Und schon wieder eine Blumenreise. Diesmal organisiert durch die Botanische Gesellschaft Basel (Dr. Verena Wiemken und Prof. em. Dr. Thomas Boller). Kurz vor Mittag Ankunft im Hotel, danach gings gleich zackig hoch. Die Mittagspause reichte gerade aus, um den Abschlussstein auf die Steinpyramide zu legen.
Die Wanderpausen wurden durch kurze, wissenschaftliche Vorstellungen der auf dieser Meereshöhe vorkommenden Baumarten unterlegt.
Die zweiblättrige Waldhyazynthe, Platanthera bifolia
Eine sich eben entfaltende Türkenbund-Lilie, Lilium martagon
eine verblühende, Mücken-Händelwurz, Gymnadenia conopsea (korr, 03.08.25)
Der Blick auf das 1370 m hoch liegende Dorf an der Albula-Passstrasse
oder ganz einfach auf eine ungedüngte Alpwiese
Bergün liegt im Albulatal an der Albulapassstrasse und an der Albulabahnlinie der Rhätischen Bahn. Im früher romanischsprachigen, wirtschaftlich und kulturell eng mit dem Engadin verbundenen Dorf wird heute mehrheitlich deutsch gesprochen. Ein typisches Strassendorf: beidseitig der ansteigenden Hauptstrasse reihen sich Häuser im Engadiner Stil aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit Sgraffiti, Erkern und Fenstergittern. Neben der Viehwirtschaft bildeten der Verkehr über den Albulapass und der Bergbau (Eisenerz) die Lebensgrundlagen des Ortes.
Die reformierte Kirche Bergün wurde im Jahre 1188 erstmals urkundlich erwähnt. In vorreformatorischer Zeit (ca. um 1500) erfolgte ein Umbau in spätgotischem Stil. Damals entstand auch der Freskenzyklus durch einen italienischen Wandermaler, u.a. mit Motiven der Passion Jesu Christi. Die Kirche weist im Inneren eine mit Schnitzkunst und vielfältiger Schablonenmalerei verzierte Leistendecke auf.
Als 1903 die Albulabahn eröffnet wurde, erwarteten die Bergüner einen Aufschwung, der das Dorf auf das touristische Niveau der Oberengadiner Kurorte St. Moritz und Pontresina heben sollte. Ausdruck jener Hoffnungen ist das 1906 im Jugendstil erbaute Kurhaus Bergün. Darin hätten sich Engadinreisende ein paar Tage an die Höhenlage akklimatisieren sollen. Doch die Reisenden wollten sich nicht akklimatisieren, sondern fuhren mit der Bahn gleich direkt ins Engadin.
Der erste Weltkrieg brachte den Betrieb an den Rand des Ruins. 1949 wurde das Haus nach einem Dachstockbrand geschlossen. Ab 1952 übernahm der Schweizerische Verein für Familienherbergen das Kurhaus und baute die Hotelzimmer in Ferienwohnungen um. Der Ertrag reichte jedoch nicht aus, um den Bau instand zu halten. Im Jahr 2002 wurde das heruntergekommene Haus vorerst geschlossen. Langjährige Stammgäste gründeten eine Auffanggesellschaft und bewahrten es damit vor dem Untergang. Seither wurde das Gebäude in kleinen Schritten im denkmalpflegerischen Sinn auf vorbildliche Weise und mit viel Geschick restauriert, entstaubt und als wertvolle Jugendstilperle für das neue Jahrhundert fit gemacht.
Mehr über Bergün siehe auch mein Artikel aus dem Jahr 2014: CH-7482 Bergün
Zugegeben, die Zusammenstellung entspringt eher der Not als einer vorausschauenden Planung. Die Artischocken waren für eine Barigoule gedacht. Dazu fehlten mir aber Karotten. Da der Kardy im Garten noch ohne Lausbefall war, schnitt ich mir davon 2 Stangen ab. Ja, und dann waren im Kühlschrank noch vier an den Blatträndern langsam vergilbende Krautstiele. Bitte nicht schon wieder Pasta. Was macht man da: Kochen free-style.
Lupinenrisotto 100 g geschrotete Lupinenkerne 30 g Butter 1 Zwiebel, fein gehackt 50 ml Weisswein ca. 2 dl Gemüsebrühe Kräutersalz weisser Pfeffer 15 g Parmesan, gerieben Blätter der Krautstiele
Stiel-Gemüse 8 Babyartischocken vom Birsmattenhof, neu auf dem Basler Markt 2 frische Stangen Kardy 4 grosse Krautstiele 2-3 Knoblauchzehen, gehackt 1/2 Zwiebel, gehackt Abrieb einer halben Biozitrone 1/2 Bund glatte Petersilie, gehackt Currypulver Chilipulver
Vorbereitungen Krautstiele putzen, die Stiele von den Blättern schneiden. Stiele in mundgerechte Stücke schneiden. Die Blätter beiseitestellen.
Vom Kardy zuerst die Stacheln wegschneiden, dann die zähen Fasern mit einem Messer oder Sparschäler abziehen. In mundgerechte Stücke schneiden und bis zum Verbrauch in Zitronenwasser lagern.
Die Artischocken putzen, die äusseren Hüllblätter wegreissen, die stachelbewehrten Spitzen wegschneiden, die Artischocke in Form schneiden. Alles was dunkelgrün ist, kann man nicht essen. Halbieren und bis zum Verbrauch in Zitronenwasser lagern.
Artischocken und Krautstielstücke sowie Kardy auf 2 Lochblechen im Druck-Dampfgarer bei 100°C 3 Minuten garen. Artischocken und Krautstiele entnehmen. Kardy im Garer belassen, und mit den Krautstielblättern auf getrennten Lochblechen nochmals 2 Minuten dampfgaren.
Nach all den Vorbereitungen darf gekocht werden:
Lupinenrisotto (1) Zwiebel in der Butter farblos dünsten. Lupinenschrot unterrühren, ablöschen mit Weisswein, Wein wegkochen, Gemüsebrühe zugeben, leicht salzen, gelegentlich umrühren. (2) Solange köcheln, bis die Lupinen al dente sind (ca. 20-25 Minuten). Gegen Ende die vorgegarten Krautstielblätter fein hacken und mit dem Parmesan unterrühren. Abschmecken.
Stielgemüse 10 Minuten nach Beginn Lupinen-Risotto: (3) Die halbe, gehackte Zwiebel mit einem Knoblauch in wenig Olivenöl farblos dünsten. Krautstiele und Kardystücke zugeben, würzen mit Kräutersalz, einer Spur Curry und Chili. Anfangs zugedeckt fertig garen.
Artischocken 15 Minuten nach Beginn Risotto: (4) Artischockenspalten in wenig Olivenöl allseitig anbraten. Salzen. Knoblauch mit Zitronenabrieb und Petersilie zu einer Gremolada hacken und die Artischocken damit würzen.
