Archiv der Kategorie: Hier spricht der Chef

Nichts tun. Einfach mal nichts tun.

Nur noch schnell das angelieferte Brennholz entgegennehmen.

Danach einfach mal nichts tun…

Und den abgeernteten Kartoffelacker für die Cime di Rapa herrichten…

Nichts tun…

wenn da nicht der Sauerkrauttag unserer Coopérative im Oktober dazwischen gekommen wäre: diese Kohlköpfe mussten geputzt und die Storzen entfernt werden, nur so so kommen wir an die von uns geliebten Kohlstorzen (siehe hier) …

Unzählige Kohlstorzen (etwa 180) haben wir zwei ausgestochen, die schönsten werden zuhause zeitnah verarbeitet. Im 15 Liter Topf zu Püree gegart, teils eingefroren…

teils gleich zu einer ofenfüllenden Lasagne (ca. 7 kg) verarbeitet…

Am Sonntag gehts erst in die Pilze, die ersten Totentrompeten drücken sich ans Licht, wer wollte da zuhause sitzen und nichts tun? …

Wochentags wieder Hand anlegen am Umbau unseres Basler Hauses…

und die teils völlig verblassten Fassaden-Ornamente mit Farbe (freihändig) nachziehen…

Und zwischendurch mal ins Theater. Opern machen Hunger. Doch Frau H. hat vorgesorgt.

Wer mag da noch von Kochen sprechen?

Es hat ja noch Kohl-Lasagne im Eisschrank.

Pause.

Zum Jahresende

Ein bewegtes Jahr geht zu Ende. Der schwarze Todesvogel pochte zu Beginn an unsere Tür. Entriss mir die geliebte Frau. 

Die vielen Zuschriften haben mir in dieser umschatteten Zeit den Rücken gestärkt, mich auf Händen über Wasser gehalten. DANKE.

Doch die depressive Phase währte nicht lange. Steine wurden weggewälzt. Erste Schritte in ein neues Leben unternommen.

Im Frühjahr ergab sich die Begegnung mit der langjährigen Blogleserin Frau H., einer Garten- und Kräuterexpertin. 

Die Wildheuerin aus dem Jura mit geschärfter Sense, mit der sie sonst den Brennesseln das Fürchten beibringt, war mir grün und eroberte mein Herz und ich das ihre.

Nach den Brennesselschnitten erfreuten wir uns an manch guten Mahlzeiten, zuhause wie auswärts, hier an den Brennesselravioli bei Jérémy Desbraux im Maison Wenger in Le Noirmont.

oder hier an den Rehravioli mit Pistazien Granola und Spinat bei Tanja Grandits.

Honeymoon im Frühsommer in der Drõme mit meiner Nr.1

Erntezeit. Ausser Brombeeren und Pilzen ein mageres Jahr.

So zogen wir die Wanderschuhe an. Hier in La Combe im Jura. Ferner zwei kurze, doch wunderschöne Reisen, die eine nach Marseille, die andere ins Engadin. 

Der Garten färbte sich indessen braun.

Pilzsammeln in der Aioje.

Der Wintereinbruch machte dem Pilzsammeln ein frühes Ende.

Zuweilen die alte Liebe zum Musiktheater wieder aufleben lassen.

in der Pause stellt sich die Frage, was wir an Weihnachten kochen werden.  Fondue mit selbst gesammelten Totentrompeten? Oder Rohmilch-Raclette mit verschiedenen Bergkartoffeln?

Mit selbst hergestellten Beilagen (von links oben im Uhrzeigersinn): Cipolle Borrettane in Cassissaft und Himbeeressig. Sanguines (Reizker) au vinaigre, schwarze Nüsse, marinierte Zucchetti. Nicht im Bild die Bärlauchkapern aus Bärlauchfrüchtchen.

Damit verabschieden wir uns über die Feiertage bis Mitte Januar. Allen LeserInnen wünschen wir ein gutes neues Jahr.
Frau H. und Herr L.

Engel tragen keine Schuhe

Erinnerung an Frau L.

Nach einem irischen Sprichwort soll am Ende eines Regenbogens ein Schatz verborgen sein. Ich weiss, wo er sich befindet: In jurassischer Erde. Hier haben wir Lilli heute unter dem Schnee in die Erde gelegt. Hier hat sie ihre Ruhe gefunden. Nahe bei mir.

Wasserstandsmeldung

Der Küchenboden ist wieder trocken. Das Trocknen der Tränen dauert noch länger. Aber es wird. Inzwischen ist der Boden repariert, nächste Woche kommt der Küchenbauer. Bi dahin beisse ich mich weiterhin durch langweilige Sandwiches.

ein Regenbogen erlosch…

„Ognuno sta solo sul cuor della terra
trafitto da un raggio di sole:
ed e subito sera“
(Salvatore Quasimodo, 1901-1968)

„Jeder befindet sich allein auf dem Herzen der Erde
Getroffen von einem Sonnenstrahl:
Und unerwartet ist es Abend“

Lilli *1928 †2021

Kommentarfunktion entfernt. Ich bitte um Verständnis.

