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Bouillabaisse vom Seefisch mit Sauce Rouille und Knoblauch-Crostini

2019-Markt

Bouillabaisse, mit Fischen gekocht, die es auf dem Luzerner Wochenmarkt zu kaufen gibt. Der Mai 8plus8-Event bei Lucas Rosenblatt ist zeitnah nachgeführt. Die ganze story mit Bildern vom Luzerner Markt, dem ganzen Menu und dem selektierten Rezept wie immer im Blog [K]ein Kochbuch von Lucas Rosenblatt.

Zutaten und Zubereitung
Menugang für 18 Personen oder für 6 Suppenesser

Bouillabaisse vom Seefisch mit Sauce Rouille und Knoblauch-Crostini

2019-05 Menu

Fischeinlagen
3 Egli, ganz, ca. 1.5 kg
1 grosser Balchen, ca. 1.3 kg
½ EL Zucker
½ EL Fleur de Sel
1 EL rosa Pfeffer

1 Stück Seeteufel Filet, ca. 300 g
1 L Wasser
50 g Salz

Egli und Balchen filetieren, entgräten. Rosa Pfeffer mörsern und mit dem Zucker und Fleur de Sel mischen. Die Fischfilets damit 4 Stunden zugedeckt graven, damit ihr Fleisch fester wird.

Den Seeteufel 10 Minuten in eine mit kaltem Wasser zubereitete, aufgemixte Salzlösung legen.

Die Filets vor Verwendung in 18 oder 36 mundgerechte Stücke schneiden und vor Verwendung separat in wenig geklärtem Fischfond aufwärmen.

1 Pulpo, ca. 900 g
1.5 dl Weisswein
Lorbeerblatt
Rosa Pfefferkörner

Kopf mit den Augen abtrennen. Den ganzen Pulpo in 1.5 L Wasser mit den übrigen Zutaten aufkochen und 90 Minuten leise simmern lassen. Herausnehmen. Davon 6 Arme verwenden und in kleine Stücke schneiden. Einen Teil des Pulpofonds für den Fischfond reservieren.
Die Pulposcheiben vor Verwendung auf einem mit Backpapier belegten Blech bei 180°C 4 Minuten erwärmen.

2019-05 Menu
das geht nur mit frischen Fischen

Fischfond
Gräte und Abschnitte der Fische
1 Stange Lauch
1 Bundzwiebel
1 kleiner Fenchel
1 TL Wildfenchelsamen
1 Dillzweig
2 dl Pulpo-Kochfond

Das kleingeschnittene Gemüse in Olivenöl andünsten, die zerteilten Gräte und Abschnitte darauflegen, mit ca. 1.5 L Wasser bedecken, aufkochen und bei kleinem Feuer ca. 30 Minuten simmern lassen. Absieben. Pulpofond zugeben.

Um den Fond zu klären:
Ca. 400 g Fischabschnitte (Reste und tiefgefroren)
2 Tomaten, klein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, gehackt
2 Bundzwiebeln, gehackt
1/2 TL Safranpulver
2 Eiweiss
Meersalz

Die Zutaten für die Klärmasse gut mischen und in den erkalteten(!), trüben Fischfond einrühren. Langsam erhitzen, immer wieder umrühren, damit das Eiweiss nicht am Boden anhockt. Einmal richtig aufkochen, bis das Eiweiss an der Oberfläche aufbricht, dann nicht mehr umrühren und die Hitze auf kleinste Stufe reduzieren. Mind. 30 Minuten stehen lassen, dann vorsichtig durch ein Filtertuch filtrieren. Vor Verwendung aufkochen und abschmecken mit Meersalz.

Gemüseeinlagen
1 Lauch
200 g Kefen

Lauch in kurze, feine Streifen schneiden, weiss und grün getrennt. Den Grünanteil kurz in kochendem, gesalzenen Wasser blanchieren.
Kefen putzen und quer in feine Streifen schneiden, im selben Wasser blanchieren.
Das Gemüse vor Verwendung in wenig geklärtem Fischfond garkochen.

Knoblauchcroutons
18 kleine Weissbrotcroutons
Butter
Knoblauch, gepresst
Fleur de Sel

Weiche Butter mit Knoblauch mischen, mit Fleur de Sel salzen und die Brotscheiben damit dick einschmieren.
Vor Verwendung im vorgeheizten Ofen bei 210°C (Grill/Umluft) toasten.

Sauce Rouille
4 junge, kleinere Kartoffeln
2 Bundzwiebeln, weisser Teil, gehackt
3 Knoblauchzehen, gehackt
1 Peperoncino Schote, geschält, entkernt, gehackt
2 Peperoni Ramiro, geschält, ohne Kernhaus, gehackt
1 EL Espelettesirup oder etwas Piment d’Espelette
1TL Paprikapulver scharf
Kräutersalz
½ Orangenabrieb
2 Eigelb

Kartoffeln in Wasser weich garen, schälen, würfeln.
Bundzwiebeln, Knoblauch, Peperoncino und Peperoni in ca. 0.5 dl Olivenöl langsam dünsten, in den Cutter geben, mit den Kartoffeln und dem Eigelb zu einer Creme mixen, abschmecken.