Der Besuch einer alten Dame in Delémont im Jura. Eine weitere, tragische Komödie: ein Wälzer mit 1200 Jahren Geschichte. Nahezu 1000 Seiten, 22 Kilo schwer. 53 cm hoch. 40 cm breit, 13.5 cm dick. Ich rede von der berühmten Bibel von Moutier-Grandval, dem längst zerstörten Kloster im Jura.
Moutier-Grandval wurde etwa 640 von irischen Missionaren gegründet. Der heilige Germanus von Trier wurde zum ersten Abt bestimmt. Zunächst lebten die Mönche nach den Regeln des heiligen Columban, ab dem 9. Jahrhundert wurde die Benediktinerregel eingeführt.
Zu Beginn war das Kloster Moutier-Grandval eine in sich geschlossene Gemeinschaft vom Mönchen. Rudolf III. von Burgund schenkte 999 das Kloster dem Basler Bischof (weil Rudolf fest an den Weltuntergang im Jahre 1000 glaubte). Ab dem 11. Jahrhundert wurde die Gemeinschaft zu einem Chorherrenstift. Nicht mehr als 12 Prälaten, meist von adliger Herkunft, die nicht in Gemeinschaft zusammen leben mussten und persönlichen Besitz anhäufen durften. Das eigentliche Kloster wurde um das Jahr 1000 aus unbekannter Ursache zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Abtei spielte jedoch weiter eine wichtige Rolle in der religiösen und kulturellen Entwicklung der Region.
Entgegen ihres Namens entstand die Bibel nicht im Kloster Moutier, sondern in Tours, etwa 250 km von Paris entfernt. Sie ist eines der Zeugnisse der karolingischen Renaissance, angestossen vor allem durch Kaiser Carolus Magnus. Die Karolinger prägten vom 8. bis ins 10. Jahrhundert die westliche Hemisphäre. Karl der Grosse führte kulturelle und politische Reformen durch, wie z.B. die Förderung der Bildung und die Einführung neuer organisatorischer Strukturen. Die Schaffung gemeinsamer Werte für das ganze Christentum stärkte den Zusammenhalt des riesigen Reiches. In diesem Zusammenhang entstand im Jahr 796 in Tours das Skriptorium St. Martin, eine Schreib- und Buchmalerei-Werkstätte, in welcher die biblischen Urtexte überarbeitet und in kunstvoll gestalteten Unikaten von Hand beschrieben und bemalt wurden. Aus den Werkstätten in Tours sind weltweit noch etwa 50 Exemplare erhalten geblieben. Das schönste noch erhaltene Exemplar ist die Bibel von Moutier-Grandval, wohl weil sie nur selten gelesen wurde.
Diese Bibel wurde zwischen 820 – 830 erschaffen. Ihre Anfertigung dauerte mehrere Monate. Allein für die Vorbereitung der Pergamente wurden rund 220 Schafshäute benötigt. Man geht davon aus, dass bis zu 24 Mönche gleichzeitig mit Schreiben und Malen einer Bibel beschäftigt waren. Wunderschön wie Zierinitialen, Titel und Untertitel gemalt sind. Der Textkörper ist in karolingischen Minuskeln geschrieben. Ein zentrales Element der Reform Karls des Grossen. Die Klarheit dieser Schrift mit abgegrenzten Buchstaben und Abständen zwischen den Wörtern erleichterte die Kommunikation im ganzen Reich,
Wann und wie die Bibel ihren Weg nach Moutier gefunden hat, ist nicht eindeutig geklärt, man vermutet, dass sie der Abtei im 9. Jahrhundert als Prestigeobjekt geschenkt wurde. Ein nachträglicher Eintrag aus dem 16. Jahrhundert weist darauf hin, dass die Bibel damals noch in Moutier war. Danach verlor sich ihre Spur bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts.
Denn die Zeiten waren den gut betuchten Chorherren nicht hold. Die erste grosse Umwälzung war die Reformation. Kurz bevor aufgebrachte Bauern die Stiftskirche zerstörten, konnten die Chorherren ihre mobilen Besitztümer ins katholische Solothurn retten. Ein Jahr später liessen sie sich definitiv in Delémont nieder, im Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Basel.
Die französische Revolution brachte weiteren Unbill. Kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen, 1792, flohen die Chorherren erneut nach Solothurn. Doch die französische Besetzung des Fürstbistums Basel bedeutete die faktische, das napoleonische Konkordat mit Papst Pius VII. die juristische Aufhebung des Stifts. Das Fürstbistum Basel wurde 1800 dem Département Haut-Rhin einverleibt und der Stift Moutier-Grandval 1802 aufgelöst.
Während dieser Wirren wurden der Schatz und die Archive von Moutier-Grandval aufgelöst, verschoben, verhökert, versteckt oder ging verloren.
Als die Franzosen definitiv weg waren, tauchte die Bibel auf einem Delsberger Dachboden wieder auf. Nach einem zeitgenössischen Bericht wurde sie 1812 „von zwei alten Jungfern“ für 2 Batzen (etwa 10 Franken) dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt zum Kauf angeboten. 1822 wurde die Bibel an einen Basler Antiquitätensammler für 24 Louisdor verkauft. Dieser erkannte den Wert des Buches, erstellte ein Dossier und bereiste damit halb Europa. Schliesslich gelang es ihm, das Buch der British Library zu verkaufen.
Und da blieb sie nun, bis das Musée d’art et de l’histoire in langjährigen, zähen Verhandlungen sich das Buch für drei Monate ausleihen durfte. Mit strengsten Sicherheitsvorkehrungen natürlich. 5 Personen durften den „heiligen“ Raum für 5 Minuten betreten. Nach elektronischer Voranmeldung in vorgegebenen Zeitfenstern. Der Besucherandrang war riesig. Wir hatten Glück und erhielten am letzten Tag der Ausstellung noch 2 Eintrittskarten.
Eine didaktisch sehr gut gestaltete und reichhaltig dokumentierte Ausstellung, die die Reise des Buches in Etappen darstellt. Daneben sind weitere Bibeln aus den Skriptorien St. Martin und der Abtei Marmoutier in Tours ausgestellt.
Nun ist die weitgereiste Dame (lateinisch biblia, weiblich) wieder in London.
Für die wenigen Leser, die bis hier durchgehalten haben, gibt es noch zwei Zückerchen: Eine der 5 ganzseitigen Illustrationen : Erschaffung und Vertreibung von Adam und Eva. Nicht ganz jugendfrei. Mit dieser Geschichte aus der Genesis fing bekanntlich das Elend der Menschheit an.
Bildquelle: British Library
Wenige Wochen später besuchten wir Moutier für eine andere Bibelstory: die Geschichte von Nebukadnezar aus dem Buch Daniel, in Musik gesetzt von Giuseppe Verdi, Nabucco. Inszeniert und aufgeführt in Moutier von einem kleinen Ensemble lokaler und internationaler Künstler. Im alten, historischen Schützenhaus zu Moutier. 200 Plätze. Wir waren begeistert und haben uns die Aufführung zweimal hintereinander angesehen bzw. angehört.
