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Pochierte Eier nach Daniel Düsentrieb. Mit Grünspargel und Zedratzitronenwürfeln

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Restenteller

Sehe ich mich im Internet um, scheint die Zubereitung verlorener Eier zu den ganz hohen Kochkünsten zu gehören. Da wird kochendes Wasser in einen Strudel vesetzt, um das Ei auf dem Umweg über eine Teetasse im Auge des Orkans zu versenken. Mit Gabeln und andern Hilfsmittel werden die verlorenen Eiweissfransen um das Restei gewickelt oder mit der Schere abgeschnitten. Die einen schwören auf stille Wasser, Salz, andere raten zu Essig und umgekehrt oder gleich Beides. Selbst Plastiktüten werden auf Empfehlung eines Hamburger Grobkoches verwendet, damit das Ei in Form bleibt und nicht verloren geht.

Dabei ist nach ihm alles so einfach:

1. Ei mit dem Eierpiekser pieksen.

2. Das rohe Ei in der Schale mit einem Löffel in einen Topf mit siedendem Wasser und einem grossen Schuss Essig legen.

3. Langsam auf Zehn zählen.

4. Ei herausnehmen, an einer Kante aufschlagen und vorsichtig, aber direkt in den Topf gleiten lassen. Hitze reduzieren.

5. Nach ca. 3 Minuten wieder herausheben.

Die zehn Sekunden vorgaren verfestigen das Eiweiss soweit, dass es, richtig gemacht, immer noch gut aus der Eischale gleitet, im ruhigen Wasser aber kaum mehr zu Fransen führt und das Eigelb gut vom Eiweiss umhüllt ist. Essig beschleunigt das Gerinnen des Eiweisses.

Restenteller:
Die Zedratzitronenwürfel mit wenig Zucker bestreuen und in Butter/Olivenöl langsam knusprig anbraten, salzen. Grünspargelenden abschneiden und wegwerfen. Spargel in Stücke von etwa 5 cm Länge schneiden. Im Wok in Olivenöl anbraten, salzen, pfeffern. Mit einem Schuss Gemüsebrühe ablöschen, Deckel drauf und fertiggaren. Pochiertes Ei drauf, Pfeffer, Salz. Rohschinken war auch noch da und Kerbel.

Geht doch.

Schweinssteak an Málaga-Pfeffer-Sauce

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Schweinssteak an Málaga-Pfeffer-Sauce

Hin und wieder laufe ich kopflos in der Gegend herum. Frau L. beauftragte mich mit dem Einkauf einer Flasche Marsala für ihre Marsala-Schnitzel. Ich greife im Laden gewohnheitsmässig nach der Flasche mit der gelben Etikette. Erst zuhause gewahrte ich den Fehlgriff: eine Flasche Málaga anstelle des Marsala. Immerhin war die Etikette vom selben Gelb. Was nun ? Ein Eiercognac-geprüftes Weiberkränzchen zum Likörchen einladen ? Das wäre vor hundert Jahren bei Anwesenheit einer Anstandsdame noch gegangen, 2012 weiss kaum noch jemand, wie Málaga schmeckt und Weiberkränzchen kenne ich eh keins. Daumen runter: Ab in eine Sauce. Dazu gabs Kartoffel-Parmesan-Gnocchi mit knusprig gerösteten Zedrat-Zitronen-würfeln.

Zutaten
20 cm Schweinsfilet vom Mittelstück
4 Scheiben Rohschinken
wenig Senf, Pfeffer, Salz
Bratbutter

für die Sauce:
1 kleine Schalotte
70 ml Málaga dorado
70 ml Glace de veau (Kalbsfond konzentriert)
1 Tlf. ganze, rosa Pfefferkörner
Spur Cayennepfeffer
1-2 Tlf. Zitronensaft

für die Kartoffel-Parmesan-Gnocchi:
Halbe Menge nach diesem Rezept
zusätzlich 50 g Zedratzitrone in feinsten Würfeln
1 Tlf. Zucker
Butter/Olivenöl

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Genug für Zwei

Zubereitung
(1) Das Schweinsfilet mit wenig Senf einreiben, pfeffern, satt erst in Rohschinken, dann in eine Klarsichtfolie einwickeln. Über Nacht im Eisschrank kühl stellen.
(2) Herausnehmen, in 5 Steaks schneiden und die Fleischseiten beidseitig in heisser Bratbutter anbraten, Hitze etwas reduzieren, salzen und langsam fertigbraten.
(3) Die Zedratzitronenwürfel mit wenig Zucker bestreuen und in Butter/Olivenöl langsam knusprig anbraten, die (bei mir aufgetauten) Gnocchi zugeben und mitbraten lassen.

für die Sauce:
(4) Schalotte fein würfeln und in Butter andünsten, ablöschen mit den Weinen, stark einkochen und mit dem Kalbsfond ergänzen. Salzen und pfeffern. Rosa Pfefferkörner unterziehen.

Anmerkung
Das Einkochen von Malaga ergibt eine viskose, saucige Sauce. Die inhärente Süsse muss mit etwas Zitronensaft und Schärfe gebrochen werden. Nachträglich habe ich eine ähnliche Sauce sogar in einem Buch aus dem Jahre 1915 gefunden. Alles schon erfunden. Ich könnte mir auch vorstellen, eine Art Crema di Balsamico durchs Einkochen von Marsala zu gewinnen.