Winter & Salat oder umgekehrt

Erst der Salat, zum Schluss der Winter. Zugegeben, ich habe schon aufwendiger gekocht, aber in meiner jetzigen Situation als Alleinesser muss es schnell und einfach und nach unten skalierbar gehen. So ist mein derzeitiger Lieblingssalat kein Ausbund an Originalität (ich vermute, seine Wurzeln hat er irgendwo zwischen Coop oder Migros) doch so, wie ich ihn heute zubereite, kriegt er die Ohrmarke „L.“ und gilt bei mir als Hauptmahlzeit. Fragt sich bloss, wo der Salat seine Ohren hat.

Zutaten und Zubereitung


Mengen für 4 Personen, für 1 Person nach Belieben weniger

1 Trevisano, chiffoniert
1 Birne (zB. Kaiser Alexander), ohne Kernhaus in kleine Spalten geschnitten
50-100 g Fourme d’Ambert, ersatzweise ein anderer, passender Bleue Käse (Roquefort, Bleu d’Auvergne etc.), in kleine Stücke geschnitten
1 Handvoll Baumnüsse (Walnüsse), aus dem Jura (Séprais) geviertelt
Olivenöl
Birnenbalsamessig, Gölles (ersatzweise ein milder Apfelessig, mit etwa 1/3 Birnensaftkonzentrat (Birnel) gemischt. Nicht ganz dasselbe, schneidet aber im direkten Vergleich gut ab).
Salz
Pfeffer

Das wars schon mit Salat.

Der grosse Schnee in Basel

Nach dem ersten und einzigen genehmigten Besuch am Spitalbett von Frau L. spazierte ich durch den zuckrig verschneiten Kannenfeldpark, ein ehemaliger Friedhof, nach Hause. Der Park ist mit 9,1 Hektaren die flächenmässig grösste Grünanlage von Basel. Hier ein paar Impressionen:

Gang entlang der Hauptachse.

Ein gelb-grüner Schneeherabschüttler an der Arbeit. Heissen die so?

Der lachende Riese (oder Mädchenschreck?), Skulptur von Markus Böhmer, 1990

Was vom Herbst übrigblieb…

Eindeutig ein Schnee-Mann (wegen der Krawatte)

Das Kreuz mit dem Beton bzw. Das Kreuz aus Beton. Antoniuskirche, erbaut 1925-27

Frau L. darf nach 4 Wochen Spitalaufenthalt am kommenden Freitag auf ihren dringenden Wunsch vorzeitig nach Hause. Heimwehkrank. Sie weiss zwar nicht mehr, wo „daheim“ ist. Gezeichnet, hinfällig, erschöpft an Leib und Seele. Wirr. Aber ich gebe nicht so schnell auf. Mit dem Schicksal habe ich noch nicht abgeschlossen.

01.01.2021

War da was?

Neuer Tag. Neues Jahr. Leben ist ein Gang auf dünnem Eis. An einer Stelle ist es eingebrochen. Nichts ist mehr, wie es war. Still, leer und öde ist es um mich her. Als ob ich in meinem letzten Eintrag „Nacht“ das Unglück geahnt hätte: noch am selben Abend, 3 Tage vor Weihnachten, erlitt Frau L. einen Schlaganfall. Ihr Geist ist kollabiert, geschrumpft auf Chaos und Dementia. Der Sprache weitgehend verlustig, haben Dunkelheit und Wahnvorstellungen von ihr Besitz ergriffen. Coronabedingte Besuchsverbote lassen keinen Kontakt mehr zu. Verständigung am Telefon ist kaum mehr möglich. Schlimme Zeiten.
Ruhe und Gelassenheit haben mich verlassen. Weinen, ohne danach befreit zu sein. Lacrimose Zeiten.
Über und nach Weihnachten erreichten mich mehrere freundliche, einfühlsame E-mails und Telefonanrufe von Leser*Innen, die mir wieder Halt und Zuversicht geben. Danke für den freundschaftlichen Händedruck via Internet. Hoffen auf bessere Zeiten.
Ich werde wieder Aufstehen. Frau L. wieder nach Hause nehmen. Mich demütig der neuen Situation stellen. Mir Hilfe holen, wenn die eigenen Kräfte versagen; ich weiss, was mir die neue Situation abfordern wird. Geduldig durchhalten. Pause im Blog. Kein Winterschlaf. Und ein wenig weiterträumen. Bis sich die Träume dem neuen Leben angepasst haben. Oder umgekehrt.