Dazu, drei Nummern grösser, der Auszug aus einer Aufführung in Verona 2018, welche die biblische story in die Zeit des Risorgimento versetzte. Amartuvshin Enkhbat singt den Nabucco als k.u.k Generalissimus.
Quellen:
Historisches Lexikon der Schweiz: Moutier-Grandval Flyer Musée jurassien d’art et d’histoire zur Ausstellung
So interessant, facettenreich und schön unsere Sizilienreise auch war: die im Paket inbegriffene Grand-Hotel-Pensions-Küche hatte mit Sizilien nur wenig gemein. Wieder zuhause, nahm ich mir vor, wenigstens ein authentisches Gericht aus Sizilien zu kochen. In „La cucina di Pantelleria – Tradizione e innovazione“ von Grazia Maria Cucci und Gianni Busetta fand ich ein mir zusagendes Rezept…. kochte es gedankenlos nach und fiel im ersten Durchgang prompt auf die Nase.
*Ungeniessbar“ war das Verdikt von Frau H.. Das hätte mir schon früher auffallen müssen: In 20 Minuten bei 180°C werden Schweizerische Treibhaus-Bio-Auberginen nie und nimmer geniessbar. Zurück in die Küche: Teller in einer spontanen Rettungsaktion aufbrezeln, um die Hungernden zu speisen. Im zweiten Durchlauf mit geändertem Rezept, so dass es auch verwöhnten Gaumen schmeckt.
Zutaten (4 Personen)
4 schwarze Auberginen 2 Knoblauchzehen, geschält, gehackt 4 Sardellenfilets, gehackt 1 Peperoncino, fein gehackt, ohne Kerne 1 Tomate, geschält, gewürfelt 1 Esslöffel Salz-Kapern von Pantelleria, gewässert, gehackt 2 ganze Eier, gekocht, gewürfelt 1 Zweig Basilikumblätter, gehackt 1 Zweig Bergminze (Calamintha nepeta), gehackt 100 g geschälte, geröstete und gehackte Mandeln natives Olivenöl extra 50 g Semmelmehl 25 g Parmesan, gerieben 25 g sizilianischer Schafskäse, gerieben 3 TL Zimtpulver Salz
(1) Die Auberginen der Länge nach halbieren und mit einem Teelöffel aushöhlen; innen salzen, umdrehen und 30 Minuten abtropfen lassen. (2) Danach die Hälften mit Küchenpapier trockentupfen, Schnittflächen und das Innere mit Olivenöl einpinseln und im Dampfgarer, Schnittfläche nach unten, 10 Minuten bei 110°C vorgaren (wer keinen Dampfgarer hat, stellt die Auberginenhälften, Schnittfläche nach oben, für 10 Minuten bei 200°C in den Ofen). (3) Knoblauch, Sardellenfilets und Peperoncino in reichlich Olivenöl anschwitzen, Tomaten und das ausgehöhlte, klein gehackte Auberginenfleisch beigeben und mitdünsten lassen. Zu dieser Masse die Mandeln, das Semmelmehl, den Käse, den Zimt und die gehackten Kapern und Kräuter untermischen. Zum Schluss die gehackten Eier untermischen. (4) Die streichfähige Masse in die vorgegarten Auberginenhälften füllen und im Backofen bei 200°C 20 Minuten backen.
Ein einfaches, schmackhaftes Rezept. Dazu gab es Ackerbohnen und ein wenig Tomatensugo. Das Auspulen und Schälen der kleinen Ackerbohnen beansprucht jedoch viel Zeit.
Von Palermo aus fuhren wir der Küste entlang nach Trapani, in die Riserva Naturale Saline di Trapani. Das rund 100 ha grosse Gebiet, in dem seit jeher und noch heute Meersalz gewonnen wird, ist ein wichtiges Vogelschutzgebiet, das zahlreichen Zugvogelarten, insbesondere Flamingos, Schutz bietet. Es beherbergt aber auch viele endemische Pflanzenarten, die sich an die Salzkonzentration der Salinenfelder und Salzmarschen angepasst haben. So z.B. der seltene Malteserschwamm, Cynomorium coccineum, ein Vollschmarotzer der an den Wurzeln der Küstenpflanzen parasitiert.
Oder die Meeresstrand-Ringelblume, Calendula maritima. Aus dem Meer grüsst die Colombaia, das Castello di Mare, eine mittelalterliche Festung sehr alten Ursprungs, die auf einer kleinen Insel am westlichen Ende des Hafens von Trapani liegt. Der antike Historiker Diodorus Siculus benannte um 260 v. Chr. Hamilkar Barkas (Vater von Hannibal) während des Ersten Punischen Krieges den Bau der militärische Festung veranlasst zu haben.
Mehr als die riesigen Salzhalden interessierte mich der Taucher, der mit einer Beute von 6 zappelnden Oktopussen aus dem Meer stieg.
An Trapani vorbei auf das 16 km nördlich, hoch über Trapani gelegene Erice . In der Antike hiess die Stadt Eryx und war mit Segesta und Entella eine der drei grössten Städte der Elymer. Die Elymer waren ein Teil der vorgriechischen Bevölkerung Siziliens. Laut Vergils Aeneis gehörten sie zu den Trojanern, die mit Aeneas aus Troja geflohen sind, dann aber nicht mit ihm weiter nach Latium zogen. Alte Geschichten. Eryx wurde vom 6. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. zu einer punischen Zitadelle und diente Hamilkar Barkas im Ersten Punischen Krieg mehrere Jahre als wichtiger Stützpunkt. Zu Beginn des 5. Jh. v. Chr., geriet die Stadt kurze Zeit unter den Einfluss von Akragas. 241 v. Chr. fiel die Stadt an die Römer.
In der Spätantike wurde die Stadt verlassen. Zeitweise war sie von den Arabern besetzt. Die Normannen besiedelten die Stadt im 12. Jahrhundert neu und errichteten dort ein Kastell. Im Mittelalter erblühte die Stadt, Kirchen und Klöster wurden gebaut.
Die Stadtmauer aus punischer Zeit begrenzt auch heute noch die Stadt. Durch die Lage auf einem hohen Berg hat man von Erice aus eine einzigartige Aussicht auf das Landesinnere und das Meer. Die Einwohner leben hauptsächlich von Tourismus, Landwirtschaft und Handwerk…und ächzen oder profitieren unter der Mafia.
Die Porta Trapani, eines der 3 Stadttore.
Auffallend die durchgehend geometrisch gemusterte Pflästerung der Stadt.
Piazza Umberto I.
Chiesa San Giuliano
Chiesa di San Martino. Barock
Das normannische Castello di Venere aus dem 12. Jhdt.
Sehr empfehlenswert die Pasticceria Grammatico u.a. mit den -gemäss unserem Chauffeur- besten Genovese-törtchen Siziliens. Wer sich einen Kaffee auf der versteckten Gartenlaube bestellt, kann die langen Warteschlangen vor dem Laden umgehen.