Confierte Datterini
Ca. 40 Datterini-Tomätchen an der Rispe
Fleur de Sel
Puderzucker

Datterini kreuzweise einritzen, kurz in kochendes Wasser legen und die Haut abziehen. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, mit Olivenöl beträufeln und mit Puderzucker leicht bestäuben. Salzen. Im Ofen 1.5 Stunden bei 95°C confieren. Vor Verwendung im Ofen kurz aufwärmen.

Fertigstellen
Lauch und Kefen in kleine, tiefe Teller vorlegen, nach Sorte gegarte Fischstücke und Pulpo auf die Teller verteilen. Heissen Fischfond angiessen. Ein EL Sauce Rouille auf die Fischeinlage legen. Daneben ein Knoblauch-Crostino und 2 Datterinitomätchen.

Genau 40 Jahre ist es her, dass ich mit Frau L. in einem Fischrestaurant in La Ciotat zum ersten Male Bouillabaisse ass. Unterwegs im zitronengelben VW Golf. Lange her. Fisch isst sie nicht mehr. Ans Meer mag, will und kann sie nicht mehr. Zuhause koche ich ihr die geliebten Hörnli mit Hack in mediterraner Note und freue mich auf den Fisch im nächsten 8plus8-event im Juni.

1979 La Ciotat L. sur le mer

Spaghetti. Barba di Frate. Filetti di Pesce Persico agli Agrumi.

Egli agli agrumi 20190327_123157

Kriege ich eine in Schweizer Juraluft gereifte Bergamotte, zwei Neapolitanische Limetten und eine Kaffirlimette geschenkt, so sage ich nicht nein. Ein Danke an die Nachbarin, dann tief Luft holen -ein Atemzug voller Zitrusaromen-, schliesslich langes Nachdenken, was ich damit anstellen könnte……………….. Heureka!


Egli agli agrumi 20190327_123227
Zutaten und Zubereitung
(für 2 Personen)

150 g Spaghetti
1/2 Bund Mönchsbart (Barba di Frate, Agretti)
1 Handvoll Pinienkerne, frisch geröstet
1 kleine Bergamotte, Saft
2 noch kleinere neapolitanische Limetten, Citrus aurantifolia, Abrieb und Saft
1 noch viel kleinere Kaffirlimette, Saft
4 Eglifilets (aus Schweizer Zucht in Lötschberg-Tunnel-Wasser), leicht mehliert
40 g Butter für die Sauce und noch etwas zum Anbraten der Fische
Fleur de Sel
weisser Kampotpfeffer

Egli agli agrumi 20190327_115442

(1) Neapolitane mit Microplane abreiben. Zitrusfrüchte entsaften.
(2) Mönchsbart putzen, direkt nach den Verzweigungen abschneiden, so dass man nur die feinen Blättchen hat, die dicken Stengel überlassen wir den Kaninchen.
(3) Spaghetti kochen.
(4) Butter mit dem Limettenabrieb und dem Saft von Bergamotte und Kaffirlimette in einer grossen Pfanne sachte aufköcheln, einen kleinen Schöpfer Spaghettiwasser zugeben, salzen, pfeffern.
(5) 3 Minuten bevor die Spaghetti al dente sind, die Eglifilets 1 Minuten auf der Hautseite in Butter braten, vom Feuer ziehen, Filets wenden, salzen, pfeffern, wenig Saft der Neapolitane zugeben (sauer) und mit geschlossenem Deckel 1 Minute nachziehen lassen.
(6) 2 Minuten bevor die Spaghetti al dente sind, den Mönchsbart zu den Spaghetti geben, gut verteilen, wenn fertig abgiessen und mit der Zitrusbuttersauce mischen.


Quick und doch gar nicht dirty.

Schmorgurke, Meerrettich, Eglifilets

Schmorgurke, Meerrettich, Egli 20181023_124119

Schmorgurke und Meerrettich (ohne Fisch). Ein Menugang, gegessen im September in Berlin bei Nobelhart&Schmutzig. Die Gurken zu Julienne geschnitten und mit Estragon aromatisiert. Der Meerrettich gerieben. Sah einfach aus und war vermutlich doch komplexer komponiert. Geschmacklich jedenfalls eine gelungene Idee, die ich zuhause auf meine Art (einfach) nachkochen wollte.
Die Saison der Schmorgurken ist zwar Anfang November längst vorbei, doch gibt es immer noch italienische Cetrioligurken zu kaufen. Dunkelgrün, anders im Geschmack, egal, ich mag nicht auf nächste Saison warten. Dazu hätten idealerweise geräuchte Eglifilets aus dem Lötschbergwasser in Raron gepasst, aber mein Warenhaus hat sie mangels Nachfrage aus dem Sortiment gestrichen. Blieben mir auf die Schnelle nur noch frische Egli. Dazu muss der Meerrettich etwas gezähmt werden, damit er den feinen Fisch nicht totschlägt. Das Leben besteht aus Kompromissen. Besonders für den, der überleben will.

