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Mohnnudelteigtaschen, handgeformt statt handgewuzelt

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Waldviertler Mohnnudeln hätte es geben sollen. Handgewuzelte, streng nach österreichischer Vorlage. zB. nach Frau Ente in  entegutallesgut, oder nach Ellja in 2 steps from paradise.
Wäre da nicht Frau L. gewesen, die mir seit Wochen in den Ohren liegt, wieder einmal Canocèi herzustellen. Canocèi, Teigtaschen mit einer Füllung aus gepressten Kartoffeln, brauner Butter, einem Hauch Zimt. Die Füllung ohne Mehl.
Hmmh. Das müsste doch auch passen ? Das wären dann sozusagen Waldviertler Mohnnudeln in Ravioliteig gehüllt. Zur Verminderung der Verwechslungsgefahr 😉 mit den Waldviertler Mohnnudeln habe ich den Mohn gleich in die Teighülle mit eingerollt.

Als fremde Süssware musste ich die Ravioli alleine essen. Obwohl meine Stadtviertler Mohnnudelteigtaschen perfekt gerieten und selbst der frisch gekaufte Mohn, Ablaufdatum: 14.02.2013, ausnahmsweise kaum bis gar nicht geranzelt hatte. Das kann einem hierzulande öfters passieren. Die Schweiz hat einfach keine Mohntradition. Zu wenig Nachfrage. Die wenigen Anbieter, meist Reformhäuser, lagern die Ware falsch, viel zu warm. Noch was: der von Frau Ente abgekupferte Marillenröster, alias Zwetschgenkompott, schmeckte köstlich.

Zutaten
gibt etwa je 30-40 Stück
für die Füllung:
250 g Kartoffeln, Frühkartoffeln Lady Christl
Nussbutter (braune Butter) entsprechend 5-10% der Kartoffelpüreemasse
1 Msp. Zimtpulver, man soll den Zimt gerade knapp wahrnehmen, also nicht zuviel !
[kein Parmesan wie für die Canocèi !]
Salz, Muskatnuss, weisser Pfeffer

für den Pastateig:
165 g Weissmehl (405)
35 g Hartweizengriess
4 Eigelb, ca. 2 Elf. Eiweiss nach Bedarf
1 Elf. Olivenöl
ca. 3-4 Elf. frischer, ganzer Blaumohn
1 Tlf. Salz

für den finish:
frischer Blaumohn, in der Kenwood Gewürzmühle kurz angemahlen, Zucker, frische Butter

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Zubereitung
für den Pastateig:
(1) nach diesem Rezept (Ravioliteig). Den Mohn in den Teig einkneten. 1 Stunde, in Folie eingewickelt, kühl stellen.

für die Füllung:
(2) Kartoffeln in der Schale im Dampfsieb etwa 20 Minuten garen (Nadelprobe). Noch heiss schälen und im Ofen bei 120°C etwa 5 Minuten ausdampfen lassen. Durch die Kartoffelpresse drücken, mit der erkalteten Nussbutter  und den Gewürzen mischen. Während 1 Stunde (zugedeckt) kühl stellen.
(3) Pastateig maschinell möglichst fein auswalzen (Stufe 7/9), feiner als Stufe 7 geht nicht, der Mohn reisst sonst Löcher in den Teig. Mit einem runden Teigausstecher Rondellen in den Teig drücken.
(4) Haselnussgrosse Stücke der Kartoffelmasse auf die Rondellen platzieren. Ränder mit etwas Wasser oder Eiweiss bestreichen.
(5) Zweite Teigplatte darauf legen, Luft gut herausdrücken, Ränder gut andrücken und mit dem Ausstecher Ravioli ausstechen. Auf einer mit Hartweizengriess bestreuten Platte zwischenlagern.

für den finish:
Pro Person etwa 10 Ravioli in kochendem, gesalzenem Wasser etwa 5 Minuten ziehen lassen, mit einem Siebschöpfer aus dem Wasser heben, abtropfen lassen. Indessen in einer Pfanne Butter schmelzen, den Mohn, etwas Zucker, Zimt und einen Hauch geriebene Zitronenschale zugeben und damit die Nudeln abschmelzen. Auf einem Teller anrichten und mit dem Zwetschgenkompott anrichten.

für das Zwetschgenkompott:
200 g Bühler Zwetschgen, entsteint, geviertelt
80 g Kristallzucker
1 dl Wasser
1 Schuss Rum

Wasser und Zucker aufkochen, die Zwetschgenviertel hinzugeben und ein paar Minuten kochen lassen, bis die Früchte leicht zerfallen. Die Hälfte der Früchte aus dem Saft heben und für später aufheben. Die verbliebenen Früchte mit dem Stabmixer pürieren und dann die aufgehobenen Viertel dazugeben.

Die restlichen Ravioli werden „salzig“, mit Salbeibutter abgeschmeckt, gegessen. Mein Beitrag für den kochtopfevent „Mohn“, betreut von Mel vom Blog Pimpimella.

Blog-Event LXXX - Papaver (Einsendeschluss 15. August 2012)

Luma-Steak mit Bärlauch-Kartoffel-Püree

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Luma, nicht Lamafleisch

Generationen von Fernsehköchen haben uns das Porenschliessen erfolglos einzureden versucht, ein saftig zubereitetes Steak galt als Krone der Kochkunst. Ab sofort gilt das nicht mehr. Knochengereift, Dry Aged, Edelschimmelgereift muss Fleisch heute sein und soll dabei rund 20 % seines Gewichtes durch Trocknung eingebüsst haben.

Zwei junge Schweizer machen das seit Kurzem mit Schweizer Fleisch. Reifung nicht mehr im Vakuumbeutel, sondern am Knochen und an der Luft. Das Fleisch wird mit einer patentierten Schimmelpilzkultur überzogen und reift 4 bis 7 Wochen vor sich hin. Im Schimmelstoffwechsel produzierte Enzyme, Lipasen und Proteasen sollen für ein nussiges Aroma sorgen, die Bindgewebeeiweiss-spaltenden Proteasen die Zartheit und Fleischqualität verbessern. Danach wird die Schimmelschicht weggeschnitten, das Fleisch portioniert vakuumiert. Offenverkauf geht nicht, weil die Stücke sich sonst rasch wieder mit einem Schimmelrasen überziehen würden. Der Geschmack erinnert die einen an Bündnerfleisch, das ja einem ähnlichen Reifeprozess unterzogen wird. Andere wollen einen leichten Gorgonzolageschack festgestellt haben.

