Schlagwort-Archive: Warenkunde

Melanzane rosse di Rotonda

Melanzane rosse di Rotonda
Melanzane rosse di Rotonda

Melanzane rosse, rote Auberginen. Via Slow Food Schweiz über die COOP-Läden angeboten. Ein fast unwirkliches orange-rot knallte mich in der Gemüseabteilung an. Schauerlicher noch als die strassenarbeitersignalfarbene Kleidermode der 80-er oder 90-er Jahre. Sowas Orangenes hätte ich auch gerne mal auf dem Teller. Dem beigelegten Faltblatt der Slow Food entnehme ich, dass die rote, afrikanische Aubergine (solanum aethiopicum) mit der gewöhnlichen, violetten (solanum melingena) nichts gemein habe. Sie wurde im 19. Jhdt. durch italienische Kolonialsoldaten aus Afrika mit nach Hause gebracht und werde seither fast ausschliesslich im 4000-Seelen-Städtchen Rotonda in der Basilicata angebaut. Sie habe einen ausgeprägteren, exotischeren Geschmack als die violette Aubergine. In Italien wird sie meist in Essig und Öl eingelegt oder getrocknet. Das Fruchtfleisch ist saftig und färbt sich auch Stunden nach dem Schneiden nicht dunkel. Der intensive Duft erinnert an Feigenkakteen. Aromatischer Geschmack mit einer ganz leichten Bitternote. In der Gegend von Rotonda werden sie auch als Tomaten-Auberginen bezeichnet.

Vor ein paar Tagen wusste ich von deren Existenz noch nichts, drum mache ich sie mal vorsichtig wie tomates provençales.

Gebacken und halbiert
Gebacken und halbiert

Zutaten
500g Melanzane rosse
für die Knoblauchpaste:
1 Knoblauchzehe
2-3 Elf. natives Olivenöl
2-3 Elf. selbstgemachte Brotbrösel
1 Tlf. Herbes de Provence bzw. meine erbe mediterranee
Salz

überziehen mit Knoblauchpaste
überziehen mit Knoblauchpaste
fertig gebacken
fertig gebacken

Zubereitung
Waschen, Deckel abschneiden, etwa 3 mm tief einhöhlen, salzen, die Knoblauchpaste aufstreichen, im auf 200°C vorgeheizten Ofen (Ober-, Unterhitze) ca. 30 Minuten backen.

Anmerkung
Sie schmecken wirklich so, wie im Faltprospekt versprochen. So gute Auberginen hab ich noch nie gegessen, saftiger als die violetten Styroporbomben. Kein Wunder, essen die Bauern von Rotonda alle selbst. Und niemand weiss davon. Das Angebot scheint bei den hiesigen Kunden auf wenig Interesse gestossen zu sein, die mehrheitlich unverkaufte Ware, mittlerweile angeschrumpelt und nicht mehr verkaufsfähig, ist heute aus dem Laden entfernt worden.

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Tätowiert

tätowiert
tätowiert

Nein, ich habe meinen Bauch nicht tätowieren lassen. Das ist eine Melone mit eingebrannter Nummer. Damit kann man über Internet die Sorte, den Erntezeitpunkt, das Erntefeld und den Zuckergehalt genau dieser Melone rückverfolgen. Die Melone war mit 15.93 Brix (nicht-invasiv gemessen) recht süss, aber etwas weniger aromatisch, als eine gleichzeitig gekaufte, 3x billigere Aktionsmelone. Lange ist sie unterwegs gewesen oder beim Händler gelegen. Sehr lange. Nun ist sie gegessen und ich bitte den Hersteller, meine Verzehrszeitmeldung 2008:08:02 12:55:00 in der Datenbank nachzutragen. Und danach die Daten der Melone, meiner Melone, aus Datenschutzgründen wieder zu löschen. Geht niemanden was an, was ich so esse. Schon gar nicht die Nachwelt.