Schmorgurke, Meerrettich, Eglifilets


Schmorgurke, Meerrettich, Egli 20181023_124047

Zutaten
für 2 Personen
5 Eglifilets, enthäutet (L.: La Perche LOË)
2 EL Rahm
Cayennepfeffer
Bratbutter
Fleur de Sel

400 g Cetrioli oder Nostrano Gurken (2 Stück)
60 ml Côtes du Jura oder Vin jaune
2 Zweiglein frischer Estragon (getrockneter geht auch)
1 EL weisser Balsamessig (Gölles)
10 weisse Pfefferkörner, gemörsert
5 Korianderkörner, beide Gewürze gemörsert
Fleur de Sel

Meerrettich, frisch, fein gerieben
Rahm
Fleur de Sel

Schmorgurke, Meerrettich, Egli 20181023_115138

Zubereitung
(1) Rahm mit Cayennepfeffer und Fleur de Sel würzen. Egli beidseitig damit einpinseln. Kühl stellen und zugedeckt 1 h marinieren.
(2) Gurken schälen, längs halbieren, Kernhaus entfernen. Quer halbieren. Die Stücke mit einem Juliennehobel zu Julienne hobeln.
(3) Gurkenjulienne mit dem Jurawein, den Gewürzen und dem Estragon (in einem Gewürzsäckchen) auf moderater Hitze, anfangs zugedeckt) langsam unter gelegentlichem Wenden schmoren, bis das Gemüse gar, aber noch ein wenig al dente ist. Bei Bedarf nachwürzen und warmstellen.
(4) Meerrettich mit Rahm und Fleur de Sel zu einer Paste mischen.
(5) Eglifilets in einer beschichteten Pfanne in heisser Bratbutter auf der Hautseite 1 Minute anbraten, Pfanne auf ein Holzbrett ziehen, die Eglifilets wenden und kurz in der Pfanne nachziehen lassen. Würzen.


Dann waren da noch spätoktobrige violett-blaue Anis-Salbeiblüten. Letzte Ernte aus dem Juragärtchen. Optische Farbtupfer und lokale Anis-Blitze zum Fisch.

Die Schmorgurken waren bei Weitem nicht so off-white wie jene in Berlin, bedingt durch den gelben Wein der Savagnintraube und die grünen Gurken, das tut der Sache aber keinen Abbruch. Sogar mein herber Jurawein schmiegt sich den Gurken an, ohne sie zu dominieren, was will ich mehr?

Sous-Vide Rotkohl, auch zu Fisch

Rotkraut 2018 02 07_1400

Erst war der Rotkohl nur ein Versuch ins Blaue, der auf grüne Zustimmung stiess. Darauf diverse Wiederholungen mit Marroni, Wurst, geräuchten Rippli, bis mein SV-Rotkrautrezept in einer alltagstauglichen Version vorlag. Der elegante, angenehm-dezent-exotische touch nach Kardamom, Ingwer und Orange schien mir nicht unpassend zu Fisch. Man beachte die abschwächende Nuance der doppelten Verneinung. Also probierte ich mein Rotkraut auch zu Fisch. Und war überrascht. Das Kraut mit seinem leichten Biss (nichts Schlimmeres als ein Mus von verkochtem Rotkraut) benötigt eigentlich keine weitere Beilagen, passt aber definitiv auch zu Fisch. Und umgekehrt.

Rotkohl


Rotkraut SV 2018 01 27_1353

Zutaten
500 g Rotkohl, geputzt
1 dl kräftiger Rotwein
1 dl Portwein rot
1 dl Orangensaft, Bio frisch gepresst
1 Gewürzbeutel mit folgenden grob, zerstossenen Gewürzen:
1 Nelke
ca. 8 Pfefferkörner schwarz
2 ganze Kapseln Kardamom
1 Lorbeerblatt
3 Scheiben frischer Ingwer, geschält, ca. 4 mm dick

2 EL Apfelbalsamessig (Gölles)
15 g Butter
Abrieb einer halben Bio-Orange
Kräutersalz
Reisstärke

Rotkraut SV 2018 01 27_1345

Zubereitung
(1) Rotkohl in Viertel schneiden, Strunk entfernen. In max. 1 mm dünne Streifen schneiden. Im Kühlschrank kalt stellen.
(2) Orangensaft und die Weine mit dem Gewürzbeutel aufkochen und auf die Hälfte einköcheln. Topf auf ein Holzbrett ziehen und erkalten lassen. Danach mitsamt dem Gewürzbeutel zum Rotkraut geben, Butter, Apfelbalsam, Orangenabrieb und Salz zugeben, gut vermischen und in einen kochfesten SV-Beutel füllen. 15 Minuten in den Tiefkühler stellen und danach vakuumieren.
(3) Beutel 90 Minuten bei 85°C sous-vide garen. Beutel alle 30 Minuten kurz durchkneten (in einem Frotteetuch, da heiss) und wenden.
(4) Beutelinhalt in einem Topf nach Bedarf ggf. noch etwas nachgaren und den Jus mit einer Prise Reisstärke binden.

Eglifilets:
auf der Hautseite in Ghee 1 Minute angebraten. Gewendet und übergossen mit heisser Gewürzbutter (mit Ingwerabrieb, Orangenabrieb, Meersalz gewürzt).

Grünkohl:
Blätter abgezupft, ca. 2 Minuten blanchiert, dann in Orangenöl gedünstet. Kräutersalz, schwarzer Pfeffer.

Marroni:
vom Marronibrater, kurz in geschmolzener Salzbutter überglänzt.
Rotkraut 2018 02 07_1395

Soviel Rotkohl wie heuer hab ich noch in keinem Winter gegessen.  Der SV-Prozess erspart langes Marinieren #makeitsimple. SV und die Gewürze heben den Rotkohl auf die Stufe von einem Edelgemüse.

