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Peposo Toscano

Jeder Toskanareisende hat schon einmal Peposo Toscano gegessen oder zumindest davon gehört: Peposo Fiorentina oder all’Impruneta, ein typisch regionaler Eintopf aus Rindfleisch, das in Rotwein mit Knoblauch und schwarzem Pfeffer lange geschmort wird und unglaublich gut schmeckt.

Der Überlieferung nach stammt das Rezept aus Impruneta, einer kleinen Stadt in den Hügeln um Florenz. Dort gibt es noch heute Terrakotta-Brennöfen. Die Arbeiter, die „fornacini“, nutzten die Restwärme der Öfen, um ihr Fleisch in Tontöpfen während Stunden zu schmoren. Sogar der Florentiner Dombaumeister Messer Filippo Brunelleschi, (1377-1446), der den Kuppelbau der Kathedrale von Santa Maria in Fiore leitete, schien von diesem Gericht seiner Arbeiter angetan zu sein.

Im Peposo vereinigen sich alle wesentlichen Merkmale der toskanischen Küche: wenige, einfache, aber (heutzutage!) hochwertige Zutaten, langsames Schmoren während Stunden, guter Rotwein aus dem Chianti und kräftige Aromen der Gewürze. Wobei das damals verwendete, ungekühlte Fleisch wohl eher der Kategorie Gammelfleisch zugerechnet werden muss.

Zutaten und Zubereitung

4-6 Portionen

1.1 kg durchzogenes Rindfleisch zum Schmoren (3 Scheiben Rinderwade, Ossobuco vom Bündner Bio-Grauvieh)
30 g ! schwarzer Pfeffer, frisch und grob gemörsert. Keine Angst vor Pfeffer.
1/2 rote Zwiebel, in dünne Scheiben geschnitten
3 Knoblauchzehen, geschält
1-2 EL Tomatenmark
1 frisches Lorbeerblatt
1 Zweig Rosmarin
7.5 dl Chianti Classico (Basis-Chianti eines guten Produzenten)
Salz

(1) Das Fleisch von den Knochen und in essfertige Bissen schneiden. In einer heissen Pfanne portionsweise allseitig kurz in Olivenöl anbraten. Fleisch in einen grossen Topf geben. Die 3 Wadenknochen beidseitig anbraten und zum Fleisch geben.
(2) Zwiebel und danach Knoblauch in derselben Pfanne bei kleiner Hitze in wenig Olivenöl farblos dünsten. Zum Schluss das Tomatenmark kurz mitrösten, dann mit der Flasche Rotwein ablöschen und alles zum Fleisch geben.
(3) Pfeffer, Salz und das Lorbeerblatt zugeben und auf dem Holzherd zum Kochen bringen, danach an den Rand unseres Holzherdes ziehen und bei ca. 85°C zugedeckt mind. 6 Stunden simmern lassen. Das gibt uns gleichzeitig ein warmes Haus ohne Verschwendung von Elektrizität.

(4) Nach 6 Stunden den Deckel abheben, aus dem hellroten Chianti ist eine dunkle, würzige Sauce entstanden, die sich selbst genügt. Dennoch darf/muss abgeschmeckt werden: z.B. mit einem Zweig Rosmarin und einem TL Balsamico vom Teuren (ganz und gar untypisch) sowie einem Nachschlag an Pfeffer. Den Topf ohne Deckel 1-2 weitere Stunden noch etwas einköcheln, bis die Sauce gut bindet.

Dazu isst man in der Toskana das übliche, fade, salzarme Brot. Sonst nichts. Wir assen dazu (wiederum völlig untypisch) Polenta und ein paar goldgelb fritierte Artischocken-Spalten (spinosi).

Solange es noch Peposo im Haus hat, braucht sich der Frühling nicht zu beeilen.

Lammcurry Garam Masala

Zweimal jährlich beherbergen wir ein Dutzend Schafe auf unserer (genauer: Frau H’s) Weide. Wir versorgen die Tiere mit frischem Wasser. Die Tiere fressen das frische Gras, herunterfallende oder tiefhängende Äpfel und Zwetschgen, zuweilen auch Blumen und hinterlassen uns ihren Dünger und niedergetrampelte Umzäunungen. Der Schäfer schenkt uns im Folgejahr ein paar Päckchen Lammfleisch. Daraus koche ich uns etwas und das essen wir. Das nennt man Kreislaufwirtschaft.

Aus 2 Scheiben Gigot mache ich uns, in Anlehnung an ein bei Lucas Rosenblatt gefundenes Rezept, ein Lammcurry. Garam Masala war keins da, musste ich mir selber mischen.

Zutaten und Zubereitung

400 g Lammfleischragout (aus Schulter , L.: Gigot mit Knochen)
1-2 EL Zitronensaft
2 cm Ingwer, frisch gerieben
2-3 EL Garam Masala
Prise Zucker
Fleur de Sel
schwarzer Pfeffer

1 Zwiebel, fein gehackt
2 Knoblauchzehen, fein geschnitten
2 EL Olivenöl
3 dl Tomatenpassata (anstelle ganzer Tomaten)
1 EL Tomatenpüree
1 Peperoncinoschote
2 dl Geflügelfond (anstelle von Lammfond)

100 g griechischer Joghurt (L.: war keiner im Haus, weggelassen)
Korianderkraut (L. Petersilie, Pfefferminze)

Zubereitung

(1) Lammfleisch würfeln und mit Zitronensaft, Ingwer und Garam Masala (frisch gemörsert) zugedeckt mindestens eine Stunde marinieren.
(2) Die Knochen und das abgetropfte, marinierte Lammfleisch im heissen Olivenöl 5 Minuten anbraten, dabei mit Fleur de Sel, Zucker und Pfeffer würzen.
(3) Zwiebeln, Knoblauch, Chili und Tomatenpüree beigeben, weitere 3 Minuten dünsten.
(4) Tomatenpassata und Geflügelfond zum Lammragout geben, aufkochen und bei geringer Hitze während 75 Minuten leise simmern lassen.
(5) Knochen entfernen. Bei Bedarf die gegarten Lammwürfel aus der Sauce heben. Anschliessend die Sauce einkochen bis sie bindet, die Lammwürfel wieder unter die Sauce heben.
(6) Warmhalten, vor dem Servieren den Joghurt darunterrühren.

Mit Ciabatta, Fladenbrot (Nan) oder Basmatireis servieren. Wir haben dazu Rosmarinkartoffeln und Rüebli-Pastinaken-Gemüse serviert.

Garam Masala

Inhalt von 10 grünen Kardamomkapseln
5 EL Koriandersamen
4 EL Kreuzkümmel
10 Gewürznelken
1 EL schwarzer Pfeffer
3 getrocknete, zerdrückte Lorbeerblätter
2 cm Zimtstange
1 EL Macis gemahlen

Die unzerkleinerten Zutaten trocken in einer gusseisernen Pfanne rösten, bis sie eben zu duften beginnen, danach abkühlen und in einer Gewürzmühle nicht zu fein hacken oder mahlen. Relativ rasch verbrauchen.


Schmeckt nach einer Wanderung im Juraschnee besonders gut.

Damit uns im Winter ohne Schafe nicht langweilig wird, hat der hiesige Kunstverein Schafe aus alten Motorölfässern aufstellen lassen. Meine Lieblinge: Aseol und Motul, Werke der bulgarischen Künstler Syana Damianova und Mark Boychev. Zum Verzehr nicht geeignet.