Zuviel Zeit beim Kaffee vertrödelt. Einmal mehr drängte das Blumenprogramm. An den Hängen unterhalb Erices wurden wir fündig:
Neapolitanischer Lauch, Allium neapolitanum, in Vollblüte
u.a. Bienen-Ragwurz, Ophrys apifera.
Anderntags ein Ausflug in die Riserva Naturale Orientata Bosco della Ficuzza bei Corleone, im Hinterland von Palermo. Ein schönes, königliches Jagdschloss, ab 1799 im Wald von Ficuzza für König Ferdinand III. von Sizilien erbaut.
Dahinter viel Wald. Grün. Gluckernde Bächlein.
Gelbe Ragwurz, Ophrys lutea
Provence Knabenkraut, Orchis provincialis.
Italienisches Knabenkraut, weissblühend , Orchis italica albiflora
und wieder an die Nordküste, an die Hänge des Monte Catalfano Blick auf das Capo Zafferano, das Safran Kap.
Tag der Heimreise. Wir müssen da unbedingt nochmals hin.
Alltagsküche. Der Kälteeinfall vor den Eisheiligen veranlasste mich, den Holzofen in der Küche wieder einzuheizen. Aktuell haben wir 32°C. Sizilien erhielt den Vorrang., das erklärt die zeitferne Berichterstattung. Zurück zum heissen Holzofen: Ideal für lange Schmorgerichte. Das Lammragout mit Knochen: ein Dank von unserem Schäfer für das Bereithalten unserer Schafweide. Anstelle von Polenta seit ewiger Zeit wieder einmal Türggenribel: langsam angerösteter Polentamais. (Mehr darüber siehe hier). Dazu eigene, letztjährige Bohnen aus dem TK.
Zutaten und Zubereitung
Lammragout 500 g Lammragout mit Knochen wenig Mehl zum Bestäuben 1 Karotte, gewürfelt 1 Stück Sellerie, gewürfelt 1 Zwiebel, gewürfelt 4 Knoblauchzehen, zerdrückt 2 getrocknete Peperoncinoschoten, zerrieben 6 Dörrtomatenhälften, fein gehackt 1 EL Tomatenmark 3.5 dl Rotwein, Merlot 2 Zweige Rosmarin, feinst gehackt Schale einer halben Zitrone (ohne Saft) 1 Schuss Balsamessig Salz, Pfeffer
(1) Mirepoix von Karotte und Sellerie leicht anrösten, Zwiebel und Knoblauch zugeben, mitdünsten, Tomatenpüree zugeben kurz mitgehen lassen, dann 2/3 des Rotweins in kleinen Portionen zugeben und zwischendurch immer wieder einkochen. (2) Lammragout leicht einmehlieren und in einem heissen Topf in Olivenöl rundum anbräunen. Das Fleisch mit dem restlichen Rotwein aböschen und das Gemüse zugeben. Mit Wasser (oder Lammbrühe -wer hat das schon-?) überdecken, die Hälfte des Rosmarins zugeben und während mind. 3 Stunden auf dem Herd leicht simmern lassen. (3) Gegen Ende den restlichen Rosmarin, Zitronenschale und Balsamessig zugeben und Abschmecken mit Salz und Pfeffer. (Die Dörrtomaten bringen viel Salz mit).
Türggenribel
200 g Rheintaler Ribelmais (L.: Bramata Maisgriess) ca. 3 dl Milchwasser 1:1 25 g Butter 1/2 Gemüsebrühwürfel Bio, anstelle von Salz 2 Lorbeerblätter nochmals 25 g Butter
(4) Milchwasser mit Brühwürfel und Lorbeerblättern aufkochen, Maisgriess unter Rühren einrieseln lassen, Deckel drauf und auf einer warmen, aber nicht heissen Stelle des Herdes 1 Stunde quellen lassen. (5) 25 g Butter in einer grossen Pfanne kurz aufschäumen, Die Polenta flach auf dem Boden der Pfanne verteilen und bei moderater Hitze langsam anrösten. Dabei muss die Polenta mit einer Holz- oder Metallschaufel laufend zerteilt werden. Anfangs tendiert sie gerne zum Anhocken: Anrösten. Loskratzen. Zerteilen. Stochern. Wenden, Weiter Rösten. Nach etwa 30 Minuten beginnt die Polenta bröselig zu werden, die gewünschten Ribel bilden sich, der Mais klebt nicht mehr. (6) Danach die zweite Portion Butter in die Brösel verteilen. Ab jetzt muss nicht mehr so häufig gerührt werden, doch sollte in den Ruhephasen ein Deckel aufgesetzt werden, damit die Ribel nicht zu trocken werden. Nochmals 10 Minuten rösten.
Kann gut warm gehalten oder wieder aufgewärmt werden. Ein idealer Begleiter für Saucengerichte. Benötigt Zeit am Herd.
Inzwischen ist die Herde um 4 Köpfe angewachsen. Bei uns ist gut fressen.
Rohe Rhabarberstangen sind kein Genuss. Frischer Rhabarber enthält pro 100 g Gemüse nahezu 500 Milligramm Oxalsäure. Eine unangenehme, schleimhautbeschlagende Säure, die den Zahnschmelz angreift, Calcium aus der Nahrung bindet und deshalb Nierenschäden verursachen kann. Kurz: wir (genauer: ich) mögen Rhabarber nicht. Auch keinen Rhabarberkuchen.
Natürlich weiss ich, dass man durch frühes Ernten, Sortenwahl oder Schälen die Konzentration an Oxalsäure etwas erniedrigen kann. Kochen oder Neutralisieren mit Backpulver sind andere Optionen, wenn das Kochwasser (mit der gelösten Oxalsäure) weggeworfen wird. Aber direkt im Kuchen verbacken lässt sich nichts mehr wegschütten. Allenfalls der ganze Kuchen. Unter den empfohlenen Tricks ist jener mit gleichzeitigem Verzehr von Milchprodukten in meinen Augen valabel. Das in der Milch enthaltene Calcium bindet die Oxalsäure zu schwer löslichem Calciumoxalat. Das hilft mir aber auch nicht, da ich auch Joghurt nicht mag.
Und ausgerechnet uns fällt ein ausgewachsener Rhabarberstock temporär in den Schoss. Ausgraben gelang nicht. Zu tief steckten die Wurzeln im steinigen Untergrund. Bündelweise Verschenken war bislang unsere einzige Option, bis…
…bis ich zufällig bei Chef Paolo Guilherme auf eine Zubereitung mit Gin stiess, die mich neugierig machte: Heureka!
Die einfache Zubereitung nutzt die sehr gute Löslichkeit von Oxalsäure in Wasser und Alkohol. Fein geschnittener Rhabarber wird (nach meiner Variante) in einer Mischung aus Wasser, Wacholderschnaps und Zucker mindestens einen Tag lang mazeriert. Danach werden die Rhabarberscheiben aus der Mischung geschöpft: das Gemüse ist schön grün, hat einen frischen, knackigen Biss, etwa wie roher Staudensellerie- oder Radieschen Scheiben. Dazu ist die unangenehme Oxalsäure zu einem guten Teil verschwunden, der Geschmack angenehm und nur leicht süss.