Lucas Rosenblatt schenkte mir kürzlich ein übriggebliebenes Luma-Entrecote.  Nach Leistung dreier Schwüre, dass es sich bei diesem Stück gewiss nicht um Wild, Geiss oder Schaf handle, liess sich Frau L. herbei, mitzuessen. Schöner Fettrand, aber nur wenig fettdurchzogen, relativ mager. Der Fleischgeruch, der der Packung nach dem Öffnen entströmt, liess Frau L. in ihrem Entschluss schwanken. Sie will das Fleisch knapp durchgebraten. Kein Problem. Im Durchbraten bin ich Meister. Das kann ich 😉

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Danebengebraten

Das Steak habe ich nach der bei Barcalex gesehenen Ducasse-Methode angebraten. Steak zwei Stunden vor Bratbeginn aus dem Kühlschrank nehmen.  Allseitig bei moderater Temperatur in Olivenöl/Buttergemisch anbraten. Einfach liegen lassen. Es sollen Brutzelgeräusche zu hören sein und sich kleine Bläschen bilden, es soll aber nicht spritzen. Dabei immer wieder mit der heissen Fettmischung übergiessen. Eigentlich wollte ich nach Hälfte der Bratzeit das Stück zur Hälfte auf eine Korkscheibe legen, damit meine Seite einen rosa Kern kriegt. Hab ich beim Kartoffelpressen glatt vergessen. Herausnehmen, auf einer vorgewärmten Platte im Ofen bei 60°C, halb so lang, wie die Bratzeit dauerte, abstehen lassen. Aus dem entfetteten Bratfond mit Madeira eine kurze Sauce ziehen.

Nebenbei das Bärlauch-Kartoffelpüree zubereiten aus:

500 g Kartoffeln, mehligkochend (L.: Amandine, festkochend)
1 dl Halbrahm
Salz, Muskatnuss, Pfeffer
1.5 dl Milch
50 g Butter
ca. 20 kleine Bärlauchblätter

für das Kartoffelpüree:
(1) Kartoffeln waschen, auf dem Dampfsieb 15-20 Minuten garen, schälen, 5-10 Minuten ausdämpfen, anschliessend durchs Passevite treiben.
(2) Milch mit den gehackten Bärlauchblättern mixen, erwärmen.
(3) Rahm erhitzen, würzen, Kartoffelpüree beifügen. Mit dem Schwingbesen (nie mit dem Mixer) erst die Butter, dann die heisse Bärlauchmilch kräftig unterschlagen, bis die Mousseline schön cremig wird.

Anmerkung
Als Teil-Vegetarier verstehe ich zu wenig von Fleisch, fühle mich deswegen auch keineswegs zu einem Urteil befugt. Das Fleisch schmeckte, trotz Durchbraten, zart. Gutes Aroma, für mich war weder Gorgonzola noch Bündnerfleisch schmeckbar. So wie ein gutes Simmentaler Steak eben schmeckt. Das geschenkte Lumafleisch hätte, das nur nebenbei, im hiesigen Edelwarenhaus satte 140 €/kg gekostet. Die Idee ist ja nicht schlecht, durch dieses Reifungsverfahren die Qualitätsstufe und die Konstanz der Qualität anzuheben. Was ich aber nicht verstehe ist, warum man Qualität erst am Schluss der Herstellung einbauen will. Wenn Spitzenköche bisher das Schweizer Rindfleisch gemieden haben, stattdessen US-Beef verwenden, wäre es doch besser, unser Zuchtvieh zu Lebzeiten auf die geforderterte Qualität zu trimmen. Was andere Länder können, sollte doch auch hier möglich sein. Kommt dann noch ein zusätzlicher Veredelungsschritt hinzu, umso besser.

Kartoffelmousseline, zu Schweinshals

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Idylle am Bergsee, die Klötzchen am Bildrand sind Peterliwurzeln

Kartoffelpüree ist eine Domäne von Frau L.: 500 g Kartoffeln, 1 Löffelchen Butter und 1/8 L Milch, alles nach Schweizer Standardrezept. So, und nicht anders. Im Weihnachtsrezeptbüchlein des Globus fand ich ein Rezept des Sternekochs Philippe Chevrier. Ennet des Röstigrabens liebt man das Kartoffelpüree offensichtlich fetter als bei uns ausgemergelten Nordschweizern. Im Südwesten und Frankreich werden dazu reichlich Rahm und Butter aufgefahren. Das wollte ich einmal probieren. Unter vielen Ratschlägen, auf keinen Fall mehr als einen Löffel Butter und keinen Rahm zu verwenden, habe ich mich an die Arbeit gemacht. Das Rezept Chevrier originalgetreu nachzukochen, konnte ich mir jedoch nicht leisten, das wäre Frau L. aufgefallen. Nur ein bitzeli Rahm und doppelt so viel Butter ;-). Und wenn ich schon am sündigen bin: Das Stück tiefgekühlter Schweinehals (D: Nacken) vom Alpschwein war als Bindemittel für eine Terrine vorgesehen. Dem bösen Fleischwolf  und dem anonymen Tod in einer Terrine entronnen, gab sich dem Schwein die Gelegenheit zu einem Solotanz, der bei uns sonst edleren Stücken vorbehalten ist. Und das Schwein nutzte seine Chance.

Wer sich noch tiefer in die unterschiedlichen Rezepturen von Meisterköchen vertiefen will, findet bei Claudia in foolforfood eine informative Zusammenstellung. Das Püree des Herrn Chevrier wäre ziemlich flüssig geworden, darum nennt er es wohl Mousseline, auch wenn es ohne geschlagenen Rahm zubereitet wird. Ich brauchte das Püree wegen des Saucenseeleins etwas fester. Uns haben Püree wie Fleisch sehr geschmeckt. Endlich wieder einmal etwas altmodisches. Und ich bin künftig auch noch für Kartoffelpüree zuständig.

Zutaten
für das Kartoffelpüree:
die genauen Zahlen kommen vom umrechnen

500 g Kartoffeln, mehligkochend (L.: Amandine, festkochend)
3.75 dl Rahm (L.: 1 dl Halbrahm)
Salz, (L.: Muskatnuss)
6.25 dl Milch (L.: 1.5 dl Milch)
125 g Butter (L.: 50 g Butter)

für den Schweinshals:
400 g Schweinshals
1 Elf. Dijonsef
Olivenöl
1 Tlf. frischer Majoran
Pfeffer, grob gemahlen
Salz

für die Bratensauce:
1 Schalotte
wenig Butter
1 dl Kalbsfond hell (L.: dunkel)
50 ml Weisswein
1 Elf. Moutarde de Meaux (grobkörnig, siehe Bemerkung im Text)
Salz, Pfeffer

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Kartoffelmousseline

Zubereitung
für das Kartoffelpüree:
(1) Kartoffeln waschen, auf dem Dampfsieb 15-20 Minuten garen, schälen, 5-10 Minuten ausdämpfen, anschliessend durchs Passevite treiben.
(2) Rahm erhitzen, würzen, Kartoffelpüree beifügen. Mit dem Schwingbesen (nie mit dem Mixer) erst die kalte Butter, dann die heisse Milch kräftig unterschlagen, bis die Mousseline schön cremig wird.