Einfach Buletten (nach Goethe)

Für die ersten Tage nach der Heimkehr von Frau L. benötige ich vorgekochte Essensvorräte, die sich einfach aufwärmen lassen. Wie sagte einst (in einem TV-Film in den 80-er Jahren) die reife, bezaubernde Christine Ostermayer zu dem jungen, hungrigen Flachmaler, der ihre Wohnung auffrischen sollte: „Ich hab noch Buletten im Eisschrank“ worauf sich zwischen den beiden eine amüsante Romanze entwickelte.

Buletten, Fleischpflanzerl, Hacktätschli und Romanze? Geht das überhaupt zusammen? Ohne den Charme der Frau Ostermayer nur schwer vorstellbar. Der Staudensellerie mit Kapern springt zwar mit mediterraner Grazie in die Lücke, doch erst Schwerenöter Geheimrat Herr von Goethe weiss die Lösung: Albóndigas müssen es werden, bei mir eine wild-wirre Mischung mit Ingredienzien aus Orient und Okzident, textgetreu nach dem west-östlichen Diwan:

Wer sich selbst und andere kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
(J.W. v. Goethe)

Zutaten

für 15 Hacktätschli zu 60 g
500 g Kalbfleisch (L.: Kalbs Spider Steaks)
250 g Schweinshaxe الله يغفر (ohne Knochen, Knorpel und Schwarte)
3 Elf. Brotbrösel aus eigenen Sauerteigbrotresten
40 g Weissmehl
2 Stengel Petersilie, feingehackt (nur die Stengel)
1 Peterliwurzel, klein, feinst gewürfelt
1 Knoblauchzehe, feingehackt
1 TL (3 g) Korianderkörner
1 TL (3 g) Kreuzkümmel (Cumin)
1 Ei
Salz, Pfeffer, Piment d’Espelette
1 TL Paprika
2 rote Peperoni, geschält, feinst gewürfelt (davon die Hälfte reservieren für die Sauce*)
1 Peperoncino, entkernt, in kleinsten Würfeln
1 Spalte Salzzitrone, feinst gewürfelt
Olivenöl zum halbschwimmend fritieren

Tomatensauce:
3 Elf. Olivenöl
100 g Zwiebeln, gehackt
2.5 dl Tomatenpassata
Peperoniwürfel von oben *)
Salz, Pfeffer, Piment d’Espelette

Staudensellerie mit Kapern: (nach Fel!x Kitchen: Flavour Pairing)
3-4 Stangen Staudensellerie, Fäden abgezogen oder geschält, in ca. 8 mm Scheiben geschnitten
1 TL Salzkapern, gewässert
1 Schalotte, geschält, in feinen Streifen
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
15-20 g Butter
Salz, Pfeffer
wenig Gemüsebrühe

Zubereitung

(1) Peperoni den Einbuchtungen entlang aufschneiden, entkernen und Innenseite nach unten auf einem mit Backpapier belegten Blech im auf 220°C Grill/Umluft legen, bis die Peperonihaut verbrannte Blasen aufweist. Herausnehmen und mit angefeuchtetem Küchenpapier bedecken. Nach Erkalten Haut abziehen und das Fruchtfleisch fein würfeln.
(2) Das kalte Kalbfleisch und Schweinshaxe würfeln und wolfen. Fleisch mit den Brotbröseln ausstossen.
(3) Peterlistiele, -Wurzel, Knoblauch und Peperoncino in wenig Olivenöl kurz dünsten.
(4) Koriander und Kreuzkümmel in einer Pfanne trocken erhitzen bis die Gewürze duften.
(5) Das Hackfleisch mit allen Zutaten gut verkneten (vorzugsweise mit dem Flachschläger einer Küchenmaschine) bis die Masse gut bindet. Gut nachwürzen.
(6) von Hand 60 g schwere Bällchen formen, Bällchen in wenig hellen Brotbröseln wälzen und zugedeckt im Kühlschrank bis zum Garen beiseite stellen.
(7) Die Bällchen in Olivenöl halbschwimmend bei 160°C ca. 5 Minuten fritieren. Aus dem Ölbad nehmen und warm stellen. Wer sich beim Würzen unsicher ist, brät zunächst ein kleineres Fleischbällchen fertig und probiert. Die Fleischmischung falls nötig nachwürzen.

Sauce:
(8) Zwiebeln in einem großen Topf mit dem Olivenöl andünsten, dann die Tomatenpassata hinzugeben und ca. 30 Minuten leise köcheln. Gegen Ende die Peperoniwüfel unterziehen und mit Salz, Pfeffer und Piment d’Espelette abschmecken.
(9) Die Fleischbällchen in die Sauce geben oder die Sauce zu Pasta servieren oder zusammen mit einem Kartoffelstock mit viel Butter.

Staudensellerie mit Kapern:
(10) Schalotte, Knoblauch und Kapern in der Butter kurz andünsten.
(11) Staudensellerie zugeben, würzen und mit wenig Wasser oder Gemüsebrühe offen weichgaren, bis die Flüssigkeit stark eingekocht ist.

mit Kartoffelstock aus Andengold und gehacktem Wirsingherz

Seit 2 Tagen ist Frau L. wieder zuhause. Entkräftet und völlig immobil. Von oraler Nährstoffsupplementation mit Karamell- und Vanillearoma im Leben gehalten. Da kommt Arbeit auf mich zu. Da muss ich etwas ändern.

Jambon persillé

Mit dem burgundischen Petersilien-Schinken verbindet mich eine Hassliebe. Liebe, weil ich ihn gerne esse. Hass, weil ich ihn noch & nie „richtig“ zustande gebracht habe. Das wollte, musste ich ändern. Noch vor Weihnachten. Hass und Weihnachten passen schlecht zusammen. Im Gegensatz zu Schinken und Weihnachten. Die Vorlage in Dijon zweimal gegessen, einmal nach Hause gebracht und zu Hause für gut befunden. So muss er sein. So will ich ihn haben. Gedacht. Gemacht.


Und nun sitze ich da, mit 2 kg Jambon persillé für 2 Personen. Wer isst das? Halb so schlimm. In Scheiben geschnitten und vakuumiert hält er sich gut 10 Tage.

Zutaten und Zubereitung

1 kg Nusschinken, gesalzen&gepökelt (mi-salé), ungekocht, ungeräucht (beim Metzger bestellen)
2 kleine Wädli (Eisbein), je 350-400 g, ungekocht, (mi-salé)
1 Scheibe Kalbsfuss, gespalten
50 ml weisser Burgunder
1 weisse Zwiebel, geschält, mit 2 Nelken gespickt
1 Karotte
1 Petersilienwurzel
1 Stange Staudensellerie
2 Lorbeerblätter
1 kleiner Zweig Estragon
5 Wacholderkörner, zerdrückt
10 weisse Pfefferkörner, zerdrückt
1 Muskatblüte
1 knapper TL Meersalz
nach Bedarf, bei mir: 5 Blätter Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht.

(0) Am Vorabend den Schinken und Wädli zum Entsalzen in eiskaltes Wasser legen. In den Kühlschrank stellen. Wasser 2 mal wechseln.

(1) Kalbsfuss und Wädli in kochendem, gesalzenem Wasser blanchieren, unter fliessendem Wasser kalt abreiben.
(2) Karotte, Peterliwurzel, Staudensellerie zu Mirepoix schneiden und mit ca. 1.5 L Wasser, einem Schuss Weisswein, dem Lorbeer und den andern Gewürzen aufkochen.
(3) Fleisch und Knochen in die Brühe legen und ca. 2.5 Stunden auf tiefer Stufe simmern lassen (ca. 90°C). Hin und wieder entschäumen. Nach Bedarf Wasser nachgiessen.
(4) Danach Fleisch herausheben und etwas erkalten lassen.