Mönchsbart mit gerösteten Zedratzitronenwürfeln

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Barba di Frate Basiliense

Wenn Forscher ein neues Bakterium entdecken, dürfen sie ihm im Rahmen der wissenschaftlichen Nomenklatur einen eigenen Namenszusatz erteilen. Wenn Köche etwas neues entdecken, gilt das bestimmt ebenso.  Ich hatte mich mit einer weiteren Zedratzitrone eingedeckt, habe davon zwei Scheiben kleinstgewürfelt, in Olivenöl leicht knusprig angebraten und diese schlicht einem Gemüsesalat von Barba di frate, bzw. Agretti untergemischt. Die knusprigen Zitronenwürfel passten so gut zu dem Salat, dass ich mich wundere, warum diese Kombination noch niemand erfunden hat. Da ich im allwissenden Internet nichts gefunden habe, taufe ich meinen Gemüsesalat auf den Namen Barba di frate Basiliense. Wenigstens solange, bis die Fasnacht um ist.

[Ergänzung 16.01.2021: nur für Liebhaber bitterer Gemüse]

Zutaten
Gemüsebeilage für 2 Personen
2-3 dünne Scheiben (50 g) Zedratzitrone
1 kleiner Tlf. Zucker
Butter/Olivenöl gemisch

1 Bund frischen (!) Barba di Frate
Olivenöl extra
Aceto Balsamico vom Guten
Salz, Pfeffer

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Zedratzitronenwürfel, geröstet

Zubereitung
(1) Die Zedratzitronenscheiben samt gelber Schale in feine Würfelchen schneiden. Mit dem Zucker bestreuen und in Butter/Olivenöl langsam während etwa 5-10 Minuten leicht knusprig anbraten.
(2) Indessen die Wurzelenden des Mönchsbarts etwa 3-4 cm hoch abschneiden. Stengel um Stengel waschen und putzen. Seesand bekommt den Zähnen nicht.
(3) Im Dampfsieb zugedeckt etwa 3 Minuten garen. Er soll noch leicht knackig sein.
(4) Anrichten mit den Zitronenwürfeln, Olivenöl und Aceto, würzen. Lauwarm essen.

Die gerösteten Zedratzitronen gehen auch mit Kartoffel-Gnocchi gut, die hat aber Frau Betty Bossy schon erfunden.

Hier noch ein Blick auf all meine bisherigen Barba di Frate Rezepte, Artikel getaggt mit ‘Mönchsbart’:

Zedrat-Zitronensalat mit Pinienkernen, Insalata di cedro con pinoli

Insalata di cedro 0_2012 01 28_2512

Welche Köstlichkeit ! Zedratzitronen. Viel Schale, wenig Frucht: Die Zitronat-Zitrone, Citrus Medica, früher kaum zu bekommen, eben habe ich sie kurz nacheinander bei zwei Händlern gefunden. Nicht besonders „säufernasig“ (Marqueee), aber echt. Auf der Suche, was man daraus Gutes kochen könnte, bin ich bei A tavola ! Annas finest an einem Bild hängen gelieben. Ohne Rezept. Anna ist eine junge Dame, die einmal im Monat in Zürich Gastfreundschaft der besonderen Art zelebriert: Sie lädt sich zehn verfressene Menschen in ihre Stube gegen einen Pauschalpeis zu einer Tafelrunde ein.

Ich habe die Zitronen gewaschen, quer halbiert, ausgepresst  -viel Saft ist in der Regel nicht zu erwarten-, die Hälften geviertelt und das ausgepresste Fruchtfleisch entfernt. Danach die Viertel von Hand oder mit der Aufschnittmaschine zu 2 mm dünnen Scheibchen geschnitten. Wer gegen Bitterkeit intolerant ist, sollte die gelbe Rinde zuvor entfernen. Ich fand sie überhaupt nicht bitter.

Mit dem ausgepressten Zedrat-Zitronensaft und notfalls etwas zusätzlichem Zitronensaft, total 40-50 ml, 3 Elf Olivenöl, Salz und weissem Pfeffer anrühren und eine halbe Stunde ziehen lassen. Das weisse, porös-schwammige Mesokarp-Gewebe zieht etwas von der Marinade auf. Servieren mit gerösteten Pinienkernen und Petersilie.

Toll ! Schade um die Tonnen Zedratzitronen, die in der Zitronatherstellung enden.

pro memoria für mich: dünn aufgeschnitten, mit Olivenöl beträufelt, zu einem gebratenen Fischfilet probieren. Oder als „Gemüseeinlage“ in eine Lasagne it Sugo.

Wer noch mehr Warenkundliches über diese wunderbare Fruchtwissen möchte, sei auf Torstens Blog Allem Anfang… verwiesen.

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Und weil das trotz grüner Petersilie, braunen Pinolibäckchen und gelber Schale weiss aussieht, mein zweiter Beitrag für den Weiss-Event von Uwe. Und das an meinem arbeitsfreien Dienstag. Aber heute ist Abgabeschluss.

HighFoodality Blog-Event Cookbook of Colors