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Schweinehals

für den Schweinshals:
(3) Schweinshals frühmorgens aus dem Kühlschrank nehmen und mit der Marinade aus dem Dijon-Senf, etwas Olivenöl und Majoranblättchen einreiben. Zugedeckt 4 Stunden stehen lassen.
(4) In wenig Olivenöl bei mittlerer Hitze allseitig anbraten (der Senf darf nicht verbrennen), anschliessend auf ein mit einem Kuchengitter belegtes Backblech in den bei 120°C vorgeheizten Ofen legen.
(5) Das Bratenstück während ca. einer Stunde auf eine Kerntemperatur von 65°C garen.

für die Bratensauce:
(6) Die gehackten Schalotten in der Butter glasig dünsten, ablöschen mit Weisswein, etwas einkochen, dann den Kalbsfond zugeben. Würzen mit dem Senf, Salz und Pfeffer. Der Körnersenf sah zusammen mit dem braunen Kalbsfond furchtbar aus. Ich habe die Sauce etwa 10 Minuten leise geköchelt, anschliessend durch ein feines Sieb filtriert.

Taròz, Kartoffel-Bohnenpüree

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Cucina povera aus dem Veltlin. Ich habe das Gericht erstmals im Ristorante Il Cenacolo in Chiavenna gegessen. Bildbericht hier. Das Lokal ist für seinen Taroz ausgezeichnet worden. Grossartig, wie Bohnen, Kartoffeln, braune Butter und Käse harmonieren. Die Bohnenzeit ist vorbei, deshalb griff ich zu tiefgekühlten Bohnen.  Auch mit dem Käse musste ich Kompromisse machen, mangels der im Valchiavenna produzierten Magerkäse verwendete ich Parmesan von der weissen Modeneser Kuh. Das Gericht wird als eigenständiger Gang serviert; wie es sich so ergibt, waren bei uns zufällig noch zwei Scheiben Rindsbraten in Barolo mit wenig Sauce da. Passt also auch als Beilage.

DKduWDas Rezept stammt aus dem Buch Valtellina e Valchiavenna in Tavola, herausgegeben von der Associazione Cuochi aus denselben Tälern, erschienen bei Alpinia Editrice in Bormio, ISBN 88-87584-21-4. Das in italienischer Sprache geschriebene Büchlein enthält einen Querschnitt durch die Küche des Veltlins, dargeboten von Köchen aus den Osterien und Ristoranti des Tales. Mein Beitrag für den DKduW-event von foodfreak. Da Frau L. mir beim Kochen zusah, konnte ich nicht die volle Butter- und Käsemenge des Rezeptes verwenden, sonst hätte ich das Gericht alleine essen müssen.

Zutaten
400 g Kartoffeln, geschält, bei mir festkochende
200 g grüne Bohnen (bei mir Stangenbohnen, tiefgekühlt)
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
150 g frisch zubereitete, hellbraune Nussbutter (bei mir die Hälfte: 75 g)
40 g Zwiebeln
150 g Magerkäse Casera (bei mir die Hälfte: 75 g Parmesan)

Für Interessierte hätte ich auch noch das Originalrezept aus dem Ristorante Il Cenacolo anzubieten:
1 kg Kartoffeln
400 g grüne Bohnen
100 g kleine, weisse Bohnen (Cannellini) eingeweicht
Salz, Pfeffer
250 g Butter
40 g Zwiebeln
250 g Magerkäse (Magnoca aus dem Valchiavenna)

Zubereitung
(1) Die Kartoffeln in Stücke schneiden, zusammen mit den Bohnen in Salzwasser kochen, abgiessen, in eine grosse Pfanne geben und bei kleiner Hitze unter Rühren „abtrocknen“. Durch ein passevite (Flotte Lotte) drehen und mit dem geriebenen Käse vermischen. Würzen.
(2) Inzwischen die Zwiebeln in der restlichen Butter anschwitzen bis sie leicht gebräunt sind, dann denn grössern Teil unter das Püree mischen. Mit dem Schneebesen zu einer luftigen Masse schlagen. Dann den kleineren Teil der gebräunten Zwiebeln darüber giessen.

Ich wollte das Püree erst in einer Parmesanschale servieren. Das klappte in meiner Migros-Sélection-Antihaftpfanne aber überhaupt nicht, hätte ich wissen müssen, dass die nichts taugt. So gabs denn halt knusprige Cialde zum einstecken.

Wer auf Parmesankörbchen besteht, reibt den Parmesan, bestreut damit ein Backpapier kreisrund (Durchmesser der Kreise: 10 cm) und lässt sie im Ofen bei 200°C schmelzen und goldbraun werden. Dann nimmt man die Kreise aus dem Ofen, lässt kurz abkühlen, damit sie nicht ankleben, und stülpt sie (Käse unten) über umgedrehte Schälchen.

Heidizöpfli oder Culurgiones oder Trecce piacentine

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Gesehen habe ich sie zum ersten Mal im Warenhaus Globus unter dem Namen Trecce Piacentine. Zöpfchen aus Piacenza. Wunderschön ährenförmig gezöpfelte Ravioli, gefüllt mit Ricotta und Spinat.  Geheimnisvoll unergründliche Verschlusstechnik. Bis ich unlängst bei Marcela von La Majuluta sardische Ravioli entdeckte, die mit genau dieser Technik verschlossen wurden: Culurgiones della sardegna.  Video zehnmal angeschaut. Das kann ich auch ! Die Füllung bäurisch: Kartoffelpüree mit sardischem Schafskäse und Minze.

Mitten im Reiben des edlen Pecorino Sardo Fiore kommt Frau L. in die Küche:
Was riecht hier so streng ? Was soll das geben ?
Ich mit der unschuldigen Miene eines Osterlammes:
Ravioli mit… mit Pecorino
Frau L.:
Schafskäse ! Du weisst doch, dass ich den nicht esse.