Gelierfond:

(5) Brühe durch ein Seihtuch abfiltrieren und auf ca. die Hälfte einkochen (7.5 dl). Geliertest machen. Nötige Menge eingeweichter Gelatine zugeben, aufkochen, kräftig abwürzen und erkalten lassen. Wer auf die Gelatineblätter verzichten will, muss Knochen und Schwarten noch ein paar Stunden länger kochen.

Persillade:

1 grosser Bund krause Petersilie, ohne Stiele ca. 70 g (Ausgerechnet heute hatte meine Gemüslerin nur glatte Petersilie). Wenn vorhanden, dürfen zusätzlich auch andere Kräuter mit, z.B. Estragon, Kerbel
80 g Schalotten, geschält
1 Knoblauchzehe, geschält
1/4 L Burgunder (Chardonnay oder Aligoté)

(6) Schalotten und Knoblauch feinst hacken. Mit dem Weisswein aufkochen und solange einkochen, bis die Flüssigkeit beinahe gänzlich verdampft ist. Mit der Petersilie und 2/3 des Gelierfond und mischen.

Oben: Fett, Gallerte und Schwarten. Unten: Nuss und Wädli

Schwarten-Mix:

250 g Fett, Gallerte und Schwarte vom gekochten Fleisch
1 TL Sherryessig
weisser Pfeffer
Prise Quatre épices

(7) Das Fleisch von Fett, Gallerte und Schwarten trennen. Mageres Fleisch in Streifen schneiden. Beiseitestellen.
(8) Fett, Gallerte und ein Teil der Schwarte fein hacken, mit ca. 1-2 dl Gelierfond angiessen und kurz mit dem Stabmixer durchfahren. Abschmecken. Beiseitestellen.

Montage:

(9) Eine passende, vorgekühlte Schüssel mit etwas Persillade ausgiessen. Kalt stellen, bis der Fond geliert ist.
(10) Schichtweise auslegen -immer in derselben Richtung- mit Schinkenstreifen und den kleineren Streifen der Wädli. Zwischen die Streifen Schwarten-Mix streichen, ausgiessen mit Persillade. Wenn genug Petersilie vorhanden ist, kann man auch noch welche dazwischenstreuen. Dann wiederum Schinken etc. bis die Schüssel voll ist. Zuoberst als Abdeckung mit Persillade ausgiessen und das Ganze mit einer dünnen, grossen Scheibe Kochschinken (im Burgund ein grosses, dünnes Stück Schwarte) abdecken. Ausrichtung der Schinkenstreifen mit einem (L.: gelben) Band markieren.

(11) Mit einer flachen Platte oder Teller zudecken und beschweren. Über Nacht im Kühlschrank gelieren lassen.
(12) Form kurz in heisses Wasser stellen und stürzen. Aufschneiden quer zum Band. Oder in der Schüssel aufschneiden.

Servieren mit Senfbutter:
50 g weiche Butter
2 EL Crème fraîche
3 TL Dijonsenf, scharf
1 EL Mayonnaise (aus der Tube)
1 TL Cassis de Dijon (Likör)
Salz, weisser Pfeffer

Butter schaumig rühren. Dann restliche Zutaten unterschlagen.

Erkenntnis:
Überraschend für mich war, wie gut mein Schweinefond schmeckte. Unglaublich gut. Sicherheitshalber hatte ich mir einen halben Liter Geflügelfond als Reserve bereit gestellt. Précaution inutile 🙂 Beim Fleisch hatte ich -Referenz an Frau L.- ein mageres Nuss-Schinkli gewählt, dann aber doch noch die bei uns sonst verschmähten Reserve-Wädli zugefügt. Warum denn ungeliebt, wenn doch das dunklere (weil besser duchblutete) Fleisch der Wädli besser schmeckt als die Schinkennuss. Précaution inutile, zum Zweiten! Und das ganze Fett, Gallerten und die Hälfte der Schwarten wurden verwertet.
Den Teller zum Beschweren hätte ich mit der flachen Seite nach unten verwenden sollen. Die Ränder waren nicht richtig gepresst. Und: Die Fleischriemen müssen allseitig gut von gelierendem Material umhüllt sein (Persillade oder Schwarten-mix = Klebstoff)

Doch insgesamt gut gelungen. Oder wie Monsieur Mitanchey sagt: „le meilleur jambon persillé est celui, qu’on a plaisir d’offrir à ses amis“.

inspiriert durch folgende Quellen:

Jambon persillé, Effillee, Stevan Paul
Le Jambon persillé de Jean-François Mitanchey
Jambon persillé: Die geheimen Rezepte der besten Restaurants Frankreichs, Louisette Bertholle, Hallwag Verlag, 1976
Gilles Vérot: Mes secrets de charcutier, Verlag Nicolas Chaudin, Paris, 2012

Kalbsspinnenvögel oder Fledermaus-Saltimbocca?

Polpette die ragno di vitello? Polpette di Pipistrello? Paupiettes d’araignée de veau? Spidersteakbirds? Kein Ahnung, wie ich mein neues Gericht benennen soll. Ausgangspunkt war ein Kilogramm Kalbsspinnen, eine Art von Adduktorenmuskeln, als Deckel hinter dem Kreuzbein liegend, die nur selten angeboten werden. Weil es pro Tier nur 2 davon gibt. Siehe hier bei mir, oder bei Andreas lieberlecker. Auch er ein Freund von Spinnen und Fledermäusen.

Mein Problem: wie verbrate ich das hässlich anzusehende Steak in einem Haushalt ohne Grill, in welchem keinerlei Steaks mehr gegessen werden? Vor einigen Jahren noch Fleisch, das meist in der Wurstproduktion verschwand, gelten Kalbs- und Rindsspinne heute als special cuts und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder, das Fleisch ist saftig und schmeckt hervorragend.

Lösung: Gehackt, gewürzt, geformt (99% Fleischanteil), zuletzt mit Salbeiblättern in Rohschinken eingewickelt. Besseres Hackfleisch findet man kaum. Grillfreunde werden mich mit Verachtung strafen, Metzger werden sich zieren, das Fleisch zu hacken -wie meiner-, aber das ist mir egal. Hacken kann ich auch selber.

Zutaten:

300 g Kalbsspinne, frisch gehackt
1-2 TL Dijonsenf
1 Msp. Piment d’Espelette
weisser Pfeffer
1/2 TL Meersalz
1 EL Brotbrösel zum Ausstossen des Fleischwolfs

5 dünne Scheiben Rohschinken San Daniele
10 frische, kleine Salbeiblätter10 Blätter Salbei, dicke Rippe ausgeschnitten
1 EL Ghee
1 Schalotte, fein gehackt
50 ml trockener Weisswein
70 ml Marsala
1 dl Kalbsjus

Zubereitung:

(1) Das gut gekühlte Fleisch klein schneiden und durch den Wolf (5 mm Lochung) drehen. Mit den Bröseln ausstossen.
(2) Mit den übrigen Zutaten mischen, würzen und von Hand oder mit dem K-Haken gut durchkneten, bis die Masse bindet. Eier werden nicht benötigt.
(3) Mit befeuchteten Händen 60 g schwere, runde Laibchen formen, oben und unten je ein Salbeiblatt auflegen und das Laibchen in eine Tranche Rohschinken einrollen.
(4) In Bratbutter allseitig anbraten und im Tellerwärmer bei 70°C warm stellen. Fett in der Pfanne abtupfen und Bratsatz mit Weisswein lösen, Marsala und Kalbsjus zugeben, einmal aufkochen, die Fleischvögel wieder zugeben und auf kleinster Stufe mit Deckel 1/2 – 1 Stunde in der Sauce schmoren. Die Vögel alle 20 Minuten wenden. Ist die Sauce zu dünn, Deckel entfernen und langsam einreduzieren.

