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Riso al salto

Riso al salto, oder fritelle di riso, ist ein klassisches Rezept aus der Lombardei, das Gericht am Tag danach, zubereitet mit Resten von Risotto alla Milanese.

Da ich selten Reste produziere, koche ich den klassischen Safranrisotto gleich für 5 Personen. Nicht fliessend, all‘ onda, sondern eher standfest-cremig, wie er in den Ländern nördlich Italiens (leider) so gerne serviert wird. Standfest. Zudem 5 Minuten kürzere Kochzeit als bei einem normalen Risotto. Kurz abgekühlt wird er in 12 cm Ringe gefüllt, angedrückt, 1-2 Stunden zum Binden kühl gestellt, dann in Butterschmalz beidseitig knusprig gebraten. Serviert mit Burrata und confierten Tomaten. Dass ich Lavendelblüten darüber gestreut habe, ist auf das Fehlen von Basilikum in der Basler Wohnung zurückzuführen. Blau ist ausnahmsweise das neue Grün.

Statt sie direkt anzubraten, kann man die Reisscheiben auch tiefgefrieren, bei Bedarf in der MW auftauen und dann anbraten. Ein schnelles Essen, das vielfältig variierbar ist. Gut essen muss nicht kompliziert sein.

Zutaten und Zubereitung

Zutaten für 5 Personen

für den Risotto
400 g Carnaroli-Reis
30 g Schalotten, fein gehackt
1 dl Weisswein trocken
1.5 g Safranstempel
ca. 1-1.2 L Gemüsebrühe, aus Bio-Brühpulver
40 g frische Butter
40 g Parmesan, 24 Monate, gerieben
Spritzer heller Balsamessig
Spritzer helle Sojasauce
weisser Kampotpfefferr
Ghee (Butterschmalz) zum Anbraten

zum Belegen:
confierte Cherrytomätchen
Burrata oder Burratine


(1) Safran in wenig warmem Wasser kurz einweichen

(2) Reis in etwas Olivenöl 2-3 Minuten andünsten, gegen Ende die gehackte Schalotte mitdünsten (das vermeidet angebrannte Zwiebeln). Ablöschen mit dem Weisswein und einkochen.

(3) Safran und Einweichwasser zugeben, portionsweise mit Gemüsebrühe angiessen. Dabei den Risotto mit Umrühren immer schön cremig halten. Nach 15 Minuten Kochzeit sollte er fest-cremig sein, überschüssige Brühe muss vom Reis vollständig aufgenommen sein.

(4) Butter und Parmesan unterrühren. Abschmecken mit Essig, Sojasauce, Pfeffer und Salz.

(5) Risotto in eine Platte geben und zugedeckt etwas abkühlen lassen.

(6) Je 180-200 g Risotto flach in eingefettete 12cm Metallringe drücken. Grössere Ringe sind nicht empfehlenswert, da sonst das Wenden schwierig wird. Die Ringe zum Aushärten 1-2 Stunden in den Kühlschrank stellen (oder die Reisplatten für die Vorratshaltung einfrieren).

(7) Die Reisplatten in Ghee beidseitig je etwa 5-7 Minuten knusprig anbraten. Flache Pfanne verwenden. Zum Wenden die Risottoscheibe vorsichtig in einen flachen Teller gleiten lassen. Zweiten Teller darauflegen, wenden und wieder in die Pfanne zurück. Vom Wenden in der Luft rate ich ab. Reisplatten sind keine Pfannkuchen.

Alternativen zum Anrichten:

Käsecreme (Parmesan oder Gorgonzola: 100 g Parmesan, fein gerieben oder zerbröselter Gorgonzola in 200 ml Rahm 20 Minuten bei 60°C erwärmen. Am Schluss eine Msp. Xanthan (Gelespessa zufügen) Mixen.

Inspiriert durch Ristorante Claudio Sadler, Milano.

Und nun ab in den Garten, unsere Gartentüre steht offen, wie vor 2 Wochen angekündigt. Mal sehen, ob bei dem angesagten Regen überhaupt jemand kommt. Teilen wir das Bier halt mit den Schnecken.

Risotto mit Tannenspitzen

Von der kargen, trockenen Berglandschaft in Südkalabrien zurück in den Jura. Hier lässt sich ebenso gut wandern, auch wenn unsere Augen vergeblich nach Aetna und Meer suchen. Schwere Regentropfen kullern über Windjacken, der nasse Boden quietscht unter unsern Schritten. Keck strecken uns im Mischwald einige Weisstannen, abies alba, sowie Fichten, picea abies, ihre kleinen, hellgrünen Spitzen aus dem dunkeln Nadelkleid entgegen. Hübsch. Beruhigend. Wohltuend für Leib und Seele. War da nicht etwas mit Sprösslingen? Honig? Hustensirup? Eher nicht…. Risotto! Den im Spätherbst in Seggiano in der Toskana gegessenen Risotto di Carnaroli alle gemme di abete bianco habe ich beinahe vergessen.

Anstelle eines toskanischen Weissweines verwendete ich den aromatischen vin jaune aus dem Jura. Die Sprösslinge stammen nicht von den Hängen des Monte Amiata, sondern aus dem Jura. Tanne ist Tanne. Und die gedeihen bei uns eh besser als im heissen Süden.
Die Sprösslinge trockneten wir bei milder Temperatur in der Küche auf Drahtgitter hoch über dem Holzherd (Dörrex geht auch). Anschliessend verreibt man sie von Hand zu feinem Pulver und entfernt dabei die . zähen Teile des heranwachsenden Zweiges.