Avocado-Marbré mit geräuchten Lötschberg-Eglifilets

Marbré d'avocats 2017 08 27_1058

Irgendwie bin ich aus dem Takt gefallen. Über den selbstauferlegten Takt gestrauchelt. Dann machen wir hier halt in unregelmässigen Synkopen -sowohl der musikalische wie der medizinische Begriff trifft hier zu- weiter. Wieder einmal mit einer Eigenentwicklung, einer kleinen, gefälligen und gleichzeitig einfachen Vorspeise:

Avocado-Marbré mit Rauchfisch-Tartar

Marbré d'avocats 20170827_124205

Zutaten
für 4-5 Vorspeisen
Marbré:
1 reife, aber nicht braun-verfärbte Avocado
1/2 Limette,  Abrieb
Fleur de Sel
weisser Kampot-Pfeffer
Prise Piment d’Espelette

2x 5cm Stahlringe

Rauchfisch-Tartar:
ca. 80 g geräuchte Lötschberg-Eglifilets, oder ein anderer geeigneter Fisch, zB geräuchter Saibling oder Forelle
2 Msp. Meerrettichpulver (oder fein geriebener frischer)
ca. 10 g weiche Butter
10 Schnittlauchstengel, in feine Röllchen geschnitten
Fischgewürz
weisser Kampotpfeffer
Spritzer Limettensaft

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Marbré nach dem Vakuumieren. Muss noch flach gedrückt werden

Zubereitung
(1) Avocado entsteinen und schälen. Allfällig braun verfärbte Stellen entfernen. Grob würfeln. Salzen und mit Limettenabrieb und Pfeffer würzen. In einen Vakuumbeutel 20x20cm einfüllen und voll vakuumieren. Mit einem flachen Brett glatt drücken, so dass eine marmorierte Platte von gleichmässig etwa 5 mm Dicke entsteht. Beutel etwa 2 h lang tiefgefrieren.
(2) Inzwischen Meerrettich mit der Butter verreiben, mit Fischgewürz und Pfeffer würzen und 2 h ziehen lassen. Die Eglifilets fein hacken und mit der Meerettichbutter gut mischen, Abschmecken mit einem Spritzer Limettensaft, Schnittlauch unterrühren, kalt stellen.
(3) Vakuumbeutel in gefrorenem Zustand aufschneiden, Platte vorsichtig entnehmen, kurz ein wenig antauen lassen, mit wenig Piment d’Espelette bestreuen und mit einem runden 5cm Ausstecher oder Stahlring zwei Kreise ausstechen. Den einen mitsamt dem Ausstecher auf einen kalten Teller legen. 2 TL der Fischmasse in den Ausstecher auf den Avocadoboden geben, Masse flach drücken. Den zweiten Avocadokreis auf das Türmchen legen. Leicht andrücken und den Ausstecher hochziehen. usw. bis die Fischmasse verbraucht ist.
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Anmerkung: Im Kühlschrank aufbewahrt, hält sich die Vorspeise einige Stunden und kann somit gut vorbereitet werden. Das gefrorene Avocadomarbré taut innerhalb von ca. 15 Minuten auf. Die Abschnitte kann man zusammendrücken und in einem neuen Beutel nochmals vakuumieren und gefrieren oder für ein Risotto verwenden.
Ist das Marbré aufgetaut, wird es weich und man kann das Türmchen nicht mehr gut ab Servierplatten heben. Drum richte ich es gleich auf Teller an. Für ein Buffet kann man anstelle der Bodenplatte aus Avocado-Marbré eine flache Platte aus Blätterteig backen und daraus Rondellen ausschneiden.

Röllchen von Eglifilets mit Fenchel und Linsen

Paupiettes de perche 2016 01 30_0136

Auf Schweizer Küchendeutsch: Paupiettes de perche avec fenouil et lentilles. Die Lötschbergwasser-Egli (Flussbarsche) aus Raron sind nicht billig, aber frischer, in Bergwasser gezüchtet und damit besser als jene aus den masurischen Sümpfen oder sonstigen Gewässern Osteuropas. Ich habe für uns einfach mal 350 g (6 Filets) gekauft und völlig improvisiert losgelegt. Ein klein wenig durch eine Vorlage von André Jäger, gekocht für einen hier nicht Unbekannten, inspiriert. Aber anders umgesetzt. Dennoch ist alles gut aufgegangen.


Paupiettes de perche 2016 01 30_0142

Zutaten
für 5 Röllchen:
350 g (6) Eglifilets, ohne Haut
1 EL Zitronenöl
3 junge Zweige Fenchelkraut, fein gehackt
Weisser Kampotpfeffer aus der Mühle
Gewürzsalz für Fische
5 Metallringe 5.5cm Durchmesser
Butter zum Einfetten

Fenchel:
1 kleinere Fenchelknolle
1 dl Läuterzucker (Zucker+Wasser 1:1)
40 ml Noilly Prat

für die Farce:
Fischabschnitte und das übrig gebliebene Filet (total 100 g)
75 g Rahm
1/2 TL Fenchelsamen, gequetscht, bei 100°C leicht angeröstet, davon doppelte Menge ansetzen
Gewürzsalz für Fische
25 g Fenchelwürfel, gedünstet

für die Brunoise:
100 g feine Gemüsebrunoise (gelbe, rote Karotten, Sellerie, Schale von Zucchini oder grüner Teil von Lauch)
1.5 dl Fischfond
Meersalz