Zu diesen speedy-spider-birds ein Steinpilzrisotto, confierte Tomätchen und TK-Erbsen.

Kalb mit Thon eingetütet. Vitello tonnato sottovuoto.

Ja, schon wieder der Herr Trettl. Diesmal mit Kalb und Dosenthon, rund 6 Stunden bei 65°C offen im Ofen geschmort. Lauwarm serviert, statt aus dem Kühlschrank. Anders als üblicher vitello tonnato. Damit hat er mich.

Niedertemperaturgaren nennt man das. Ich nenne es beschleunigte Verwesung und schmore deshalb alle Zutaten von Fleisch über Thon bis Fenchel in einem Beutel vakuumiert während 6 Stunden im Ofen. Geschützt vor Sauerstoff. Die Aromen ziehen voll ins Fleisch und umgekehrt. Am Schluss entnehme ich das Fleisch dem Beutel, halte es im Ofen warm und mixe aus Thon & Gemüse mit Eigelb und Olivenöl eine kräftige Sauce. Eintopf aus dem Beutel. Genial einfach. Ein warmer Teller für frostige Eisheilige. Nichts für hitzige Scheinheilige.

Vitello tonnato nach R. Trettl

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More pink berries please

Zutaten und Zubereitung
für 4 Personen

400-500 g Kalbfleisch (L.: Faux Filet oder Kalbsnuss)
Meersalz, schwarzer Pfeffer
1 EL Butter
ca. 60 g Fenchel in kleinen Stücken
ca. 60 g Frühlingszwiebeln, das Weisse, in Scheiben
6 Datterinitomätchen
1 TL Fenchelsamen, zerdrückt
1 EL Kapern
ca. 200 g Thunfisch aus der Dose, abgetropft
1 dl trockener Weisswein
2 Eigelb
mind. 1.5 dl Olivenöl
Piment d’Espelette
1-2 TL Senf
pro P. 4 Frühkartoffeln (L.: von der Ile de Noirmoutier)

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(1) Ofen auf 65°C vorheizen. (L.: mitsamt einer Keramikplatte drin, auf der das Fleisch später warmgehalten und aufgeschnitten wird)
(2) Das auf Raumtemperatur gebrachte Fleisch allseitig in Olivenöl scharf anbraten, nicht zu dunkel, Salzen und Pfeffern. Zugedeckt im Kühlschrank erkalten lassen.
(3) in derselben Pfanne Fenchelsamen in der Butter anziehen, das Gemüse zugeben und etwa 5 Minuten dünsten. Thon zerbröseln, zugeben und alles mit Weisswein ablöschen, stark einreduzieren, dann erkalten lassen und ebenfalls in den Kühlschrank stellen.
(4) Das durchgekühlte Fleisch und Thon-Gemüse in einen Sous-vide Beutel geben und den Beutel voll vakuumieren (Wer keinen Kammervakuumierer hat, schichtet Thon und Gemüse wie der Herr Trettl in einer Schüssel auf und neben das Fleisch)
(5) Beutel (oder die Schüssel) in den Ofen legen und 6 Stunden bei 65°C schmurgeln lassen.
(6) Später die Kartoffeln wie Pellkartoffeln in der Schale vorkochen. Die gegarten Kartoffeln vorsichtig flachdrücken und in einer beschichteten Pfanne beidseitig langsam in Olivenöl anbraten. Salz. Pfeffer.
(7) 10 Minuten vor Essenszeit den Beutel aus dem Ofen nehmen, Fleisch herausnehmen, in Alufolie wickeln und wieder in den Ofen, auf die 65°C warme Keramikplatte legen.
(8) Rest des Beutels in einen Standmixer geben und sehr fein mixen, die Eigelb dazu und mit Olivenöl in dünnem Strahl eine Mayonnaise hochziehen. Abschmecken. Bei der Gelegenheit hab ich zur Verbesserung der Balance noch etwas Senf untergemixt.

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Servieren: Kartoffeln, Fleisch dünn aufgeschnitten, Sauce, Bestreuen mit vielen ganzen rosa Pfefferkörnern und Schnittlauch oder Gewürzfenchelkraut.

„Das“ vitello tonnato 2020 für Eisheilige und andere Gfrörni oder für kühle Sommerabende.

Andere Varianten von vitello:

vitello tonnato primavera 2016

Winter-Witello mit Knollenziest (mit Thon)

vitello tonnato povero (mit Kalbs-Polpette)

vitello mit Dill-Senfsauce

vitello alla bavarese (ohne Thon, mit weissen Bohnen)

vitello tonnato (nach Frau L.)

vitello basilico (mit Basilikum-Quark-Sauce)

Vitello salmonato

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Kalbfleisch mit einer Sauce aus Lachs anstelle von Thunfisch? Von Wikingern geliebt, von italienischen Traditionalisten in die Hölle verdammt. Der Völkerfrieden in Gefahr. Verständigung und ein Nord-Süd-Kompromiss tun not. Ein  Fall für die Schweizer Kochdiplomatie.

Der Moderator heisst Rolf Fuchs. Koch und Patron in Steffisburg. In seinem Rezept wird kein Lachspüree auf das Kalb gestrichen. Es wird gerollt. Des Kalbes Kern ist ein Stück kurz gegraveter Lachs. Alles mit Gurkenstreifen umhüllt. Mit Erdnusscreme verfestigt. C’est tout. Gefällt mir.

Statt frischen Lachs verwendete ich einen kalt und nur schwach geräucherten Rauchlachs, den es in Kleinpackungen zu kaufen gibt. Spart Zeit, die mir immer fehlt. Mangels Erdnusscreme kam meine leichte Yoghurt-Dill-Senfsauce zum Einsatz. Das ging beinahe schief, weil dem Joghurt die zähe Konsistenz fehlte, die ein sattes Aufrollen unterstützt. Und ich davon zuviel auftrug. Ferner probierte ich gwundershalb noch Senfkaviar und Schnittlauchöl aus.

Vitello salmonato


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für 2 Rollen
Zutaten
Vitello salmonato:
500 g Magatello (Runder Mocken, Rolle) oder Nuss, davon wird nur etwa die Hälfte benötigt.
Salz
Zitronenabrieb von 1/2 Zitrone
1 Gurke
150 g Lachsfilet, schwach geräucht (Salma), längs halbiert
¼ Zitrone, nur Abrieb
Pfeffer

Leichte Dill-Senfsauce Cresta:
1 Becher neutraler, griechischer Joghurt  (180 g)
1-2 Elf. Senf mittelscharf
1 Tlf. Zucker
2 Elf. gehackter Dill
1 Elf. Weissweinessig
Salz

Schnittlauchöl:
30 g Schnittlauch
30 ml Rapsöl
Salz

Senfkaviar:
50 g Senfkörner gelb
1 dl Apfelessig
70 ml Wasser
40 g Zucker
5 g Salz

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Zubereitung
Vitello:
(1) Fleisch salzen und in Bratöl auf allen Seiten anbraten und auskühlen lassen, mit Zitronenabrieb in einem Beutel vakuumieren und 24 Stunden bei 57 °C Sousvide garen. Anschliessend auskühlen lassen und auf der Aufschnittmaschine in dünne Tranchen schneiden. Den gebildeten Jus anderweitig verwenden.

Leichte Dill-Senfsauce:
(2) Zutaten verrühren und kühl aufbewahren. Mindestens 2 Stunden ziehen lassen.