Risotto alle gemme di abiete

Zutaten
200 g Rundkornreis (Carnaroli)
2 kleine Schalotten, fein geschnitten
2-3 TL getrocknete, zerriebene Tannenspitzen
1 dl Vin jaune
ca. 6 dl heisse Gemüsebrühe, gesalzen
3 EL Parmesan, gerieben
50 g Butter
Salz, Pfeffer

Zubereitung
(1) 30 g Butter in der Pfanne schmelzen lassen, Reis zugeben und glasig dünsten, die Schalotten zufügen und kurz mitdünsten (dürfen keine Farbe annehmen), 1 TL Tannenspitzenpulver einrühren und mit dem Wein ablöschen.
(3) Den Risotto unter stetem Rühren bis zur sämigen Konsistenz einkochen, die verdunstete Flüssigkeit immer wieder durch kleine Zugaben der Gemüsebrühe ersetzen.
(4) Nach 20 Minuten restliche Butter, den Parmesan und einen Schluck Wein unterrühren.
(5) Mit Pfeffer, ggf. Salz und den restlichen 1-2 TL Tannenspitzenpulver abschmecken.

Unscheinbares Rezept und doch ein wunderbarer Risotto mit feiner Harznote. Die Idee mit dem vin jaune war gut. Wer keinen vin jaune hat, könnte es mit einem gut geharzten Retsina aus Griechenland probieren.

Cipolla ripiena di fonduta al Castelmagno

Castelmagno, einer der bekanntesten Käse im Piemont. Seit dem 13. Jahrhundert hergestellt. Castelmagno war im 19. Jahrhundert unbestrittener König der italienischen Käsesorten; die Nachfrage war in ganz Europa gross. Durch die beiden Weltkriege geriet er jedoch beinahe in Vergessenheit. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde er wiederbelebt. Seit 1992 besitzt er DOC-Status, seit 1996 das DOP-Siegel.

Da hier nur schwer erhältlich, konnte ich ihn bislang noch nie probieren. In Alba kauften wir uns je ein Stück jungen (ca. 5 Monate) sowie gereiften Käse aus dem Vorjahr. Beides Alpkäse „alpeggio“ der ausschliesslich im Sommer hergestellt wird. Zu einer Zeit, in der die Kühe Kräuter und Blumen der Alpwiesen fressen. Der in den Sommermonaten hergestellte „alpeggio“ ist teurer als der gewöhnliche Bergkäse, der eigentlich ein Talkäse ist, weil er zwischen Oktober und Mai im Tal hergestellt wird. Er ist zylindrisch, hat ein Gewicht von 2-7 kg, der Teig ist hellgelb, die Rinde hellbraun bis grau, rau, von Edelschimmel überzogen. Auffallend ist seine eigenartige Konsistenz: der junge Käse war extrem bröselig und liess sich von Hand zerbröseln. Ich vermute, dass das mit der besonderen Reifung zusammenhängt: der Käsebruch wird nach dem Pressen und Abtropfen nicht direkt verformt, sondern reift für 4 Tage In der Molke, um danach nochmals gebrochen und erst dann geformt zu werden. Jung schmeckt er nach Quark, nach Reifung herzhaft würzig. Unser alter Castelmagno war steinhart und eignet sich eher als Reibkäse.

Ganz im Sinne von Olaf S. verarbeite ich meinen jungen Castelmagno mit einem „Doppelwumms“ zu einem einzigen Gericht. Gefüllte Zwiebeln mit einer Fonduta aus Castelmagno. Weil der Mensch von Zwiebeln allein nicht leben kann, gibts dazu einen Kürbis-Risotto mit, wen wunderts… ja Castelmagno Reibkäse.

Zutaten

Zwiebeln
6 mittlere Zwiebeln (besser 4 grössere)
6 kleine Lorbeerblätter
roter Kampotpfeffer
Prise Gewürznelkenpulver
Meersalz

Fonduta
100 g Castelmagno, jung, fein gerieben
1 dl Vollrahm
1 dl Milch
1 Knoblauchzehe, gepresst
Muskatnuss
roter Kampotpfeffer
Meersalz
1 TL Kartoffelstärke
1 Eigelb

Kürbis-Risotto
200 g Kürbis (Bleu de Hongrie), grob gewürfelt
50 g Kürbis, fein gewürfelt
1 kleine Zwiebel gehackt
20 g Butter
150 g Carnarolireis
50 ml Weisswein
5 dl heisse Gemüsebrühe (aus Biowürfel)
1 TL Jamaikapfeffer, gemörsert
Meersalz
25 g Castelmagno, jung, fein gerieben
15 g Butter

Zubereitung

Text ging verloren, wurde nachgereicht am 20.01.2023. Entschuldigung und Danke für die Meldungen.

(1) Käse reiben. Über Nacht im Kühlschrank in der Milch einlegen.
(2) Zwiebeln gewaschen und geschält im Dampfgarer mit den Lorbeerblättern 3-5 Minuten bei 100°C angaren. Das Innere muss nicht gar sein. Die Aussenwand, die zuerst gar wird, sollte noch fest und stabil sein.
(3) Abkühlen lassen, im obern Drittel einen Deckel abschneiden und mit einer spitzen Gabel, Pinzette und spitzem Messer die innern Zwiebel-Schichten vorsichtig herauslösen oder -schneiden. Der Boden darf aber nicht angeschnitten sein. Die Höhlung würzen.
(4) Die Hälfte der ausgehöhltem Zwiebelmasse fein hacken und würzen. Je nach Garungszustand muss die Masse in einem Pfännchen noch kurz nachgegart werden.

(5) Die Zwiebelfonduta in einem bain-marie (etwa 70°C) zubereiten: Käse in der Milch mit dem Rahm unter Rühren mit einem Holzlöffel langsam, langsam zum Schmelzen bringen. Stärke, Knoblauch und Gewürze beifügen. Temperatur auf etwa 90°C bringen.
(6) Unter Rühren das Eigelb zugeben, die Masse soll andicken, dann abschmecken.
(7) die Zwiebelmasse in die Fonduta einrühren.
(8) Die ausgehöhlten Zwiebeln in eine feuerfeste Form geben, mit der Zwiebelfonduta füllen, der verbliebene Rest an Zwiebelschichten dazulegen und im auf 220°C vorgeheizten Ofen 10 Minuten überbacken und auf dem Risotto servieren.