Sauce:
1 kleine Schalotte
1/2 TL Fenchelsamen, gequetscht, bei 100°C leicht angeröstet
10 + 25 g Butter
50 ml Weisswein
den Fischfond vom Blanchieren der Brunoise
1 EL Absinth oder Pernod
weisser Kampotpfeffer aus der Mühle
Meersalz
Spritzer Zitronensaft

Linsen:
80 g Belugalinsen
1 Lorbeerblatt
½ Elf. Butter
Restliche Gemüsebrunoise
50 ml Sherry
Kräutersalz
weisser Pfeffer aus der Mühle

Paupiettes de perche 2016 01 30_0132
befüllt/noch nicht befüllt

Zubereitung
(1) Fenchelknolle längs zweiteilen und mit der Aufschnittmaschine mind. 5x 1 mm dünne Scheiben aus der Mitte herausschneiden. Scheiben im Läuterzucker wenden, auf Backpapier legen und im Ofen bei 80°C/Umluft zu Chips trocknen (ca. 3-4 Stunden). Rest der Fenchelknolle fein hacken.
(2) Gehackten Fenchel mit dem Noilly Prat auf niedriger Stufe dünsten, bis alle Flüssigkeit verdampft ist. Kalt stellen.
(3) Eglifilets mit V-schnitt entgräten. Ränder und Enden abschneiden so dass die Filets ungefähr ein längliches Rechteck bilden, das man eingerollt in einen Metallring stellen kann. Abschnitte für die Farce verwenden. Filets auf der Bauchseite mit Zitronenöl einstreichen, beidseitig salzen und mit Fenchelkraut und Pfeffer bestreuen. Mit einer Folie zugedeckt im Kühlschrank 2 h marinieren.
(4) Fischreste und Abschnitte grob hacken, mit Rahm und Fenchelsamen ca. 20 Minuten in den Tiefkühler stellen. Kalte Masse anschliessend mit Gewürzsalz salzen und im Cutter intervallweise zu einer homogenen Farce cuttern (darf nicht warm werden). Am Schluss ca. 25 g der gedünsteten Fenchelwürfel mit cuttern. Nachwürzen mit Gewürzsalz und weissem Pfeffer.
(5) Gebutterte Metallringe mit den marinierten Fischfilets auslegen, Hautseite nach innen. Fischfarce in die Ringe füllen und oben glatt streichen.
6) Fischfond aufkochen, die Gemüsebrunoise darin kurz blanchieren, absieben. Fond auffangen. Je ein TL der vorgegarten Gemüsebrunoise flach auf die Farce der Röllchen drücken. Röllchen in den Lochsiebeinsatz des Dampftopfes legen und bis zum Garen kalt stellen.
(7) Schalotte in wenig Butter dünsten. Restliche, gedünstete Fenchelwürfel und 1/2 TL Fenchelsamen zugeben. Ablöschen mit Weisswein und etwas Wasser. 10 Minuten auskochen. Absieben und den Fond auffangen. Stark einkochen, Fischfond von (6) zugeben und nochmals stark einkochen. Restliche, kalte Butter unterschlagen. Würzen mit dem Absinth, Pfeffer und Salz. Warm stellen. Nicht mehr kochen.
(8) Linsen waschen, mit dem Lorbeerblatt in 1 L Wasser etwa 10 Minuten knapp gar kochen, abgiessen.
(9) Wenig Wasser im Dämpftopf zum Kochen bringen, Siebeinsatz mit den Fischröllchen einsetzen, mit Deckel verschliessen und ca. 15 Minuten im Wasserdampf bis zu einer Kerntemperatur von ca. 70°C. garen.
(10) Butter in einer Saucenpfanne zerlassen. Restliche Gemüsebrunoise, Linsen und den Sherry zugeben und auf kleiner Stufe 10 Minuten fertig garen. Würzen mit Kräutersalz und Pfeffer.

Fertigstellen:
Fischröllchen mit einem spitzen Messer aus den Ringen lösen und auf die vorgewärmten Teller platzieren. Das stark eingekochte Kochwasser (2-3 EL Fond) aus dem Dämpftopf in die Sauce rühren. Mit den Linsen servieren.


Wer keine Ringe besitzt, kann die Fischröllchen auch in einem Muffinblech im Dampfgarer 15 Minuten bei 85°C dämpfen. Das Garen im Lochsiebeinsatz hat den Vorteil, dass sich kein Kondenswasser in den Muffinblechvertiefungen sammeln kann. Die knusprigen Fenchelchips vergass ich (einmal mehr) im Ofen.

Weisser Spargel mit Eglifilets und Limettensauce

Spargeln mit Eglifilets

Auf unserer seit vielen Monaten ersten Ausreise führte uns der Heimweg durch den Lötschbergtunnel. In einem spontanen Einfall besorgte ich vor der Auffahrt zum Verladebahnhof in Goppenstein noch ein paar Egli in Raron. Denn dort werden die Fische im Stollenwasser des neuen Lötschbergbasistunnels gezüchtet.

Die 300 g Eglifilets brachten das Bureau der Lötschberg-Egli (Valperca) einen Moment in Verlegenheit. Aber der Chef machte es möglich und ich kriegte meine paar Fischlein in Eis und Styropor verpackt. Kundendienst auch für Kleinstabnehmer. So frisch kriege ich den Fisch in Basel nicht. Danke. Wir kommen wieder.

Dazu machte ich weissen Spargel, sous-vide gegart, an einer beurre blanc au citron vert.  Meine sous-vide Première für weissen Spargel und die Kombination mit der Limettenbutter.