Graffito am Fussgängersteg der Autobahnbrücke über den Rhein von Eduard Kasper

Nacht

Die dunklen Monate haben längst begonnen. Düsternis, wo immer man hinblickt. Selbst auf dem wunderschönen graffito des Hispano-Basler Künstlers fafa (Rafael Márquez) an der Nordwand des Sommercasinos (Headerbild) versinkt die Silhouette Basels in der Dunkelheit. Ein verlorenes Jahr. Zeit um auszumisten. Ordnung zu schaffen. Vieles wurde gekocht, manches fotografiert, weniges davon aufgeschrieben. Hier ein paar Müsterchen aus der Küche der Familie Durchhalter. Damit schicke ich das alte Jahr in Pension. In ein paar Tagen ist Neujahr. Womit die Festtage auch gleich übersprungen, überstanden und abgehakt sind.
Schöne Festtage allen, die hier -regelmässig oder gelegentlich- mitlesen oder auch nur Bilder betrachten. Ich ziehe mich in den Winterschlaf zurück. Falls mich die Frühjahrssonne (ohne C geschrieben) in meiner Höhle mit Licht und Wärme wachküsst, geht es hier wieder weiter.

Remake der mit Brin d’amour gefüllten Anolini:

Ovoli (Kaiserlinge) braten.. Die Thymianrahmsauce ist noch nicht im Bild und Rosmarin-Bratkartoffeln

Ovoli, Staudensellerie, Tomätchen und Fregola sarda

Steckrübenmus mit Dinkelknöpfli (Luxusvariante mit einem Wiener Würstchen)

Lieblingslinsensuppe der Frau Tanja Grandits

Kalbsschulterbraten mit Schmorgemüse, Bohnen und Kartoffelstock aus Andengold.

Tomaten-Pfirsich-Basilikum-Salat

Mais-Pfifferlings-Crèmesuppe mit Thymian

Jede Woche ein Brot: hier mit Trump-Tolle

Gemüseplatte

Bohnenallerlei mit Kichererbsen und Thon

Winterfreuden: Tartiflette mit Reblochon (und Époisses)

Feuilletée au Jambon et Célerie

Clafoutis aux Cerises

Vitello Sous-vide mit Thon und Peperoni gegart

Vitello tonnato einfach

Tonnarelli (alla chitarra) carbonara

Rindfleischsalat mit Bohnen und Kürbiskernvinaigrette

Apfelrührkuchen

Souflée aux fruits de passion (eingeknickt unter der Last des Jahres)

Suppengelb und Tiepoloblau

Blaupause 20200229_092006

Als ob Giovanni Battista Tiepolo den Wohnsitz der Götter mit seinem blauen Pinsel eingefärbt hätte, weitet sich der Jurahimmel zum ausschweifenden Firmament. Mitsamt den barocken, weissen Wattebäuschchen der Zirren; die Ruhe nur vom Zirpen der Grillen unterbrochen: Ferienträume.

Wenn sogar die Pause Blau macht, geschlossen ist und ihre Stühle aufstuhlt, dann IST Pause. Blaupause. Tiepoloblaupause: Ferienträume.

Selbst wenn die Pause blau macht, bleibt mir noch Gelb. Mein Gelb. Die beiden Grundfarben ergeben die Sekundärfarbe Grün: Ferienträume.

Mein Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) blüht heuer so schön wie noch nie. Die Gattungsbezeichnung Lysimachia bezieht sich auf den antiken Feldherrn Lysimachos, den Alexander der Große als einen der Diadochen einsetzte. Lysimachos soll diese Pflanzengattung als erster entdeckt haben: Legenden. Die Unterart Lysimachia annularia (Pfennigkraut) lässt einen eher an bronzen-güldene Pfennige denken. Das Juragärtchen voll thrakischer Tetradrachmen, die auf der Vorderseite das Bild des Alexander, auf der Rückseite den Namen Λυσίμαχος tragen: Ferienträume.

Lysimachien 20200701_161610
Giersch 20200701_161815
Lysimachien mit Giersch
Salbei 20200701_161649
Lysimachien mit Salbei
Lavendel 20200707_161528
Lysimachien mit Lavendel

Angeregt durch soviel Gelb muss noch ein gelber Teller her: eine frische Mais-Gazpacho mit gelben Tomaten. Köstlich, cremig, erfrischend, empfehlenswert. Gesehen beim Blättern in Falstaff-Rezepten
Entgegen der Vorlage koche ich die Maiskolben vor, das gibt eine bessere, cremigere Bindung als mit rohen Körnern.