Der Kürbisrisotto versteht sich von selbst, Nach klassischem Rezept.

Damit es wieder einmal gesagt ist: Das ist keine Werbung. Ich zahle meine Einkäufe von meiner Altersrente. Ich kriege für meine Blogbeiträge nichts, zahle sogar dafür, dass keine Reklame aufpoppt, will auch nichts, will mit niemandem Kooperationen eingehen, diesbezügliche Anfragen beantworte ich schon seit Jahren nicht mehr.

Involtini di foglie di vite

Die Spalierrebe am Haus musste ausgedünnt werden, damit die Kraft in die Trauben geht. Gefrässige Amseln, Krähen und Elstern werden es uns im Herbst danken. Oder auch nicht. Wenn wir schon keine Trauben ernten dürfen, dann fordern wir unsern Besitz-Anteil an der Rebe wenigstens in Form einer Dolmades-Dividende heraus. Da ich mich nicht an die unzähligen Varianten dieses nahöstlichen Gerichts halten mag, sondern der Füllung einen kalabrisch-sizilianischen Dreh verpassen will, benenne ich die gefüllten Blätter schlicht als gefüllte Röllchen in Weinblättern. Nicht authentisch, aber hübsch und gut. Mit der Ziegenkäsesauce sogar sehr gut.

Zutaten und Zubereitung

für etwa 30 Röllchen

30-40 möglichst junge, aber grosse, ungespritzte Traubenblätter. Da die Rebenblätter Oxalsäure enthalten, lässt sich das zarte Grün im Kochprozess leider nicht erhalten (es sei denn mit Tricks aus dem Chemiebaukasten). Es ist also egal, ob man frische oder in Salzlake eingelegte Blätter aus dem Konservenglas verwendet. Olive-Braun werden oder sind sie alle.
Frische Blätter im Dampfgarer 2 Minuten bei 110°C garen. (oder im Wasserbad 3-4 Minuten blanchieren)
Die gegarten Blätter auf Küchenleinen ausbreiten und abtropfen lassen.

für die Füllung:
200 g Risottoreis
2 EL Olivenöl
1 Zwiebel
1 EL getrocknete Korinthen
50 ml Weisswein
6 dl Gemüsebrühe, heiss
Salz, Pfeffer
30 g Butter

2 EL Salzkapern, gewässert, gehackt
ca. 15 Taggiasca Oliven, entsteint, geviertelt
5 weiche Dörrtomaten, gehackt
1 Peperoncinoschote, geschält, entkernt, gehackt
3 EL Ziegen-Ricotta salata, fein gerieben (aus Kalabrien)
12 grosse Minzblätter, Blätter gehackt
1/2 Bund glatte Petersilie, Blätter gehackt

200 g Rindshackfleisch Bio vom Bündner Grauvieh
1 Zwiebel

für die Käsesauce:
80 g junger Ziegenkäse (aus Kalabrien)
1 Schluck Weisswein
0.5 dl Milch
1 TL Kartoffelstärke
weisser Pfeffer

(1) Aus der ersten Zutatengruppe einen (eher festen) Risotto kochen.
(2) Währenddessen das Hackfleisch in Olivenöl mit der Zwiebel anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.
(3) Risotto mit den restlichen Zutaten inkl. Fleisch gut mischen und mit Salz und Pfeffer kräftig abschmecken.
(4) Je 1 EL Füllung beim Stengelansatz auf ein Weinblatt legen, die Blattseiten einschlagen und satt aufrollen.
(5) Gratinplatte mit Weinblättern auslegen und die Röllchen (Verschluss nach unten) darauf legen.
(6) Gratinplatte im Dampfgarer offen während 15 Minuten bei 110°C garen.
(7) Ziegenkäse grob reiben und 1 Stunde in lauwarmer Milch einlegen. Weisswein zugeben und vorsichtig zu einem“Fondue“ schmelzen. Binden mit in kaltem Weisswein angerührter Kartoffelstärke. Ggf. mit dem Stabmixer aufmixen. Mit Pfeffer würzen.

Strahlt auf mich der Blitz des Goldes

Ovoli

Risotto agli Ovoli, Kaiserlinge, kostbare Pilze, für die man einige Sesterzen, Silberlinge (Denare) oder gar einen Aureus hinterlegen muss, um sie heimtragen zu können, falls sie denn überhaupt zu haben sind. Ein Pilz, der nach der Legende einst nur dem römischen Kaiser vorbehalten war. Seit die Kaiser abgedankt haben, sind die Pilze auch bei uns Proletariern gern gesehene Gäste im Teller.

Risotto agli Ovoli

Risotto agli Ovoli

Zutaten
200 g Risottoreis (Carnaroli)
20 g Butter
30 g Schalotten, geschält und fein gehackt
40 ml weisser, trockener Sherry
500 ml Gemüsebrühe, leicht gesalzen
nochmals 20 g Butter
30 g Parmesan, frisch gerieben
250 g Ovoli
2 Zweige Thymian
Pfeffer, Salz
Zitronensaft
Petersilie

Zubereitung
klassischer Risotto, in meiner Kochmaschine gerührt.

(1) Schalotten in der Butter farblos andünsten, Reis zugeben, 2 Minuten mitdünsten. Mit dem Sherry ablöschen. Den Sherry weitgehend eindampfen, dann über die gesamte Kochzeit mit etwa 4 Portionen Gemüsebrühe ablöschen. 20 Minuten rühren bei 100°C (bzw. rühren lassen)
(2) Inzwischen die Pilze putzen, in feine Scheibchen schneiden. Bei Halbzeit in einem Gemisch aus Butter und Olivenöl mit dem Thymian beidseitig kurz anbraten. Dabei wird die zartgelbe Farbe intensiv goldgelb. Ein Drittel der Pilze unter den Risotto rühren und mitkochen, den Rest fertigbraten, salzen, pfeffern und die Petersilie untermischen.
(3) Nach insgesamt 20 Minuten die restliche Butter und den Parmesan in den Reis unterrühren.
(4) Risotto mit Pfeffer und ggf. Salz abschmecken. Kurz stehen lassen, dann die gebratenen Ovoli drüber geben.