Doch ein Unglück kommt selten allein. Was im Video so einfach aussieht, will mir vom Kopf nicht in die Hände gehen. Der Verzweiflung nahe, die Hälfte von Teig und Füllung zu Irokesen- und Hahnenkammförmigen Gebilden zerquetscht, rief ich Frau L. zu Hilfe. Sie guckte sich das Video an:
… ist doch einfach…
und als ob sie ihr Leben lang Culurgiones zusammengeklemmt hätte, zöpfelt sie mir aus dem Rest der Zutaten diese wunderlichen Ravioli zusammen. Nicht so perfekt wie Marcela oder die Damen im Video, aber bitte…

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Der Frau L. ihre

Zutaten
für den Pastateig:
200 g Hartweizengriess
ca. 90 g Wasser
1/2 Tlf. Salz

für die Füllung:
gibt etwa 30-40 Stück

400 g Kartoffeln
100 g Pecorino Sardo Fiore (Im Originalrezept wird dazu der sardische Schafskäse casu fixidu verwendet.
frische Minze (L. getrocknete, zerrebelte Blätter)
Salz
Muskat (von mir)
Da ich zuwenig Füllung pro Ravioli eingesetzt habe, blieb 1/3 der Füllung übrig. Man darf die Dinger ruhig satt befüllen.

für die Sauce:
1 Portion

Olivenöl extra
1 Knoblauchzehe
2 frische Tomaten, gewürfelt
Basilikum keiner da, ich nahm gerebelten Oregano
Salz, Pfeffer

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soweit ist alles einfach
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irgendwie gezöpfelt, mein einzig zeigbares

Zubereitung
(1) Zutaten für den Teig mit der Maschine zu einem glatten Teig kneten. Eine Stunde, in Folie eingewickelt, im Kühlschrank reifen lassen.
(2) Die ungeschälten Kartoffeln auf dem Dampfsieb garen, schälen, ausdampfen und durch ein passevite (Flotte Lotte) pürieren. Mit dem feingeriebenen Käse, Salz, Muskat und der Minze mischen und zu etwa 2 cm dicken Stangen rollen. Aus den Stangen kleine Stücke von etwa 6 g abschneiden und zu kleinen Torpedos formen. Apotheker würden das als Kindersuppositorien bezeichnen.
(3) Den Pastateig mit der Machine ausrollen (Stufe 5/9) also nicht allzudünn und daraus ca. 9 cm grosse Rondellen ausstanzen.
(4) Eine Teigrondelle auf die Hand legen, einen Torpedo mittig in die Kuhle legen und die Teigrondelle am einen Ende mit Daumen und Zeigfinger der andern Hand zusammenkneifen, in Richtung Torpedo drücken… nein, das kann man nicht erklären, dazu muss man sich das Video von Marcela (gedreht in der Küche des Hotel St. George in Hamburg) ansehen.

hier noch ein Video aus Russland, auch von Marcela erhalten, mit einer anderen Technik, die aber zu einem ähnlichen Resultat führt:

für die Sauce:
(5) Die feinblättrig geschnittene Knoblauchzehe in Olivenöl langsam anrösten, die Tomatenwürfel zugeben und warm werden lassen. Würzen, zum Schluss den zerrupften Basilikum zugeben.
(6) Die Ravioli in Salzwasser kochen (frisch etwa 4 Minuten)  und abtropfen lassen. Serviert mit der Sauce und einigen Spänen des Pecorino.

Anmerkung
Was, wenn ich anstelle des Pecorino einen alten Berg-Sbrinz verwendet hätte ? Unter dem Namen Heidizöpfli hätte Frau L. bestimmt mitgegessen. Die Zöpfeltechnik ist es wert, weiterverfolgt zu werden.

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Chartreuse von Grünspargel und Morcheln

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Und noch eine Chartreuse. Ein post von Gérald Rabaey, einem Schweizer Sternekoch, hat mich darauf gebracht, mich überhaupt mit diesen kapriziösen Dingern zu befassen.
Der erste Versuch, ziemlich der Vorgabe entlang gekocht, ging total daneben. Die aufrecht gestellten Spargelstangen stürzten beim abheben des Ringes ein, wie Tannen in einem schweren Sturmwind. Die Fülle lief aus dem Ring, bevor die Ei-Rahmmasse gestockt war. Der zweite Versuch war schon besser, aber auch hier drückte die Füllung zwischen den Spargelstangen durch und verunstaltete den Anblick. Erst die mit der Mairübchen-Karotten-Chartreuse gewonnenen Erkenntnisse brachten den Durchbruch: runde Spargeln lassen sich mit einem Messer begradigen 🙂  und im Formring mit wenig Kartoffelpüree fest aufstellen. Die saucenverkleckerten Spargelspitzen: kleiner Betriebsunfall.

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Zutaten
für 2 Chartreusen in 2 Metallringen 8cm/4.5cm
30 feine Grünspargeln (ca. 600 g)
100 g frische Morcheln
ca. 30 g Butter
100 g Vollrahm
20 g Schalotten, fein gehackt
1 kleine Knoblauchzehe, gehackt
1 Zweig Thymian
0.5 dl weisser Portwein
150 g Kartoffeln, festkochend
wenig Milch, 1 Elf. Butter
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Zubereitung
für die Spargelkrone:
(1) 1-2 cm der Spargelenden abschneiden, das dicke Ende bei Bedarf schälen. Mit einem feinen Sparschäler die Spargeln auf zwei gegenüberliegenden Seiten einmal durchziehen, damit eine glatte Fläche entsteht, wenn man die Stengel nebeneinander aufstellt. Stichwort: gleichschenkliges Trapez. Spargelspitzen genau 7.5 cm lang abschneiden. Die Spitzen in kochendem Salzwasser 1-2 Minuten blanchieren, herausheben und in kaltem Wasser abschrecken, gut abtropfen und mit Küchenpapier trocknen. Die verbleibenden Stengel im kochenden Wasser ca. 3-4 Minuten knackig garen, in kaltem Wasser abschrecken, gut abtropfen und mit Küchenpapier trocknen. Aus den Stengeln genau 4.5 cm (Höhe der Ringe) lange Stücke schneiden.
(2) Die Kartoffeln ungeschält in Salzwasser garen. Schälen und durch eine Presse zu Püree drücken. Einen Elf. Butter und wenig Milch hinzu, mit Salz, Pfeffer, Muskat würzen und mit einer Gabel zu einem eher dicken Püree verrühren.
(3) Die beiden Formringe sehr gut einbuttern, dann auf einem runden Kuchenblech auf ein Stück gebuttertes Backpapier abstellen. Abwechslungsweise 1 Spargelspitze und 1 Stengel dem Rand entlang satt aufstellen bis der Rand des Ringes palisadenartig gefüllt ist. Mit Hilfe eines kleinen runden Ausstechers als Haltehilfe kann man das umfallen vermeiden. Den inneren Ausstecher hochziehen, das Spargelrund steht jetzt wie eine römische Bogenbrücke von alleine.
(4) Einen Teil der Spargelresten in feine Scheiben schneiden und auf dem Boden der Ringe flach verteilen.
(5) Kartoffelpüree möglichst dünn auf Boden und Wände der Form streichen, das stabilisiert die Palisadenwand.