Weisser Spargel mit Eglifilets und Limettensauce


Spargeln mit Eglifilets
Zutaten
Spargel:
6-8 weisse, dicke Spargel
Abrieb einer halben Limette
1 Elf. Butter
Meersalz, weisser Pfeffer
wenig Puderzucker

(1) Spargeln schälen, mit Küchenpapier trockentupfen, mit Limettenabrieb, Salz und Pfeffer bestreuen und ohne Flüssigkeit nebeneinander in Vakuumbeutel einlegen , kalte Butter dazu und voll vakuumieren. 25 Minuten im Wasserbad von 85°C sous-vide garen.
(2) Ofenfeste Platte im Ofen auf 200°C Grill/Umluft vorwärmen.
(3) Beutel öffnen, den gebildeten Spargelfond auffangen, Spargeln in die ofenfeste Platte geben, leicht mit Puderzucker bestäuben und die Platte ca. 5 Minuten im Ofen grillieren (Hitze auf 230°C hochstellen).

Limettenbutter:
1 dl Fischfond (L: Zander) allenfalls Geflügelfond
ca. 20 ml Limettensaft
40 g Butter
Meersalz, weisser Pfeffer
Dazu den Spargelfond aus dem Kochbeutel geben.

(4) Fond auf etwa 30 ml einkochen, Limettensaft zugeben und wiederum etwas einkochen. Olivenöl und kalte Butter zugeben und mit dem Stabmixer aufschäumen. Den Spargelfond zugeben, würzen, nochmals aufschäumen und warm stellen.

Eglifilets:
300 g Eglifilets
weisser Pfeffer
Meersalz
Mehl zum einstäuben
2-3 Elf. Ghee, selbst hergestellt

(5) Egli mit V-schnitt entgräten, leicht bemehlen, salzen und pfeffern. Ghee in einer beschichteten Bratpfanne auf mittlere Stufe erhitzen und, sobald die Spargeln im Ofen sind, die Filets, Hautseite nach unten, ca. 1 Minute anbraten, wenden und Hautseite kurz nachgaren.


Sehr empfehlenswert. Der Spargel gewinnt durch die sous-vide Methode enorm an Geschmack, dazu kommt das zauberhafte Parfum der Limette.  Er ist nach 25 Minuten bei 85°C noch leicht bissfest. Kein Vergleich mit den in Wasser oder im Dampfgarer gegarten Spargeln. Wer den Spargel gerne schlapp wie im Restaurant möchte, muss ihn halt noch 10 Minuten länger garen. Dass im Wasser ausgelaugter Spargel gesünder sei, ist längst widerlegt und gehört in das Reich der Gift-Mythen.

 

Eglifilets mit Yuzu-Olivenöl-Emulsion, Patate Verrayes

Eglifilets an Yuzu-Olivenöl-

Vor ein paar Wochen realisierte ich bei meinen gekauften Zitronenravioli, wie sich eine einfache, relativ stabile Emulsion mit Hilfe von gelierendem Geflügelfond erzielen lässt. Ich kaufte kleine Eglifilets aus Schweizer Zucht, opferte ein paar Bergkartoffeln, diesmal durften es die ursprünglich aus dem Aostatal stammenden, violettschaligen Patate Verrayes sein. Ein Kraftbrocken von Kartoffel.

Eglifilets mit Yuzu-Olivenöl-Emulsion, Patate Verrayes

Eglifilets an Yuzu-Olivenöl-Emulsion 2014 11 14_6395
Steche die tiefliegenden Kartoffel-Augen aus, wer will

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
für die Fische:
320 g Eglifilets
Salz, weisser Kampot-Pfeffer
Mehl
selbst geklärte Butter zum Braten
Schnittlauch, gewässert Salzkapern

für die Yuzu-Emulsion:
1 dl gelierender Geflügelfond (Fischfond hätte noch besser gepasst, aber dazu brauchts Gräten und für Gräten brauchts ganze Fische)
2 Elf. Yuzusaft
ca. 30 g Butter
2 Elf. bestes Olivenöl
1 Msp. Yuzu Kosho paste (35% Yuzu Abrieb, 28% Meersalz, 36% grüne Chili, gekauft im CO.OP Fine Food)
Salz, weisser Kampotpfeffer, Prise Zucker

für die Kartoffeln:
ein paar festkochende Kartoffeln Patate Verrayes
Fleur de Sel

Zubereitung
(1) Eglifilets mit V-schnitt entgräten. Filets mit Salz und Pfeffer würzen. Filets leicht mehlieren, überschüssiges Mehl abschütteln. Backofen mit einem Teller auf 70 °C vorheizen.
(2) Den gelierten Gefklügelfond stark einkochen, Yuzusaft zugeben, nochmals etwas einreduzieren, Olivenöl und Butter zugeben, schmelzen lassen und zu einer Emulsion mixen. Abschmecken mit Yuzu-Kosho-Paste, Salz, Pfeffer und Zucker. Warm halten.
(3) Wenig geklärte Butter in einer Bratpfanne schmelzen. Eglifilets bei mittlerer Hitze auf der hautlosen Seite kurz, ca. 1-2 Minuten (nicht länger, sonst werden sie trocken), anbraten. Wenden und ein paar Sekunden auf der Hautseite weiterbraten. Fischfilets aus der Pfanne nehmen und im Ofen warm halten.
(4) Eglifilets auf vorgewärmten Tellern mit der Yuzu-Olivenöl-Emulsion servieren. Garnieren mit Salzkapern und Schnittlauch.