Dazu hören wir uns Hermann Prey und Fritz Wunderlich im Duett Figaro/Almaviva aus dem Barbiere an. Diese beiden Stimmen machen sogar die deutsche Sprache in einer italienischen Oper erträglich.

Buchweizenrisotto mit Rosenkohl

Saracenotto 2016 10 10_0433

„Kulinarisch sei in diesem Blog nichts mehr los“ urteilte kürzlich ein Leser. Der Mann hat recht. Warum das so ist, habe ich im Blog mehrfach dargelegt. Ich habe noch andere Interessen als nur Kochen und will diesen in meinem Leben wieder mehr Gewicht verschaffen, solange mir das vergönnt ist. Ich blogge, falls überhaupt, nur noch einmal die Woche und davon rücke ich nicht mehr ab. Auch heute nur ein einfaches Gericht, dazu noch nachgekocht: Rosenkohl nach einem Rezept von Tanja Grandits in der Coopzeitung. Vielleicht auch nur von einer Redakteurin der Zeitung im Namen der Frau Grandits verfasst, um den Rosenkohl- und Rapsölabsatz anzukurbeln. Wer weiss das schon. Als Anregung für einfache Alltagsgerichte ist mir die Kolumne aber mehr als recht.  Saracenotto al cavolo di bruxelles, Italiener kennen das längst.

Buchweizenrisotto mit Rosenkohl


Saracenotto 2016 10 10_0432

Zutaten
1 Schalotte fein gewürfelt
1 Messerspitze Wacholder gemahlen
200 g Buchweizen
3 EL Rapsöl
1 dl Weisswein (L.: Vin jaune du Jura)
250 ml Gemüsefond

500 g Rosenkohl
25 g Butter
50 g Parmesan
2 EL geklärte Butter
Saft einer halben Zitrone (L.: ein paar Spritzer)
Salz, Pfeffer.

Saracenotto 2016 10 10_0431

Zubereitung
(1) Schalotte, Wacholder und 200 g Buchweizen in Rapsöl andünsten. Mit 1 dl Weisswein ablöschen und einkochen lassen.
(2) Mit Gemüsefond bedecken und unter Rühren köcheln lassen.
(3) Immer wieder etwas Fond nachgiessen, bis der Buchweizen bissfest gegart ist.
(4) Rosenkohl entblättern. Ich habe ihn zusätzlich 30 Sek. in kochendem Salzwasser blanchiert, kalt abgeschreckt und zwischen Küchenpapier trocken gelegt. Das nimmt ihm den aufdringlichen Kohlgeruch und hält ihn grün.
(5) Rosenkohlblätter in der geklärten Butter anbraten und mit dem gegarten Buchweizen, frischer Butter und geriebenem Parmesan verrühren. Abschmecken mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer. Geröstete und gehackte Baumnüsse sowie Parmesanspäne darübergeben.

Januaressen. Muss man nicht unbedingt nachgekocht haben, schmeckt aber immerhin gesund. Sehr gesund.

Polenta e riso come una pizza

Polenta e riso come una pizza 2016 05 09_1068

Während der Vorbereitung meines Emiliaburgers nach Massimo Bottura bin ich auf Bildern noch einem andern Gericht des Meisterkochs aus Modena begegnet:  Polenta und Reis als Pizza. Oder auf Neudeutsch: The North That Wanted to Become South. Wie Bottura seine Speisen bezeichnet, ist typisch für ihn und hinterlässt beim Leser Heiterkeit.

Stundenlang habe ich dafür das Internetz abgeklappert.  Viele schöne und weniger schöne Fotos, aber kein Rezept. Das einzige, was ich darüber fand, war die Beschreibung des Gerichtes durch einen Gastrokritiker. Bottura, auf der Suche nach der Reinheit der Aromen, koche den Reis in Büffelmilch (ohne Wein), röste die Polenta in mehreren Schritten so stark, bis sie leicht verbrannt schmecke. Dazu eine Tomatensauce mit Sardellen und Oregano. Und alles soll an eine Pizza aus dem Ofen erinnern. Probieren wir das halt ohne Rezept mit diesen rudimentären Angaben. Modena ist für mich unerreichbar.

Doch erst musste Büffelmilch beschafft werden. In der Chäsi Meierskappel im Luzerner Hinterland wurde ich fündig. In einer Tour de Lucerne stärkten wir uns zuvor in Werni Toblers Bistro Bacchus in Hildisrieden (seit 1. April steht er endlich wieder hinter dem Herd) und nachher Fotoshooting beim Schloss Wyher.

Polenta e riso come una pizza 2016 05 09_1073

Zutaten

Maiscracker als „Pizzateig“:
80 g gelbes Polentamehl
3-4 dl Wasser
Salz

Büffelmilchreis als „Mozzarella“:
1 kleine Schalotte
20 g Butter
120 g Reis Carnaroli
5 dl Büffelmilch
Meersalz
weisser Kampotpfeffer

„Tomatensugo“:
2 EL Olivenöl
1 Schalotte, geschält, fein gehackt
2 Sardellen, gehackt
2 kleine Dosen gehackte Tomaten (Bottura verkocht frische Tomaten)
Meersalz
Piment d’Espelette

Polenta e riso come una pizza 2016 05 09_1062

Zubereitung
Maiscracker als „Pizzateig“:
(1) Polentamehl unter Rühren in das kochende, gesalzene Wasser einrieseln lassen, danach im vorgeheizten Ofen zugedeckt bei 100°C ca. 50 Minuten quellen lassen. Gelegentlich umrühren. Ggf. kochendes Wasser einrühren, damit eine dünne Polenta entsteht. Ofen auf 150°C hochstellen.
(2) Polenta mit einer Teigkarte auf zwei mit Backpapier belegte Bleche dünn ausstreichen und die Bleche in den Ofen legen. Sobald sich der Maisfilm vom Papier lösen lässt, Temperatur auf 180°C hochstellen, wenn der Mais goldgelb ist, das eine Blech herausnehmen, dann auf 220°C stellen und das zweite Blech dunkelbraun rösten. Maisfolien nach dem Abkühlen zerbröseln.