Die ideale Beilage zu frischen Erdbeeren oder zu Käse. Die Oxalsäure ist mehrheitlich im Jus gelöst, wer mag und keine Probleme mit Oxalsäure hat, kann davon ein wenig über die Erdbeeren träufeln.
Wacholder marinierter Rhabarber
3-4 dl Wasser 200 g Zucker 1 dl Wacholderschnaps 300 g Rhabarber, geschält, in 1-2 mm dünne Scheibchen geschnitten.
(1) Wasser und Zucker aufkochen. Rühren bis der Zucker gelöst ist. (2) Wacholderschnaps zugeben und die Lösung etwa 2 Minuten köcheln um die Hauptmenge des Alkohols zu verdampfen. (3) Die Lösung völlig abkühlen lassen. Wichtig, damit sich der Rhabarber nicht gelb verfärbt. (4) Die Lösung zusammen mit dem Rhabarber in ein hohes, verschliessbares Glas geben, bis unter den Deckel füllen und mindestens einen Tag im Eisschrank kalt stellen. (Hält sich mehrere Tage, kann aber nicht sterilisiert werden)
Stadttag. Heute keine Orchideen. Erst in das berühmte Monreale. Der sizilianische König Wilhelm II. errichtete nach 1172 Monreale als Sitz eines Klosters und liess dort einen festungsartigen Gebäudekomplex erbauen, der eine Kathedrale, ein Erzbischöfliches Palais, einen Königspalast und ein Benediktinerkloster umfasste. 1183 erlangte er von Papst Lucius III. die Erhebung des Klosters zum Erzbistum Monreale. Dies geschah gegen den Widerstand des Erzbischofs von Palermo, der darin eine Schwächung seiner eigenen Autorität sah. Von all den Bauten ist heute lediglich der Dom mit dem Kreuzgang erhalten geblieben. Um diesen Komplex herum entwickelte sich der mittelalterliche Ort.
Das Bronzetor mit Szenen aus der Bibel ist zwischen 1185 und 1186 entstanden, ein Werk von Bonanno Pisano, dem italienischen Bildhauer, der 1175 am Bau des Schiefen Turms von Pisa mitbeteiligt war.
ihre volle Schönheit entfaltet die Kathedrale im Inneren der Kirche. Hier bedecken byzantinische Goldgrund-Mosaike die gesamten Innenwände der Kirche auf einer Fläche von 6.340 m². Damit enthält sie den weltweit grössten einheitlichen byzantinischen Mosaiken Zyklus.
Der Zyklus stellt verschiedene Geschichten aus dem alten und neuen Testament dar. Die Figur des Christus als Pantokrator (Herrscher der Welt) befindet sich in der Apsis des Doms und dominiert den zentralen Innenraum.
Daneben ist der Dom für seinen Kreuzgang berühmt. Der einzige vom einstigen Benedektinerkloster noch verbliebene Teil. Der überdachte Kreuzbogengang umschließt den quadratischen, offenen Innenhof mit einer Fläche von 47 x 47 Metern. Besonders die 26 spitzbögigen Arkaden an jeder Seite des Kreuzganges sind beeindruckend.
Jede Arkade wird von individuell ornamentierten, teils goldunterlegten oder mit Mosaiken- und Edelsteinen dekorierten Doppelsäulen getragen. Insgesamt besteht der Gang aus 228 Doppelsäulenpaaren. Keines gleicht dem anderen.
Danach fuhren wir zurück nach Palermo. Welche Stadt! Voller Leben und voller Menschen, an einem gewöhnlichen Mittwoch.
Am Standort der heutigen Kathedrale von Palermo war schon im 6. Jahrhundert eine frühe Kathedrale errichtet worden. Die Araber wandelten sie in eine Moschee um. Nach der Eroberung Palermos durch Roger I. wurde die Moschee wieder Sitz des Erzbischofs.
Nach einem starken Erdbeben 1169 wurde die alte Kathedrale abgerissen. 20 Jahre später stand der Neubau. In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder an- und umgebaut: die 4 Ecktürme erhielten gotische Aufsätze. Der Haupteingang wurde auf die Südseite verlegt und mit einem Portikus im Stil der katalanischen Spätgotik ergänzt. Über der Vierung wurde im 18. Jhdt. eine klassizistische Kuppel eingebaut. Auch das Innere wurde in klassizistischem Sinne verändert. Doch aller Ehrgeiz der palermitanischen Bischöfe half nichts. Die Schönste ist und bleibt die Kathedrale in Monreale.
Da die Bauweise mit zwei seitlichen Türmen am Westwerk den Königsdomen vorbehalten war, ließ einer der Bischöfe einen grossen, freistehenden Turm vor der Westfassade errichten, der nur über Spitzbogenarkaden mit dem Hauptbau in Verbindung steht.
Palermo wurde während des 2. Weltkrigs innerhalb von drei Jahren von fünf verschiedenen Luftwaffen bombardiert:der französischen, britischen, amerikanischen, italienischen und deutschen. Die Angriffe richteten schwere Schäden in der Stadt an. Das Stadtzentrum wurde flächendeckend beschädigt, mehr als 2000 Menschen verloren ihr Leben. Über 40% des Wohnungsbestandes ging verloren. Noch heute zeigen sich in der Altstadt Lücken und Ruinen. Doch lassen wir das.
Stop oder Pizza?
Am Quatro Canti, der Kreuzung von Corso Vittorio Emmanuele und Via Marqueda.
Gleich ums Eck liegt der Fontana Pretorio, im Volksmund Brunnen der Schande benannt. Der ursprünglich von Neapels spanischem Vizekönig für seine Florentiner Villa in Auftrag gegebene Brunnen wurde von mehreren Künstlern aus Florenz gestaltet. Noch vor Fertigstellung verstarb der Auftraggeber. Sein Sohn verscherbelte das freizügig gestaltete Werk an die Stadt Palermo. Vor dem Palazzo Pretorio wurde eigens ein Platz eingeebnet und der Brunnen aus 644 Einzelteilen wieder zusammengefügt. Das war im Jahre 1554. Noch heute werden den armen Skulpturen Köpfe, Arme oder Beine abgeschlagen. Nacktheit wird von Rechtgläubigen nur unter der Decke geduldet.
Nach einem kurzen, vom lokalen Organisator offerierten Imbiss im Torre di San Nicolò di Bari eilte die Zeit plötzlich, der Tagesplan sah einen Besuch im Botanischen Garten vor. Im Sturmschritt eilten wir durch die engen, mittelalterlichen Gassen des ältesten Lebensmittel-Marktes der Stadt, den Markt Ballarò. Dieser lebhafte Markt befindet sich im multikulturellen und mehrsprachigen Viertel Albergheria und liegt zwischen der Piazza Ballarò bis hin zur Piazza Carmine. Neben Italienisch werden hier auch Arabisch und afrikanische Dialekte gesprochen. Hier hätte ich mich gerne länger verweilt.