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für die Füllung:
(6) Morcheln der Länge nach entzweischneiden, unter fliessendem Wasser waschen, auf Küchenpapier gut antrocknen.
(7) Gehackte Schalotte, Knoblauch und grob geschnittene Morcheln in 20 g Butter dünsten, mit 0.5 dl Portwein ablöschen, salzen, pfeffern, Thymianblättchen zugeben und leise köcheln bis die Flüssigkeit weitgehend verdampft ist.
(8) den Rahm hinzugeben, leicht reduzieren, bis eine dickflüssige Creme entstanden ist.

für den finish:
(9) Die Spargelkrone auf dem Kuchenblech in einen auf 150°C vorgeheizten Ofen schieben, und etwa 5 Minuten heiss werden lassen. Herausnehmen und auf dem Backpapier auf den vorgewärmten Teller stellen, Backpapier unter der Form wegziehen, die Morchelfüllung vorsichtig einfüllen und den Formring vorsichtig hochheben.

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Kartoffelgnocchi ohne Mehl, ohne Ei, nur mit Kartoffeln

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Früher suchten die Alchimisten nach dem Stein der Weisen. Heute suchen sie nach perfekten Kartoffelgnocchi. Alle Recherchen in meinen Kochbüchern, in italienischen Kochbüchern sowie im Internet verliefen im Sand, bzw. im Mehl. Kaum ein Rezept ohne Mehlkleister. Andere Mitsuchende, wie Guy von Amateurköche, scheinen auch noch nicht fündig geworden zu sein. Nathalie von cucina casalinga hat meine bisherigen Kartoffelgnocchi zwar für gut befunden, aber das entscheidende eine Prozent habe ihnen gefehlt. Alles, was sie in Italien in Erfahrung habe bringen können, war: „Patate, un po‘ di farina, sale, nessuno uovo“. Kartoffel, Salz, Mehl, kein Ei. Das sagen sie alle, die Italiener. Und wir sind so gescheit wie zuvor.

Das Problem der Kartoffel-Gnocchi ist das Weizenmehl, das in praktisch allen Rezepten in mehr oder minder grossen Anteilen vorgeschrieben ist. Mehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad besteht hauptsächlich aus Stärkekörnern, Proteinen und Zellulose. Beim Kontakt mit Wasser verkleben die an der Oberfläche sitzenden Proteine die darunterliegenden Stärkekörner, Klümpchen entstehen, die eingeschlossenen Stärkekörner können vom Wasser nicht mehr benetzt werden und werden deshalb nicht mehr richtig aufquellen. Pappiges Mundgefühl ist die Folge. Hinzu kommt der Mehlgeschmack, verursacht durch einen der Bausteine der Stärkekörner. Den kann man zwar auskochen, das dauert aber, wie wir von Mehlsaucen wissen, mindestens 15 Minuten. Gnocchi hingegen werden, je nach Grösse,  nur eine bis zwei Minuten gegart. Deshalb schmecken sie mehlig. In meinem früheren Rezept habe ich deshalb alles mögliche unternommen, den Mehlanteil so klein wie möglich (15%) zu halten, mit ganz ansprechendem Ergebnis.

Auch Kartoffeln enthalten Stärkekörner mit Proteinen. Weichkochende mehr als festkochende. Die Körner der Kartoffelstärke quellen und gelieren ab Temperaturen von ca. 60 °C.  Vorausgesetzt die Starkekörner kommen an genügend Wasser. Knetet man den Teig, entstehen auch hier kleistrige Strukturen.

Den entscheidenden, Düsentriebschen Anstoss habe ich auf einer italienischen Kommerzseite (drum kein link) für Zöliaker  gefunden:  Weizenmehl durch Kartoffelstärke ersetzen. Klick. Je länger ich über die chemisch-physikalischen Konsequenzen dieser Idee nachdenke, desto mehr überzeugt sie mich: Reine Kartoffelstärke kann unter Hitzeeinwirkung ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Wasser physikalisch binden und aufquellen. Da sie aber nur wenig Protein enthält, verkleistert sie weniger stark als Mehl und hat auch keinen Mehlgeschmack. Auch reine Kartoffelstärke muss ausgekocht werden, das geht aber schneller als mit Weizenmehl.

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Das Resultat ist erstaunlich, so leicht und problemlos hat sich noch keiner meiner Gnocchiteige verarbeiten lassen. Ein Bemehlen der Rollen oder der Gnocchi mit Kartoffelstärke war unnötig, der Teig war kaum klebrig. Die Gnocchi selbst waren zart, schmeckten nach viel Kartoffel statt nach viel Mehl, Frau L. meint zwar: „nach verfestigtem Kartoffelpüree„.  Etwas ungewohnt halt, der Mund ist sich über Jahre an die klassischen Mehlkleistergnocchi gewohnt.

Ob ich mit meinem Stein der Weisen nun Gold, Katzengold, Porzellan oder Asche hergestellt habe, mögen  Italienfahrer und Gnocchiexperten beurteilen. Aber die Idee finde ich gut. So oder so.

Zutaten
500 g Kartoffeln (letztjährige), festkochend, Charlotte
25 g Kartoffelstärke
Muskat, 1 Tlf. Salz, Pfeffer

kein Ei, kein Mehl

Zubereitung
(1) Kartoffeln ungeschält waschen, im Dampfsieb bei Normaldruck ca. 30-40 Minuten garen, bis sie nach Garprobe komplett gar sind, also alle natürlichen Kartoffelstärkekörner ausreichend gequollen sind.
(2) Kartoffeln herausheben, noch heiss schälen und durch ein passevite flottelotteln. Nach jeder Kartoffel wenig Stärke aufsieben, damit hinterher nur noch kurz gemischt werden muss.  Muskat, Salz zugeben und mit einem Gummispachtel oder Teighörnchen homogen vermischen, nicht kneten.
(3) Teigstücke auf einem Brett zu kleinfingerdicken Strängen rollen. Diese in etwa 2cm lange Stücke schneiden und bis zum Kochen auf dem Brett liegen lassen oder auf ein Tuch legen.
(4) Salzwasser zum kochen bringen, Feuer reduzieren und die Gnocchi darin ziehen lassen, bis sie nach oben steigen. Maximal 1-2 Minuten. Dann unverzüglich mit einer Siebkelle herausheben und mit schäumender Salbeibutter servieren oder in vorbereitete Teller mit heissem Tomatencoulis legen.