„Tomatensugo“:
(3) Gehackte Tomaten auf einem Sieb gut abtropfen lassen.
(4) Schalotte und Sardellen im Olivenöl langsam andünsten, abgetropfte Tomaten unterrühren und etwa 30 Minuten auf niedriger Temperatur konfitürenartig einköcheln. Würzen mit Piment d’Espelette und Meersalz.

Büffelmilchreis als „Mozzarella“:
(5) Schalotte in der Butter anschwitzen, Reis zugeben und 2-3 Minuten mitdünsten. Die erwärmte Büffelmilch portionsweise unter häufigem Rühren zugeben, salzen. Das mache ich alles in der Cooking Chef, genauso, wie man einen Risotto zubereitet. Am Ende soll ein fliessender Risotto „all onda“ entstehen, kein Türmchenbaurisotto! Nachwürzen mit Meersalz und viel weissem Kampotpfeffer.

Polenta e riso come una pizza 2016 05 09_1064

für den finish:
Tomatensugo in einem kleinen Ring in die Mitte des Tellers platzieren. Ring wegziehen. Grösseren Ring aufsetzen und den Reis vorsichtig als weisse Kappe über den Tomatensugo verteilen. Maiscracker als Ring darum verteilen.

Ein Gericht eines 3-Sternekoches ohne Rezept, nur aufgrund rudimentärer Angaben und ohne das Gericht je gegessen zu haben, nachzukochen, ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Der puristisch angerührte Reis schmeckt zwar wie Milchreis mit cremigem „Büffelmilch-Geschmack“, mit etwas Phantasie kann man sich das durchaus auch als geschmolzenen Büffelmozzarella vorstellen. Die rote, kräftig gewürzte Tomatensauce ist das Pendant zum milden „Käse“. Am Tellerrand duften die Maiscracker nach angebranntem Pizzateig.

Ein Mensch ohne Phantasie ist wie ein Vogel ohne Flügel (W. Raabe).
Oder andersrum in meinen Worten: Pizza bleibt Pizza.

Kabeljau, Meerrettichrisotto, Randen

Kabeljau, Meerrettichrisotto, Randen

Kürzlich bei Gianluca Garigliano im Restaurant Talhaus, Bubendorf (1 Michelin*) mittags gegessen. Mittags, wenn es einfacher und preisgünstiger ist: Kabeljau, Meerrettichrisotto, Randenschaum. Eine stimmige Kombination. Der Meerrettich verliert im heissen Risotto seine ganze Schärfe, zurück bleibt der charmante, erdig-aromatische Wurzelgeschmack. Den Kabeljau habe ich nach der Methode von Küchenchef R. Warna im Ofen sanft pochiert. Dazu servierte ich noch gelbe Randenwürfel, das bringt Farbe auf den Teller.

Kabeljau, Meerrettichrisotto, Randen


Kabeljau, Meerrettichrisotto, Randen
Zutaten
Vollmahlzeit für 3 Personen

Fisch:
300 g Kabeljau, Filet Royal
wenig Zitronensaft
rosa Pfeffer aus der Mühle
Fleur de Sel
1 Schalotte, geschält und fein geschnitten
50 ml Weisswein
1 Elf. geschmolzene Butter

Risotto:
150 g Carnarolireis
1 Elf. Butter
1 Schalotte, geschält und fein geschnitten
50 ml Weisswein
ca. 5 dl heisse Gemüsebrühe
Salz, weisser Pfeffer
25 g frischer Meerrettich, fein gerieben
nochmals 1 Elf. Butter

Randensauce:
1 dl Geflügelbrühe, gelierend
ca. 1.5 dl Biotta Randensaft (oder Frischsaft aus der Entsafterzentrifuge)
Salz, weisser Pfeffer
3 Thymianzweige
1 knapper Elf. Butter

Randenwürfel:
1 gelbe Rande
wenig Orangenöl (Olivenöl aromatisiert mit Orange)
Fleur de Sel
weisser Pfeffer
3 Thymianzweige, Blättchen abgezupft

Randenbrösel zum Garnieren

Kabeljau, Meerrettischrisotto, Randen (2015 10 28_9334)

Zubereitung
(1) Gewaschene Randen mit einer Nadel einstupfen, mit Orangenöl einreiben, mit Thymian, Pfeffer und Fleur de Sel bestreuen und in einem Bratschlauch verschliessen. 80-90 Minuten bei 180°C im vorgeheizten Ofen backen. Etwas abkühlen, [schälen] dann in kleine Würfel schneiden, mit 1 Tlf. Orangenöl mischen und nachwürzen. Auf einem kleinen Blech im Ofen bei 90°C warm halten.
(2) Geflügelbrühe mit Thymian langsam einkochen, Randensaft zugeben, durch ein Sieb giessen und zu Sirup einkochen. Würzen mit Salz und Pfeffer. Kurz vor Gebrauch die Butter unterschlagen.
(3) Kabeljau portionieren, mit Zitronensaft beträufeln, mit rosa Pfeffer bestreuen und zugedeckt 1 Stunde marinieren. Mit Küchenpapier trockentupfen, mit Fleur de Sel salzen und mit wenig flüssiger Butter einstreichen.
(4) Sauteuse mit wenig Butter einstreichen, Schalottenwürfel in der Pfanne verstreuen, Deckel aufsetzen und im 90°C warmen Ofen 15 Minuten heiss werden lassen. Danach den Weisswein aufkochen, die Kabeljaustücke in die Sauteuse auf die Schalottenwürfel legen und mit dem heissen Weisswein angiessen. Den heissen Deckel wieder aufsetzen und in den 90°C warmen Ofen stellen. Ca. 20 Minuten pochieren. Kerntemperatur ca. 70°C.
(5) Risotto wie üblich zubereiten, nach 10 Minuten die Hälfte des Meerrettichs zugeben, restlichen Meerrettich nach 20 Minuten mit der Butter unterrühren.