Manche Händler verkaufen anstelle der Rohprodukte lieber fertig zubereitete Take-away Speisen. Daran verdient man mehr. Ist ja auch auf unseren Märkten so.
Der Botanische Garten ist in der umtriebigen Stadt ein Ort der Ruhe. Schöne, vielfach exotische Bäume, aber aus Geldmangel unzureichend unterhalten. Gut, dass wir kein Gartenwerkzeug dabeihatten, sonst hätte Frau H. sicher angefangen zu jäten.
Blufi, ein altes Dorf am Süd-Fuss des Gebirgszuges der Madonie, gilt im Frühjahr wegen seiner roten Wildtulpenfelder als „die Niederlande Siziliens“. Im Frühling heben sich die zart-rote Blütenblätter zwischen Mandel- und Olivenbäumen ab. Typisch für die Tulipa raddii ist, dass die Zwiebeln sehr tief liegen und somit auch dem Umpflügen der Felder widerstehen.
Danach fuhren wir für die nächsten 2 Tage in der Bergwelt der Madonie herum. Das Gebirge befindet sich ziemlich genau in der Mitte der Nordküste Siziliens südlich von Cefalù und gehört zur Metropolitanstadt Palermo. Zusammen mit benachbarten Bergen sind die Monti Madonie die Fortsetzung der Gebirgskette des Apennin. Sie bestehen überwiegend aus Kalkstein und Dolomit. Die höchsten Erhebungen der Madonie liegen auf über 1900 Höhenmetern.
mit Sommerreifen durch Schneematsch. Kein Problem für unsern Fahrer Nicolà.
Stop bei Quacella
Sogar im Schneegestöber gibts etwas zu sehen: Das weissfilzige Greiskraut, Jacobaea maritima.
und die sizilianische Zwergiris, Iris pseudopumila. In gelb und violett.
Talabwärts wilde Korallen-Pfingstrosen, Paeonia mascula vor einer Steineiche, alles tropfnass
Aufwärmen bei einem caffè in der vorzüglichen Pasticceria Fiasconaro des kleinen Bergstädtchens Castelbuono. Eingekauft: Eine Colomba, Torrone siciliano ai pistacchi und Torroncini alla manna, hergestellt aus dem Saft einer Eschenart, der sogenannten Manna-Esche, Fraxinus ornus (nicht zu verwechseln mit dem biblischen Manna aus Johannisbrotbäumen). Diese besondere Esche wird im Tal zwischen den Mannadörfern Pollina und Castelbuono in den Madonie-Bergen angebaut. Der Saft dieser Esche wird durch Anritzen der Baumrinde gewonnen und enthält bis zu 13% Mannitol, ein Zuckeralkohol, dessen Name sich vom Manna ableitet. Mannitol ist etwas weniger süss als Saccharose, wirkt leicht laxativ und wird als Zuckerersatzstoff genutzt.
Castello di Castelbuono, beherbergt heute das Museo civico.
Castelbuono, Piazza Margherita
Danach noch ein kurzer Besuch im Naturkundemuseum Museo Naturalistico Francesco Minà Palumbo, dem unser Orchideenführer als Direktor, Konservator und Kurator vorsteht. Das Museum befand sich zwar im Umbau und war geschlossen. Doch Antoine öffnete uns die Türen. Bücher und Memorabilien des Gründers Palumbo, Käfer, Mineralien, ausgestopfte Vögel und andere Tiere standen und lagen deshalb chaotisch in den Korridoren herum. Alles was Universalforscher im 19. Jahrhundert zu sammeln pflegten. Etwas verstaubt, aber wenigstens trocken.
L‘ aquila reale, ein Steinadler, auch tot ein imposantes Geflügel
Zum Abschluss ein Kurzbesuch in Cefalù. Die Stadt liegt an der Nordküste Siziliens am Fuß der Rocca di Cefalù, eines 270 Meter hohen Kalkfelsens. Die Kathedrale Santissimo Salvatore wurde von Roger II., dem Normannenkönig von Sizilien veranlasst. Der Dom sollte zu seiner Grabkirche werden. Mit dem Bau wurde 1131 begonnen, die Arbeiten wurden in der Folgezeit jedoch mehrmals unterbrochen. 1240 wurde die Fassade fertiggestellt.
Das Innere besteht aus drei Schiffen. Die Mosaiken der Apsis wurden 1148 fertiggestellt. Sie werden von der Erscheinung des Christus Pantokrator dominiert.
Das städtische Waschhaus wird heute noch mit frischem Wasser aus den Madoniebergen versorgt.
Die Stadt verfügt über gute Läden. Wir deckten uns mit Pistazien aus Bronté DOC ein. Auch das ehrenwerte Handwerk eines Barbiers wird hier noch zelebriert.
Nach Meinung des Schweizer Spitzenkochs Stéphane Décotterd braucht frischer, knackiger Spargel eigentlich nicht viel mehr als eine hausgemachte Mayonnaise. Eigentlich. Eigentlich hat er ja schon recht. Also machen auch wir uns diese Freude wieder einmal. Damit es wirklich Freude macht, einfach ein wenig komplizierter: mit einer Grünspargel-Mayonnaise zu weissem, gebratenem Spargel, der mit dünnen Rhabarberstreifen ummantelt ist. Die Idee, weissen Spargel mit Rhabarber zu umhüllen, stammt vom Pariser Sternekoch Alain Passard. Das Anlegen des Mäntelchens ist etwas tricky und aufwändig, ist deshalb nur für geschickte Finger und kleine Portionen geeignet.
Eigentlich mögen wir die saure, mundbeschlagende, barbarische Adstringenz des Rhabarbers überhaupt nicht, doch verleiht die feine, spitze Säure des Rhabarbers dem Spargel zusätzliche Eleganz, die auch uns schmeckte.
Rhabarbarischer Spargel
Vorspeise für zwei P.
Spargelmayonnaise
500 g Grünspargel 1 Bund glatte Petersilie, klein geschnitten ca. 2 dl Sonnenblumenöl 1 Eigelb 1 EL Senf 1 TL Zitronenabrieb Salz, Pfeffer Prise Natriumhydrogenkarbonat (Backpulver geht auch)
Spargelspitzen (ca. 5 cm) kappen. Beiseitestellen für die Garnitur. Den Rest ungeschält klein schneiden oder hobeln. Einen Topf mit gesalzenem Wasser zum Kochen bringen. Die Prise Natron und den geschnittenen Spargel zugeben und 1 Minute blanchieren. Sofort herausheben und mit Eiswasser abschrecken. Abtropfen lassen und mit einem Küchentuch gut abtrocknen. Die Spargelstücke mit der Petersilie und dem Öl in einem leistungsfähigen Mixer (L.: Vitamix, Vorteil für Besitzer eines Thermomix) 5 Minuten fein mixen. Danach in einem Topf langsam auf 70°C erwärmen. Anschliessend im Kühlschrank abkühlen lassen und durch ein Seihtuch filtrieren. Eigelb, Senf und Salz in einem hohen Becher vorlegen, mit dem Stabmixer aufmixen und mit dem grünen Öl portionsweise zu einer glatten Blitz-Mayonnaise mixen. Abschmecken mit Zitronenabrieb, Salz und Pfeffer.