Schnittlauchöl (nach Tanja Grandits):
(3) Schnittlauch in 2 cm lange Stücke schneiden, in kochendem Salzwasser kurz blanchieren und in Eiswasser abschrecken. Abgiessen und in einem Geschirrtuch gut ausdrücken.
(4) Das Öl auf 60 Grad erwärmen und zusammen mit dem Schnittlauch 5 Minuten mit dem Zauberstab fein mixen. Das Öl über Nacht ziehen lassen und am nächsten Tag durch ein sehr feines Sieb oder ein Tuch abpassieren. In ein Flacon füllen und im Kühlschrank aufbewahren.

Senfkaviar (nach Modernist Cuisiine):
(5) Senfkörner mit kaltem Wasser bedecken und zugedeckt im Kühlschrank 12 Stunden quellen lassen. Wasser abgiessen.
(6) In einem kleinen Topf mit kaltem Wasser bedecken, einmal aufkochen und das Kochwasser abgiessen. Dieses Prozedere 2-3 mal wiederholen.
(7) Restliche Zutaten in einen Schnellkochtopf geben, aufkochen, Senfkörner zugeben und Topf verschliessen. 25 Minuten bei 1 bar Druck garen.
(8) Druck abbauen. Senfkörner im Sud kühl aufbewahren.

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Einrollen:
(9) Lachs längs halbieren.
(10) Gurke auf der Aufschnittmaschine längs aufschneiden, und die Tranchen (so breit wie der Lachs lang) auf einer Klarsichtfolie aneinanderlappend ausbreiten.
(11) Die dünnen Kalbfleischtranchen auf den Gurken flächendeckend verteilen, mit Salz, Pfeffer, Zitronenabrieb und wenig (bei mir zuviel) Senfsauce würzen. Den Lachs auflegen und alles satt zu einer Rolle drehen. Kühl stellen.

Nicht schlecht. Der Teller ist mir aber zu wild geraten. Kommt davon, wenn man sich nicht an die Rezepte hält. Halten wir es weiterhin mit den Italienern und ihrem vitello tonnato und belassen es mit dem Kommentar von Frau L. „Tant de bruit pour une omelette“.

Damit läute ich die Glocken zum Jahresende ein. Privat ein Jahr des Auf und Ab im Gegenwind. Wie beim Radfahren. In der Küche viel Pflicht, viel Routine, wenig Neues. Wer aus verschiedenen Gründen kaum mehr fremde Blogs und schon gar keine Kochbücher mehr liest, selten mehr fremd isst, dem mangeln gute Anregungen von Aussen. Allen Leserinnen und Lesern, die sich trotz allem ab und zu in diesen seltsamen Blog verirren, danke ich für ihre Neugier, Treue und Aufmerksamkeit und wünsche allen ein gesundes, glückliches Neues Jahr.

Kaninchentrilogie aus drei Kaninchen

2019-02 Rezept

Der Februar 8plus8-Event bei Lucas Rosenblatt ist nachgeführt! Bilder vom Luzerner Markt, dem ganzen Menu und einem selektierten Rezept wie immer im Blog [K]ein Kochbuch von Lucas Rosenblatt. Ein Beispiel, wie alles verwertet werden kann. (Aus der Leber entstanden Lebercrostini).

Zutaten und Zubereitung
Menugang für 16 P.

Kaninchen
3 ganze Kaninchen mit Leber
(Menugang für 16 Personen)

2019-02 Markt
Hans, Max und Berta (v. links)

Kaninchen zerlegen. Innereien entnehmen, Fett wegschneiden. Schenkel, Unterschenkel, Vorderläufe sowie Kopfteil (etwa auf Höhe des achten Rippenknochens) abschneiden. Die echten Filets aus der Rückeninnenseite entnehmen. Mit dem Messer alle Knochen des Rückgrates freischaben, das Rückgrat sukzessive freilegen und, ohne das Fleisch zu verletzen, entfernen. Am Schluss resultiert ein etwa 30x 30cm grosser Rückendeckel mit den beiden Entrecôtes. Damit eine gleichmässige Rolle erzielt wird, eines der Entrecôtes ablösen und umdrehen.

2019-02 Rezept
Berta, zerlegt

Kaninchenroulade
Salbeiblätter
Peperoncino
Gewürzsalz für helles Fleisch
Schwarzer Pfeffer

Zwischen die Entrecôtes Salbeiblätter und Peperoncinostreifen, die echten Filets und die Nierchen legen. Mit Gewürzsalz hell und Pfeffer würzen.

500 g Spinat
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Handvoll Pinienkerne
3 EL Ricotta
2 EL Panko
Muskatnuss
10 Dörraprikosen, gehackt
Ca. 9 dünne Speckscheiben (zum Verschliessen der Enden)

2019-02 Rezept

Zwiebel, Knoblauch und Pinienkerne in Butter andünsten. Spinat auf einem Sieb mit 5 L kochendem Wasser übergiessen und gut ausdrücken. Hacken. Zu den Zwiebeln geben und mitdünsten. Anschliessend Ricotta und die weitern Zutaten zugeben, mischen und abschmecken. Die Masse mittig zwischen die Entrecôtes verteilen, dann die Rolle satt aufrollen, die Ende mit dünnen Speckscheiben «verschliessen» und die Rolle mit Küchenschnur binden.

2019-02 Rezept
Vor Verwendung die Rouladen in Olivenöl/Butter-mischung anbraten und im vorgeheizten Ofen bei 210°C auf einem Gitter mit Auffangschale 10-15 Minuten nachgaren. Kurz abstehen lassen und aufschneiden.

Kaninchenfond
Abschnitte und Knochen der Kaninchen
Ca. 200 g Mirepoix (Sellerie, Karotten, Peterliwurzel, Schalotte)
Kaninchenfett
2 EL Tomatenmark
2 dl Weisswein
1 dl Rotwein

Knochen und Abschnitte in einen Bräter ca. 40 Minuten im Ofen bei 200°C rösten.

Mirepoix in Olivenöl und Kaninchenfett anbraten, Tomatenmark kurz mitdünsten bis es dunkler wird, dann mit Weisswein und Rotwein portionsweise glacieren und einkochen. Auffüllen mit 2-3 L Wasser und 2 Stunden leise simmern lassen. Durch ein Seihtuch abgiessen und weiter einköcheln.

Schenkelragout
6 Kaninchenschenkel aus der Zerlegung
Kaninchenfond
Gewürzsalz hell
Schwarzer Pfeffer

Schenkelfleisch von den Knochen lösen und von Sehnen befreien. Würfeln. Leicht mehlieren und portionsweise in Olivenöl anbraten. Auf einem Sieb abtropfen lassen. Das Ragout in Kaninchenfond langsam garziehen lassen. Abschmecken. Den Fond für die Kaninchensauce verwenden.

2019-02 Rezept

Epigramm
Vorderläufe (Laffen) und Unterschenkel (Haxen) aus der Zerlegung der Kaninchen
Ca. 200 g Mirepoix (Sellerie, Karotten, Peterliwurzel, Schalotte)
1 Lorbeerblatt
5 dl Geflügelfond
1 TL Thymianblättchen
½ Bund Schnittlauch
Fleur de Sel
Schwarzer Pfeffer
2 stapelbare, kleine Metallterrinen

2 EL Weissmehl
1 Ei, aufgeschlagen
50 g Panko

Die Kaninchenteile mit der Mirepoix und Lorbeerblatt in einen Bräter legen, Fond angiessen und im Ofen (offen) bei 180°C etwa 1-2 Stunden garen bis das Fleisch vom Knochen fällt.
Herausnehmen, den Fond abgiessen und auffangen und weiter einkochen. Das Fleisch von den Knochen zupfen, bei Bedarf zerkleinern, Thymian und Schnittlauch untermischen und würzen.
Das Fleisch anschliessend in eine mit Küchenfolie ausgelegte Metallterrine stopfen, mit der Folie bedecken und die zweite Terrinenform darauf drücken. Mit Kabelbindern fest anziehen und zusammenpressen. Mind. 2 Stunden kaltstellen.
Das gepresste Fleisch aus der Terrine nehmen und in Scheiben schneiden. Scheiben panieren und vor Verwendung in Olivenöl anbraten. Bei 180°C im Ofen kurzzeitig warmhalten.