Mit der Randensauce auf die vorgewärmten Teller einen grossen Kreis zeichnen, Risotto (Konsistenz: all’onda) in den Kreis schöpfen, Randenwürfel an den Rand legen (deshalb heissen sie wohl so). Am Schluss das Fischfilet auf den Risotto legen. Mit rosa Pfeffer und Randenbröseln bestreuen.

Eine sanfte Garmethode, die Lamellen waren nur noch leicht glasig. Ein Fisch, der weder nach Sternanis, Kreuzkümmel noch nach Grüntee schmeckt. Altmodisch, aber in seiner Art doch perfekt. Der Risotto rührt im Maschinchen von alleine, der Fisch braucht im Ofen auch keine Betreuung. Bevors ans Anrichten geht, ist die Küche aufgeräumt. Die Tellerportionen sind etwas gross. Das liegt einzig an den grossen Tellern 😉

Spargelrisotto mit Safran und Knochenmark

Knochen zum Risotto mit Grünspargel

Vom letzthin gekochten Menu T blieb ein ganzer Kalbsknochen mit Mark, aber ohne Fleisch, sowie ein halber Bund Grünspargel übrig.

Das aus dem Knochen hervor gestocherte Mark bot sich zum verkochen in einem Risotto alla Milanese an. Dieser klassische Risotto wird mit Rindermark und Safran zubereitet. Da Safran und Grünspargel gut zusammengehen, zudem Grünspargel immer zu einem Risotto geht, war die Brücke gebaut. Etwas wackelig zwar, aber tragfähig. Ziel erreicht. Alle Resten verbraucht.

Spargelrisotto


Spargelrisotto
Man beginne also mit 1.5 kg Kalbhaxe, anbraten, garen, essen… bis das kostbare Knochenmark daraus gewonnen ist. Anschliessend kann man den Knochen dem Haushund überlassen.

Zutaten
für 2 Personen:
10-15 Safranfäden
50 ml Vin jaune d’Arbois (mein liebster Risotto-Weisswein)
200 g sehr dünne Grünspargeln aus Apulien
200 g Carnarolireis
ca. 30 g Knochenmark
ca. 15 g Butter zum andünsten
1 Schalotte, fein gewürfelt
1 junge Knoblauchzehe, fein gewürfelt
ca. 7 dl Spargelkochwasser
1 Elf. frische Butter
30 g geriebener Parmesan
Meersalz, Fleur de Sel
weisser Pfeffer
Olivenöl für die Spargelspitzen

Zubereitung
(1) Die Safranfäden im Weisswein einweichen.
(2) Die Enden der Spargeln grosszügig abschneiden, hacken und in ca. 8 dl kochendem, leicht gesalzenem Wasser 20 Minuten auskochen, Spargelwasser absieben und auffangen.
(3) Die Spargelspitzen abschneiden und den Rest der Stangen in Erbsengrosse Stücke schneiden.
(4) Die Spargelspitzen ca. 3 Minuten im aufgefangenen Spargelwasser blanchieren. Herausnehmen und beiseitestellen.
(5) Die erbsengrossen Spargelstückchen im selben Kochwasser ca. 3 Minuten blanchieren und herausnehmen. Spargelwasser für den Risotto heiss halten.
(6) Schalotte und Knoblauch im Knochenmark und den 15 g Butter anschwitzen, Reis zugeben, 2-3 Minuten mitgehen lassen, dann mit dem Weisswein ablöschen und etwas einkochen. Den Reis mit dem Spargelwasser portionsweise zu Risotto kochen. Mein Maschinchen macht das für mich (Intervall 2). Nach 15 Minuten die kleinen Spargelstücke zugeben.
(7) Nach total 20 Minuten Kochzeit restliche Butter und Parmesan unterrühren. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
(8) Indessen die Spargelspitzen in wenig Olivenöl kurz anbraten, mit Fleur de Sel bestreuen und auf dem Risotto verteilen.

Spargelrisotto

Heute leider kein Herz für Vegetarier.

Orzotto mit Bier und Kerbelrüben

Orzotto

Auch wenn sich in deutschsprachigen Ländern der Begriff Gers(t)otto für einen Risotto aus Gerste eingebürgert hat,  klingt der Name in meinen Ohren wie etwa Gemüsebratling, Nussmus, Käsiges Gemüse oder Tofuwurst. Irgendwie nach Birkenstock. Ich benutze lieber den italienischen Namen: O-r-z-o-tt-o (orzo=Gerste). Das klingt genau nach jener Kraft, die in der Gerste steckt. Letzten Herbst kaufte ich mir in Filisur im Hofladen neben Bergkartoffeln noch zwei Leinensäcke mit Granalpin Gerste.

Gran Alpin nennt sich die Selbsthilfe-Genossenschaft von Bündner Bergbauern, die auf ihren biologisch bewirtschafteten Betrieben Getreide anbauen. Wirtschaftlich sind das marginale Mengen, wenige hundert Tonnen Weizen, Roggen, Speisegerste, Braugerste, UrDinkel, Nackthafer und Buchweizen.