Mais-Gazpacho mit gelben Tomaten

Mais Gazpacho 20200713_114810

für ca. 1 L Suppe (Menge reduziert)

800 g gelbe Tomaten, grob gehackt
1 gelbe Peperoni, entkernt und grob gehackt
2 Maiskolben, in Salzwasser 7 Minuten gekocht, abgekühlt, Körner abgeschabt
L. special: 1 Frühlingszwiebel, das Weisse, grob gehackt
1 Knoblauchzehe, gehackt
1 Peperoncino, entkernt, gehackt
3 EL Olivenöl
1 EL Sherry-Essig
Saft von 1/2 Limette
Salz
Piment d’Espelette

Mais Gazpacho 20200713_095708

(1) Tomaten, Peperoni, vorgekochte Maiskörner, Zwiebel, Knoblauch und Peperoncino im Becher des Standmixers mit 1 gehäuftem TL Salz cremig pürieren (den halbstündigen Umweg des Saftziehens kann man sich sparen, das klingt zwar gut, ist aber ohne Nutzen).
(2) Anschliessend durch ein feines Sieb passieren. Sherry-Essig, Olivenöl und den Limettensaft untermixen und damit abschmecken.

Liebhaber geeister Suppen dürfen die Suppe 2 Stunden in den Kühlschrank stellen. Für Eiswürfelverneiner wie mich schmeckt sie bei Raumtemperatur besser und frisch genug.
Zum Servieren mit Olivenöl, Gartenabraum mangels Koriander, einigen Maiskörnern und Piment d’Espelette garnieren.

Mit Ferien wird heuer wieder nichts und trotzdem hab ichs eilig: ab in eine grosse, lange, endlose Sommerpause! Dream on!

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Heute habe ich im Kalender goldene Hochzeit vermerkt. Frau L. weiss nichts mehr davon, verschläft die Coronakrise und das ist gut so. Sie würde sich nur ängstigen. Ich koche heute Gemüsesuppe. Zum Dessert Gariguettes mit Limoncello. Als Blumenstrauss muss der letztjährige, vertrocknete Thymian vom Fensterbrett herhalten. Nur nicht unterkriegen lassen. Tutto andrà bene.

Sanft umgebaut

Der sanfte Umbau ist fertig. Die Löcher ausgegipst. Flecken überstrichen. Tote Leitungen wieder angeschlossen: Alles selber gemacht.

Was sich geändert hat:

Die für mein Rezeptarchiv zunehmend untauglich gewordene, italienische Menustruktur wurde ersetzt.

Die Archive im Menuheader sind neu mit pull-down Menus und Untermenus (Kontextmenus) erschlossen. Neue Beiträge werden automatisch aufdatiert. Beiträge erscheinen mit Datum und ab ca. 2014-15 mit Vorschaubildchen. Und ich muss keinen Index mehr nachführen.

Die Stichwortliste (tags, die lange Wortschlange rechts) ist noch länger geworden, alphabetisch unterteilt. Alle links sind überprüft. Gezeigt werden die zugehörigen, vollen Artikel.

Die Suche über das Lupensymbol im Header (Lupensymbol) funktioniert als Volltextsuche in Text und Titel der Artikel. Felder wie Kategorien und tags (definierte Stichworte) werden damit nicht gefunden.

Und sonst: alles wie gehabt. Es geht sogar weiter… ab und zu.

In eigener Sache

Ich weiss, mein handgestricktes Stichwortverzeichnis ist seit Jahren -seit ich mich aus der Blogszene zurückgezogen habe- nicht mehr aktualisiert. Zudem hat wordpress die interne Speicherung von Umlauten vor längerer Zeit geändert. So etwa waren Geflügel ursprünglich als Geflugel gespeichert. Seit Umstellung als Gefluegel. Für eine relationale Datenbank kein Problem. Doch meine handgestricktes Stichwortverzeichnis ist mit der Datenbank nicht relational verbunden, greift nur auf die Daten zu. Versteht die geänderte WordPress-Schreibweise der Umlaute nicht mehr. Findet nichts mehr.  Die ganze Struktur der Kategorien ist sperrig, teilweise unlogisch aufgebaut und veraltet. Eigentlich lohnt es sich nicht mehr, Zeit in diesen Blog zu investieren.
Trotzdem will ich mich aufrappeln, wenigstens die Umlaute anzupassen und gleichzeitig die ganze Liste aufzudatieren, sowie die Suche zu vereinfachen. Damit ich selber überhaupt noch etwas finde. Bei über 2500 Einträgen eine etwas grössere Aufgabe. Bis das erledigt ist, wird es immer wieder zu kleinen Änderungen im Blog kommen. Solange wird der Blog zur Baustelle, ist aber immer offen.

Bitte um Nachsicht.