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CH-4923 Wynau: Brunnenkressekulturen

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Brunnenkresse (Nasturtium officinale) wächst am oder im Wasser. Ihre Wurzeln breiten sich auf Bach- oder Teichböden aus und halten sich dort fest. Die dunkelgrünen, runden Blätter wachsen auf der Wasseroberfläche dem Sonnenlicht entgegen, die Pflanze wird etwa 50 cm hoch. Roh gegessen schmeckt sie scharf und kann es damit sogar mit ihren Verwandten, dem Meerettich oder dem Rettich aufnehmen. Eigentlich wächst sie in ganz Europa, wird aber nur an wenigen Orten kultiviert. Der grösste Teil der in der Schweiz produzierten Brunnkresse kommt aus den Mumenthaler Weihern bei Wynau. Wo liegt das ?
Mathias und Ingrid Motzet, Wynauer Brunnenkressekulturen, produzieren pro Jahr etwa 20 Tonnen Brunnenkresse die vorwiegend an Kräutersalzhersteller, den Gemüsegrosshandel, aber auch an kleinere Händler, die Gastronomie und Private gehen. Vor über 100 Jahren hat der Grossvater von Mathias Motzet das Potential der gewässer- und quellenreichen Gegend nahe der Aare in Wynau erkannt und mit der Kultur dieser so würzigen Salat- und Gewürzpflanze begonnen. In etwa 30 der Becken auf etwa 60 Aren wird heute noch Brunnenkresse angepflanzt.
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Die Setzlinge werden im Herbst in den humösen Boden der Becken gesteckt. Parallel zum Wachstum der Pflanze wird das Wasser gestaut. Geerntet wird das ganze Jahr, sogar im Winter, da das Wasser aufgrund der Strömung in den Becken nur bei extremsten Bedingungen gefriert. Einzig während der Blüte im Juni wird nicht geerntet.

Die Ernte ist hier mühsame, tägliche Handarbeit in gebückter Haltung, in Fischerstiefeln im Wasser stehend, im Winter mit der Sense, in den andern Jahreszeiten mit der Handschere. Offenbar schätzen auch die Wildenten und Graureiher das köstliche Grün in Bioqualität. Bei einbrechender Dämmerung müssen sie umgehend mit Lärm und gutem Zureden aus den gewählten Schlafstätten vertrieben werden, sonst wären die Teiche rasch leergefressen. Aktuelle Sorgen sind der in den letzten Jahren stetig sinkende Grundwasserspiegel aufgrund verschiedener menschlicher Eingriffe in die Natur und ihre Grundwasserströme. Die nächste Generation hat sich anders orientiert, dann wird der Betrieb wohl verkauft werden müssen. Schade. Erhältlich ist die Wynauer Brunnenkresse bei vielen Gemüseanbietern in der Schweiz. Die 500 g, die wir hier gleich gekauft haben, waren innert zweier Tage gegessen. Roh und als Kressesüppchen, Morgen.
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Ollucos y tirabeque al gratén

Gratin gebacken
Kommt mir auch spanisch vor. Denn ich spreche kein Wort spanisch. Ollucos gabs im Warenhaus, frisch, diesmal ganz errötet, musste ich aus Neugier mitnehmen. Zuhause: Was mach ich damit ? Frau L.: Dein Problem, sieh zu was Du damit machst ! Zwei Probekartöffelchen, unter ordinäre Raclette-Kartoffeln gemischt, schaffen Klarheit: etwas zwischen Kartoffeln und Karotten, nussig, wenig Stärke. Die Lösung: ich mische das zu tirabeque, google: meinten Sie arabesque ? nein, ich meine nicht Arabeske, ich meine Zuckerschoten. Das sind es denn auch. Gewöhnliche pois-mange-tout, gutschweizerische Kefen, aus dem Tiefkühlschrank. Ollucos und Zuckerschoten zu einem Gratin vereint. Resultat: Sehr gut. Sogar Frau L. wundert sich, wie ich die Kurve gekriegt habe. Das Rezept gibts nur bei mir, googeln zwecklos. zum Rezept Ollucos y tirabeque al gratén weiterlesen

Lampascioni Lampagioni Lambasciuoli

Lampagioni essfertig
Lampagioni. Ein aromatisches, aber leichtbitteres Gemüse aus Apulien. Ihr kennt das nicht ? In Apulien heissen die Dinger auch Pampasciuli, im Dialekt Lambasciui‘, in Norditalien Cipollacci, in Frankreich Lilias de terre. Klarheit im Dickicht italienischer Wirrungen schaffen die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Sie listen Lampagioni unter der Registernummer 0703.1040/1049 in der VEAGOG  (Verordnung über die Ein- und Ausfuhr von Gemüse, Obst und Gartenbauerzeugnissen) als Wildzwiebeln ein. Wiki weiss es noch besser: Schopfige Traubenhyazinthe. Also eine Blumenzwiebel. Zu haben sind sie in Apulien, Sizilien und dort, wo Süditaliener leben, zB in Basel. Nachdem ich damit die Improvisationsfähigkeit von Frau L. vor ein paar Jahren auf eine harte Probe gestellt hatte (was soll ich denn daaamit ? -ich wusste noch weniger als sie-), bin ich heute etwas gescheuter und koch sie als Vorspeise. zum Rezept Lampascioni Lampagioni Lambasciuoli weiterlesen