Rhaberberspargel
500 g weisser Spargel, geputzt und geschält 2-3 möglichst lange und breite Stangen Rhabarber, der Rote macht sich optisch hübscher, der Grüne soll dafür besser schmecken. Angeblich. Puderzucker
Mit Hilfe eines Sparschälers oder einer Mandoline ca. 1-1.5 mm dicke Streifen in voller Länge abziehen. Mit stumpfen Messern geht das schlecht, wenn man das nicht in einem Zug machen kann, bricht der Streifen leicht, wird zu dünn oder zu dick. Nach einigen Fehlversuchen hat die praktisch veranlagte Frau H. eine bessere Lösung gefunden: Den Streifen mit dem schärfsten Messer des Haushalts von Hand dünn abschneiden. Wenn das Messer durch den Streifen gut erkennbar schimmert, kommt das gut. Die ersten 3 Streifen des Stangenrückens sind ohnehin zu schmal und dienen als Übungsmaterial. Die Streifen mit einem Hauch Puderzucker bestäuben (Behauchen, nicht Beschneien!) und 5 Minuten ruhen lassen. Dann wickelt man den Rhabarberstreifen satt um den Spargel. Mit einem Schnitt in das Spargelende kann man den Streifen einklemmen, damit er nicht abrutscht.
Zum Anbraten eine grosse Pfanne mit einem rund ausgeschnittenen Backpapier belegen (wichtig, damit der Rhabarber nicht am Pfannenboden anklebt), wenig Olivenöl drauf und den umhüllten Spargel darin ca. 12-14 Minuten zugedeckt sanft anbraten. Salzen, Pfeffern. Nach etwa 6 Minuten die Spargel wenden.
Nebenbei die grünen Spargelspitzen würzen und in wenig Olivenöl allseitig anbraten. ca 5-6 Minuten.
Die archäologischen Stätten von Agrigent südlich des heutigen Stadtkerns von Agrigent gehören zu den eindrucksvollsten archäologischen Fundplätzen auf Sizilien.
Die Hochblüte der Stadt, die damals unter dem griechischen Namen Akragas bekannt war, dauerte etwa von der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Fall der Stadt im Jahr 406 v. Chr. In der kurzen Zeitspanne von rund 200 Jahren erlebte Akragas ein bemerkenswertes Wachstum, erlangte grossen Reichtum und politische Bedeutung… und den tiefen Fall in die Bedeutungslosigkeit.
Die Bronzeskulptur von Igor Mitoraj (2011) „Der gefallene Ikarus“ (auf dem Headerbild) versinnbildlicht den Grössenwahn der Stadt bzw. ihrer Herrscher.
Blick auf den Heratempel
Im Folgenden eine kleine Zeitreise:
Gründung und frühe Entwicklung: Akragas wurde um 582-580 v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Gela und Rhodos gegründet und entwickelte sich schnell zu einer der bedeutendsten griechischen Städte in Sizilien und im gesamten Mittelmeerraum.
Herrschaft der Tyrannen: Besonders unter den Tyrannen Phalaris (ca. 570-554 v. Chr.) und Theron (ca. 488-473 v. Chr.) erlebte die Stadt eine Phase bedeutender territorialer Expansion, politischer Stabilität und kultureller Entwicklung. Insbesondere Theron dehnte seinen Machtbereich weiter aus und machte Akragas zur zweitwichtigsten Stadt Siziliens nach Syrakus. Das Gebiet umfasste grosse Teile Westsiziliens. 483 vertrieb er den Herrscher Terillos aus Himera (eine griechische Stadt an der Nordküste Siziliens). Terillos bat die Karthager um Hilfe, die jedoch in der Schlacht bei Himera von einer Allianz griechischer Stadtstaaten unter Theron und seinem Schwiegersohn Gelon, dem Tyrannen von Syrakus, vernichtend geschlagen wurden. Die Karthager verloren ihre gesamte Kriegsflotte, ihren Feldherrn Hamilkar; die Überlebenden gerieten in Sklavenschaft.
Bau prächtiger Tempel: Nach dem Tod Therons und der Vertreibung seines Sohnes wurde Akragas zu einer Demokratie. Der Reichtum der Stadt in dieser Zeit beruhte besonders auf dem Handel. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts wurde die Mehrzahl der Tempel an der Südmauer errichtet, die einem vom Meer aus ankommenden Besucher einen imposanten ersten Eindruck von dem Reichtum der Stadt vermittelten.
U.a. ist der Heraklestempel der älteste Tempel an der südlichen Stadtmauer und stammt noch aus der archaischen Zeit zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. Er ruht auf einem dreistufigen Unterbau.
Trümmer des Tempels sind über das ganze Areal verstreut. Die acht Säulen auf der Südseite wurden 1924 (fehlerhaft) wieder aufgerichtet, der Säulenstummel auf der Nordseite bereits im 19. Jahrhundert.
Die Errichtung des Tempels des Zeus (Olympieion) wurde 480 vor unserer Zeit als grössenwahnsinniges Siegesmonument für die Schlacht von Himera begonnen. Er sollte den Sieg des griechischen Geistes über die Barbaren verherrlichen. Der Tempel wurde auf einem 5 Stufensockel errichtet. Die Grundfläche von 57 x 113 m erzeugte ein Bauwerk der Superlative. Es hätte der drittgrößte griechische Tempel der Antike werden sollen. Die äussere Halle bestand aus 7 × 14 etwa 17 m hohen Pfeilern, denen Halbsäulen vorgesetzt waren, die an ihrem unteren Ende einen Durchmesser von etwa 4 m hatten. Die Pfeiler waren durch eine durchgehende Mauer verbunden. An den Pfeilern waren fast 8 m hohe Figuren von Giganten, sogenannte Telamone oder Karyatiden angebracht, die die Last des Gebälks trugen.
Östlich des Tempels ist noch die Basis des mächtige Opferaltars zu erkennen.
Bei der Eroberung von Akragas durch die Karthager 406 v. Chr. wurde der Tempel, der noch nicht fertiggestellt war, zerstört. Vom einst monumentalen Olympieion sind nur noch die Grundmauern, einige Säulen- und Kapitellreste sowie ein riesiges Trümmerfeld übrig geblieben.
Der Concordia-Tempel, dessen Bezeichnung auf die Zeit des Renaissance-Humanismus zurückgeht. Der Tempel ist der besterhaltene Tempel Siziliens, weil er nach der Christianisierung 597 n. Chr. als Kirche genutzt wurde. 1748 wurde sie profaniert und anschliessend wieder weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückverwandelt.