Dazu die im Dampfsieb gegarten Patate Verrayes, heiss geschält, aufgeschnitten und mit Fleur de Sel bestreut.

Gut habe ich noch eine Flasche Yuzusaft im Vorrat.

Eglifilets nach Art der jungfräulichen Müllerin aus Grenoble

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Aus drei mach eins: Drei Zubereitungsarten (à la meunière, à la sauce vièrge, à la grenobloise) in eine einzige gepackt. Das Mehl der Müllerin um die Filets zu bemehlen, gut für die Bräunungs-reaktion mit dem Fisch-Eiweiss. Salzkapern und winzige Zitronenwürfelchen als Gruss nach Grenoble. Feinste Tomatenwürfelchen, Zitronensaft und mildes Zitronenöl als hommage an die Jungfräulichkeit des Öls.

Ich befürchtete erst, dass die mediterranen Zutaten die zarten Eglifilets dominieren würden. Irrtum. Mit ordentlich gewässerten Salzkapern und mildem, feinstem Oliven-Zitronenöl kommt das gut. Sehr gut sogar.

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
300 g Eglifilets
Salz, Pfeffer
Mehl
20 g Butter
60 ml mildes Zitronen-Oliven-Öl
1 Biozitrone
daraus ein Reiber Zitronenabrieb
2 Elf. Zitronensaft
feinstgeschnittene Würfelchen aus dem Zitronenfleisch (ohne Zwischenhäute)
3 Tlf. Salzkapern, gut gewässert, abgetropft
3 Tomaten, die Filets (Merinda, geschält, entkernt, feinst gewürfelt, abgetropft)
ein paar Blättchen glatte Petersilie

Zubereitung
(1) Eglifilets entgräten.  Filets mit Salz und Pfeffer würzen, anschliessend in Mehl wenden und überschüssiges Mehl abschütteln.
(2) Backofen mit drei Tellern auf 75 °C vorheizen.
(3) Zitronenwürfelchen, Tomatenwürfelchen, Zitronensaft, Zitronenabrieb und die abgetopften Kapern in einem Pfännchen mit etwa 40 ml Zitronenöl mischen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Leicht erwärmen, dann im Backofen mit den Tellern für etwa 15 Minuten warmstellen.
(4) Wenig Butter und Zitronenöl in einer Bratpfanne erhitzen. Eglifilets bei mittlerer Hitze auf der hautlosen Seite kurz, ca. 1-2 Minuten (nicht länger, sonst werden sie trocken), anbraten. Wenden und ein paar Sekunden auf der Hautseite weiterbraten. Fischfilets aus der Pfanne nehmen und im Ofen warm halten.
(5) Die Olivenöl-Tomaten-Kapernmischung zu 2/3 auf die Teller verteilen. Fischfilet drauflegen und mit dem Rest der Sauce übergiessen. Mit Petersilie begrünen.

Dazu Schnittlauchkartoffeln. Danach ein Blick aus unserm Dachfenster auf das Nachbarshaus: Karfreitagszauber. Klagereich der Weg, licht und hell das Ziel. Wir bleiben zuhause.

AprilApril 2013 26 Mrz_0013

Eglifilets im Safranteig mit Absinth nach Werni Tobler

Eglifilets Braui  3_2013 22 Feb_9704

Kaum habe ich eine Lanze für die zarten Eglifilets gebrochen, die man nicht in fremden Aromen ertränken sollte, kommt mir ein anderes Rezept unter die Finger. Von Werner Tobler, Restaurant Braui, Hochdorf. Via NZZ am Sonntag aus   vergangenen Zeiten, in denen die NZZ wegen ihrer guten Rezeptbeilagen noch Freude bereitete:  Eglifilets im Safranteig mit Absinth. Mit genau demselben Anspruch, den Fischgeschmack nicht übertünchen zu wollen. Ob das wohl gut geht ?

Kurz: es ging nicht gut. Der Fisch, wiederum aus derselben Quelle, wunderbar frisch und zart, kam daher wie ein Rascasse in einer Bouillabaisse. Die Teighülle hätte knuspriger sein dürfen, da war ich selber schuld, ohne Thermometer ist schwierig zu fritieren, wenn man das nur einmal im Jahr macht.

Eglifilets Braui  2_2013 22 Feb_9702

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
für den Backteig:
75 g Mehl
1 Briefchen Safranpulver à 125 mg
100 ml Weisswein
1 Spritzer Absinth oder Pernod
Salz und Pfeffer aus der Mühle

Für den Backteig alle Zutaten gut verrühren und eine Stunde ruhen lassen. Kurz vor dem Fritieren nochmals gut durchrühren.

300 g Eglifilets
Salz und Pfeffer aus der Mühle
etwas Mehl zum Bestäuben
Öl zum fritieren
2  Zitronenschnitze

Eglifilets Braui  1_2013 22 Feb_9700

Zubereitung
(1) Die Mittelgräte der Eglifilets wie früher beschrieben im V-Schnitt entgräten, W. Tobler bezeichnet das als «höseln». Mit Salz und Pfeffer würzen.
(2) Ganz leicht mit Mehl bestäuben, in den Backteig geben und darin vermengen, bis alle Filets von Teig umgeben sind. Den Teig leicht von den Filets abstreifen, so dass nur eine dünne Schicht an ihnen haften bleibt.
(3) Im heissen Öl bei 180°C goldbraun fritieren. Auf Küchenpapier abtropfen und mit Zitrone und Sauce tartare sowie mit Petersilien-Salzkartoffeln servieren.