Orzotto 2015 01 03_6768
meine Vorräte: Gerste für die Ewigkeit

Wegen der härteren, klimatischen Bedingungen reifen Pflanzen im Berggebiet in kürzerer Zeit zu einem späteren Zeitpunkt heran. Der höhere Sonnenstand und die höhere Intensität der Sonneneinstrahlung im Berggebiet ist für das beschleunigte Wachstum (durch Photosynthese) verantwortlich. Im alpinen Getreide steckt somit die „volle Kraft und Energie der Bergsonne“, wie die Bergler sagen. Natürlich nur, wenns nicht zuviel nebelt und regnet.

Weils bei uns die letzten Tage recht viel Nebel hatte, tue ich uns etwas Gutes und koche einen Orzotto mit Bier, inspiriert durch ein Rezept auf der Granalpin-Seite. Der Gerstensaft (flüssiges Brot, wie man das früher nannte) verstärkt und unterstreicht Kraft und Geschmack der Gerste durch seine herbe, leicht bittere Note und passt gut zu den eher süsslich schmeckenden Wurzelgemüsen.

Orzotto

Orzotto
Variante mit Weisswein anstelle von Bier und ohne Kerbelrüben

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen

180 g Gerste (L.: Granalpin)
20 g Butter
1 Schalotte oder kleine Zwiebel
1 mittlere Karotte
1 mittlere Peterliwurzel
1 Stange Staudensellerie
10 cm Lauchstange (ich setzte wieder mal den Kühlschrank um)
2 dl Amber Bier (L.: Ittinger)
5 dl heisse Gemüsebrühe
nochmals einen Stich Butter und 20 g Sbrinz oder Parmesan, gerieben
Salz, schwarzer Pfeffer

200 g Kerbelwurzeln (Kerbelrüben, Erdkastanien)
Butter
2 Elf. glatte Petersilie, gehackt
Salz, schwarzer Pfeffer

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Kerbelrüben, Kerbelwurzeln

Zubereitung
wie ein Risotto.
(1) Zwiebel in Butter anschwitzen, Gerste zugeben und kurz glasig dünsten, danach das fein gewürfelte Gemüse zugeben und nochmals 3 min. dünsten.
(2) Mit Bier ablöschen und unter gelegentlichem Rühren einkochen. (L.: Cooking Chef). Anschliessend portionsweise mit Gemüsebrühe unter Rühren in Intervallen garen. Das Orzotto sollte nicht allzu heftig gerührt werden, sonst wird es schleimig. Nach ca. 20 Minuten die restliche Butter und den Käse unterrühren.
(3) Die gewaschenen Kerbelrüben mit einem feinen Tomatenschäler schälen, jeweils in 6 Spalten schneiden und in wenig heisser Butter leicht anbräunen (nicht länger als ca. 2-3 Minuten) und die Petersilie untermischen.


Ein Kraftspender für alte, stressgeplagte Männer, junge Bodybuilder und werdende Mütter. Wem der Orzotto zu kräftig schmeckt, darf anstelle des Biers auch mit 50 ml Weisswein ablöschen. Mit Bier schmeckts aber besser. Kerbelwurzeln kann man durch Karotten oder Petersilienwurzeln ersetzen. Sie haben derzeit noch Saison, sind aber nur schwierig zu finden und teuer. In Zürich doppelt so teuer wie in Basel. Ein teures Pflaster, dieses Zürich.

Inselhüpfen im Zitronenrisotto

Zitronenrisotto

Reif für die Insel. Ich träume vom Ferien machen, faulenzen, andere für uns kochen lassen. Klicke mich durch Internetseiten von Hotels. So war ich kürzlich virtuell (!) in einem Hotel am Gardasee in Gargnano zu Gast. Wie immer erst ein Blick auf die Speisekarte: Risotto al limone, burrata e polvere di liquirizia. Das las sich nicht schlecht und hat überdies den Vorteil, dass ich zum Nachkochen kein Rezept brauche. Die eigentliche Knacknuss, deretwegen ich das Gericht dreimal (!) zubereiten musste, war das Fotografieren von weissem Risotto. Das kriege ich bei den misslichen Beleuchtungsverhältnissen in meine Klause nicht hin. Immerhin kam beim dritten Versuch noch die feine Zitronensauce hinzu, die mit ihrer markanten Säure im Vergleich zum milderen Risotto das Gericht erst rassig macht.

Zitronenrisotto, Burrata, Lakritz, Weisser Kampotpfeffer

Zitrronenrisotto

Zutaten
für 2 Personen

für den Risotto:
200 g Carnaroli Reis
1 Schalotte
2 Elf. Butter
50 ml Weisswein
ca. 500-600 ml helle Gemüsebrühe
30-40 ml Zitronensaft und etwas Abrieb
3 Elf. Parmesan, frisch gerieben
1/2 Burrata (oder Mozzarella di Bufala) in max. 1 cm grosse Würfel geschnitten
Lakritzstangen ohne Zucker, frisch gerieben
weisser Kampotpfeffer, frisch gemahlen (Hennes´ finest)
Salz

für die Zitronensauce: nach einer Idee von Douce Steiner aus ihrem neuen Buch: „Gemüsewelt“
1 kleine Schalotte, geschält, fein gewürfelt
1 Stange Zitronengras, geklopft und in Rädchen geschnitten
3 Safranfäden
2 Elf. Zitronenöl
250 ml Gemüsebrühe
60 ml Zitronensaft (Amalfizitrone wäre ideal, ich hatte nur die saurere Sorrentzitrone) und Abrieb einer Zitrone
3 Zweige Zitronenthymian
25 g kalte Butter
Salz, Piment d’Espelette

Zubereitung
für die Zitronensauce:
(1) Schalotten, Zitronengras und die Safranfäden in 1 Elf. Zitronenöl andünsten. Gemüsebrühe und Zitronenabrieb zugeben und auf etwa 70 ml einkochen. Thymianzweige 1-2 Minuten darin ziehen lassen, anschliessend alles absieben und den Jus zurück in den Topf geben.
(2) 2/3 des Zitronensafts zugeben, kalte Butter und 1 Elf. Zitronenöl zugeben, mit Salz, Piment d’Espelette und dem restlichen Zitronensaft abschmecken und vor Gebrauch aufmixen.