Der letzte Tempel der Reihe ist der Heratempel an der Südostecke des Hochplateaus, auch Tempel der Iuno Lacinia genannt. Es ist jedoch unbekannt, welcher Gottheit der Tempel tatsächlich gewidmet war. 6 × 13 Säulen auf einem vierstufigen Unterbau.
Derselbe Tempel, von Caspar David Friedrich 1828–30 nach einer Vorlage nachgemalt. Zu sehen im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund. Wunderbar der Sonnenuntergang mit Scirocco und rotem Saharastaub.
Oder etwas weniger kunstvoll, dafür schon ab 4 Euro im Agrigenter Andenkenladen beim Eingang Ost:
Kulturelles Zentrum: Akragas war nicht nur ein politisches und wirtschaftliches Zentrum, sondern auch ein bedeutender Ort der Kultur und Philosophie. Der berühmte Philosoph Empedokles stammte aus dieser Stadt. „Die Menschen von Akragas geniessen den Luxus, als ob sie morgen sterben müssten, errichten aber Bauten, als ob sie ewig leben würden.“ Mit diesem Bonmot soll Empedokles seine Mitbürger beschrieben haben.
Das Ende: Gegen Ende des 5. Jahrhunderts brachen zunehmend Streitigkeiten zwischen den griechischen Städten Siziliens aus. Nach Kriegen zwischen den Städten Selinunt und Segesta riefen die Selinunter Karthago zu Hilfe. 409 v. Chr. wurde Selinunt von den Karthagern (Karthager/Punier: semitische Phönizier aus den Küstengebieten Nordafrikas und Südspaniens), weitgehend zerstört und anschliessend von ihnen besiedelt. Die Karthager drangen weiter auf der Insel vor und eroberten und zerstörten noch im selben Jahr Himera, danach 406 v. Chr. Agrigent und 405 v. Chr. Gela.
Unweit von Piazza Armerina liegt die spätrömische Villa Romana del Casale, aus dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Chr. Der beeindruckende Landsitz ist berühmt für seine Bodenmosaiken und ist ein wichtiges Denkmal des römischen Sizilien. Der Gebäudekomplex der Villa del Casale bedeckt etwa 1,5 Hektar. Heute sind noch 45 Räume erhalten. Der Auftraggeber der Villa ist nicht bekannt. Jedenfalls muss es sich um eine bedeutende, wohlhabende Persönlichkeit gehandelt haben.
Grundriss: von wiki commons
Der Boden fast aller Räume des Anwesens ist mit Mosaiken aus farbigen Steinchen (Tesserae) bedeckt, die insgesamt eine Fläche von rund 3’500 m² bedecken und aus etwa 120 Millionen einzelnen Steinchen bestehen (ohne Gewähr, ich habe sie nicht nachgezählt), mehr als in jedem anderen bekannten Gebäude des römischen Reichs.
Die Mosaiken sind hervorragend erhalten. Im 12. Jahrhundert n. Chr. wurde sie durch Erdrutsche verschüttet, die die Decken und einen Teil der Wände zum Einsturz brachten. Ausser den Fussböden sind die Wände in einer Höhe von zwei bis zu acht Metern erhalten. Die Mosaiken werden heute durch einen Bau überdacht, der die antike Villa nachbildet. Besucher erhalten über Stege Zugang, die sich auf den antiken Mauern befinden und von denen man in die Räume von oben herab auf die Mosaiken schauen kann.
Vom Eingang der Villa aus gelangt man zu einem Thermenkomplex, Caldarium (im Plan rot)
gut sichtbar der Aufbau der Hypokauste
Der Zugang zum Anwesen erfolgte über einen 28 m breiten monumentalen Eingang mit einem Vestibül mit drei bis zu 6 m hohen Durchgängen, die mit Malereien militärischen Charakters dekoriert sind.
Vom Vestibül gelangt man in das erste Peristyl (im Plan gelb) mit Wasserbecken sowie Säulen der für das dritte Jahrhundert typischen korinthischen Ordnung.
Vom hinteren, östlichen Teil des Peristyls gelangt man zum „Gang der grossen Jagd“. Ein Raum von 66 Metern Länge und 5 Metern Breite, dessen beide Seiten von Apsiden abgeschlossen werden. Dieser Gang stellt ein Verbindungs- und Trennungsglied zwischen dem öffentlichen und dem privaten (blau/violett) Teil der Villa dar.
Anders als sein Name vermuten lässt, zeigen die Bodenmosaiken des langen Ganges keine Jagd, sondern eine grosse Tierfangaktion für die Spiele in Rom: Tiere, die in Nordafrika gefangen wurden, wie sie auf Galeeren verladen und am Zielort wieder entladen werden.
Eber
Ochsen
Nashorn, des Weiteren Löwen und Elefanten
Direkt angrenzend an die Treppen, die auf den Gang der grossen Jagd führen, befinden sich am südlichen Gang des grossen Peristyls zwei Diensträume, die ursprünglich mit geometrisch gemusterten Mosaiken ausgelegt waren. In einer späteren Bauphase wurde der eine Raum mit einem Mosaik ausgestattet, das als „Mosaik der Mädchen im Bikini“ bekannt wurde. Beweis, dass der Bikini nicht von den Franzosen erfunden wurde.
In den Räumen im hinteren Teil des Peristyls befindet sich ein grosser Raum mit Apsis. Der Mosaikfussboden zeigt den Dichter Arion von Lesbos, der durch seinen mit der Leier begleiteten Gesang allerlei Meerestiere, Tritonen und nackige Nereiden (Meernymphen) anlockt.
Nach dem Besuch der Mosaiken verkrümelten wir uns für 2 Stunden auf eigene Faust in der schönen Altstadt.
Eine mächtige Kathedrale, die Cattedrale di Maria Santissima delle Vittorie, sehr viele Barockkirchen, ein Kastell der Aragonier.
Chiesa di Fundrò. Im Zeichen des doppelten Kreuzes
Chiesa Sant’Anna. Wohnen in der Barockfassade.
Ein richtiges Opernhaus, das heute jedoch als Kinosaal benutzt wird.
Antipasti im Theaterrestaurant unter den Blicken von Turandot und Tosca.
Ende unseres Freigangs, der Bus erwartete uns am martialisch-skurrilen Kriegerdenkmal. Auf einem separaten Sockel steht der aus Piazza Armerina stammende Generalissimus Antonino Cascino, das Spielbein mutig auf einen Marmorblock vorangestellt. Nebenan ein stilisierter Berg mit einem Trupp namenloser, im Geröll hochkriechender Soldaten, die er mit seinem aktenkundigen Befehl gegen die österreichischen Befestigungen vorantreibt. „Siate la valange che sale“ (Seid die Lawine, die sich erhebt) . Generalen gehen die Worte leicht von den Lippen. Zumal vom sicheren Unterstand aus,
Danach Fahrt zu einem Feld mit niedlichen, blubbernden Schlammvulkanen, zu einem weiteren Orchideenfeld und schliesslich wieder ins Grand-Hotel vor Enna.
Koch-blog für Geniesser. Rezepte. Gourmandisen. Hintergrundwissen