Artischocken
7 Artischocken (spinosi)
Zitronensaft
Weisswein

Artischocken rüsten und vierteln. Viertel in Wasser mit Zitronensaft und Weisswein legen. Den Sud mit Kräutersalz und Pfeffer würzen und die Achtel in einer flachen Pfanne etwa 5 Minuten garen. Sud abgiessen. Vor Verwendung in Olivenöl/Buttergemisch braten und abschmecken.

Tomaten-Oliven-Gemüse
Ca. 1 kg Datterini-Tomätchen an der Rispe
2 Handvoll Taggiasca-Oliven, entsteint

Datterini kreuzweise einritzen, kurz in kochendes Wasser legen und die Haut abziehen. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, mit Olivenöl beträufeln und mit Puderzucker leicht bestäuben. Salzen. Im Ofen 1.5 Stunden bei 95°C confieren. Vor Verwendung mit den Oliven mischen und in einer Pfanne aufwärmen.

Kaninchenjus
5 dl Kaninchenfond
3 EL Tomatenpassata
Schwarzer Pfeffer
Fleur de Sel

Kaninchenfond auf die Hälfte einkochen und mit etwas Tomatenpassata mischen. Abschmecken mit Pfeffer und Fleur de Sel.

Fertigstellen
Schenkelragout mit etwas Kaninchenjus auf flache Teller verteilen, dazu 3 Artischockenspalten und Tomaten-Oliven-Gemüse legen. Darauf ein Epigramm und daneben eine Scheibe Kaninchenroulade legen.

Bocconcini aus der Kalbshaxe SV 36h/64°

Bocconcini 2017 12 11_1252

Eine ganze Kalbshaxe im Ofen zu braten ist eine äusserst befriedigende Angelegenheit, zugleich unwiderstehliches Grand Théâtre. Aber wenn niemand mehr mitessen mag, ich vor der Aussicht stehe, den ganzen Oberschenkelknochen allein abnagen zu müssen, dann hört der Spass auf:  Fleischüberforderung. Zerlegen wir also die Haxe unter Verdrücken einer Träne  in grobe Würfel und stecken sie nach kurzem Anbraten in einen SV-Beutel. Zusammen mit einer Marinade aus einer Weinreduktion und dem wundervollen Kalbsjus von Le Saucier.  Das gibt 4 Portionen zum Einfrieren für bessere Zeiten sowie ein Versucherli zum fotografieren.

Bocconcini aus der Kalbshaxe SV 36h/64°


Bocconcini 2017 12 11_1269

Zutaten
für die Kalbshaxe:
1 ganze Kalbshaxe, ca. 1.2 kg
2.5 dl Rotwein
50 ml Madeira Verdelho oder Bual
1 dl Kalbsjus von „Le Saucier“ (benötigt wird ein ganzes Glas)
1 TL Aceto Balsamico vom teuren
Pfeffermischung
Gewürzmischung „Winter“

für die Sauce:
den Knochen der Kalbshaxe, in Stücke zersägt
3 Stück Kalbsschwanzscheiben
Mirepoix: je 80 g Sellerie und Karotten, 50 g Peterliwurzel, alles gewürfelt, 2 Schalotten, geschält, 1 Knoblauchzehe, zerdrückt
1 EL Tomatenpüree
Bratensatz vom Anbraten der Fleischwürfel
1 dl Rotwein
5 dl Wasser, wer hat: besser Kalbs-, Rinder- oder Geflügelbrühe
1 Lorbeerblatt
1 dl Kalbsjus von „Le Saucier“
3 Stück Bio-Zitronenrinde, am Schluss zugeben, zum Abschmecken

Gewürzsalz „Winter“:
2 TL rosa Pfeffer, getrocknet
2 EL Koriandersamen
2 TL schwarzer Kümmel
1/2 Zimtstange, zerdrückt
1 EL schwarzer Pfeffer
1 TL Kardamomsamen
2 Zacken Sternanis, zerdrückt
2 Macisblüten
fein geriebene Schale einer Bioorange
100 g Fleur de Sel
2 TL Paprika
Alle festen Gewürze kurz(!) cuttern, dann mit dem Salz, Orangenabrieb und Paprika mischen.

Bocconcini 2017 12 11_1260

Zubereitung
für die Kalbshaxe:
(1) Haxe soweit notwendig parieren. Fleisch vom Knochen schneiden und in grobe Würfel zerteilen.
(2) Fleisch in wenig Olivenöl kurz allseitig anbraten, mit Pfeffermischung würzen und zugedeckt kalt stellen. Bratensatz mit 1 dl Rotwein auflösen und für die Sauce beiseitestellen.
(3) 1.5 dl Rotwein und 50 ml Madeira zusammen zu einem Sirup, etwa 50 ml, einkochen, 1 dl Kalbsjus unterrühren, aufkochen und erkalten lassen.
(4) Rotweinjus und die Fleischwürfel in einen SV-Beutel füllen,  Prise Gewürzsalz dazu, 30 Minuten kalt stellen, dann voll vakuumieren. Anschliessend 36h bei 64°C im Sous-Vide-Bad garen.

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für die Sauce:
Mit der wegen des Verzichts auf einen Weihnachtsbaum nicht benötigten Säge zersäge ich (Schwerstarbeit!) den Knochen, entferne das Mark für andere Zwecke, ergänze mit Kalbsschwanz und ziehe daraus einen Kalbsfond, der zum Schluss mit der Sous-Vide-Marinade vermischt wird.

(5) Haxenknochen zersägen, Mark entfernen, Mark in einem SV-vakuumieren und tiefkühlen.
(6) Haxen- und Kalbsschwanzknochen 2 Minuten in kochendem Wasser blanchieren, unter fliessendem Wasser abreiben, mit Küchenpapier trocknen und in wenig Olivenöl in einem Bräter im Ofen bei 210°C Umluft 30 Minuten anrösten.
(7) Nach 15 Minuten Karotten-, Sellerie- und Peterliwurzelwürfel zu den Knochen geben, ab und zu wenden.
(8) Nach 30 Minuten die Knochen herausfischen und kalt stellen.
(9) Ofen auf 180°C herunterstellen, Schalotten und Knoblauchzehe zugeben und weitere 15 Minuten rösten, bis das Gemüse ein wenig Farbe annimmt, wunderbar duftet, aber nicht verbrannt ist.
(10) Tomatenpüree unterrühren, etwa 1 Minute mitrösten, dann ablöschen mit dem in Rotwein gelösten Bratensatz, abkühlen lassen. Frischen Rotwein und kaltes Wasser, bzw. Brühe, sowie die kalten Knochen und das Lorbeerblatt zugeben, einmal langsam aufkochen (das vorgängige Abkühl-Prozedere gibt einen klareren Fond)
(11) Ofen auf 120°C herunterstellen, den Topf offen reinstellen und ca. 6 h leise simmern lassen.
(12) Absieben, über Nacht kalt stellen.