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Warnhinweis
Das ist kein Rezept, das man problemlos nachkochen kann. Ich habe es an 3 festkochenden Kartoffelsorten (Amandine, Charlotte, Ditta) ausprobiert. Mit Amandine und Charlotte funktionierte es gut, Ditta waren stärker zerfallsgefährdet. Die Stabilität der Gnocchi wird stark abhängig von der Kartoffelsorte und deren Lagerung sein. Lässt man sie länger als 1-2 Minuten im Salzwasser ziehen, erodieren sie und zerfallen mit der Zeit zu Kartoffelbrei. Das passiert auch beim längern Aufwärmen in Saucen. Der Anteil Kartoffelstärke muss an die Sorte angepasst werden. In einem weitern Versuch habe ich den Teig gemäss obiger Rezeptur zusätzlich auf wenig Weissmehl ausgerollt, und dann die Gnocchi geformt. Hier hatte ich den Eindruck, dass dieser Überzug die Gnocchi stabilisiert. Bleibt noch ein letzter Versuch zu machen: Einen kleinen Teil der Kartoffelstärke durch Weissmehl ersetzen. Vorerst aber Gnocchipause, der Mensch lebt nicht nur von Kartoffelgnocchi allein.

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Auf der Suche nach dem Stein der Weisen:

Kartoffelgnocchi, zäh oder zart ?
Gnocchi di patate, ma perfetto ?
Gnocchi von lustigen Weibern

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Chartreuse de Navets, Mairübchenchartreuse

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Der Weg ins Spital führt am Markt vorbei. Am Biostand waren frische, junge Mairübchen, Navets, im Angebot, schöner habe ich nie welche gesehen. Hätte ich daran vorbeilaufen sollen, daran vorbeilaufen können ? Rhetorische Frage.

Chartreuse de navets 0_2009 05 15_0149

Was soll daraus werden ? Warum nicht einmal eine Chartreuse ?  Die kriegt man kaum mehr vorgesetzt. Chartreusen sind so richtig altmodisch, längst aus der Mode gekommen, deshalb zu mir passend. Die Krone der Chartreuse bastle ich aus Karotten, meine Mairübchen waren dafür zu klein. Innen verstärkt mit wenig Kartoffel-Mairübchenpüree, fülle ich sie mit Mairübchenragout. Als Sauce eine Hollandaise mit Kerbel. Mit ihrer leichten Säure passt sie gut zu den eher süssen Mairübchen. Kerbel, als zartes Würzkraut, passt sehr gut zu den zart schmeckenden Mairübchen.
Chartreuse ?  eine Zubereitung, deren Rand mit mehr oder minder kunstvoll gestellten oder geschichteten, blanchierten Gemüsen (oder andern Zutaten) verziert ist. Sie wird in einer glattwandigen Ringform zubereitet. Gefüllt kann sie ganz unterschiedlich werden, mit Gemüsen, Béchamel, Kartoffelpüree, Fleisch, jedenfalls etwas, was den Gemüsekranz in der Form hält, wenn man den Ring abzieht. Sie soll im Kloster Chartreuse, im französischen Departement Isère gelegen, erfunden worden sein. Aus demselben Kloster, aus dem der grüne Kräuterlikör gleichen Namens stammt.

Mein Beitrag (jaaaa, ich kanns nicht lassen und immer nur Salamibrot ist langweilig) zu dem diesmal von  Barbara betreuten Gartenkochevent Mairübe. Schade, dass Frau L. das nicht mitessen durfte.

Zutaten
für eine Person 😦
3 mittlere Karotten (Abschnitte habe ich roh als Salat gegessen)
1 Bund kleine Bio-Mairüben, geputzt 250 g (Kraut für „Spinat“ verwendet)
gute Butter
1 kleine Kartoffel, mehligkochend
1 kleiner Bund Kerbel, gehackt, wird auch für die Hollandaise gebraucht
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
1 Prise Zimt
1 Schuss Wermut Noilly Prat

für die Kerbel-Hollandaise:
50 g Butter
1 kleine Schalotte, fein gehackt
25 ml Weisswein
1 Tlf. weisser Balsamicoessig
1 grosses Eigelb
Pfeffer, Salz,
Saft einer Viertel Zitrone
1 Elf. Kerbel gehackt

Aufstellen der Karottenpalisaden
Aufstellen der Karottenpalisaden
Boden Mairübchen geplättelt
Krone mit Mairübchen geplättelt

Zubereitung
für die Karottenkrone und einen 8cm/4.5 cm Formring:
(1) Die Karotten möglichst exakt (! ) in 4-5 mm dicke Streifen schneiden. Streifen genau 4.5 cm (wie die Form hoch ist) schneiden, im Dampfbad etwa 5 Minuten bissfest garen und in kaltem Wasser abschrecken, abtropfen und mit Küchenpapier trocknen.
(2) Den Formring sehr gut einbuttern, dann auf einem runden Kuchenblech auf ein Stück gebuttertes Backpapier abstellen. Die Karottenstäbchen dem Rand entlang satt aufstellen bis der Rand des Ringes palisadenartig gefüllt ist. Mit Hilfe eines kleinen runden Ausstechers als Haltehilfe kann man das umfallen vermeiden.
(3) Den inneren Ausstecher hochziehen, das Karottenrund steht jetzt wie eine römische Bogenbrücke von alleine.
(4) Mairübchen waschen, schaben -nicht schälen- und zusammen mit der rohen, ungeschälten Kartoffel auf demselben Dampfsieb garen. Mairübchen je nach Grösse 3-6 Minuten, die Kartoffel solange bis sie gar ist.
(5) Mairübchen rausnehmen, in kaltem Wasser abschrecken, aus einem Exemplar flache Scheiben schneiden und diese auf den Boden der Form auslegen (siehe Bild).
(6) Wenn die Kartoffel gar ist, schälen und zusammen mit einem der grösseren Mairübchen durch eine Presse zu Püree drücken. Einen Tlf. Butter hinzu, mit Salz, Pfeffer, Muskat und 1 Elf. gehacktem Kerbel würzen und mit einer Gabel gut verrühren.

