern und das Netz läuft wieder. Ohne Servicetechniker. Das Sprichwort, dass ohne PC kaum mehr was geht, mit PC überhaupt nichts mehr, bestätigte sich einmal mehr. Wie froh ist unsereiner, wenn er die am PC verlorene Zeit am Busen der Tante Betty B. wieder kompensieren kann. In der Oktobernummer stiess ich auf ein einfaches Rezept, das in 15 Minuten auf dem Tisch steht: Marroni-Mousse brulée.

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So einfach und so gut, dass es daran kaum etwas zu verbessern gibt. Wenig Zucker. Empfehlenswert. Weil Einfachheit im täglichen Leben gar nicht so einfach zu realisieren ist, habe ich das Rezept verbessert, andere sagen „verändert“: mit Nusscreme und Tonkabohne.  Ja, und zuletzt hat mich der Teufel -oder wars der Osterhase?- geritten bzw. gebissen und die Mousse musste in einem selbstgegossenen Schokoladenhalbei (ohne Ge-brüll)  serviert werden.

Marroni-Mousse, version lamiacucina


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Zutaten:
4-5 Portionen

100 g dunkle Couverture oder Schokolade
50 ml Vollrahm
250 g (1 Block) Marronipüree (aufgetaut oder jetzt saisonal frisch)
50 g Nusscrème 40% (Lindt o. ähnliche)
1/2 Tonkabohne, feinst gerieben
2 dl Vollrahm
2 EL grober Roh-Rohrzucker (Cassonade)

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Zubereitung:
Schokolade mit den 50 ml Rahm, 2 EL Nusscreme und geriebener Tonkabohne in einer Rührschüssel über Wasserdampf, darf nicht eintauchen!) schmelzen, glatt rühren.
Marronipüree mit Schwingbesen oder Flexrührer glattrühren,  Rahm steif schlagen und untermischen. Schokolade dazu giessen und vorsichtig unterziehen. Die dickflüssige Masse in feuerfeste Förmchen verteilen.
Zugedeckt ca. 1 Stunde kalt stellen. Die Masse wird beim Kaltstellen fester.
Je 1/2 EL Zucker aufstreuen und mit einem Flammenwerfer sprich Bunsenbrenner karamellisieren.

Variationen:
Wer nicht solange warten mag, kann die Mousse noch warm und dickflüssig direkt nach Herstellung servieren, z.B. wie ich auf 2 EL Cassis-Kompott. Ohne Gebrüll.

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oder:
wer vom Osterhasen gebissen wurde -kein Wunder, das Dessert ist eierfrei-, kann die erkaltete Masse in Schokoladehalbschalen oder -eier abfüllen.

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Schokoladehalbschalen:
6 Halbschalen 8cm Durchmesser (Chromstahl evtl. besser Polycarbonat??)

250 g dunkle Couverture (L.: Valrhona Caraibe 66%)

im Temperiergerät bei 42°C schmelzen, dann nach allen Regeln der Kunst abkühlen und vorkristallisieren, anschliessend wieder auf 31.5°C temperieren. Halbschalen im Ofen auf unterhalb 30°C anwärmen und pro Halbschale etwa 25 g Schokolade einfüllen. Schokolade durch Drehen gleichmässig auf die Innenwand der Halbkugel verteilen und umgekehrt auf einem Drahtgitter auf eine Silikonmatte abtropfen lassen. 30 Minuten bei ca. 15°c abkühlen lassen. Abtropfgräte entfernen , den Rand mit einem spitzen Messer vorsichtig anlösen, dann kräftig auf eine harte Oberfläche schlagen…. und hoffen, dass sich die Schokoladekugel von selber aus der Form löst. Bei korrekter Temperierung sollte das der Fall sein, da sich die gewünschte beta-Kristallform der Schokolade beim kristallisieren etwas zusammenzieht. Aber eben, 1 Grad zu hohe Temperatur beim temperieren und die falsche Kristallform entsteht. Siehe auch: Die wohltemperierte Chocolade


Ich übe noch, bis Ostern sind ja noch einige Tage. Und den Ausschuss (bei mir 20%) kann man wieder einschmelzen oder als Schokoladeanteil in die Mousse einsetzen 🙂
Wie immer erträgt der Mensch hausgemachte Probleme viel einfacher als solche, die ihm von der Aussenwelt auferlegt werden.