Zitronenrisotto, Burrata, Lakritz 2014 07 11_4774
erste Versuche ohne Zitronensauce, dafür mehr Zitronensaft im Risotto

für den Risotto:
(3) Die gehackten Schalotten in 1 Elf. Butter andünsten,  Reis zugeben und glasig dünsten.
(4) Mit dem Weisswein ablöschen, stark einkochen und mit der Hälfte der Gemüsebrühe ablöschen. Leicht salzen. Unter regelmässigem, gelegentlichem Umrühren (bei mir macht das die Cooking Chef auf Intervall-Stufe 2) und portionsweiser Zugabe von Brühe und dem Zitronensaft) während ca. 18 Minuten köcheln.
(5) Mit Parmesan und der restlichen Butter binden.  Abschmecken mit weissem Kampotpfeffer und Salz sowie dem Zitronenabrieb. Der Reis soll sämig “all onda” serviert werden. Sonst mit weiterer Brühe verflüssigen.
(6) 2 Elf. Zitronensauce in vorgewärmte, heisse Teller schöpfen. Risotto in die Mitte schöpfen, so dass die gelbe Sauce an den Rand gedrückt wird. Kleine Burratawürfel in den Risotto drücken, kräftig weissen Kampotpfeffer auf die Burrata mahlen. Mit wenig Zitronensauce ein, zwei Tümpelchen in den Risotto träufeln. Schliesslich die mit der Microplane geraffelte Lakritze auf weitere, „freie“ Stellen streuen.

Wichtig ist, die Burrata klein zu schneiden (kleiner als ich es gemacht habe), damit sie im heissen Risotto schmilzt. Bei grossen Würfeln resultiert sonst leicht Kaugummi.

Eine Trouvaille ist der weisse Kampotpfeffer von Hennes´ finest, den ich, wie schon den roten ohne Verpflichtung zum ausprobieren erhielt. Mit seiner zitronigen Schärfe passt er gut zu diesem Risotto. Die inselförmige Anordnung der Einlagen auf dem Risotto in: gepfefferte Burrata-Inseln, saure Zitronensauce-Tümpel und Lakritzpulver-Hügel erlaubt dem geneigten Esser das Inselhüpfen mit der Gabel. Wer sagt denn, dass Risotto langweilig sei ?

Risotto au vin jaune et aux morilles

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Luzerner Markt: so sehen frische Morcheln aus !

Auf dem Weg zu einem Kochkurs in Luzern gesehen: allerschönste Morcheln. In Basel gibts auch frische Morcheln, meist aus der Türkei, über Tage herangekarrt, Stiele grau angetrocknet, manchmal muffig riechend. Notabene meist zu höherem Preis (Globus 17.50, Markt 13.50). Honni soit qui mal y pense ? Es lohnt sich somit, den Luzerner anstelle des Basler Marktes zu besuchen. Wieder zuhause, musste ich feststellen, dass der Kühlschrank zwar leidlich gefüllt war, aber nur sehr wenig hergab, um mit ungeplanten Morcheln gross aufzukochen. Immerhin, eine letzte Flasche Vin jaune war noch da. Die passt sowohl zu Risotto wie zu Morcheln.

Zutaten
180 g Carnarolireis
1 Schalotte
30 g Lauch, mit Grün, in feinsten Würfeln
50 ml Vin jaune
6 dl Gemüsebrühe, selbst gemacht
1 Handvoll Erbsen, tiefgefroren
20 g Sbrinz, frisch gerieben
20 g Butter
Salz, Pfeffer

300 g Morcheln frisch
50 g Lauch, mit Grün, in feinsten Würfeln
25 g Butter
50 ml Vin jaune d’Arbois
50 ml Glace de veau, mein konzentrierter, dunkler Kalbsfond
1 dl Halbrahm (2-3 Elf. Crème double wären geeigneter gewesen als mein Kaffeerahm)
Salz, Pfeffer, weiss
eine Handvoll glatte Petersilie, fein geschnitten

Zubereitung
(1) Risotto wie üblich (bei mir auf der Cooking Chef) zubereiten.
(2) Morcheln der Länge nach halbieren. Stiele anschneiden. Morcheln in einem groben Sieb ca. 10 Sek. in kochendem, gesalzenem Wasser schwenken, herausnehmen, gut abtropfen lassen.
(3) Lauchwürfel in der Butter andünsten, abgetropfte Morcheln zugeben, mitdünsten, wenn sie beginnen, Wasser abzugeben, mit Vin jaune ablöschen, Kalbsfond und Rahm zugeben, etwa 5 Minuten leise köcheln, dann über ein Sieb abgiessen. Die Rahmsauce separat stark einkochen. Würzen. Morcheln wieder zugeben und darin aufwärmen.
(4) Den Risotto in tiefe Teller schöpfen, Morcheln drauf geben, die Morchelsauce am Rand zufliessen lassen. Risotto aux vin jaune et morilles 2014 04 13_3694

Der ohnehin cremige Risotto ergab mit der (etwas dünn geratenen) Morchelsauce zwar eine etwas suppige Konsistenz, hat aber köstlich geschmeckt: Auch wenn die Italiener ob des Rahms die Nase rümpfen werden: Risotto à la française ist nun mal keine italienische Erfindung. Einmal mehr durfte ich feststellen, wie gut sich der vin jaune als Kochwein macht. Eigentlich müsste er zum Standardinventar jeder Küche gehören.

Risotto aux vin jaune et morilles 2014 04 28_3896
ein clavelin mit Vin Jaune, 13% Alkohol

Mehr über diesen charaktervollen Wein siehe hier. Dies hier ist übrigens mein 40-igster Risotto im Blog.