Wände und Boden verstärkt
Wände und Boden verstärkt
ready to eat
ready to eat

(7) Das Püree dünn auf Boden und Wände der Form streichen, das stabilisiert die Palisadenwand. Die Karottenkrone auf dem Kuchenblech in einen auf 150°C vorgeheizten Ofen schieben, und etwa 5 Minuten heiss werden lassen.
(8) Die restlichen Mairübchen vierteln oder achteln, in einem Pfännchen in etwas Butter erhitzen, salzen und mit einer Prise Zimt, geradesoviel, dass man ihn knapp wahrnimmt, würzen. Mit einem Schuss Noilly-Prat ablöschen, diesen eindampfen, dann 1 Elf. frisch gehackten Kerbel untermischen.
(9) Karottenkrone herausnehmen und auf dem Backpapier auf den vorgewärmten Teller stellen, Backpapier unter der Form wegziehen, Form vorsichtig hochheben. Wenn gut gebuttert wurde, rutscht sie gut. Das Mairübchenragout vorsichtig in die Krone füllen.

für die Kerbel-Hollandaise:
(10) Schalotte, Weisswein, Balsamico in einem kleinen Topf auf etwa 1/4 einkochen.
(11) Das Eigelb in eine Chromstahlschüssel geben, Weissweinreduktion durch ein feines Sieb dazugeben. Danach über dem kochenden Wasserbad mit dem Schneebesen schaumig schlagen, gegen Schluss die weiche Butter unterschlagen, mit Pfeffer, Salz und Zitronensaft würzen, dann den Kerbel untermischen und zu der Chartreuse servieren.

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Sauerkraut-Tortellini an Wacholderschaum

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Tortellini con crauti. Als Sauerkrautravioli hatte ich sie vor Jahren einmal beim damals besten italienischen Koch der Schweiz in Oberägeri (Carlo Delmaestro aus Levanto in den Cinque Terre, 2005 verstorben) gegessen. Seither mache ich sie jedes Jahr einmal im Winter. Die ersten Versuche hatte ich mit einer Mischung aus gehacktem Sauerkraut und Ricotta gemacht, was aber keine gute Bindung der Füllmasse ergab. Heute stelle ich sie mit etwas Kartoffelpüree und Mascarpone her. Bislang überschmelzte ich sie mit brauner Butter, heute habe ich dazu einen Wacholderschaum erfunden, der auch Frau L. zu einem mmmh… Anlass gab. Wenig Worte, aber man versteht sich ja.

Tortelloni ai crauti 0_2009 01 25_8015

Zutaten
für etwa 30-35 Stück
für den Teig (davon wurde nur knapp die Hälfte benötigt, Rest gab Kartoffelravioli):
400 g Weissmehl
100 g Hartweizendunst
4 Eier
3 Eigelb
2 Elf. Olivenöl
1 Tlf. Salz

für die Füllung:
300 g gekochtes Sauerkraut
40 g Kartoffelschnee (von den Kartoffelravioli abgezweigt)
2 Elf. Mascarpone
1 Elf. getrocknete Wacholderbeeren
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

für den finish:
12 Tortelloni für 2 Personen als Vorspeise
60 ml Vollrahm (auch Halbrahm geht)
½ Tlf. (4 g)  Wacholderlatwerge siehe Latwerge, Menge je nach Süsse anpassen
½ Tlf. frisches Eigelb (Schaumstabilisator)
1 Tlf. Kalbsfond
Salz, Pfeffer

vom Dreieck zum Tortelloni
vom Dreieck zum Tortelloni
Rosen für Madame
Rosen für Madame

Zubereitung
für den Teig:
(1) Mehl und Salz in der Kenwoodschüssel vorlegen. Kneter laufen lassen und Eier zugeben, kneten bis eine krümelige Masse entsteht, Eigelb und Olivenöl zugeben. Sobald der Teig klumpt (nötigenfalls noch etwas Eiweiss zugeben) herausnehmen, in Küchenfolie einwickeln und über Nacht im Kühlschrank reifen lassen.
für die Füllung:
(2) Sauerkraut in einem Sieb abtropfen lassen und von Hand gut ausdrücken.
(3) Sauerkraut hacken, Mascarpone und den frisch durchgedrückten Kartoffelschnee sowie die fein gehackten Wacholderbeeren untermischen. 30 Minuten kühl stellen.
(4) Pastateig maschinell feinstmöglich auswalzen (Stufe 8/9, meine 7/9 da ich sie einfrieren wollte), Vierecke zuschneiden von ca. 8 cm Kantenlänge
(7) 2 Seitenränder mit wenig Eiweiss bestreichen
(8 ) ein Tlf. der Sauerkrautmasse auf das Viereck platzieren
(9) Tortelloni formen, gut andrücken und auf eine mit Hartweizengriess bestreute Platte legen und so tiefkühlen. Danach in eine gutschliessende Plasticbox umlagern.

für den finish:
(10) Tortelloni in heissem, aber nicht siedendem Salzwasser gar kochen (6-7 Minuten, wenn tiefgefroren)
(11) derweil Rahm, Latwerge, Kalbsfond auf ca. 70°C erhitzen, würzen, wenig Eigelb zugeben und mit dem Zauberstab aufschäumen. Servieren.

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Himmel un‘ Erd

himmelunerd im Teller

Mitten im Sommer finde ich bei einem (guten) Baselbieter Metzger in Arlesheim Blutwurstwie er sie im Kölner Brauhaus Päffgen kennengelernt habe„. Einmal im Monat mache er die frisch, verhiess das Plakat. Warum sagt mir das niemand ? Jetzt gehöre ich endlich auch zum erlauchten Kreis jener Blogger, die fortwährend zufällig über irgendwas stolpern. Das hierorts sehr exotische Rezept wird auf dem Kassazettel gleich mitausgedruckt. Ich halte mich aber der Spur nach lieber an Bollis Kitchen, als Kölsches Mädchen weiss Sie doch genau, wie man dieses Gericht zubereitet. Die Wurst ist exzellent, von diesem Metzger nicht anders zu erwarten, das Gericht auch. Sogar Frau L. hat versuchsweise den Löffel reingetaucht: in den Kartoffelbrei. Sehr erfreulich, jetzt steht auch mir die Blutwurstwelt zu Diensten, einmal im Monat. Mir allein.

Zutaten
Hauptmahlzeit für eine hungrige Person.
150 g frische Schwarzwurst
1 kleinere Zwiebel
gute Butter zum Anbraten
200 g Kartoffeln, mehligkochend
1 grosser Apfel
ca. 1 dl Milch
20 g gute Butter
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Blutwurst

Zubereitung
(1) Kartoffeln schälen, würfeln und in gesalzenem Wasser weichkochen. Anschliessend durchs Passevite streichen. Den Mixer, auch den nichtvorhandenen TM, lasse ich aus guten Gründen im Schrank.
(2) Butter und Milch in einem Topf erhitzen, Kartoffelpüree einrühren, würzen. Warmhalten.
(3) Parallel dazu die Schwarzwurst mit kaltem Wasser abspülen, die Darmhaut abziehen und in Scheiben schneiden.
(4) Wurstscheiben in Butter beidseitig anbraten, Zwiebelringe mit weichdünsten.
(5) Apfel ohne Kernhaus in Würfel schneiden und kurz in wenig Butter anziehen.