18 Kommentare zu „Vom Osterhasen gebissen… Marronimousse“

  1. Und wieder einmal bewundere ich dich, lieber Robert, in zweifacher Hinsicht…. ich hätte das Netzwerk-Problem schon nach spätestens einer halben Stunde vergeblichen Suchens in die Hände eines Technikers gelegt und mich an die Geschichte mit dem Halbei erst gar nicht herangewagt. Chapeau für dich!

    1. Liebe Sabine, beide deiner Kommentare waren im Spam. Ich muss gestehen, dass ich dort kaum vorbeischaue und alle paar Wochen alles unbesehen lösche. Merci für dein email. Mir fehlts einfach an der Zeit alles zu überwachen. Ein Techniker war mir schlicht zu teuer 🙂 Ich löse aber allgemein Probleme lieber selber, als dass ich sie lösen lasse. Der Lerneffekt ist ungleich grösser!

  2. Oh, wie sieht das schon lecker aus und schmeckt mit Gewissheit so. Ich musste mir als Trost ein Stück Goldhelm Ganache Schoki gönnen, die ist zwar nicht selbstgemacht, aber schmeckt fast so. Herzliche Adentsgrüße, Sunni.

    1. eine gute Idee, immer ein Stück Schokolade in der Schublade zu horten. Es muss nicht mal Schweizer Schoggi sein. Andere können das auch. Schon wieder Advent?

  3. Das sieht zum Dahinschmelzen aus! Die Schweizer haben es gut! Maronipüree ist im Norden Deutschlands ein Produkt, das nur die eigene Küche bereithält. Das werde ich dann mal in Angriff nehmen! Adventliche Grüße von Kari

    1. warum das so ist, weiss ich auch nicht, zumal Edelkastanien und Marronibäume auch bei uns nur in privilegierten klimatischen Zonen gedeihen.

  4. Darf ich fragen, warum die Masse nur über dem Wasserdampf gehalten werden darf – aber nicht ins Wasser eintauchen darf?

    (Und zu den PC-Problemen, ach, ach. Unsere Welt wird mit diesem Internet-Dingens gar nicht immer leichter.)

    1. kriegt die Schokolade zuviel Hitze, so bricht sie, scheidet Kakaobutter aus und wird grisselig. Auch über dem Wasserdampf muss man aufpassen. Ideal ist, die Schokolade bei max. 50°C langsamzu schmelzen.

    1. im Moment ist nur noch ein Block Marronipüree da, aber die Absicht, das Rezept weiter zu entwickeln, mit Einlagen aus Schoggimeringuestückchen. Ich lass es dich dich wissen.

  5. Mit dem Schraubendreher in der CPU herumgestochert? mache bitte eher in Schokokrapferln und mehr davon, dass wir auch welche abbekommen können…

  6. 😀auch ich habe meinen frust (nähprojekt hose ging wirklich voll in die hose} mit dem sehr feinen mousse von bb geheilt und obendrein kam mir in den sinn, dass ich die in ebay erstandene samichlausform noch nie gegossen habe. da ich nur eine form besitze, war ich kurz davor die endlich perfekte couvertüre auch in hasenformen zu giessen. der osterhasenbiss scheint eine art neue grippe zu sein 😂.👋🏼❤️und
    einen schönen ersten adventsonntag wünscht euch 🐝🐶

  7. Marronipüree gibts leider nicht in jeder Supermarkt in die Niederlande. Ist Crème de Marrons de l’Ardèche ein Alternativ oder ist Purée de Marrons Nature besser?

    1. Das Rezept ist robust und erträgt Veränderungen. Die creme de l’ardeche enthält jedoch mehr Zucker (40-50%) und Vanille als ein püree naturelle, das nur 20-35% Zucker enthält.

  8. Lieber Robert, damit hast mir wieder mal einen Floh ins Ohr gesetzt. Aber das gradgenaue Schoggi temperieren liegt mir gar nicht. Also wir werden sehen, was daraus wird 😉
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    1. willst du etwa ein Eiscremekugel unter eine Schokoladehalbkugel setzen und dann das ganze mit geschmolzener Schokolade übergiessen, bis die Halbkugel einbricht? Dann könnten wir uns ja zusammentun und ein Eiscafe eröffnen 🙂

      Liebe Grüsse an das weihnächtliche Züri, in dem ich die neue Beleuchtung immer noch nie gesehen habe, Robert

  9. Lieber Robert, gerade nachgekupfert und kaltgestellt für Morgen. Muss mich beherrschen an den Kühlschrank zu gehen, schmeckt umwerfend!
    Danke dafür und ein friedliches Fest wünscht Karine

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