Ovoli al naturale

Ovoli, Kaiserlinge
Italiener und kleine, madige Ureinwohner behaupten, er schmecke feiner als der Steinpilz. Entsprechend gesucht (und teuer) ist er denn auch. Wer auf dem Waldspaziergang diesen Pilzen begegnet, darf nicht nur zum Pflücken auf die Knie. Im Pilzbuch sind sie auch unter dem Namen Kaiserling (Amanita Caesarea, nach dem Imperator Julius C.) verzeichnet. In der Schweiz (und in Deutschland) gibt es ihn nicht (mehr). Am ehesten findet man ihn noch in warmen trockenen Gegenden in Süditalien und im Piemont. Ganz klein sieht er aus wie ein weisses, unregelmässiges Ei, im jugendlichen Stadium drückt der orangefarbene Kopf wie ein Eigelb aus dem Eiweiss hervor (dann schmecken sie am Besten), bis zuletzt ein schöner Hutpilz vor uns steht. Es gibt sie von Ende Juli bis Ende September. Wenn es denn überhaupt welche zu kaufen gibt, muss man rasch zugreifen. Ich mach sie auf die strenge, klassische Art: Anbraten der dünnen Scheiben in Olivenöl, etwas Zitrone, schwarzer Pfeffer. So kommt das äusserst feine Aroma zur Geltung. Und wenn uns die Maden madig machen wollen: Augen zu, weiter essen und einen Grappa drauf. Zur selben Familie gehören auch der Fliegenpilz (Amanita muscaria) und der grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Beim Sammeln bitte unterscheiden !! zum Rezept Ovoli al naturale weiterlesen

Uva Americana

Uva Americana
Diese Americana-Trauben hätten zu einem würzigen Sorbet verarbeitet werden sollen. Aber wie jedes Jahr…, kaum sind welche im Haus, sind sie auch schon weggegessen. Ich brauche mich nicht zu bemühen, den Eismaschinenbehälter im Tiefgefrierer zu versorgen: sinnlos. Es sind wunderbar aromatische Tafeltrauben. Die Aroma-Bezeichnungen fragolino (Erdbeer), framboisier (Himbeere), Cassis (schwarze Johannisbeere, aber auch foxy (Fuchston, nach nassem Fuchsfell), Wanzengeschmack, Katzenseicher und Tessineraroma geben von der unterschiedlichen Geschmacks-rezeption einen Eindruck. Man mag sie… oder dann eben nicht. Wir mögen sie. Uva Americana weiterlesen

Pesche Saturnie

Pfirsich SaturnieSeit etwa 3 Jahren gibt es den Tellerpfirsich Saturne auf dem Basler Markt zu kaufen. Anfänglich sehr rar, erhält man ihn inzwischen an einigen Ständen. Er sieht aus, als ob mal eine Dampfwalze drübergefahren wäre. Erstaunlich: Er duftet und schmeckt, wie einstmals Pfirsiche geduftet und geschmeckt haben. Ich hab mir längere Zeit überlegt, was ich damit anfangen soll. Das hat sich erledigt. Alle gegessen. Frisch.

Tomaten confiert

Marmandino TomatenDie Beiträge von claudia in foolforfood und im Tomatenblog über die MagiQo Wundertomate zum Wunderpreis von € 26.-/kg haben mich aus dem Winterschlaf aufgeweckt. Ich gehöre auch zu denen, die nicht warten können, bis es wieder gute Tomaten gibt. Jahrelang habe ich mich im Frühjahr mit den grün-roten, sardischen Costoluto-Tomaten über Wasser gehalten, diese sind aber heuer nicht nur grün, sondern derart unreif auf unsern Markt gekommen, dass ich keine mehr gekauft habe. Seit 3-4 Wochen bietet unser Grossverteiler COOP, dem ich sonst nicht immer ganz grün bin, die alte, sozusagen wiederentdeckte Sorte Marmande (eine französische Fleischtomate) an. Tomaten confiert weiterlesen