So will ich den Egli aber nicht stehen lassen, Egli zum Dritten, demnächst. Was doch ein event, an dem man nicht mal teilnimmt, für Folgen auslösen kann 🙂

Eglifilets à la meunière

Eglifilets 0_2013 15 Feb_9611

Flussbarsch, Egli, Kretzer, des Schweizers liebster Fisch. Sozusagen das Kalbfleisch unter den Fischen. Von den Preisen her kommt das auch hin. In Schweizer Seen macht sich der Egli, speziell in den Wintermonaten, rar. Die Fänge aus heimischen Seen und Flüssen können die Nachfrage bei Weitem nicht decken. Die 6000 Tonnen Egli, die Herr und Frau Schweizer jährlich verspeisen, stammen (nach einer Reise von rund 1000-2500 Kilometern quer durch Europa) zu 90% aus dem Baltikum, Polen und Russland. Unsere lokalen Fänge decken mit rund 10% kaum die Nachfrage der regionalen Seerestaurants ab.
Kürzlich berichtete ich über die Zuchtanlage für sibirischen Stör in Frutigen, am Nordportal des Lötschbergtunnels. Da Tunnels in der Schweiz meist zwei Öffnungen aufweisen, gibt es am Südportal des Lötschberg-Tunnels, in Raron (Wallis), eine ähnliche Einrichtung. Hier ist es eine Eglizucht, die mit dem 20°C warmen Quellwasser aus dem Lötschberg betrieben wird. Egli fressen nämlich nicht, wenn sie zu kalt haben. Im warmen Quellwasser mögen sie andauernd fressen und legen rasch an Gewicht zu. Jährlich werden hier mittlerweile gegen 300 Tonnen des begehrten Fisches produziert.
Da mein Metzger den Fisch Ende Woche und auf Bestellung anbietet, hab ich mal welchen gekauft: Weiss, top-frisch, zart im Geschmack. Was so zart schmeckt, darf man nicht in fremden Aromen ertränken. Deshalb brate ich die  Filets ganz klassisch: à la meunière  nach Roland Chervet. Dort, im Bel-Air am Murtensee, haben wir die Egli auch schon gegessen. Der kanns. Rezept aus der Saisonküche.

Eglifilets 0_2013 15 Feb_9608

Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
350 g Eglifilets
Salz, Pfeffer
Mehl
80 g Butter
30 ml Weisswein
2 Elf Zitronensaft
ein paar Zweige glatte Petersilie, frisch gehackt

Eglifilets 0_2013 15 Feb_9607

Zubereitung
(1) Eglifilets entgräten. Der V-schnitt, gesehen beim Wilden Poulet, gibt wirklich absolut grätenfreie Filets ! Dazu mit dem Zeigefinger die Gräten-Linie in der Mitte des Filets ertasten und mit einem scharfen Messer links und rechts davon V-förmig bis auf die Fischhaut einschneiden (Haut nicht durchschneiden). Dann packt man das V-Stück und zieht es nach hinten weg. Da, wo es von selbst reisst, ist Schluss mit Gräten. Filets mit Salz und Pfeffer würzen. Dann ist die schöne Müllerin an der Reihe: Mehl in einen Teller geben. Filets darin wenden und überschüssiges Mehl abschütteln.
(2) Backofen mit einem Teller auf 70 °C vorheizen. Wenig Butter in einer Bratpfanne schmelzen. Eglifilets bei mittlerer Hitze auf der hautlosen Seite kurz, ca. 1-2 Minuten (nicht länger, sonst werden sie trocken), anbraten. Wenden und ein paar Sekunden auf der Hautseite weiterbraten. Fischfilets aus der Pfanne nehmen und im Ofen warm halten. Butter mit Haushaltspapier auftupfen.
(3) Restliche Butter in die Pfanne geben. Bei mittlerer Hitze leicht braun werden lassen. Weisswein und Zitronensaft zur braunen Butter geben. Petersilie beigeben. Mit Salz abschmecken. Eglifilets auf vorgewärmten Tellern mit der Zitronen-Buttersauce servieren.

Dazu Salzkartöffelchen. Und damit die Kartoffeln beim runterschlucken nicht im Hals stecken bleiben, serviere ich sie mit Sauce tartare:
1 Cornichon, 2 Perlzwiebeln, 1 Elf. Kapern, 1 Elf. gehackte Petersilie, 1 hartes Eigelb, ein Hauch Senf und Mayo für 2 Personen. Gut verrühren.

Ich beteilige mich an keinen events mehr, will aber doch darauf hinweisen, dass Peggy von multikulinarisch während des laufenden Jahres in einem interessanten event Süsswasserfische vorstellt: hier gibt es mehr über diesen Räuber zu lesen. Ob das Fischfleisch wirklich so grätenarm ist, wie dort beschrieben ist, darüber kann man sich streiten. Schweizer Egli leben kürzer, sind deshalb kleiner, scheinen mehr Rückgrat zu haben (was die Fische von unserm Bundesrat unterscheidet) und sind deshalb Grätenreich.