Anderntags:
(13) die dünne Fettschicht und aufschwimmendes Eiweiss von der Oberfläche des Saucenfond entfernen.
(14) Fleisch nach 36h aus dem SV-Beutel über ein Sieb abgiessen, den Sous-vide-Jus mit dem Saucenfond mischen, aufkochen und zur Entfernung von Trübstoffen durch ein Seihtuch filtrieren. Den restlichen dl des Kalbsjus aus dem Glas untermischen, Zitronenrinde zum Auffrischen zugeben und nach Bedarf auf etwa 3 dl einkochen. Abschmecken, binden nach Bedarf mit Stärke oder wie ich mit Gelespessa.

Fertigstellen
Fleisch darin warmstellen, nicht kochen.
Dazu Polentanocken und in Orangenöl kurz angebratene Rosenkohlblätter. Und ein paar Scheibchen Périgordtrüffel durften zum Schluss auch noch in der Sauce baden.


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Zartes, saftiges, geschmackvolles Fleisch. Die auf den ersten Blick etwas abwegige Idee, den gekauften Jus in die Sous-Vide Marinade zu integrieren, ist gar nicht so übel. Das gibt zwar einen überkonzentrierten, kräftig gelierenden Fond, den ich mit meinem separat angesetzten Saucenfond wieder ins Gleichgewicht bringe.

Überhaupt: der Kalbsjus von Fabian Lange ist fabelhaft und schmeckt wie hausgemacht. Intensiv nach perfekt gerösteten Knochen und Gemüsen sowie Wein. Gebunden ist er mit Zitrusfasern. Er ist nicht billig. Aber wer sowas von Hand mit guten Zutaten selber herstellt, weiss, welche Arbeit dahinter steckt. [ich habe mir das ganze Jus-Sortiment bestellt und voll bezahlt, nur damit das klar ist: Ich bin kein Influencer]

Wer lieber Kalbsfond zum halben Preis bei der „Luxusmarke“ FineFood von COOP bezieht, den erwartet kein aufwändig und händisch hergestelltes Produkt, sondern Fabrikware, die u.a. Kalbfleischpulver, Kalbfleischextrakt, Pouletpulver(!), Zwiebelpulver, Weissweinextrakt(!), Rosmarinextrakt, Pouletfond, Hefeextrakt und anderes aus dem Gruselkabinett der Industrie enthält.

Kalbstafelspitz tonnato. Ohne Eier. Ohne Mayo.

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Es gibt einfachere Wege, eine Thonsauce herzustellen. In Italien bindet man die Sauce mit Eigelb. Mayonnaise -wie bei uns- wird dazu kaum verwendet. Nichts gegen Mayo und Eier, aber Lucas Rosenblatts Idee, stattdessen Reis zu verwenden, wollte ich einfach mal umsetzen. Lucas nimmt Kalbsnuss und gart sie völlig anders, meine Version ist nur von den Hauptzutaten her vergleichbar. Ich wollte meinen  Kalbstafelspitz im Kühler verbrauchen. Ein Fall für sous-vide.

Kalbstafelspitz tonnato


Zutaten
für das Fleisch sous-vide:
650 g Kalbs-Tafelpitz (oder kleine Nuss)
1 Stengel Zitronengras, gequetscht
1 Stange Staudensellerie, gewürfelt
10 Körner Kampotpfeffer weiss, zerdrückt
50 ml kräftiger Geflügelfond, oder kräftige Kalbsbrühe
Fleur de Sel

für die Thonsauce:
1 EL Zitronenöl (Olivenöl mit Zitrone aromatisiert)80 g Zwiebelweiss von 2 Bundzwiebeln
1 Stange Staudensellerie, gewürfelt
1 grosse Knoblauchzehe, gequetscht
2 gute (darauf kommts an) Sardellenfilets
1 dl trockener Weisswein, Chablis
30 ml Zitronensaft
2.5 dl kräftiger Geflügelfond, oder kräftige Kalbsbrühe
Fleisch-Jus aus dem sous-vide-Beutel nach dem Garen
20 g Risottoreis, geschrotet
5 Körner Kampotpfeffer weiss, zerdrückt
1 Lorbeerblatt
1 Msp. Piment d’Espelette
1 EL Salzkapern, gewässert

120 g Thon aus der Dose, gut abgetropft
1/2 Zitrone, der Abrieb

1 EL Mascarpone
abschmecken mit Salz, Cayennepfeffer und Zitronensaft
als Garnitur: Kapernäpfel, Tomatendreiecke

Tafelspitz tonnato 20170618_125225

Zubereitung
für das Fleisch:
(1) Fleisch waschen, trockentupfen und mit den übrigen Zutaten in einen SV-Beutel vakuumieren.
(2) 2.5-3 Stunden im SV bei 56°C (nächstesmal 58°C) garen. Ich hab mich zulange in der Stadt aufgehalten, so dass bei mir 4 Stunden draus wurden.
(3) Herausheben und unter fliessendem Wasser abkühlen. Den Jus beiseitestellen. Fleisch in Folie wickeln und kalt stellen.

für die Sauce:
(4) Die fein geschnittenen Gemüse und Sardellen in Zitronenöl 5 Minuten dünsten. Mit Weisswein, Geflügelbrühe, Zitronensaft und dem Jus aus dem SV-Beutel ablöschen.
(5) Reis und Gewürze zugeben und 10 Minuten köcheln. Gegen Ende hin, den zerpflückten Thon und die Zitronenschale zugeben und kurz mitkochen. Etwas abkühlen, im Mixer fein mixen und mit einer runden Kelle durch ein Sieb passieren. Durchkühlen.
(6) Vor dem Servieren den Mascarpone untermixen und abschmecken.
(7) Fleisch mit der Aufschnittmaschine fein aufschneiden. Mit Fleur de Sel und weissem Kampotpfeffer bestreuen.

Filetzartes Fleisch, gut schmeckend und riechend. Die Sauce zart, glatt, mit elegantem Thonaroma. Weniger rustikal als die einfache Thon-Mayo-Sauce. Gar nicht schlecht. Was sag ich: gut. Und an heissen Sommertagen bakteriologisch wahrscheinlich etwas länger haltbar als das Original.

Timbale vom Kalbsschwanz, Eierschwämme, Kohlrabi

Kalbsschwanztimbale 2016 09 04_0222

Auch wenn ich kaum mehr blogge, schlägt mein Herz immer noch für neuen Küchenkrempel aller Art.  Zum Beispiel für die kleinen, kalottenförmigen Timbales. Die mussten eingeweiht werden. Diesmal hielt ich den geschmorten Ochsenschwanz getrennt von den Pilzen, nicht so wie hier.

Timbale von Kalbsschwanz, Eierschwämme, Kohlrabi


Kalbsschwanztimbale 2016 09 04_0216

Zutaten
700 g Kalbsschwanz
Olivenöl
1 Karotte
2 Stangen Staudensellerie
2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
1/2 Peperoncino, entkernt, fein gewürfelt
1 EL Tomatenpüree
2 dl kräftiger Rotwein
1 dl Madeira Sercial
1 dl Kalbsjus
2 Lorbeerblätter
1 EL Rosmarinblätter, fein gehackt
3 Stück Zitronenrinde
1 grosser TL bunte Pfeffermischung
200 g Eierschwämme, klein

Kalbsschwanztimbale 2016 09 04_0215

Zubereitung
für das Fleisch:
(1) Ofen auf 160°C Umluft vorheizen. Die Ochsenschwanzstücke in Olivenöl in einer Kasserolle allseitig anbraten. Wenn das Fleisch Farbe angenommen hat, das zu Mirepoix geschnittene Gemüse zugeben und leicht Farbe annehmen lassen. Zuletzt das Tomatenpüree hinzugeben und kurz rührbraten.
(2) Ablöschen mit Rotwein und Madeira und auf die Hälfte einkochen. Kalbsfond, Kräuter und Gewürze zugeben, ggf. mit wenig Wasser ergänzen und bei geschlossenem Deckel ca. 3 Stunden schmoren lassen. Das Fleisch gelegentlich wenden und kontrollieren, dass der Bräter nicht trocken läuft, sonst noch etwas Wasser zugeben.
(3) Wenn das Fleisch gar ist, die Knochen aus dem Bräter nehmen und das Fleisch noch warm ablösen. Knorpelstücke und Knochensplitter sorgfältig entfernen. Fleisch zerzupfen und mit einem Teil des herausgefischten Gemüse grob hacken. 2-3 EL des Bratjus und gehackte Petersilie untermischen und abschmecken. In 2x 8cm Kalottenformen (Silikon oder Edelstahl) verteilen und fest andrücken.
(4) Die Förmchen für 15 Minuten in den Tiefgefrierer stellen. Dann herausnehmen und auf die vorgewärmten Essteller stürzen. 20 Minuten im Ofen auf 90°C erwärmen.
(5) Inzwischen den Bratjus absieben, mit Küchenpapier etwas entfetten und langsam zur Glace einreduzieren. Abschmecken.