Anrichten
Die Hälfte der Apfelwürfel in den Kartoffelbrei rühren, den Rest überstreuen, die Wurst mit den Zwiebeln drauflegen.

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Gnocchi von lustigen Weibern

Gnocchi nach Art lustiger Weiber
Das Thema zarter Kartoffelgnocchi glaubte ich in diesem Blog detailliert und weitgehend abgehakt zu haben. Bis mir Frau L. mit ihren „aufwandminimierten Gnocchi“ beweisen wollte, dass es mit weniger tamtam auch geht. Nachdem ich sie gegessen und für gut befunden habe, hat sie mir ihr Geheimnis verraten: ordinäre Kartoffelflocken. Damit bin ich zum Schweigen verurteilt. Schlecht waren sie wirklich nicht, fatto in casa, etwa wie beim Italiener um die Ecke. Frau L. freut sich wie ein Maikäfer auf einem frischen Buchenblatt über ihren coup, während ich mit mulmigem Unwohlsein in grösstem Erklärungsnotstand ihr Rezept zu einem Beitrag umsetze. 

Zutaten
110 g Kartoffelflocken StockioderKnorroderPfanniodersonstwas (1 Beutel)
3 dl Wasser
1 Tlf. Salz (gestrichen), Muskatnuss
1 Ei
ca. 6-8 Elf. Weissmehl

Zubereitung
(1) In eine angewärmte Teigschüssel 3 (nicht 5) dl siedendes Wasser geben, Salz, Muskatnuss dazu und die Kartoffelflocken kurz untermengen bis alles feucht ist, dann das Ei und das Mehl portionsweise hinzugeben, jeweils mit einer Teigkarte kurz untermengen bis ein Teig entstanden ist, der nicht mehr an den Händen klebt. Das kann alles auch in der Küchenmaschine mit dem Knethaken gemacht werden.
(2) Teig auf einem mit Hartweizengriess bemehlten Brett zu fingerdicken Strängen rollen. Diese in etwa 2cm lange Stücke schneiden und bis zum Kochen auf ein mit Weizendunst bestäubtes Backpapier oder Tuch legen. Um mit meinen Gnocchis gleichziehen zu können, hat sie Frau L. noch über das Rillenbrett gezogen, schönes Täuschungsmanöver.
(3) Gnocchi portionenweise in knapp siedendem Salzwasser ziehen lassen, bis sie aufsteigen. Weitere 2 Minuten ziehen lassen. Dann mit einer Schaumkelle herausheben, abtropfen lassen und in wenig heisser Butter schwenken. (Natureversion)

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Gnocchi all’aglio orsino

Bärlauch-Kartoffel-Gnocchi
Bärlauch-Kartoffel-Gnocchi. Der Bärlauch ist bei uns, wie auf dem untern Bild aus dem Basler Bois de Boulogne (Lange Erlen) schon viel zu alt. Alter Knoblauch und alter Bärlauch riechen für mich ordinär, mag ich nicht. Bei einer Ausfahrt habe ich auf halber Jurahöhe zufällig noch ganz jungen gefunden. Bärlauch-Gnocchi werden wie hier bei kochknecht oft aus normalen Gnocchi mit Bärlauchpesto zubereitet. Weil Frau L. die Gnocchi als Beilage zu ihrem Marsalaschnitzel will und Bärlauch absolut unpassend dazu findet, verstecke ich ihn halt im Gnocchi-Teig, dann riecht und schmeckt er, nicht zuletzt auch durch den Kochprozess, sehr diskret, sehr fein. Das hat sogar Frau L. zugeben müssen.
Alter Bärlauch im Bois de Boulogne

Zutaten
0.5 kg festkochende Kartoffeln, gut gelagerte (Charlotte)
1 Ei
10-15 g junge Bärlauchblättlein ohne Stiel, max. 10 cm lang, gewaschen und gut getrocknet
10 g flüssige, braune Butter
80 g Weichweizendunst, je nach Restfeuchte der Kartoffeln.
Hartweizengries zum Bemehlen der Gnocchi
Muskat, 1 Tlf. Salz, Pfeffer
Butter zum Anschwenken

Bärlauch-Ei-Creme auf Kartoffelbrei mit dem Daumen abgerollt
Bärlauch-Ei-Creme auf Kartoffelbrei mit dem Daumen abgerollt

Zubereitung
(1) Kartoffeln ungeschält auf dem Dampfsieb weichgaren (etwa 20 Minuten).
(2) Heiss schälen, in Scheiben schneiden und auf einem Kuchengitter im auf 120°C vorgeheizten Backofen in Umluft antrocknen. Ofentüre zwischendurch öffnen damit die Feuchtigkeit entweicht. Nach 10 Minuten herausnehmen. Noch heiss durch die Kartoffel-presse drücken. Nach jedem Pressvorgang gleich etwas vom Weizendunst draufsieben.
(3) Das Ei, Butter, Muskat, Salz und den in feinste Streifen geschnittenen Bärlauch mit einem Stabmixer zu einer möglichst feinen, grünen Creme mixen, zu dem Kartoffelpüree geben und mit einem Gummispachtel vorsichtig vermischen, nicht kneten. Falls der Teig zu nass ist, noch etwas Weizendunst einarbeiten.
(4) Teigstücke auf einem mit Hartweizengriess bemehlten Brett zu fingerdicken Strängen rollen. Diese in etwa 2cm lange Stücke schneiden und bis zum Kochen auf ein mit Weizendunst bestäubtes Backpapier oder Tuch legen. Ich rolle sie noch über das Rillenbrett, dann erhalten sie die charakteristische Saucenaufnehmende Rillung auf der einen, und die Höhlung auf der andern Seite.
(5) Gnocchi portionenweise in viel siedendem Salzwasser kochen lassen, bis sie aufsteigen. Weitere 2 Minuten ziehen lassen. Dann mit einer Schaumkelle herausheben, abtropfen lassen und in wenig heisser Butter schwenken.

Anmerkung
Dazu gabs wieder einmal Marsalaschnitzel, der Anstoss dazu kam von Sivie aus den Kuechengeistern. Das nennt man in der Technik Rückkopplung. Zu Kartoffel-Gnocchi siehe auch Kartoffelgnocchi zäh oder zart ?
Bärlauchgnocchi und Marsalaschnitzel

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