Kalbsschwanztimbale 2016 09 04_0218

für die Pfifferlinge/Eierschwämmchen:
(6) Eierschwämme putzen, grössere Eierschwämme zerpflücken, kleine ganz belassen.
(7) Die geputzten Eierschwämme ein paar Sekunden in kochendem Salzwasser blanchieren und gut abtropfen lassen. Das Abtropfwasser zum Bratjus geben.
(8) Pilze in den Bratjus geben und 5 Minuten leise köcheln.

Anrichten
Die Essteller mit den aufgewärmten Timbales vor dem Servieren mit etwas Bratjus nappieren. Dazu auf der Chitarra selbstgemachte Taglierini, in Butter gedreht, sowie Kohlrabi, in wenig Butter und Noilly Prat knackig gedünstet.

In Kalottenform sieht doch so ein Kalbs- oder Ochsenschwanz ganz manierlich aus.

Wenn die Liebe auf Stöckelschuhen daher kommt

Kalbshaxe Liebstöckelsauce 2016 09 18_0265

Liebstöckel. Lieblingskraut. Die Kalbshaxe barfuss, ohne Stöckelschuhe. Doch von zarter Liebstöckelsauce umschmeichelt. Und mit kräftiger Liebstöckel-Gremolata bestreut. Ob soviel Liebesgestöckel bzw. Liebstöckelei schmilzt doch jeder. Wer die Kalbshaxe nicht gerne barfuss im Teller hat, mag sich auf meiner instagramseite oder im fashion-lifestyle-food-travel-family-blog Liebstöckelschuh nach passendem Schuhwerk umsehen.

Kalbshaxe, Liebstöckel

Kalbshaxe Liebstöckelsauce 20160918_073509

Zutaten
für die Kalbshaxen:
2 Kalbshaxen
wenig Mehl
Butterschmalz, frische Butter
1 mittlere Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 Karotte
3 dünne Stangen Staudensellerie
1 EL Tomatenpüree
3 dl kräftiger Rotwein
2 dl Kalbsjus
ca. 2 dl Wasser

1 Lorbeerblatt
1 Gewürznelke
5 Wacholderbeeren
5 Pimentkörner
5 schwarze Pfefferkörner, alle leicht angedrückt
4 +2 Zweige Liebstöckel, Blätter
1 Streifen Biozitronenrinde

für die Liebstöckel-Gremolata:
1 EL Biozitronenrinde feinst gewürfelt
2 EL Liebstöckel, Blätter fein gehackt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt

für das Kartoffelpüree: (siehe auch: Kartoffelpüreeologie)
500 g festkochende Kartoffeln (L.: Amandine)
170 ml Milch
70 g Butter
Salz, Pfeffer, Muskatnuss.

für den Staudensellerie:
4-6 Stangen Staudensellerie, ungebleicht
Butter
Kräutersalz

Zubereitung
für die Kalbshaxen:
(1) Parierte Kalbshaxenscheibe in Form binden. Haxe salzen und leicht bemehlen, dann in einem kleinen Bräter mit Deckel in Butterschmalz allseitig gemächlich anbraten.
(2) Fleisch herausheben, warm stellen und das Fett im Topf mit Küchenpapier wegtupfen.
(3) Wenig frische Butter in den Topf geben, das Gemüsemirepoix zugeben und leicht anrösten. Gegen Ende das Tomatenpüree zugeben und kurz mitrösten.
(4) Gemüse schluckweise mit dem Rotwein glasieren, zwischendurch immer wieder stark einkochen. Zuletzt sollten ca. 2 dl verbleiben.
(5) Angebratene Haxenscheiben wieder zugeben. Die Hälfte der Gewürze, der Kräuter, den Kalbsjus und Wasser zufügen, aufkochen und zugedeckt im Backofen bei ca. 120-130°C während 4-5 Stunden leise simmern lassen. Die Temperatur der Sauce soll 90°C nicht überschreiten. Sobald die Temperatur der Sauce 90°C erreicht, die Temperatur des Ofens auf ca. 100°C zurücknehmen. Das Fleisch gelegentlich wenden oder mit Sauce übergiessen. Eine halbe Stunde vor Ende den Rest der Kräuter/Gewürze zugeben.
(6) Topf aus dem Ofen nehmen, Ofentemperatur auf 80°C stellen. Kalbshaxe herausnehmen und im Ofen bei 80°C, mit Alufolie zugedeckt, warm stellen. Essteller mitwärmen. Den restlichen Inhalt des Topfes durch ein feines Sieb abgiessen, Fond auffangen. Gemüserückstand mit ca. 80 ml Wasser aufkochen (da hängt noch kostbarer Fond dran) und durch dasselbe Sieb zum Fond abgiessen.
(7) Fond mit Zitronenschale und 2 Zweigen Liebstöckel auf etwa die Hälfte einkochen, bis er eine sirupartige Konsistenz aufweist. Abschmecken mit Pfeffer und Salz.

für die Liebstöckel-Gremolata:
(8) Zutaten fein hacken und mischen.

für das Kartoffelpüree:
(9) Kartoffeln mit dem Sparschäler schälen, die Schalen mit 170 ml Milch aufkochen, darin zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen. Dann absieben (150 ml verbleiben), Butter unterrühren. Vor Gebrauch erwärmen.
(10) Die Milchbutter kräftig würzen mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss.
Kartoffeln in 2 cm Würfel schneiden und in in 1 L Wasser von 80°C geben. Temperatur auf ca. 72°C halten. +/- 2 Grad. Nach 30 Minuten unter kaltem, fliessendem Wasser vollständig abkühlen.
(11) Kartoffelwürfel in leise kochendes Salzwasser geben und darin gar kochen. Wasser abgiessen. Die Würfel 10 Minuten auf der noch warmen Herdplatte ausdämpfen lassen, dann durch eine Kartoffelpresse drücken. Anschliessend zwei- bis dreimal (unverzichtbar, einmal reicht nicht aus) durch ein feines Sieb streichen.
(12) Das Püree in einem Topf mit der heissen Milchbutter und einem Schwingbesen luftig aufschwingen. L.: mit der Kenwood Cooking Chef (Schwingbesen bei 85°C, mittlere Geschwindigkeit).

für den Staudensellerie:
(13) Stangen entfädeln, in Scheiben schneiden. In kochendem Salzwasser ca. 3 Minuten blanchieren, kalt abschrecken, dann in wenig Butter aufwärmen und abschmecken.

Mit dem Segen des Papstes gegessen bzw. getrunken.

Kalbshaxe Liebstöckelsauce 2016 09 18_0261